„Vermögen der römisch-katholischen Kirche“ – Versionsunterschied

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Der deutsche Staat verpflichtete sich bei Inkrafttreten der [[Weimarer Verfassung]] am 14. August 1919 jährliche Entschädigungszahlungen an Religionsgesellschaften für die Enteignung von Kirchenbesitz im 18. und 19. Jahrhundert ([[Säkularisierung]]) zu leisten. Ebenfalls gibt die Weimarer Verfassung die Maßgabe vor, eine Ablösung der [[Staatsleistung]]en an die Religionsgesellschaften durch die Länder im Wege der Landesgesetzgebung vorzunehmen.
Der deutsche Staat verpflichtete sich bei Inkrafttreten der [[Weimarer Verfassung]] am 14. August 1919 jährliche Entschädigungszahlungen an Religionsgesellschaften für die Enteignung von Kirchenbesitz im 18. und 19. Jahrhundert ([[Säkularisierung]]) zu leisten. Ebenfalls gibt die Weimarer Verfassung die Maßgabe vor, eine Ablösung der [[Staatsleistung]]en an die Religionsgesellschaften durch die Länder im Wege der Landesgesetzgebung vorzunehmen.



Version vom 12. Oktober 2016, 14:52 Uhr

St. Bartholomäus, Domschatz, Frankfurt am Main

Das Vermögen der römisch-katholischen Kirche setzt sich dezentral aus dem Vermögen des Heiligen Stuhls, der Bistümer und mit der römisch-katholischen Kirche verbundenen Organisationen und Unternehmen zusammen. Maßgeblich für die Kirchenfinanzierung sind neben Einnahmen aus Kirchensteuern, Spenden und Erträgen aus wirtschaftlichen Unternehmungen und Beteiligungen auch staatliche Unterstützungen und Steuervorteile.

Übersicht der Vermögen nach Länder geordnet

Deutschland

Vermögenswerte

Der Sozialwissenschaftler Carsten Frerk untersuchte 2001 das Vermögen der römisch-katholischen Kirche in Deutschland.[1] Nach seinen Berechnungen summierten sich Ende 2002 die Werte von Grundbesitz, Immobilien, Geldanlagen und Beteiligungen der katholischen Kirche und der zu ihr gehörenden Institutionen auf ein Vermögen von 270 Milliarden Euro.[2] Die römisch-katholische Kirche sei mit 8250 km² Grundeigentum größter privater Grundbesitzer in Deutschland.[3][4] Frerk führte im Jahr 2013 neue Berechnungen durch, nach denen sich das Vermögen der katholischen Kirche 2013 auf bis zu 200 Milliarden Euro belief. Haupteinnahmequellen der Kirche seien die Kirchensteuer, Vermögenserträge und Staatsleistungen.[5]

Die Verlagsgruppe Weltbild gehörte zwölf katholischen Bistümern. Im Januar 2014 meldete die Weltbild-Verlagsgruppe Insolvenz an, weil diese die weitere Finanzierung verweigert hatten.[6]

Das Vermögen des Bistums Paderborn betrug zum 31. Dezember 2014 4 Milliarden Euro; das Erzbistum Köln verfügt über 3,35 Milliarden Euro,[7] das Bistum Limburg über 1,001 Milliarden Euro.[8] Zum 31. Dezember 2015 betrug das Vermögen der Erzdiözese München und Freising 5,5 Milliarden Euro.[9]

Einnahmen und Ausgaben

Der deutsche Staat verpflichtete sich bei Inkrafttreten der Weimarer Verfassung am 14. August 1919 jährliche Entschädigungszahlungen an Religionsgesellschaften für die Enteignung von Kirchenbesitz im 18. und 19. Jahrhundert (Säkularisierung) zu leisten. Ebenfalls gibt die Weimarer Verfassung die Maßgabe vor, eine Ablösung der Staatsleistungen an die Religionsgesellschaften durch die Länder im Wege der Landesgesetzgebung vorzunehmen.

Der aus der Weimarer Verfassung übernommene Artikel 138, Absatz 1 des Grundgesetzes von 1949 besagt „Die auf Gesetz, Vertrag oder besonderen Rechtstiteln beruhenden Staatsleistungen an die Religionsgesellschaften werden durch die Landesgesetzgebung abgelöst. Die Grundsätze hierfür stellt das Reich auf.“[10]

Nach einer vom Religionssoziologen Horst Herrmann 1990 veröffentlichten Studie erhielt die Kirche jährlich über 13 Milliarden DM Kirchensteuern und Kirchgeld. Laut Herrmann würden etwa zwei Drittel der deutschen Kirchensteuereinnahmen auf die Bezahlung der Pfarrer ausgegeben mit Gehältern zwischen 5000 und 7000 DM im Monat.[11]

Die Höhe der Bischofsgehälter orientiert sich an der Beamtenbesoldung für leitende Positionen des höheren Verwaltungsdienstes, der Besoldungsordnung B. Nach Herrmann trug der Staat die Gehälter der Bischöfe – im Jahre 1990 zwischen 12.000 und 15.000 DM monatlich – und die Gehälter der Domkapitulare. Ebenso kam der Staat für die gesamte Priester- und Theologenausbildung an den theologischen Fakultäten der Universitäten oder der kirchlichen Fachhochschulen auf, ferner maßgeblich auch für die Kosten der Priesterseminare.[11]

Heiliger Stuhl und Italien

Die Verwaltung der Immobilien, Kapitalanlagen und Liquidität der Kurie obliegt seit 1967 der Administratio Patrimonii Sedis Apostolicae (APSA).[12] Das Istituto per le Opere di Religione (IOR) ist eine Bank im Besitz des Heiligen Stuhls.

Der Gesamtbesitz an Aktien und anderen Kapitalbeteiligungen des Vatikans wurde 1958 auf etwa 50 Milliarden DM geschätzt.[13][14] Recherchen des Journalisten Paolo Ojetti zufolge sollten im Jahre 1977 etwa ein Viertel der Grundstücke und Häuser Roms der Kirche bzw. verschiedenen Ordensgemeinschaften gehören. Der Osservatore Romano wies diese Angaben zurück.

2007 sprach man von einem Vermögen zwischen 1,2 und zwölf Milliarden Euro, zu dem Goldreserven in der Schweiz und in den Vereinigten Staaten, Immobilien, Schatzbriefe, Aktien und festverzinsliche Wertpapiere gehören. Das Vermögen der Vatikanbank IOR liegt Schätzungen des Nachrichtenmagazins L’Espresso zufolge bei rund sechs Milliarden Euro.[15]

Die römisch-katholische Kirche besitzt in Italien rund 10.000 Immobilien. Der Vatikan spart für seine Krankenhäuser, Schulen, Universitäten, Hotels und Altenheime jährlich etwa 400 Millionen Euro Grundsteuer. So genüge es für einen Steuervorteil, wenn ein Hotel eine Kapelle vorweisen könne.[15] Nach eigenen Angaben besitzt der Vatikan selbst 2400 Häuser auswärts, die einen Katasterwert von 450 Millionen Euro besäßen.[16]

Als Kirchensteuer wurden der römisch-katholischen Kirche im Jahre 2006 insgesamt 991 Millionen Euro überwiesen, basierend auf einem Konkordat von 1984 zwischen Italien und dem Heiligen Stuhl.[15]

Schweiz

Das Vermögen der Schweizer katholischen Kirchgemeinden soll mehr als 1,5 Mrd. Franken oder 1,37 Mrd. Euro (Stand März 2013) sein.[17]

Österreich

Österreichs katholische Kirche soll Geldkapital von mindestens 1,6 Milliarden Euro besitzen. Und im Besitz von 210.000 Hektar Fläche sein. Und wäre damit zweitgrößter Grundbesitzer Österreichs.[18][19]

Vereinigte Staaten

In den Vereinigten Staaten besaß die römisch-katholische Kirche Anfang der 1970er Jahre über 1.100.000 ha Ackerland.[20] Im Zuge der Missbrauchsskandale meldeten folgende Bistümer Konkurs an: das Bistum Davenport in Iowa, Bistum Fairbanks in Alaska, das Erzbistum Portland, das Bistum San Diego in Kalifornien, das Bistum Spokane in Washington, das Bistum Tucson in Arizona, das Bistum Wilmington in Delaware und das Erzbistum Milwaukee. Dadurch konnten die Diözesen Ansprüche von Klägern abwenden. Kritiker sehen darin einen „Trick“.[21][22]

Siehe auch

Medien

Monographien
  • Klaus Martens: Wie reich ist die Kirche? Der Versuch einer Bestandsaufnahme in Deutschland. MVG Moderne Verlag, München, 1969
  • Karlheinz Deschner: Und abermals krähte der Hahn. Verlag Reinbek, 1972
  • Horst Herrmann: Die Kirche und unser Geld. Daten – Tatsachen – Hintergründe. Rasch und Röhring, Hamburg, 1990, ISBN 3-89136-301-X
  • Emil-Heinz Schmitz: Die Kirche und das liebe Geld. Von der heiligen Armut zum heiligen Mammon. Münster, 1998, ISBN 3-451-21383-4
  • Carsten Frerk: Finanzen und Vermögen der Kirchen in Deutschland. Alibri Verlag, Aschaffenburg, 2002, 435 Seiten, ISBN 3-932710-39-8
  • Carsten Frerk: Violettbuch Kirchenfinanzen: wie der Staat die Kirchen finanziert. 1. Auflage, Alibri-Verlag, Aschaffenburg, 2010, ISBN 978-3-86569-039-5
  • John F. Pollard: Money and the Rise of the Modern Papacy: Financing the Vatican, 1850-1950, Cambridge University Press, 2005, ISBN 0-521-81204-6
Beiträge
  • Paolo Ojetti: Vaticano S.p.A. In: L’Europeo, 7. Januar 1977
  • Peter Wensierski: Kirche. Diskret wie Schweizer Banken. In: Der Spiegel, 3. Dezember 2001 (online)
  • Britta Scholtys: Der Vatikan und seine Finanzen. Über Geld spricht man nicht. In: tagesschau.de, 26. August 2007 (online)
  • Micaela Taroni: Der Vatikan setzt immer mehr auf Immobilien. In: Wirtschaftsblatt, 30. August 2007 (online)
  • Luisa Brandl: Kirche und Geld: Die blühenden Finanzen des Vatikans. In: Stern, 6. September 2007 (online)
  • Michael Kröger: Katholische Kirche. Der geheime Milliardenschatz des Klerus. In: Der Spiegel, 6. April 2010 (online)
  • Michael Schmidt-Salomon: Gute Vorsätze zum Papstbesuch: Kirchenaustritt allein genügt nicht! 2004 (online)
  • Kirchen: Teure Alimentierung. In: Der Spiegel, 8. November 2010 (online)
Film

Einzelnachweise

  1. Peter Wensierski, 2001
  2. Michael Kröger: Katholische Kirche: Der geheime Milliardenschatz des Klerus. In: Spiegel Online. 6. April 2010, abgerufen am 17. Mai 2014.
  3. Carsten Frerk 2002, S. 34
  4. mli/dpa: Katholische Kirche besitzt Milliarden. In: n-tv. 4. Januar 2015, abgerufen am 4. Januar 2015.
  5. Marianna Deinyan: So wohlhabend ist der Konzern Kirche: Das irdische Milliardenreich der Gottesmänner. In: Focus Online, 17. Oktober 2013.
  6. Weltbild-Verlag: Bloß schnell raus. In: Zeit Online, 17. Januar 2014.
  7. http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/koeln-vermoegen-des-erzbistums-waechst-auf-3-5-milliarden-euro-a-1115463.html
  8. Stefan Kaiser: Reich, noch reicher - Paderborn. In: Spiegel Online, 29. September 2015.
  9. https://www.welt.de/wirtschaft/article156376890/So-reich-ist-die-katholische-Kirche-wirklich.html
  10. „Im Übrigen erinnert der LRH an die seit 1919 bestehende Pflicht des Landes, die Staatsleistungen abzulösen. Der Verfassungsauftrag an den Bund, die dafür erforderlichen Grundsätze zu erlassen, ist auch 60 Jahre nach Inkrafttreten des Grundgesetzes nicht erfüllt.“ Landesrechnungshof Schleswig-Holstein, Ergebnisbericht 2011, Kapitel 7 (online; PDF; 43 kB)
  11. a b Horst Herrmann, 1990
  12. Britta Scholtys, 2007
  13. Horst Herrmann, 1990, S. 153
  14. Klaus Martens: Wie reich ist die Kirche ? Im Jahr vier Milliarden von den Gläubigen. In: Die Zeit. 1. August 1969, abgerufen am 17. Mai 2014.
  15. a b c Luisa Brandl, 2007
  16. Micaela Taroni, 2007
  17. http://www.srf.ch/news/wirtschaft/katholische-kirche-in-der-schweiz-ein-milliarden-unternehmen
  18. http://www.gmx.at/magazine/panorama/katholische-kirche-oesterreich-reichtum-gluecksspiel-30194878
  19. Wie der Staat die Kirche finanziert. In: Der Standard, 5. Februar 2012 (online)
  20. Karlheinz Deschner, Seite 429
  21. Hannes Stein: Offenbarungseid amerikanischer Katholiken. In: Die Welt, 31. Oktober 2009 (online).
  22. Spiegel Online: US-Erzdiözese ist pleite. 5. Januar 2010 (online)