„Pulverfabrik Rottweil“ – Versionsunterschied

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Pulverfabrik Düneberg
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International bedeutsam wurde das Unternehmen durch eine Erfindung Duttenhofers, des rauchfreien [[Schießpulver]]s. Den Höhepunkt seines wirtschaftlichen Erfolges erreichte es nach dem Tode Duttenhofers: Während des Ersten Weltkrieges beschäftigte es bis zu 2000 Mitarbeiter. Das von Duttenhofer erfundene „braune prismatische Pulver“ beherrschte lange Zeit den Markt für schwere [[Geschütz]]e und [[Schiffsartillerie]].<ref name="industriemuseum-geesthacht.de"/> Es firmierte als ''Rottweiler chemisches Pulver'' und bestand aus [[Nitrocellulose]]. Es verbrannte rauchlos und fast ohne Rückstand und verdrängte das [[Schwarzpulver]] in kürzester Zeit. 1887 führte es [[Preußen]] ein.<ref name="NDB Duttenhofer" />
International bedeutsam wurde das Unternehmen durch eine Erfindung Duttenhofers, des rauchfreien [[Schießpulver]]s. Den Höhepunkt seines wirtschaftlichen Erfolges erreichte es nach dem Tode Duttenhofers: Während des Ersten Weltkrieges beschäftigte es bis zu 2000 Mitarbeiter. Das von Duttenhofer erfundene „braune prismatische Pulver“ beherrschte lange Zeit den Markt für schwere [[Geschütz]]e und [[Schiffsartillerie]].<ref name="industriemuseum-geesthacht.de"/> Es firmierte als ''Rottweiler chemisches Pulver'' und bestand aus [[Nitrocellulose]]. Es verbrannte rauchlos und fast ohne Rückstand und verdrängte das [[Schwarzpulver]] in kürzester Zeit. 1887 führte es [[Preußen]] ein.<ref name="NDB Duttenhofer" />


Das Unternehmen erwarb mehrere Beteiligungen an anderen Rüstungsunternehmen und gründete Zweigniederlassungen, so etwa die [[Pulverfabrik Düneberg]] in der Nähe von [[Besenhorst]] bei [[Geesthacht]].<ref name="industriemuseum-geesthacht.de"/> Wegen der Nähe der neuen Niederlassung zu [[Hamburg]] firmierte das Unternehmen zeitweise als ''Pulverfabrik Rottweil-Hamburg''.<ref name="industriemuseum-geesthacht.de"/> 1890 fusionierte es mit anderen zur ''Vereinigten Köln-Rottweiler Pulverfabriken Aktiengesellschaft'', später, unter anderem mit [[Mauser (Waffenhersteller)|Mauser]], zu den ''Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken''.<ref name="NDB Duttenhofer" />
Das Unternehmen erwarb mehrere Beteiligungen an anderen Rüstungsunternehmen und gründete Zweigniederlassungen, so etwa die [[Pulverfabrik Düneberg]] bei [[Geesthacht]].<ref name="industriemuseum-geesthacht.de"/> Wegen der Nähe der neuen Niederlassung zu [[Hamburg]] firmierte das Unternehmen zeitweise als ''Pulverfabrik Rottweil-Hamburg''.<ref name="industriemuseum-geesthacht.de"/> 1890 fusionierte es mit anderen zur ''Vereinigten Köln-Rottweiler Pulverfabriken Aktiengesellschaft'', später, unter anderem mit [[Mauser (Waffenhersteller)|Mauser]], zu den ''Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken''.<ref name="NDB Duttenhofer" />


Nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] wurde das Gelände bis 1994 zur Textilproduktion verwendet, unter anderem wurde ab 1919 Kunstseide-Viskose hergestellt.<ref name="monumente-online">monumente-online.de: [http://www.monumente-online.de/14/02/sonderthema/Rottweil_Pulverfabrik.php Im Tal. 1914. Heute. Das neue Leben der Pulverfabrik im Rottweiler Neckartal]</ref>. Mit dem Beitritt der Köln-Rottweiler-Pulverfabriken zum Konzern im Jahr 1926 gehörte das Gelände zur [[I.G. Farben]].<ref name="rottweil.net">rottweil.net [http://rottweil.net/frame/Ansichten/GewerbeparkNeckartal/frame.php Gewerbepark Neckartal]</ref>
Nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] wurde das Gelände bis 1994 zur Textilproduktion verwendet, unter anderem wurde ab 1919 Kunstseide-Viskose hergestellt.<ref name="monumente-online">monumente-online.de: [http://www.monumente-online.de/14/02/sonderthema/Rottweil_Pulverfabrik.php Im Tal. 1914. Heute. Das neue Leben der Pulverfabrik im Rottweiler Neckartal]</ref>. Mit dem Beitritt der Köln-Rottweiler-Pulverfabriken zum Konzern im Jahr 1926 gehörte das Gelände zur [[I.G. Farben]].<ref name="rottweil.net">rottweil.net [http://rottweil.net/frame/Ansichten/GewerbeparkNeckartal/frame.php Gewerbepark Neckartal]</ref>

Version vom 14. August 2015, 14:19 Uhr

Pulverfabrik Rottweil
Rechtsform ab ca. 1871 Aktiengesellschaft
Gründung 1863 durch Übernahme einer Pulvermühle aus dem 15. Jhd.;
Auflösung 1994
Sitz Rottweil
Leitung bis zu seinem Tode 1921 Carl Duttenhofer[1]
Mitarbeiterzahl bis zu 2000
Branche Rüstung
Ehemaliges Kraftwerk der Pulverfabrik Rottweil
Blick über einen Teil der Pulverfabrik 2014
ehemaliges Filter- und Pumpenhaus

Die Pulverfabrik Rottweil war ein bedeutendes Unternehmen in Rottweil, das vor allem Patronen für Jagd- und Kriegszwecke herstellte. Das Pulver wurde außerdem im Bergbau eingesetzt.[2] Sie ging 1863 mit der Übernahme durch Max Duttenhofer aus einer Pulvermühle aus dem 15. Jahrhundert hervor.[3]

International bedeutsam wurde das Unternehmen durch eine Erfindung Duttenhofers, des rauchfreien Schießpulvers. Den Höhepunkt seines wirtschaftlichen Erfolges erreichte es nach dem Tode Duttenhofers: Während des Ersten Weltkrieges beschäftigte es bis zu 2000 Mitarbeiter. Das von Duttenhofer erfundene „braune prismatische Pulver“ beherrschte lange Zeit den Markt für schwere Geschütze und Schiffsartillerie.[1] Es firmierte als Rottweiler chemisches Pulver und bestand aus Nitrocellulose. Es verbrannte rauchlos und fast ohne Rückstand und verdrängte das Schwarzpulver in kürzester Zeit. 1887 führte es Preußen ein.[2]

Das Unternehmen erwarb mehrere Beteiligungen an anderen Rüstungsunternehmen und gründete Zweigniederlassungen, so etwa die Pulverfabrik Düneberg bei Geesthacht.[1] Wegen der Nähe der neuen Niederlassung zu Hamburg firmierte das Unternehmen zeitweise als Pulverfabrik Rottweil-Hamburg.[1] 1890 fusionierte es mit anderen zur Vereinigten Köln-Rottweiler Pulverfabriken Aktiengesellschaft, später, unter anderem mit Mauser, zu den Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken.[2]

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Gelände bis 1994 zur Textilproduktion verwendet, unter anderem wurde ab 1919 Kunstseide-Viskose hergestellt.[4]. Mit dem Beitritt der Köln-Rottweiler-Pulverfabriken zum Konzern im Jahr 1926 gehörte das Gelände zur I.G. Farben.[5]

Da die Kunstseidenproduktion im Zweiten Weltkrieg für die Fallschirmherstellung der Wehrmacht kriegswichtig war, wurden im Kernbereich der Anlage weitere Bauten errichtet, etwa die Spulerei (Kunstseidefabrik) 1938 oder das nie vollständig fertiggestellte, voluminöse Gebäude der Zwirnerei von 1941 bis 1942. In der Kriegsproduktion wurden auch Zwangsarbeiter eingesetzt.[4]

In den 1930er-Jahren gehörten damit 140 Gebäude zu dem Industriekomplex[6], der noch heute erhalten ist und als Ensemble unter Denkmalschutz steht.[7] Zu dem Komplex gehört auch das ehemalige Kraftwerk Rottweil. Einige der Gebäude wurden von namhaften Architekten wie Paul Bonatz, Albert Staiger, Heinrich Henes [8] oder dem Magdeburger Architekten Paul Schaeffer-Heyrothsberge (Zwirnerei)[9] errichtet, der zwischen 1937 und 1940 auch die Werkssiedlung Auf der Brücke errichtet hatte.[10]

Auf dem Gelände befinden sich 40 Kulturdenkmäler.[6] Seit 1993 wird das Areal schrittweise umgenutzt und der Komplex vor dem Verfall bewahrt. „1999 wurde die gelungene Umnutzung des ehemaligen Badhauses als Restaurant und Theaterstätte mit dem Denkmalschutzpreis belohnt“. 2008 kam ein weiterer Denkmalschutzpreis hinzu.[6]

Unter verschiedenen Marken („Rottweil“, „schwarze Waidmannsheil“) der ehemaligen Pulverfabrik Rottweil lässt das Schweizer Rüstungs-Unternehmen RUAG Ammotec noch heute Patronen in Fürth-Stadeln herstellen.[3]

Das Pumpenhaus der ehemaligen Pulverfabrik wurde im April 2013 von der Denkmalstiftung Baden-Württemberg als „Denkmal des Monats“ ausgezeichnet.[11]

Literatur

  • Jörg Kraus: Für Geld, Kaiser und Vaterland. Max Duttenhofer, Gründer der Rottweiler Pulverfabrik und erster Vorsitzender der Daimler-Motoren-Gesellschaft. Heidelberger Lese-Zeiten Verlag 2014. ISBN 978-3-943137-25-5.
  • Jörg Kraus: Für Geld, Kaiser und Vaterland. Max Duttenhofer, Gründer der Rottweiler Pulverfabrik und erster Vorsitzender der Daimler-Motoren-Gesellschaft. Delius Klasing, Bielefeld 2001, ISBN 3-7688-1375-4. (Wissenschaftliche Schriftenreihe des DaimlerChrysler-Konzernarchivs, Band 4.)
  • Kerstin Renz: Wissen schafft Wertschätzung. Industriepfad führt Besucher durch die ehemalige Pulverfabrik Rottweil. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 38. Jg. 2009, Heft 3, S. 147–152 (PDF; 4,6 MB)
  • Bernhard Laule: Die ehemalige Pulverfabrik in Rottweil am Neckar. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg, 13. Jg. 1984, Heft 4, S. 124-133. (PDF)
  • Stefan King, Hermann Klos (Hrsg.): Industriekultur im Neckartal Rottweil. Von Pulver über Nylon zur gewerblichen Vielfalt. Rottweil 2012.
Commons: Pulverfabrik Rottweil – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d industriemuseum-geesthacht.de: Max von Duttenhofer
  2. a b c Paul Gehring: Duttenhofer, Max Wilhelm von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, ISBN 3-428-00185-0, S. 206 f. (Digitalisat).
  3. a b rottweil-munition.com: Rottweil
  4. a b monumente-online.de: Im Tal. 1914. Heute. Das neue Leben der Pulverfabrik im Rottweiler Neckartal
  5. rottweil.net Gewerbepark Neckartal
  6. a b c schwaebischer-heimatbund.de: Die Preisträger des Denkmalschutzpreises 2006
  7. rottweil.de: Stadt Rottweil: Info-Tafeln lassen Rottweiler Industriegeschichte wieder aufleben
  8. baufachinformation.de: Wissen schafft Wertschätzung. Industriepfad führt Besucher durch die ehemalige Pulverfabrik Rottweil
  9. Bauaktenarchiv der Stadt Rottweil
  10. rottweil.net Siedlung "Auf der Brücke"
  11. Denkmal des Monats bei denkmalstiftung-baden-wuerttemberg.de (abgerufen am 29. November 2013)

Bilder

Koordinaten: 48° 10′ 44,4″ N, 8° 36′ 52,8″ O