„Sylt“ – Versionsunterschied
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Version vom 2. April 2006, 15:42 Uhr
Sylt (dänisch: Sild, friesisch: Söl) ist die größte der Nordfriesischen Inseln. Sie befindet sich im Kreis Nordfriesland in Schleswig-Holstein.
Geographie
Lage
Sylt hat eine Größe von 99,14 km² und ist damit die viertgrößte deutsche Insel und die größte Nordseeinsel Deutschlands. Zur Westseite erstreckt sich ein knapp 40 Km langer weißer Sandstrand, an den die Nordsee brandet, zur Ostseite liegt das Naturschutzgebiet Schleswig-Holsteinisches-Wattenmeer. Bei Niedrigwasser liegt zwischen der Insel und dem Festland der Meeresboden weitgehend frei und bietet Wat- und Meeresvögeln einen Rast- und Futterplatz.
Die Insel erstreckt sich über 38,0 km in Nord-Süd-Richtung und ist im Norden, am Königshafen bei List, und südlich von Rantum nur circa 380 Meter schmal. An ihrer breitesten Stelle, von der Stadt Westerland im Westen bis zur Nössespitze bei Morsum im Osten, misst sie 12,6 km.
Die Form der Insel hat sich im Lauf der Zeit ständig verändert, ein Prozess, der auch heute noch im Gange ist. Der nördliche und der südliche Nehrungshaken (Ellenbogen und "Odde") der Insel bestehen ausschließlich aus Sand, während der Mittelteil der Insel, im Bereich der Ortschaften Westerland, Wenningstedt und Sylt-Ost, auf einem Geestkern ruht. Seeseitig ist dieser Geestkern in Form des Roten Kliffs sichtbar. Sylt ist seit der Mandränke von 1362 eine Insel, ihre höchste Erhebung ist die Uwe-Düne mit 52,5 Metern über dem Meeresspiegel.
Klimatische Verhältnisse
Das Seeklima auf der Nordseeinsel Sylt wird vom Golfstrom beeinflusst. Die Wintermonate sind mit durchschnittlich etwa 2 °C etwas milder als auf dem Festland, die Sommermonate dagegen mit durchschnittlich 17 °C, trotz längerer Sonnenscheindauer, etwas kühler. Im Durchschnitt hat Sylt täglich 4,4 Stunden Sonnenschein. Dass Sylt mit durchschnittlich 1.790 Stunden rund 170 Stunden mehr Sonnenschein als der Bundesdurchschnitt hat, ist mit dem geringen Relief der Küste zu begründen. Wolken können sich nicht so schnell stauen und - wenn Wolken entstanden sind - werden diese in der Regel durch den permanenten Wind vertrieben.
Die Jahresmitteltemperatur liegt bei 8,5 °C. Der Wind weht im Jahresdurchschnitt mit 6,7 m/s vorwiegend aus westlichen Richtungen. Die Jahresniederschlagsmenge liegt bei ca. 650 mm.
Aktuelle Klima- und Wetterdaten liefern sowohl seit 1937 die nördlichste Wetterstation des Deutschen Wetterdienstes auf einer Düne bei List als auch einige Stationen kommerzieller Wetterbeobachter, wie Meteomedia - ebenfalls in List.
Was für die Skandinavier die Mitternachtssonne, sind für die Sylter die „weißen Nächte“. Sie entstehen in den Wochen um die Sommersonnenwende, wenn die Sonne nach Sonnenuntergang nur knapp hinter dem Horizont verschwindet und so über den nördlichen Horizont der Insel einen Silberstreif zieht. Es ist in diesen Nächten merklich heller - ähnlich einer permanenten Dämmerung. Die Tage um die „weißen Nächte“ haben eine Dauer von über 17 Stunden, dazu kommen noch jeweils circa eine Stunde Abend- und Morgendämmerung. Somit dauern die „weißen Nächte“ nur etwa fünf Stunden, bis die echte Morgendämmerung wieder eintritt.
Küstenschutz
Als Schutzmaßnahmen gegen die stetige Erosion an den Küsten der Insel Sylt begann man schon im 19. Jahrhundert mit der Errichtung von Holzpfahlbuhnen. Diese wurden rechtwinklig zur Küste in die See hinein gebaut. Später wurden sie von Metall- und schließlich von Stahlbetonbuhnen abgelöst. Diese Bauwerke erzielten jedoch nicht den gewünschten Erfolg, die durch Querströmungen verursachte Erosion zu stoppen. Die „Lee-Erosion“, also die auf der wind- und strömungsabgewandten Seite der Buhnen, verhinderte nachhaltige Sandablagerungen.
In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts versuchte man durch die so genannten Tetrapoden, die am Fuße der Dünen ähnlich wie die Buhnen ins Meer hinaus verlegt wurden, die Meeresgewalten zu stoppen - vergeblich. Die tonnenschweren, in Frankreich entwickelten vierfüßigen Betonelemente waren für den Sylter Strand zu schwer - sie versanken zum Teil im Sand und konnten die Erosion ebenfalls nicht aufhalten. Vor dem Hörnumer Weststrand sind ab Mitte 2005 Tetrapoden-Schutzwerke wieder entfernt worden, da diese im Rückblick keinen Nutzen gegen die fortschreitende Erosion geboten hatten.
Seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts wird - als zurzeit einzig wirksame Waffe gegen die Erosion - Sand vor die Küsten der Insel gespült. Baggerschiffe pumpen ein Wasser-Sand-Gemisch an den Strand, an dem es von Bulldozern verteilt wird. Dadurch wird bei Sturmfluten lediglich der vorgespülte Sand abgetragen - die eigentliche natürliche Küstenlinie wird somit geschützt und die Erosion wesentlich verlangsamt. Negativ sind die immensen Kosten der Sandvorspülungen zu beurteilen, der Bedarf von jährlich einigen Millionen Euro wird zurzeit von Bundes-, Landes- und EU-Mitteln gedeckt. Parallel dazu hat man an einigen Strandabschnitten damit begonnen, die oben erwähnten - sich als völlig nutzlos im Küstenschutz erwiesenen - Buhnen mit großem Aufwand abzutragen. Dieser Maßnahme ist auch die wohl berühmteste Buhne der Insel, die BUHNE 16, zum Opfer gefallen.
Das Wattenmeer, östlich zwischen Sylt und dem Festland gelegen, ist seit 1935 Natur- und Vogelschutzgebiet und ein Teil des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Lahnungen im Uferbereich des Watts sollen die Sedimentation fördern und der Landgewinnung dienen. Wattwanderungen werden in den meisten Orten angeboten.
Neben der kontinuierlichen Sandvorspülung gibt es auch weitere Ansätze zum dauerhaften Küstenschutz. Eine davon ist das Prinzip der Strandentwässerung (Stranddrainage), das an einigen Strandabschnitten in Dänemark bereits seine Wirksamkeit bewiesen hat und nun versuchsweise auch am Weststrand der Insel Sylt eingesetzt werden soll.
Fauna
Die Fauna der Insel Sylt ist geprägt von der ursprünglichen Kargheit des Landes. Große Heideflächen im Ostteil der Insel sind Lebensraum vieler seltener Tiere. Die Heideökosysteme bieten einer großen Zahl von Lebewesen, die den extremen Bedingungen (Trockenheit, Wärme, Wind) angepasst sind, Platz: Ca. 2.500 Tierarten konnten bisher nachgewiesen werden, knapp die Hälfe davon ist vom Aussterben bedroht. Beachtlich ist die Zahl von über 600 verschiedenen Schmetterlingsarten, die in den Heideflächen leben, darunter z. B. Fuchs-, Zitronen-, Distelfalter und Pfauenaugen. Ornithologische Besonderheiten sind die vielen seltenen Wasser- und Küstenvögel, die auf der Insel ihre Brutreviere haben, wie z. B. der Kiebitz, der kleine Sandregenpfeifer, die Uferseeschwalbe, aber auch die Feldlerche oder die Brandgans sind typische Sylter Bewohner. Bei den Landsäugetieren gibt es keine erheblichen Abweichungen gegenüber den benachbarten Festlandgebieten Nordddeutschlands. Primär sind Füchse, Hasen, Kaninchen und Rehwild zu nennen, die auf der Insel auch bejagt werden.
Ortschaften auf Sylt
1. List. 2. Kampen. 3. Braderup. 4. Wenningstedt. 5. Munkmarsch. 6. Keitum. 7. Westerland. 8. Morsum. 9. Archsum. 10. Rantumer Becken. 11. Rantum. 12. Hörnum. |
Die Insel Sylt ist in zwei Verwaltungsbereiche unterteilt. Das Amt Landschaft Sylt verwaltet alle Inselorte mit Ausnahme der selbstständigen Stadt Westerland. Die Verwaltung des Amt Landschaft Sylt befindet sich in Keitum.
Die Insel hat aktuell (Stand 2004) 27.219 Einwohner, davon leben 10.488 in Westerland. Zu beachten ist, dass in diesen Zahlen die Zweitwohnungsbesitzer nicht enthalten sind.
Hörnum
Der südlichste Ort Sylts, Hörnum, wurde erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts gegründet. Er bestand zunächst lediglich aus Hafengebäuden der HAPAG sowie dem Leuchtturm Hörnum, der im Jahr 1907 errichtet wurde. Der Ort war bis 1970 über die Inselbahn mit Westerland verbunden. Aber schon in früherer Zeit soll die unbesiedelte Südspitze der Insel Seeräubern als Unterschlupf gedient haben. Aus dieser Zeit soll die noch heute verwendete Flurbezeichung „Budersand“ stammen; sie bezeichnet eine große Düne an der Ostseite des Ortes, auf der in früheren Zeiten „Buden“ - also Hütten - gestanden haben sollen.
Ab 1907 verzeichnete der abgelegene Ort einen großen Aufschwung. Nicht nur der Tourismus, auch die Wehrmacht bzw. Bundeswehr prägten diesen Ort; letztere hat sich unlängst aus den Kasernen zurückgezogen, sodass der Tourismus heute den Ort beherrscht.
Von ständigen Sandverlusten ist die Südspitze der Insel, die so genannte „Odde“, gezeichnet; Jahr für Jahr werden große Teile der Dünenlandschaft durch Sturmfluten und Gezeiten abgetragen. Auch Küstenschutzbauwerke erzielten keine Wirkung, so dass auch in Zukunft zu erwarten ist, dass die „Odde“ weiter schrumpfen wird. Gefährdet sind dadurch bereits erste Ortsteile von Hörnum, insbesondere die so genannte „Kersig-Siedlung“ - eine Siedlung von Sommerhäusern in den südwestlichen Dünen von Hörnum.
Kampen
An der Westküste liegt das Rote Kliff. Zwischen Kampen und Wenningstedt, auf der hohen Geest, steht seit 1855 der markante 38 Meter oder 179 Treppenstufen hohe, schwarz-weiße Leuchtturm Kampen. Er ist der älteste der Insel. Bei guter Sicht ist sein 62 Meter über NN gelegenes Licht 25 Seemeilen (etwa 45 km) weit zu sehen. Seit 1977 wird er - wie alle vier Sylter Leuchtfeuer - ferngesteuert. Ein weiterer Leuchtturm in Kampen ist der Leuchtturm Rotes Kliff. Bei diesem handelt es sich jedoch genaugenommen um ein altes „Quermarkenfeuer“, das seit den 1970er Jahren schon außer Betrieb ist. In Kampen befindet sich mit der Uwe-Düne der höchste Punkt der Insel. Diese Düne - benannt nach dem friesischen Freiheitskämpfer Uwe Jens Lornsen - erhebt sich bis auf 52,5 Meter über NN. Sie ist als Aussichtsdüne zu erklimmen. Kampen galt vor allem in den 1950er und 1960er Jahren als der Prominententreff in Deutschland. In Kampen befindet sich das Atelier des Malers Siegward Sprotte, welches in den Sommermonaten besucht werden kann.
List
List ist ein Seebad an der Nordspitze der Insel Sylt und zugleich der nördlichste Ort in Deutschland. Er ist von einer spektakulären Landschaft aus Wanderdünen, Heide und Salzwiesen umgeben. Diese auch als Listland bezeichnete Landschaft befindet sich in Privatbesitz einer Erbengemeinschaft.
List hat an seiner Ostseite einen Schutzhafen. Dort liegen Ausflugsschiffe der Adler-Reederei. Auch kann man von dort mit der Fähre der „Sylt-Express“, einer modernen Auto- und Personenfähre der Rømø-Sylt-Linie die dänische Nachbarinsel Rømø mit dem Hafenort Havneby erreichen.
Das gesamte Hafengelände ist in den Jahren 2003/04 vollständig umgestaltet und den touristischen Anforderungen angepasst worden.
Das heutige Ortsbild von List geht in weiten Teilen auf Baumaßnahmen während des Dritten Reiches zurück. In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden mit dem Bau der Kaserne im Zentrum des Ortes ganze Straßenzüge errichtet.
Rantum
Der Ort Rantum liegt an einer der schmalsten Stellen der Insel, teilweise liegen zwischen Nordsee und Wattenmeer nur 300 bis 400 Meter. Der Ort selbst musste in den vergangenen Jahrhunderten stets gegen die fortschreitende Versandung ankämpfen. Nicht wenige Höfe und sogar eine Kirche mussten den damals noch unbefestigten Wanderdünen weichen. Erst mit der Anpflanzung von Dünengras (Strandhafer) wurde diese Gefahr gebannt.
Eine weitere Gefahr waren die Sturmfluten. Auf Grund seiner Lage an einer schmalen Stelle der Insel bedrohte die Bewohner nicht nur die Nordsee von Westen her, sondern auch das Wattenmeer von Osten. Insbesondere die auf den fruchtbaren Marschen im Osten des Ortes gelegenen Häuser der Salzwiesen von Rantum-Inge waren regelmäßig von den Sturmfluten betroffen.
1936 wurde das Rantum-Becken mit einem 5 km langen Deich vom Wattenmeer abgeteilt, um einen Seeflughafen zu schaffen. Nachdem sich das Rantum-Becken dafür als untauglich erwiesen hatte, wurde es als Abwasserbecken von Westerland verwendet und steht seit 1962 als Vogelschutzgebiet (Vogelkoje) mit über 50 Vogelarten unter Naturschutz.
Rantum ist Standort einer Sendeanlage für das auf der Langwellenfrequenz 100 kHz arbeitende Funknavigationssystem LORAN-C. Als Sendeantenne kommt ein 193 Meter hoher, gegen Erde isolierter, selbststrahlender Stahlfachwerkmast zum Einsatz, der in 60,52 m, 120,87 m und 154,95 m abgespannt ist.
Sylt-Ost
Sylt-Ost ist eine Großgemeinde auf der Nössehalbinsel und hat ca. 5.500 Einwohner. Sie ist ein Zusammenschluss von Tinnum, Munkmarsch, Archsum, Morsum mit Keitum als Verwaltungsmittelpunkt.
Tinnum
Tinnum wird von bösen Zungen als Vorort von Westerland bezeichnet und grenzt tatsächlich mittlerweile nahtlos an die Stadt. Tinnum profitiert jedoch auch von der unmittelbaren Nähe zur Inselmetropole; so befinden sich in Tinnum heute viele attraktive Wohngebiete, einige mit endlosem Blick über die Tinnumer Wiesen gen Süden. Alte Bausubstanz ist in Tinnum eher selten zu finden, lediglich ein paar alte Höfe, sowie die 1649 erbaute Alte Landvogtei, ehemals Sitz der Sylter Landvögte, zeugen von friesischer Tradition des Ortes. Die Tinnumburg, südwestlich des Ortes gelegen, ist ein kreisförmiger Wall mit einem Durchmesser von 120 Metern und einer Höhe von 8 Metern. Sie wurde etwa im 1. Jahrhundert v. Chr. errichtet, vermutlich als heidnische Kultstätte oder Wehranlage gegen Angriffe von Mensch und Meer.
Keitum
Keitum (friesisch: Kairem) ist einer der ältesten Orte der Insel und war über Jahrhunderte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts ihr Hauptort. Erst mit dem einsetzenden Tourismus Mitte des 19. Jahrhunderts verlor er nach und nach seine zentrale Bedeutung. Lediglich als Verwaltungssitz des Amt Landschaft Sylt ist ein Teil der Bedeutung heute noch präsent. Aber auch das Ende dieser Verwaltung ist absehbar - es gibt Bestrebungen zu einer einzigen insularen Verwaltung (Amtsmodell oder Stadt Sylt). In beiden Fällen würde wohl der Verwaltungssitz nach Westerland verlegt.
Typisch für Keitum sind die alten Kapitänshäuser. Sie zeugen vom Wohlstand der Sylter Kapitäne, die vor allem auf Hamburger, aber auch holländischen Schiffen fuhren. Nicht wenige befehligten Walfänger, die jedes Frühjahr auf ihren gefährlichen Weg ins Nordmeer aufbrachen. Markantes Bauwerk ist die alte St.- Severin-Kirche (ca. 1200); sie erhielt 1450 einen neuen Turm, der teilweise als Seezeichen und Gefängnis diente. Sie wurde 1544 evangelisch-lutherisch. Langjähriger Pastor der Kirche war Traugott Giesen. Er galt als Institution, bis er im Juni 2005 nach über 20 Jahren Dienst in den Ruhestand ging. Der Friedhof dieser Kirche ist bekannt für seine schönen alten Grabplatten und -tafeln, auf denen sich viele alte Sylter Namen wiederfinden. Nahezu alle Angehörigen der großen Keitumer Seefahrer- und Kapitänsfamilien liegen hier begraben, aber auch Auswärtige wie Rudolf Augstein ließen sich hier beisetzen.
Unweit des so genannten Grünen Kliffs zum Wattenmeer lag der alte Keitumer Hafen. Heute ist er längst versandet, nur noch das alte Haus des letzten Postschiffers Thomas Selmer mit seiner imposanten Freitreppe erinnert an diese Zeiten. Die hölzernen Hafenanlagen sind in den letzten hundert Jahren vollständig im Wattenboden verschwunden.
Keitum ist die Heimat des friesischen Freiheitskämpfers und Nationalhelden Uwe Jens Lornsen. Ihm ist in der Ortsmitte ein Denkmal gewidmet. Weitere Sehenswürdigkeiten sind das „Altfriesische Haus“ und das Heimatmuseum. Beide geben interessante Einblicke in das Leben der Sylter vor Einsetzen des Tourismus.
Das Hünengrab Harhoog findet sich am Rande Keitums auf der Wattseite.
Munkmarsch
Der Name „Munkmarsch“ soll der Überlieferung nach die Bedeutung „Mönchsmarsch“ haben. Es hat sich somit bei den Wiesen um fruchtbares Marschland gehandelt, welches in irgendeiner Weise mit einem (Mönchs-)Kloster auf dem Festland verbunden war.
Wenige Kilometer nördlich des alten Hauptortes Keitum gelegen, erlangte die alte Bauerschaft Munkmarsch erst Bedeutung, als der alte Keitumer Hafen mehr und mehr versandete und man beschloss, Mitte des 19. Jahrhunderts den Haupthafen der Insel auf Grund günstigerer Wasserbedingungen nach Munkmarsch zu verlegen.
Bis zum Bau des Hindenburgdammes war der Hafen von Munkmarsch der wichtigste Ankunftshafen für die Gäste, die per Postschiff Raddampfer von Hoyer-Schleuse (heute dänisch) anreisten. Weiter nach Westerland ging es ab 1888 mit einer Schmalspurbahn. Hafen und Bahn verloren 1927 mit der Fertigstellung des Hindenburgdammes an Bedeutung. Die Bahn wurde abgebaut und anstelle des Fährhafens befindet sich dort heute ein privater Yachthafen. Das alte Fährhaus des letzten Postschiffers Thomas Selmer beherbergt heute ein erstklassiges Hotel.
Archsum
Bei Archsum handelt es sich um einen alten friesischen Bauernort. Er weist mit der Archsum-Burg eines der ältesten Siedlungszeugnisse der Insel auf. Erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts entdeckte der Tourismus diesen Ort. Es entstanden jedoch keine Appartementanlagen, sodass die dörfliche Struktur weitgehend erhalten blieb. Ferienwohnungen entstanden in renovierten Altbauten oder angepassten kleineren Neubauten. Eine Versorgung durch Einzelhandel wird durch die Nachbarorte Keitum und Morsum gesichert.
Morsum
Morsum liegt an der 1,8 km langen und bis zu 21 m hohen Steilküste Morsum-Kliff in einer Heidelandschaft. Am Morsum-Kliff (Buntes Kliff) kann die geologische Geschichte der Region der letzten fünf Millionen Jahre studiert werden. Es steht seit 1923 unter Naturschutz. Die spätromanische Kirche St. Martin wurde im 13. Jahrhundert aus Granitquadern und Feldsteinen erbaut. Statt eines Turms hat sie einen hölzernen Glockenstapel, also einen gedrungenen Turm abseits der Kirche.
Wenningstedt-Braderup (Sylt)
Wenningstedt (friesisch: Wonningstair) hat eine Gemeindefläche von 637 Hektar, 1.590 Einwohner und über 1.800 Zweitwohnungsbesitzer (2001). Zur Ostseite des Ortes liegt das Weiße Kliff. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist das Großsteingrab Denghoog, ein begehbares Familiengrab unter einem Hügel, mit großen Steinplatten ausgekleidet, aus dem 3. Jahrtausend vor Christus. Der Sage nach befand sich einige Meter vor der heutigen Küste der Alte Ort „Wendingstedt“ mit einem alten Friesenhafen zur Westküste. Ob dieser Hafen jemals bestand, ist jedoch fraglich, da die geografische Lage an der rauen Westküste der Insel keinen bevorzugten Ankerplatz geboten haben dürfte.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts bestand der Ort aus acht Stavenplätzen (= Höfen). Seit 1859 ist er Seebad, seit 1960 „Nordseeheilbad“. 1914 wurde die protestantische Friesenkapelle am Dorfteich errichtet.
Wenningstedt bildete mit Kampen und Braderup die „Norddörfer“ - einen früher interkommunalen Zweckverband auf der Insel. Noch heute zeugt die „Norddörfer Schule“ zwischen Wenningstedt und Kampen von diesem Verband, der sich kurz nach dem Ersten Weltkrieg auflöste. Der Begriff „Norddörfer“ entstand zu der Zeit, als die eigentlich nördlichste Gemeinde/Siedlung der Insel, nämlich List, noch zum dänischen Königreich gehörte und somit Wenningstedt, Kampen und Braderup die deutschen „Norddörfer“ waren.
Das Dorf Braderup ist seit jeher mit den übrigen „Norddörfern“ Wenningstedt und Kampen eng verbunden. Es weist keinen eigentlichen alten Ortskern auf, sondern war bis Mitte des 19. Jahrhunderts lediglich eine Bauernschaft mit wenigen Höfen. Rege Bautätigkeit setzte erst im 20. Jahrhundert ein, als der Fremdenverkehr den ruhigen Ort an der Wattseite der Insel Sylt für sich entdeckte. Nordöstlich des Ortes befindet sich die Braderuper Heide. Diese urwüchsige Heidelandschaft wurde bereits in den 1920er Jahren zum Naturschutzgebiet erklärt und zählt heute zu den natürlichen Attraktionen der Insel.
Braderup ist heute Teil der Gemeinde Wenningstedt, die seit dem Jahr 2003 offiziell den Doppelnamen „Wenningstedt-Braderup (Sylt)“ führt.
Westerland
Nachdem die Allerheiligenflut am 1. November 1436 den Ort Eidum vollständig zerstört hatte, gründeten die Überlebenden nordöstlich einen neuen Ort Westerland(Söl'ring: Wäästerlön oder Weesterlön). Dieser wurde 1462 erstmals urkundlich erwähnt. 1855 wurde das Heilbad gegründet. 1905 erhielt Westerland die Stadtrechte und 1949 die Anerkennung als Heilbad. Die Stadt hat ca. 10.400 Einwohner (Stand 2004) und einen Flugplatz. Das erste Hotel des Ortes war die 1858 eröffnete „Dünenhalle“, später „Hotel Union“ an der Deckerstraße. Dieses Haus überlebte die Zeiten, bis es im Jahr 2002 abgerissen wurde. Seit 1927 ist Westerland mit seinem Kopfbahnhof Endstation der Marschbahn, einer Regelspurstrecke der Deutschen Bahn AG, die die Insel über den Hindenburgdamm mit dem Festland verbindet. Auch endet hier der Autozug Sylt, der im Pendelverkehr auf der Relation Niebüll- Westerland Kraftfahrzeuge jeglicher Art und Größe auf die Insel befördert. Westerland wuchs damit schnell zum Hauptumschlagplatz für die Touristen und entwickelte sich rasch zum Zentrum der Insel. Schon Anfang des 20. Jahrhunderts hatte es Keitum als Hauptort der Insel abgelöst.
Geschichte
Vor etwa einer Million Jahren bedeckte Eis ganz Nordeuropa. Das spätere Abschmelzen hinterließ vom Eis mitgeführtes Material, etwa das markante Rote Kliff an der Westküste der Insel zwischen Wenningstedt und Kampen, das nun seit Jahrhunderten von Meer und Erosion langsam abgetragen wird.
Der Name „Silt“ oder „Sild“ wurde erstmalig um 1141 urkundlich erwähnt. Über die Herkunft der Namensbezeichnung „Sylt“ gibt es verschiedene Theorien. Eine besagt, der Name „Sylt“ stamme aus dem angelsächsischen Sprachraum und sei mit dem heutigen englischen Wort für Schwelle (engl.: sill) verwand, hätte also die Bedeutung „Landschwelle“. Aus angelsächsischer Sicht war die nordfriesische Küste bei Sylt für gen Osten fahrenden Seeleute die erste Landschwelle des europäischen Festlandes. Ein anderer Ansatz geht vom Ursprung des Namens im dänischem Wort für Hering „Sild“ aus, da die Sylter Seefahrer ehemals sehr aktiv den Heringsfischfang betrieben. Für die damals grosse Bedeutung des Herings für die Insel spricht, dass bereits im Jahre 1668 der Hering als Wappentier auf Sylt nachgewiesen ist.
Sylt war bis zur großen Sturmflut („Mandränke“) von 1362 ein Teil des Festlandes und gehörte zu Jütland, das seit dem 8. Jahrhundert von Friesen besiedelt worden war.
Im Jahre 1386 wurde Sylt zwischen dem Herzogtum Schleswig und dem Königreich Dänemark aufgeteilt, bevor die Insel 1435 bis auf List und Umgebung ganz in den Besitz Schleswigs überging.
Um 1640 wird erstmals wird von einer Sylter Schule berichtet.
Im 15. Jahrhundert entstanden vermutlich die ersten Dünen, die ab dem Beginn des 19. Jahrhundesrts planmäßig bepflanzt wurden um ein Versanden der Ackerböden zu verhindern.
Walfang, Seefahrt und Austernzucht sorgten im 17. und 18. Jahrhundert für bescheidenen Wohlstand bei Teilen der Bevölkerung, während diejenigen, die als Kleinbauern und Landarbeiter auf dem kargen Boden arbeiteten, oftmals in großer Armut lebten.
Die Insel hatte bei einer Volkszählung im Jahre 1769 2.814 Einwohner.
Wohlhabende Kapitäne ließen sich in Keitum nieder, das bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts der Hauptort der Insel war. In der Mitte des 19. Jahrhunderts begann der Tourismus und Westerland löste Keitum als Hauptort der Insel ab.
Im Ersten Weltkrieg wurde Sylt zwar vom Militär besetzt - zuerst durch das Infanterie-Regiment 162, später vom Landwehr-Regiment 85 - wurde aber nie zum Kriegsschauplatz.
1927 wurde der 11 km lange, nach Reichspräsident Paul von Hindenburg benannte Hindenburgdamm eröffnet, über den die Marschbahn führt. In den 1930er Jahren galt die Insel auch unter vielen Nazis als chic. So hatte Hermann Göring z. B. ein eigenes Haus am südwestlichen Ortsrand von Wenningstedt, er nannte es Min Lütten - dieses Haus steht heute noch nahezu unverändert. Sylt war zwar nie eine Hochburg des Nationalsozialismus, dennoch gewannen nationalsozialistische Ideologien nach und nach an Boden. Viele Hoteliers und Gastwirte passten sich sehr schnell an und bezeichneten ihr Haus als „judenfrei“ oder erklärten jüdische Gäste für unerwünscht. Auch die Nazi-Organisation KDF nahm Sylt für sich als Urlaubsort ein. Und so wehten in Westerland schnell in fast allen Strandburgen und Vorgärten die Hakenkreuzflaggen. Aber auch unter den Personen, die den Nazis sehr kritisch gegenüber standen, war die Insel beliebt. Insbesondere das intellektuelle Kampen zog stets freigeistige Künstler und Literaten an. Einer der Treffpunkte war das Haus Kliffende in der Kampener Heide. Auch ein Aufmarsch der SA konnte die damalige Pensionswirtin Clara Tiedemann nicht beeindrucken - sie hisste die Hakenkreuzflagge nicht.
1938 erfolgte die Eindeichung des Rantum-Beckens durch den RAD (Reichsarbeitsdienst). Man wollte einen tidenunabhängigen Wasserflugplatz errichten, der jedoch bei seiner Fertigstellung nicht mehr als „kriegswichtig“ eingestuft wurde. Das Rantum-Becken dient heute als Naturschutzgebiet und darf nicht betreten werden.
Im Zweiten Weltkrieg wurde Sylt zum Sperrgebiet erklärt. Es wurden massive Bunkeranlagen und Seezielbatterien mit schweren Geschützen in den Dünen vom „Ellenbogen“ bis nach Hörnum gebaut, die der Stationierung von 10.000 Soldaten auf der Insel dienen sollten. Man erwartete eine mögliche Invasion der Alliierten über die Nordsee - diese geschah jedoch in der Normandie, so dass Sylt weitgehend von kriegerischen Handlungen verschont blieb. Dennoch fielen die ersten Bomben auf deutschen Boden in Hörnum auf Sylt, abgeworfen von englischen Bombern. Im weiteren Kriegsverlauf jedoch sorgten lediglich einige Bomberverbände auf dem Weg über die Nordsee Richtung Hamburg, Kiel und Berlin mit gelegentlichen Bombenabwürfen für Unruhe in der Bevölkerung. Gezielte Bombenangriffe erfolgten am 7. September 1939, 8. September 1939, 3. Dezember 1939, 19. März 1940 und 17. Dezember 1940 durch englische Verbände. In den letzten Kriegstagen fand die Invasion durch die Engländer mit Panzern und Fahrzeugen über den Hindenburgdamm statt. Es kam zur Kapitulation ohne Gegenwehr.
1945 wurden Heimatvertriebene der ehemaligen deutschen Ostgebiete in den alten Wehrmachtswohnungen und Lagern aufgenommen. Dies führte zeitweise dazu, dass mehr Heimatvertriebene als gebürtige Sylter auf der Insel lebten. Ein Großteil der zunächst in Lagern Untergebrachten fand Arbeit auf Sylt und blieb dort; so ist es nicht verwunderlich, dass man auf Sylt noch viele typisch ostpreußische Familiennamen findet.
Eine kleine Gruppe Heimatvertriebener stellte die von ihrer Insel vertriebenen Helgoländer dar. Die Engländer erklärten nach 1945 die Insel Helgoland zum Sperrgebiet und nutzten sie als Bombenabwurfplatz, so dass die Insel bis 1952 unbewohnbar blieb. Einige Helgoländer siedelten sich auf Sylt an - besonders in Hörnum, von wo aus sie mit ihren Fischkuttern und Booten weiterhin ihre heimatlichen Gewässer anfahren konnten und so den Kontakt zu Helgoland und zur Nordsee behielten. Anders als die Heimatvertriebenen der ehemaligen deutschen Ostgebiete konnten die Helgoländer unmittelbar nach der Freigabe „ihrer“ Insel zurückkehren. Diese Chance ließ sich kaum ein Exil-Helgoländer entgehen, so dass heute kaum noch ehemalige Helgoländer zur Sylter Bevölkerung zählen.
In den 1950 und 1960er Jahren stiegen mit der zunehmenden Reiselust der Deutschen die Übernachtungszahlen wieder stark an. Die Insel veränderte durch zahlreiche Baumaßnahmen zusehends ihr Gesicht und es entstand ab Mitte der 1960er Jahre das für Westerland prägende "Neue Kurzentrum" mit seinen drei Appartementblöcken unmittelbar am Meer. Durch den erheblich angestiegenen Individualverkehr wurden verkehrsberuhigende Maßnahmen nötig, die Fussgängerzonen und Bereiche mit Nachtfahrverbot in Westerland entstanden.
Parallel zu den seit den 1950er Jahren stark ansteigenden Touristenzahlen, gingen andere Wirtschaftszweige erheblich zurück. Landwirtschaft und Seefahrt spielen seit Mitte der 1970er Jahre nahezu keine Rolle mehr in der Sozialstruktur der Insel. Auch das einzige verbliebene Industrieunternehmen, die Beyschlag Werke, verließen aufgrund steigender Grundstückspreise und der für sie ungünstigen Verkehrsanbindung die Insel. Sylt hat sich nahezu vollständig zu einer Touristenhochburg entwickelt.
Aktuell gibt es Bestrebungen, die Insel auch politisch zu einer Verwaltungseinheit zusammenzufassen; nach dem Vorbild der Insel Fehmarn sollen alle noch selbständigen Gemeinden zu einer Gemeinde „Stadt Sylt“ oder einer Amtsverwaltung „Amt Sylt“ zusammengefasst werden.
Wirtschaft
Tourismus
Der Tourismus ist auf Sylt von großer Bedeutung. Einen Boom erlebte die Tourismusindustrie in den 60er Jahren. Das Ortsbild der Stadt Westerland erfuhr eine tiefgreifende Umgestaltung. Prägten bisher neben traditionellen Friesenhäusern und wilhelminischen Bäderwillen einige größere Hotels das Stadtbild, entstanden nun mit dem „neuen Kurzentrum“ Appartementanlagen mit bis zu 14 Stockwerken. Nach und nach verdrängten diese modernen Appartementanlagen (auch Touristenschubladen genannt) die wilhelminischen Villen und Logierhäuser. Diese Appartementanlagen der 60er und 70er Jahre des 20. Jahrhunderts prägen heute den Innenstadtbereich von Westerland, während die übrigen Inselorte weitgehend von dieser intensiven Bebauung verschont blieben. Heute hat die Insel 21.600 Einwohner und über 60.000 Gästebetten. Zur Westseite der Insel erstreckt sich ein 38,3 km langer Sandstrand mit über 13.000 Strandkörben, der zu Wanderungen, zum Schwimmen und zu Strandgymnastik einlädt. An der Ostseite der Insel liegt das Nordfriesische Wattenmeer. Eine bekannte Tour für Wattwanderungen liegt auf dem leicht zu begehenden Sandwatt zwischen den Orten Rantum und Hörnum. Vor den Orten Keitum und Morsum befindet sich Schlickwatt. Das Begehen ist recht mühselig und ist eher geübten Sportlern vorbehalten. Geführte Wanderungen werden von den Gemeinden, privaten Wattführern oder Naturschutzverbänden wie der Schutzstation Wattenmeer während der Saison angeboten.
Die Wirtschaft der Insel ist nahezu vollständig unmittelbar oder mittelbar vom Tourismus abhängig. Somit sind sowohl Einzelhandel, Gastronomie, Dienstleistungen als auch das Handwerk auf die Bedürfnisse der Gäste und Vermieter zugeschnitten. Es ist keine Branche der insularen Wirtschaft zu nennen, die nicht zumindest mittelbar vom Fremdenverkehr abhängig ist. Da Sylt im Gegensatz zum strukturschwachen Festland Nordfrieslands ein Überangebot an Arbeitsplätzen aufweist, pendelt ein Großteil der Arbeitnehmer täglich vom Festland per Zug auf die Insel; somit wirkt sich die Wirtschaftskraft der Insel auch auf das angrenzende Festland aus.
Medienlandschaft
Neben einer eigenen Tageszeitung, der „Sylter Rundschau“, die im SHZ-Verlag erscheint, existieren auf Sylt durch Werbung finanzierte und kostenlos verteilte Wochenblätter. In den Sommermonaten wird an die anreisenden Gäste eine saisonal aktuelle (Hör-)CD kostenfrei verteilt, die unter dem Titel „SYLT-FM“ regelmäßig erscheint und neben Werbung allgemeine Informationen und aktuelle Sylt-Nachrichten enthält. Eigene TV- oder Hörfunkprogramme, wie sie in Urlaubsregionen und Ballungszentren verbreitet sind, finden sich auf Sylt nicht.
Windenergie
Auf der Insel gibt es, im Gegensatz zum schleswig-holsteinischen Festland, keine Windenergieanlagen. Das Projekt Butendiek plant jedoch, einen Offshore-Windpark mit 80 Anlagen zu je drei Megawatt Nennleistung einige Seemeilen (ca. 35 km) vor der Küste in der Nordsee westlich von Sylt zu errichten. Über Sinn und Nutzen dieses Windparks wird heftig gestritten. Man befürchtet neben der optischen Beeinträchtigung auch einen erheblichen Eingriff in den Lebensraum der vor Sylt lebenden Schweinswale und Seehunde. (Andererseits ertrinken jedes Jahr mehrere Tausend junge Schweinswale in traditionellen Stellnetzen, die im flachen Wasser seit Jahren aufgestellt werden.) Ferner wird eine Gefährdung der Schifffahrt durch die über 70 Meter hohen Windenergieanlagen gesehen. Als GAU stellt man sich die Havarie eines Tankers an einem der Türme vor. Dennoch hat die damalige rot-grüne Landesregierung im Jahr 2004 grünes Licht für die Realisierung dieses Offshore-Windparks gegeben. Andererseits gibt es auch Stimmen, die in diesem Windparkprojekt eine Touristenattraktion sehen, wenn z. B. Fahrten zum Windpark angeboten werden können.
Verkehrsinfrastruktur
Auf Sylt ist - wie auch auf den nordfriesischen Nachbarinseln - motorisierter Individualverkehr zugelassen. Die Insel verfügt über ein gut ausgebautes Straßennetz, sowie ausreichend strandnahe Parkplätze, die in der Regel jedoch kostenpflichtig sind. Mit dem PKW erreicht man die Insel entweder per DB-Autozug mit dem Sylt-Shuttle über den Hindenburgdamm, oder mit der Römö-Sylt-Linie per Autofähre von der dänischen Nachbarinsel Rømø, die durch einen Autodamm mit dem Festland verbunden ist. Die Römö-Sylt-Linie hat am 12. Juli 2005 eine neue Doppelend-Fähre - die „SYLT-EXPRESS“ - in Dienst gestellt, die in Ihrer Kapazität die beiden ausgemusterten Fährschiffe „Vikingland“ und „Westerland“ erheblich übertrifft.
Neben den Autozügen verkehren über den Hindenburgdamm Nah- und Fernverkehrszüge (IC/EC). Die Bahnhöfe der Insel sind (von Ost nach West): Morsum (Sylt), Keitum und Westerland. Der Hauptbahnhof liegt im Zentrum in der Inselmetropole Westerland.
Per Flugzeug lässt sich Sylt über den Flughafen Sylt sowohl im Linien- als auch im Charterverkehr erreichen.
Auf der Insel wird der ÖPNV durch die Linien- und Charterbusse der Sylter Verkehrsgesellschaft (SVG) -vormals Ruy Prahl- sichergestellt. Die Busse der SVG fahren auf vier Linien in relativ enger Taktung sämtliche Inselorte an. Innerhalb Westerlands verkehren zusätzlich so genannte Stadtbusse
Als Radfahrer kann man auf ein hervorragend ausgebautes Radwegenetz zurückgreifen, welches alle Inselgemeinden erschließt. Es gibt kaum eine Stelle, die nicht bequem per Rad erreicht werden kann.
Sylt verfügt ferner über vier Häfen, von denen der nördlichste in List und der südlichste in Hörnum öffentlich und allgemein nutzbar sind. Von diesen Häfen fahren Passagierschiffe zu Nachbarinseln und zu Kurzseefahrten in das Wattenmeer; auch ist dort eine touristische Infrastruktur mit Fischbuden etc. entstanden . Diese Häfen bieten als Schutzhäfen daneben Anlegeplätze für Sportboote. Fahrzeuge der Krabben- oder Muschelfischer machen gelegentlich in Hörnum fest. Die Häfen in Munkmarsch und Rantum sind im Eigentum von Yachtclubs und nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.
Die Sylter Inselbahn
Von 1888 bis 1970 verfügte die Insel Sylt über Schmalspurbahnen mit 1.000 mm Spurweite, die anfangs von mehreren Gesellschaften gebaut und betrieben wurden. Die erste Strecke der Sylter Inselbahn befuhr ab 1888 in den Sommermonaten die etwa 4,2 km lange Strecke vom Hafen Munkmarsch in die Inselmetropole Westerland.
Während der beiden Weltkriege ergänzte die Wehrmacht dieses Streckennetz um einige Kilometer, um ihre oft abgelegenen Lager und Geschützstellungen anzubinden. So wurden große Teile des Ellenbogens bei List mit einem Schienennetz versehen. Diese Strecken wurden jedoch unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg vollständig abgebaut.
In den 1950er Jahren erlebte die Inselbahn einen erneuten Aufschwung und es wurden unter anderem im Jahre 1957 fünf der für diese Inselbahn so typischen Leichttriebwagen (LT) eingesetzt. Dabei handelte es sich um eine Sylter Eigenentwicklung, bei der Borgward-Sattelschlepper zu Schienenbussen umgebaut wurden. Diese Umbauten erfolgten nach eigenen Plänen und in der Werkstatt der Inselbahn. Hintergrund dieser Eigenentwicklung war die Tatsache, dass sich die zugekauften Triebwagen oftmals als zu schwer für die in den losen Sand verlegten Gleise erwiesen. Neben diesen Leichttriebwagen verrichteten unzählige neu oder gebraucht angeschaffte Triebwagen, Draisinen, Lokomotiven und Anhänger auf der Insel ihren Dienst.
Den Siegeszug des Individualverkehrs auf Sylt konnte dies jedoch auch nicht aufhalten, und so wurden Nord- und Südbahn am 29. Dezember 1970 stillgelegt. Den Personenverkehr übernahmen nun die Busse der Sylter Verkehrsgesellschaft (SVG). Heute gehört die SVG dem Reeder Sven Paulsen, der auch mit seiner Adler-Reederei Ausflugsschiffe auf Nord- und Ostsee betreibt.
Ein Großteil der alten Trasse der Bahn dient heute als landschaftlich reizvoller Rad- und Wanderweg, der die gesamte Insel in Nord-Süd-Richtung erschließt. Von den Bahnhofsgebäuden ist lediglich der ehemals „nördlichste Bahnhof Deutschlands“ in List erhalten geblieben. Die übrigen Gebäude und Betriebshöfe mussten allesamt dem Straßenbau oder Appartementhäusern weichen.
Ein Leichttriebwagen ist bis heute erhalten geblieben; er steht heute stark sanierungsbedürftig im Hannoverschen Straßenbahn-Museum in Sehnde-Wehmingen bei Hannover. Der übrige Fuhrpark dieser Bahn ist entweder sofort verschrottet oder an andere Kleinbahnen abgegeben worden. Vor dem Westerländer DB-Bahnhof erinnert eine Tafel vor einem kleinen Stück Gleisbett noch an diese Bahn.
Kultur
Religion
Von alters her waren die Sylter Friesen nicht nur ein freisinniges, sondern vor allem ein heidnisches Volk. Die Christianisierung der Friesen erreichte um 1150 auch Sylt, sodass anzunehmen ist, dass die ersten christlichen Gotteshäuser in dieser Zeit entstanden. Um 1240 entstand die noch heute bestehende mächtige St.-Severin-Kirche zu Keitum, der Turm wurde um 1450 aus Ziegel- und Feldsteinen errichtet. Weithin sichtbar auf einer Anhöhe und an der Stelle einer alten heidnischen Kultstätte nördlich von Keitum gelegen, galt sie nicht nur als Seezeichen, sondern sollte das neue Selbstbewusstsein der Kirche demonstrieren. In den 1520er Jahren erreichten die Ausläufer der Reformation die Insel, sodass ab dieser Zeit alle Gotteshäuser zu protestantischen Kirchen wurden.
Die Friesen selbst nahmen wohl den protestantischen Glauben an, behielten sich jedoch weiterhin vor, ihre eigenen heidnischen Rituale fortzusetzen; eines davon ist das Biikebrennen. Lange Zeit blieb diese protestantische Monokultur erhalten. Erst mit dem Einsetzen des Tourismus Mitte des 19. Jahrhunderts kamen nach und nach einige Katholiken auf die Insel, teils als Gäste, teils als neue Einwohner. Ende des 19. Jahrhunderts trug man diesen Veränderungen Rechnung und errichtete in der Neuen Strasse in Westerland eine kleine katholische Kapelle. 1957 war diese längst zu klein geworden und mit der Christopherus-Kirche wurde ein neues Gotteshaus geweiht, das im Jahre 1998 wiederum durch einen Neubau an alter Stelle ersetzt wurde. Heute bestehen auf Sylt folgende Kirchen:
- Evangelische Kirche: List, Wenningstedt, Westerland, Keitum, Morsum, Rantum und Hörnum.
- Katholische Kirche: List, Westerland und Hörnum.
- Dänische Kirche: Westerland
Daneben haben in Westerland freikirchliche Gemeinden und andere Glaubensgemeinschaften Ihre Gemeindehäuser errichtet.
Jöölboom
Erst um 1850 wurden die ersten Weihnachtsbäume auf der Insel aufgestellt – bis dahin musste man sich zur Weihnachtszeit auf der fast baumlosen Insel mit dem Jöölboom behelfen: Es handelte sich dabei um ein kleineres Holzgestell, an den ein Kranz aus immergrünen Zweigen gebunden wurde.
Der Jöölboom ruht auf einem Sockel mit dem Abbild von Adam und Eva unter einem (Apfel-)Baum mit der Schlange. Darüber sind ein Pferd, ein Hund und ein Hahn dargestellt. Die aus Salzteig gefertigten Figuren besitzen allesamt symbolische Bedeutung: Adam und Eva mit der Schlange sollen für die Erkenntnis stehen und bilden gleichzeitig den biblischen Bezug. Das Pferd soll für Kraft, Schnelligkeit und Ausdauer stehen. Der Hund steht für die Treue. Der zuoberst platzierte Hahn soll Wachsamkeit ausdrücken. Je nach Geschmack und Tradition wurden weitere Naturprodukte als Dekorationsgaben hinzugefügt. Mittlerweile hat sich durchgesetzt, dass an diesem Gestell vier Kerzen befestigt werden, welche ähnlich denen eines Adventskranzes vor Weihnachten entzündet werden.
Friesenhäuser
Im Unterschied zu den Friesenhäusern auf dem Festland weisen die so genannten Utlandfriesischen Häuser einen spitzen Giebel über der Eingangstür auf, welcher sich bis knapp unter den First erstreckt. Die Friesenhäuser des Festlandes haben einen breiteren, weniger spitzen Giebel (Backengiebel). Diese Giebel (breit oder spitz) wurden angelegt, damit bei einem Feuer das brennende Reet des Daches nicht vor die Eingangstür rutscht sondern durch den Giebel gelenkt rechts und links davon herabfällt. Der Rettungsweg bleibt somit stets frei.
Die Statik dieser Häuser beruht auf einem Ständerwerk, das bedeutet, dass die Last des Daches und des Heubodens auf hölzernen Ständern ruht, die innerhalb der nichttragenden Außenmauern liegen. Die Außenmauern dienen somit nur dem Wetterschutz und konnten somit aus statischer Sicht relativ schwach ausgelegt werden.
Das Fundament der in der Regel nicht unterkellerten Häuser besteht aus Feldsteinen. In einigen Häusern befindet sich unter der Küche ein nicht begehbarer Vorratsraum, der mit Feldsteinen ausgemauert in den Boden eingelassen ist.
Die Häuser stehen nahezu alle in Ost-West-Richtung, um dem vorherrschenden Westwind eine möglichst geringe Angriffsfläche zu bieten. Im dem Wetter zugewandten Westteil der Häuser befanden sich die Ställe, sodass der Wohnbereich auf der geschützteren Ostseite lag. Die Dachgeschosse der alten Häuser wurden in der Regel nicht zum Wohnen genutzt, sondern dienten als Heu- und Vorratslager. Dazu befand sich in dem oben erwähnten Friesengiebel eine Heuluke.
Weiteres Merkmal dieser utlandfriesischen Häuser ist die Klöntür. Diese Tür ist horizontal zweigeteilt, so dass die obere Hälfte geöffnet werden konnte um z. B. zu lüften. Die geschlossene untere Hälfte verhinderte, dass Kleintiere, die oft rund ums Haus gehalten wurden, in die Stube gelangen konnten. Durch die somit halb geöffnete Tür ließ sich vortrefflich mit den Nachbarn schwatzen. Schwatzen = Syltfriesisch „Klöön“ (Plattdeutsch „Klönen“); daher der Name dieser Türart.
Die Insel war ursprünglich auf Grund der Kargheit des Landes und der Unwirtlichkeit des Wetters recht dünn besiedelt. So standen um 1800 in Wenningstedt acht Friesenhäuser, in List zwei Höfe. Hörnum war bis etwa 1900 völlig unbesiedelt.
Bis heute erhaltene Friesenhäuser stehen nahezu ausnahmslos unter Denkmalschutz, dennoch wurden fast alle Häuser mit mehr oder weniger starken baulichen Veränderungen zu reinen Wohn- oder Appartmenthäusern umgewandelt. Lediglich das als Museum betriebene so genannte „Altfriesiche Haus“ in Keitum zeigt die ursprüngliche Nutzungs- und Bauform dieser Gebäude weiterhin auf.
Biikebrennen
In der Nacht des 21. Februar eines jeden Jahres werden in vielen Inselorten große Feuer angezündet. Die Geschichte des Biikebrennens geht in die vorchristliche Zeit zurück und kann etwa als Vertreibung der Wintergeister gedeutet werden; es gibt auch Quellen, die vermuten lassen, dass diese Feuer zu Ehren nordischer Gottheiten entzündet wurden. Später dienten sie der Verabschiedung der Grönlandfahrer. Das waren jene Sylter, die als Kapitäne oder Besatzung der Walfänger im Frühjahr ins Nordmeer zogen. Wiederbelebt hat diesen Brauch der Sylter Chronist C. P. Hansen gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Seitdem werden wieder die Biiken an den althergebrachten Orten aufgeschichtet und am Vorabend des Petritages entzündet. Der Petritag ist auf der gesamten Insel Feiertag - alle Schulen und viele Büros und Geschäfte haben geschlossen.
Maskenlauf
Das Maskenlaufen ist eine Sylter Art des in Nordfriesland verbreiteten „Rummelpottlaufens“. Dieser Brauch wird vor allem in den Sylt-Oster Dörfern noch gepflegt. Zu Silvester ziehen kleinere Gruppen von Erwachsenen und Kindern, mit Masken verkleidet, von Haus zu Haus. Die so verkleideten „Omtaakelten“ tragen Lieder und Gedichte in friesischer Sprache vor, oft geht es darin um lokale Ereignisse des vergangenen Jahres. So mancher Bewohner bekommt von den bis zur Unkenntlichkeit Verkleideten schon ganz schön sein Fett weg! Dass bei diesen Umzügen auch ein wenig dem Nationalgetränk der Sylter - dem Rum - (mit heißem Wasser verdünnt oder pur) zugesprochen wird, muss nicht erwähnt werden. Somit enden diese Umzüge erst weit nach Mitternacht, indem sich die Umherziehenden noch auf einige Gläser treffen.
Das klassische „Raketenschießen“ und Böllern ist auf der ganzen Insel untersagt - der Grund ist die hohe Brandgefahr auf Grund der vielen reetgedeckten Häuser und des trockenen Dünengrases. Dies hindert jedoch einige Touristen - vor allem in Westerland - nicht daran, es trotzdem zu versuchen.
Sprachen
Die einheimische Sprache der Insel Sylt ist das Friesische. Die Sylter Mundart wird Sölring genannt. Mit den Mundarten von Föhr, Amrum und Helgoland bildet sie die inselnordfriesische Dialektgruppe, die sich deutlich vom Festlandnordfriesischen abtrennt. Sölring unterscheidet sich von den anderen Inselmundarten durch die größere Anzahl von dänischen Lehnwörtern. Die üblichen nordfriesischen Rechtschreibregeln werden nicht für die Sylter Mundart verwendet. Nur einige hundert Menschen sprechen heute noch das Sylter Friesisch. In Folge des Massentourismus und der Zuwanderung von Arbeitskräften vom Festland, ist das Sölring auf Sylt besonders stark aus dem Alltagsleben verdrängt worden.
Gestärkt wird die friesische Sprache durch das so genannte „Friesisch-Gesetz“ aus dem Jahre 2004, danach wird die alte Sprache wieder gefördert. So können z. B. Ortstafeln und Beschriftungen an öffentlichen Gebäuden zweisprachig (friesisch und deutsch) gestaltet werden. Beispiele dazu sind: Die Ortstafeln „Kampen-Kaamp“, bzw. „Keitum-Kairem“ oder das „Kaamp-Hüs“ - die Kurverwaltung. Auch soll der Friesisch-Unterricht an Schulen und in der Erwachsenenbildung gefördert werden.
In dem ländlicher strukturierten Sylt-Ost ist zudem in vielen Familien zudem noch die plattdeutsche Sprache sehr vebreitet. Auf der Insel findet sich zudem eine dänische Minderheit. In Westerland und List bestehen zum Beispiel zwei dänische Schulen sowie dänische Kindergärten. Insbesondere der Norden und der Süden sind ansonsten fast rein hochdeutschsprachig.
Kunst und Künstler
Seit jeher lockte die Insel Künstler an. Insbesondere Kampen war zu Beginn des 20. Jahrhunderts so etwas wie eine Künstlerkolonie. Neben den Verlegern Ferdinand Avenarius und Peter Suhrkamp kamen zahlreiche bekannte und weniger bekante Kunstschaffende auf die Insel. Maler wie Emil Nolde aber auch Dichter und Denker wie Thomas Mann zog es in den Sommermonaten nach Sylt. Auch wenn Sylt nicht immer als unmittelbares Thema in die Werke einging, so prägte es dennoch oftmals den Stil dieser Künstler. Noch heute weist Sylt – vor allem in den Sommermonaten - eine beachtliche Dichte an Künstlern, Galerien, Ausstellungen und Lesungen auf. Seit 2001 lädt ein Mäzen jedes Jahr einen so genannten „Inselschreiber“ ein; in der Regel junge Autoren aus aller Welt, die auf der Insel für einige Monate leben und arbeiten können.
Freikörperkultur
Waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Badestrände noch nach Geschlechtern strikt in "Damenbad" und "Herrenbad" getrennt und badete man züchtig in langen Badekleidern, so entwickelte sich - ausgehend vom intellektuellen Kampen - ab Mitte der 1920er Jahre eine Bewegung, die ein Sonnenbaden ohne Bekleidung pflegte - die Freikörperkultur, kurz FKK. Während diese FKK-Bewegung bis in die 1950er Jahre lediglich einen kleinen Anhängerkreis hatte, verbreitete sie sich spätestens mit der sexuellen Revolution über die gesamte Insel. Schnell verband jeder mit dem Name "Sylt" das etwas anrüchige Nacktbaden. Seit den 1960er Jahren gibt es am gesamten Weststrand ausgewiesene FKK-Strände, mit Namen wie "Abessinien", "Samoa" oder "Sansibar". Der wohl berühmteste von ihnen - nicht zuletzt durch regelmäßige Berichterstattung in den Boulevard-Medien - ist wohl der Strand an "Buhne 16", der FKK-Strand von Kampen an dem sich die so genannten Reichen und Schönen hüllenlos zeigten. Bis heute verwischen die strikten Abgrenzungen zwischen FKK- und Textilstrand mehr und mehr. Wenn auch die eigentlichen FKK-Strände ein wenig an Popularität verloren haben, so ist es nicht mehr ungewöhnlich , an "normalen" Stränden ohne Bekleidung zu baden oder sich zu sonnen.
Sylter Originale
Sylt war schon seit Beginn des Badetourismus Mitte des 19. Jahrhunderts Anziehungspunkt vieler Glücksritter und Originale, die auf vielfache Weise versuchten und versuchen, auf Sylt ihr Glück zu machen.
Kaum ein Tourist kommt an den „Fischtempeln“ und Buden von Jürgen Gosch vorbei. Dabei hat auch dieser äußerst erfolgreiche Unternehmer, der mittlerweile ein Fischimperium in ganz Deutschland besitzt, einmal ganz bescheiden angefangen: Als Maurergeselle kam der junge Jürgen Gosch aus Tönning auf die Insel und begann nebenbei Aale und Krabben an die vom Strand heimkehrenden Touristen zu verkaufen. Da dieses Geschäft immer besser lief, kaufte er sich Anfang der 1970er Jahre einen kleinen Verkaufswagen und verkaufte von nun an seinen Fisch am Lister Hafen. Aus dieser ehemals „nördlichsten Fischbude Deutschlands“ wurde mit viel Einsatz, Witz und kaufmännischem Geschick ein Unternehmen mit einigen Hundert Mitarbeitern, das neben Restaurants und Fischständen auf der Insel und in den deutschen Metropolen auch einen erfolgreichen Fischversand bietet. Trotz dieser Entwicklung findet man Jürgen Gosch noch immer regelmäßig in seiner mittlerweile neu erbauten „Fischbude“ am Lister Hafen.
Die christliche Kirche hatte bei den als heidnisch und seit jeher eigenbrötlerisch verschrienen Sylter Friesen nie einen leichten Stand. Dennoch gab es mit dem aus Berlin stammenden Pastor Traugott Giesen der St.-Severin-Kirche zu Keitum einen Mann, der gegen den Trend stets vor vollen Bänken predigte. Seine sehr persönliche und unkonventionelle Art hatte ihm beachtlichen Ruhm eingebracht. Kritiker sahen in Traugott Giesen einen Showmaster oder Schaumschläger, der sich nach ihrem Geschmack zu weit von der christlichen Lehre entfernt hatte. Seine Gottesdienstbesucher - Sylter und Gäste - jedoch schätzten ihn sehr. Ende Mai 2005 verabschiedete sich Traugott Giesen nach über 20 Jahren von seiner Gemeinde und trat in den Ruhestand. Jedoch bleibt er der Insel als Einwohner erhalten.
In den 1980er und 1990er Jahren gab es kaum eine Promi-Party auf Sylt, auf der nicht Butler John zugegen war. Seine Dienste bot er als Miet-Butler für betuchte Kunden an. Er servierte z. B. in seiner Livree und weißen Handschuhen Champagner am Strand. Durch seine vielen Partyeinsätze und seine Persönlichkeit wurde er jedoch schnell selbst zum „Promi“. In den letzten Jahren wurde es ruhiger um diesen Mann, altersbedingt zog er sich mehr und mehr vom Partygeschehen zurück.
Siehe auch
Literatur
- Hans Jessel: Das große Sylt Buch. Ellert & Richter Verlag, Hamburg 2000. ISBN 3-89234-531-7
- Harry Kunz, Thomas Steensen: Das Sylt-Lexikon. Wachholtz Verlag, Neumünster 2002. ISBN 3-529-05518-2
- Stöver, Hans-Jürgen: Von der Inselbahn und den Bäderschiffen Sylts. Schleswig (Schleswiger Druck- u. Verlagshaus), 1979. ISBN 3-88242-043-X
- Stöver, Hans-Jürgen: Westerland auf Sylt. Das Bad im Wandel der Zeiten. ISBN 3-88042-101-3
- Sven Simon (Hrsg.): Sylt - Abenteuer einer Insel. ISBN 3-455-08920-8
Weblinks
- Homepage der Sylter Amtsverwaltung
- Historische Fotos von Sylt
- Aktuelle Fotos von Sylt
- Busfahrpläne der Sylter Verkehrsgesellschaft
- Bericht über ein Dünenhäuschen in List