„Cinema Novo“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
K Auszeichnungsfehler korrigiert | Helfer gesucht
Zeile 4: Zeile 4:
== Einteilung des Cinema Novo in drei Phasen ==
== Einteilung des Cinema Novo in drei Phasen ==
Das Cinema Novo lässt sich in drei Phasen einteilen.
Das Cinema Novo lässt sich in drei Phasen einteilen.
In der '''ersten Phase (1954 – 1964)''' etablierte sich [[Nelson Pereira dos Santos]] als geistiger Vater des Cinema Novo. Ziel seiner Filme ''Rio 40 Graus'' (1955) und ''Vidas Secas'' (1963) ist die Erschütterung der Zuschauer über die brasilianische Realität. Seine Filme sind stark vom [[Italienischer Neorealismus|italienischen Neorealismus]] beeinflusst, so sind seine Darsteller allesamt Laien.
In der '''ersten Phase (1954–1964)''' etablierte sich [[Nelson Pereira dos Santos]] als geistiger Vater des Cinema Novo. Ziel seiner Filme ''Rio 40 Graus'' (1955) und ''Vidas Secas'' (1963) ist die Erschütterung der Zuschauer über die brasilianische Realität. Seine Filme sind stark vom [[Italienischer Neorealismus|italienischen Neorealismus]] beeinflusst, so sind seine Darsteller allesamt Laien.


In der '''zweiten Phase''' des Cinema Novo von '''1964 bis 1968''' filmte der brasilianische Regisseur und Filmemacher [[Glauber Rocha]], der wichtigste Vertreter des brasilianischen Cinema Novo, v.a. verarmte Menschen im Norden des Landes. Seine dokumentarisch mystischen Filme dieser Phase sind schwer verständlich und richten sich gegen das kommerzielle Kino Brasiliens und der [[USA]]. Wichtige Filme Glauber Rochas in dieser Epoche sind ''Deus e o diabo na terra do sol'' (1964) und ''Terra em transe'' (1967)
In der '''zweiten Phase''' des Cinema Novo von '''1964 bis 1968''' filmte der brasilianische Regisseur und Filmemacher [[Glauber Rocha]], der wichtigste Vertreter des brasilianischen Cinema Novo, v.a. verarmte Menschen im Norden des Landes. Seine dokumentarisch mystischen Filme dieser Phase sind schwer verständlich und richten sich gegen das kommerzielle Kino Brasiliens und der [[USA]]. Wichtige Filme Glauber Rochas in dieser Epoche sind ''Deus e o diabo na terra do sol'' (1964) und ''Terra em transe'' (1967)
Zeile 10: Zeile 10:
1965 verfasst Glauber Rocha sein theoretisches Konzept des brasilianischen Cinema Novo „[[Uma Estética da Fome]]“. In diesem hält er u. a. fest, dass der [[Lateinamerikaner]] sein Elend weder dem zivilisierten [[Europäer]] kommuniziert, noch dass dieser es wirklich verstehen will. Zudem sei die größte Originalität der Lateinamerikaner der Hunger, ihr größtes Elend aber, dass dieser Hunger gefühlt, aber intellektuell nicht verstanden werde. Vom Cinema Novo solle man lernen dass eine Ästhetik der Gewalt revolutionär ist, bevor sie primitiv ist.
1965 verfasst Glauber Rocha sein theoretisches Konzept des brasilianischen Cinema Novo „[[Uma Estética da Fome]]“. In diesem hält er u. a. fest, dass der [[Lateinamerikaner]] sein Elend weder dem zivilisierten [[Europäer]] kommuniziert, noch dass dieser es wirklich verstehen will. Zudem sei die größte Originalität der Lateinamerikaner der Hunger, ihr größtes Elend aber, dass dieser Hunger gefühlt, aber intellektuell nicht verstanden werde. Vom Cinema Novo solle man lernen dass eine Ästhetik der Gewalt revolutionär ist, bevor sie primitiv ist.


Bei der letzten Phase des Cinema Novo von '''1968 – 1972''' handelt es sich um die so genannte '''Kannibalistisch-Tropikalistische Phase'''. Glauber Rocha drehte in dieser Zeit den Film ''Antônio das Mortes'' (1969), der die Geschichte eines Aufstandes gegen die Unterdrückung erzählt und brasilianische Volksfesten und Riten darstellt.
Bei der letzten Phase des Cinema Novo von '''1968–1972''' handelt es sich um die so genannte '''Kannibalistisch-Tropikalistische Phase'''. Glauber Rocha drehte in dieser Zeit den Film ''Antônio das Mortes'' (1969), der die Geschichte eines Aufstandes gegen die Unterdrückung erzählt und brasilianische Volksfesten und Riten darstellt.
Ein weiterer wichtiger Film der Kannibalistisch-Tropikalistischen Phase des Cinema Novos ist [[Joaquim Pedro de Andrades]] Film ''[[Macunaíma (Film)|Macunaíma]]'' von 1969. Er erzählt die Geschichte eines Brasilianers, der von Brasilien gefressen wird.
Ein weiterer wichtiger Film der Kannibalistisch-Tropikalistischen Phase des Cinema Novos ist [[Joaquim Pedro de Andrades]] Film ''[[Macunaíma (Film)|Macunaíma]]'' von 1969. Er erzählt die Geschichte eines Brasilianers, der von Brasilien gefressen wird.



Version vom 23. Dezember 2015, 13:19 Uhr

Beim Cinema Novo, dem „Neuen Kino“ handelt es sich um eine Filmrichtung, die Ende der 1950er Jahre in Brasilien entstanden ist. Eine vergleichbare Strömung in der Musik, die gleichzeitig in Brasilien entstand, wird als Tropicalismo bezeichnet. Das Cinema Novo stellt eine Gegenbewegung zum Hollywood-Kino der 1950er Jahre dar, das in dieser Zeit den brasilianischen Filmmarkt dominierte. Ziele des Cinema Novo sind der Kampf gegen die Übermacht des US-amerikanischen Films, die Besinnung auf nationale Traditionen, ein authentischer Ausdruck, Kritik an sozialer Ungerechtigkeit und der filmischer Dialog mit dem Volk. Das Novo Cinema entstand in Portugal dann unter gleichen Grundsätzen. Wichtigster Vertreter des Cinema Novo ist der Regisseur und Filmemacher Glauber Rocha (nicht verwandt mit dem portugiesischen Novo Cinema-Regisseur Paulo Rocha).

Einteilung des Cinema Novo in drei Phasen

Das Cinema Novo lässt sich in drei Phasen einteilen. In der ersten Phase (1954–1964) etablierte sich Nelson Pereira dos Santos als geistiger Vater des Cinema Novo. Ziel seiner Filme Rio 40 Graus (1955) und Vidas Secas (1963) ist die Erschütterung der Zuschauer über die brasilianische Realität. Seine Filme sind stark vom italienischen Neorealismus beeinflusst, so sind seine Darsteller allesamt Laien.

In der zweiten Phase des Cinema Novo von 1964 bis 1968 filmte der brasilianische Regisseur und Filmemacher Glauber Rocha, der wichtigste Vertreter des brasilianischen Cinema Novo, v.a. verarmte Menschen im Norden des Landes. Seine dokumentarisch mystischen Filme dieser Phase sind schwer verständlich und richten sich gegen das kommerzielle Kino Brasiliens und der USA. Wichtige Filme Glauber Rochas in dieser Epoche sind Deus e o diabo na terra do sol (1964) und Terra em transe (1967)

1965 verfasst Glauber Rocha sein theoretisches Konzept des brasilianischen Cinema Novo „Uma Estética da Fome“. In diesem hält er u. a. fest, dass der Lateinamerikaner sein Elend weder dem zivilisierten Europäer kommuniziert, noch dass dieser es wirklich verstehen will. Zudem sei die größte Originalität der Lateinamerikaner der Hunger, ihr größtes Elend aber, dass dieser Hunger gefühlt, aber intellektuell nicht verstanden werde. Vom Cinema Novo solle man lernen dass eine Ästhetik der Gewalt revolutionär ist, bevor sie primitiv ist.

Bei der letzten Phase des Cinema Novo von 1968–1972 handelt es sich um die so genannte Kannibalistisch-Tropikalistische Phase. Glauber Rocha drehte in dieser Zeit den Film Antônio das Mortes (1969), der die Geschichte eines Aufstandes gegen die Unterdrückung erzählt und brasilianische Volksfesten und Riten darstellt. Ein weiterer wichtiger Film der Kannibalistisch-Tropikalistischen Phase des Cinema Novos ist Joaquim Pedro de Andrades Film Macunaíma von 1969. Er erzählt die Geschichte eines Brasilianers, der von Brasilien gefressen wird.

Ende der 1970er Jahre erklärte Glauber Rocha das Cinema Novo aufgrund politischer Repressionen für tot.

Literatur

  • Aggio, Regina: Cinema Novo - ein kulturpolitisches Projekt in Brasilien, Remscheid: Gardez! Verlag, 2005
  • Bernardet, Jean Claude: "Das brasilianische Cinema Novo und der ungelöste Widerspruch" in: Kino und Kampf in Lateinamerika. Zur Theorie und Praxis des politischen Kinos, hrg. von Peter B. Schumann, München: Carl Hanser Verlag 1976, pp. 95-116
  • Giesenfeld, Günter (Hg.): Im Schatten des Cinema Novo, Kino und Filmwissenschaft in Brasilien, Schüren, Marburg, 2006, ISBN 3-89472-048-4
  • Martin, Michael T. (Hg.), New Latin American Cinema, Wayne State University Press, 1997, ISBN 0814325866
  • Nagib, Lúcia: Brazil on Screen: Cinema Novo, New Cinema, Utopia, I.B. Tauris, New York, 2007, ISBN 978-1845113285
  • Nagib, Lúcia (Hg.): The New Brazilian Cinema, I.B. Tauris, New York, 2003, ISBN 978-1860649288
  • Schlesinger, Martin: Brasilien der Bilder (= Serie moderner Film, Bd. 7), VDG, Weimar, 2008, ISBN 978-3897396012
  • Schulze, Peter W.: Transformation und Trance. Die Filme des Glauber Rocha als Arbeit am postkolonialen Gedächtnis, Gardez! Verlag, Remscheid, 2005, ISBN 978-3897961616
  • Schulze, Peter W. und Schumann, Peter B. (Hg.): Glauber Rocha e as culturas na América Latina, Berlin, 2011, ISBN 978-3939455073
  • Schuman, Peter B.: Handbuch des lateinamerikanischen Films, Verlag Klaus Dieter Vervuert, Frankfurt am Main, 1982
  • Stam, Robert / Johnson, Randal (Hg.), Brazilian Cinema, Columbia University Press, 1995