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Medial rezipiert wurden Flugreisen, die sie in der Vergangenheit unternommen hat: [[Jan Fleischhauer]] erwähnt Neubauer in einer Kolumne zusammen mit [[Katharina Schulze]], der Vorsitzenden der Fraktion der Grünen im Bayerischen Landtag, und wirft ihr Inkonsequenz vor, wie sie für ihr Milieu typisch sei.<ref>{{Internetquelle |autor=Jan Fleischhauer |titel=Der grüne Übermensch |url=http://www.spiegel.de/politik/deutschland/sind-die-gruenen-die-besseren-menschen-kolumne-a-1254423.html |werk=Spiegel Online |datum=2019-02-21 |zugriff=2019-02-28}}</ref> Diese sieht auch der [[FAZ]]-Journalist [[Philip Plickert]]; sie besteht ihm zufolge darin, dass Neubauer als Klimaaktivistin auftrete und „aufrüttelnde Reden auf Grünen-Parteitreffen und bei Schülerdemos“ halte, dabei aber gleichzeitig einen „mehrfach größeren CO<sub>2</sub>-Fußabdruck als der Durchschnittsbürger“ habe. Auf [[Instagram]] habe sie Fotos veröffentlicht, die eine „stattliche Zahl von Fernreisen nach Amerika, Asien und Afrika“ dokumentierten.<ref>{{Internetquelle |autor=Philip Plickert |titel=Grüne, Klimaschützer und Vielflieger |url=https://edition.faz.net/faz-edition/wirtschaft/2019-02-16/6e470c6fad287dfe54d5f19dd471b2a7/ |werk=FAZ |datum=2019-02-16 |zugriff=2019-02-16}}</ref> |
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Politische Gegner Neubauers nehmen das zum Anlass für einen „[[Shitstorm]]“ unter dem [[Hashtag]] „#langstreckenluisa“ mit [[Häme (Kommunikation)|hämischen]] Kommentaren auf [[Twitter]].<ref name="SZ_Siebert" /> Birgit Schmid konstatiert in der [[Neue Zürcher Zeitung|Neuen Zürcher Zeitung]] einen „Shitstorm“ auf jugendliche Protagonistinnen der Klima-Bewegung: „Vor allem den Klima-Mädchen schlägt im Netz eine Empörung entgegen, die ihre eigene Wut noch übersteigt. Sie sind wütend auf die Politiker, die in ihren Augen nichts tun. Diese Wut erzürnt wiederum ihre Gegner, meistens Männer.“<ref>[https://www.nzz.ch/gesellschaft/klima-bewegung-lasst-den-jungen-ihre-ideale-ld.1459844 Birgit Schmid: ''Klima-Bewegung: Lasst den Jungen ihre Ideale'', in: NZZ, 15. Februar 2019]</ref> |
Politische Gegner Neubauers nehmen das zum Anlass für einen „[[Shitstorm]]“ unter dem [[Hashtag]] „#langstreckenluisa“ mit [[Häme (Kommunikation)|hämischen]] Kommentaren auf [[Twitter]].<ref name="SZ_Siebert" /> Birgit Schmid konstatiert in der [[Neue Zürcher Zeitung|Neuen Zürcher Zeitung]] einen „Shitstorm“ auf jugendliche Protagonistinnen der Klima-Bewegung: „Vor allem den Klima-Mädchen schlägt im Netz eine Empörung entgegen, die ihre eigene Wut noch übersteigt. Sie sind wütend auf die Politiker, die in ihren Augen nichts tun. Diese Wut erzürnt wiederum ihre Gegner, meistens Männer.“<ref>[https://www.nzz.ch/gesellschaft/klima-bewegung-lasst-den-jungen-ihre-ideale-ld.1459844 Birgit Schmid: ''Klima-Bewegung: Lasst den Jungen ihre Ideale'', in: NZZ, 15. Februar 2019]</ref> |
Version vom 15. Juli 2019, 09:09 Uhr
Luisa-Marie Neubauer (* 21. April 1996 in Hamburg)[1] ist eine deutsche Klimaschutz-Aktivistin. In Deutschland ist sie eine der Hauptorganisatoren des von Greta Thunberg inspirierten Schulstreiks Fridays for Future („Klimastreik“). Sie tritt für einen Kohleausstieg bis 2030 in Deutschland und eine Klimapolitik ein, die mit dem Übereinkommen von Paris vereinbar ist. Neubauer ist Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen sowie der Grünen Jugend und bei verschiedenen Organisationen engagiert, bei denen sie sich unter anderem für Klimaschutz, Generationengerechtigkeit und gegen weltweite Armut einsetzt.
Leben
Neubauer wuchs in Hamburg-Iserbrook auf und legte ihr Abitur am Marion-Dönhoff-Gymnasium in Hamburg-Blankenese ab.[2] Im Wintersemester 2015/16 begann sie ein Studium der Geographie an der Georg-August-Universität Göttingen.[3] Sie erhielt ein Deutschlandstipendium[4] und ein Stipendium der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung.[5]
Wirken
Mitwirkung in Nicht-Regierungsorganisationen
ONE
Seit 2016 ist sie Jugendbotschafterin der entwicklungspolitischen Lobby- und Kampagnenorganisation ONE.[6][7] Zusammen mit anderen Studierenden erreichte sie mit der Kampagne „Divest! Zieht euer Geld ab!“, dass die Universität Göttingen künftig nicht mehr in Industrien investiert, die mit Kohle, Öl oder Gas Geld verdienen.[8] Zudem engagierte sie sich bereits für die Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen,[9] die internationale Klimaschutzorganisation 350.org,[1] die Right Livelihood Award Foundation,[1] die Klimakampagne Fossil Free[1] und die deutsche NGO Das Hunger Projekt.[10]
Von 2017 bis 2019 schrieb Neubauer als ONE-Jugendbotschafterin für die deutsche Ausgabe der Huffpost.[11] Zudem verfasste sie als Gastautorin Beiträge für verschiedene andere Onlinemagazine, z. B. für den Blog des WWF.[12]
Weltjugendgipfel
2018 nahm sie als eine von vier deutschen Delegierten am Weltjugendgipfel Y 7, einer Ergänzung des G7-Gipfeltreffens, im kanadischen Ottawa teil.[13] Die Delegation initiierte im Oktober 2018 als Reaktion auf die geplanten Rodungen im Hambacher Forst einen offenen Brief an die Bundesregierung, in dem sie diese zur Verurteilung des Vorgehens des Energieerzeugers RWE im Hambacher Forst aufforderte und für Generationengerechtigkeit in der Klimapolitik plädierte. Der Brief wurde von 100 jungen Menschen wie den Aktivisten Ali Can und Felix Finkbeiner und der BUND-Jugendorganisation unterzeichnet.[14][15]
Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen
Im Dezember 2018 war sie als Jugenddelegierte für die Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen beim Weltklimagipfel in Kattowitz und traf dort unter anderem auf die Initiatorin der Fridays for Future Greta Thunberg.[16][17] Anfang 2019 wurde sie als eine der führenden Aktivisten dieser Initiative in Deutschland bekannt.[18] Die Süddeutsche Zeitung nannte sie 2019 „das Berliner Gesicht der Klimastreik-Bewegung“.[19] Unter anderem organisierte sie in Berlin eine Demonstration, bei der sich während der Tagung der Kohlekommission mehrere tausend Teilnehmer vor dem Bundeswirtschaftsministerium und dem Bundeskanzleramt versammelten.[20] Am Tag der Demonstration traf sie sich zusammen mit zwei anderen Vertretern der Bewegung mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier[21] und übergab der Kommission einen weiteren offenen Brief, der unter anderem die Forderung nach einem schnelleren Kohleausstieg beinhaltete.[22][23][24] Neubauer sagte dem Wirtschaftsminister laut The Guardian, er sei ein Teil des Problems, weil er für die Industrie und nicht für die Menschen oder den Planeten arbeite.[25]
Mitorganisation von Klimastreiks
In vielen Medien gilt Luisa Neubauer als „das deutsche Gesicht der ‚Fridays-for-Future‘-Proteste“ oder als „deutsche Greta Thunberg“.[26] Allerdings hinkt Neubauer zufolge der Vergleich mit Greta Thunberg, denn FFF verhalte sich ganz anders, als es Thunberg im August 2018 getan habe: „Wir bilden eine riesengroße Massenbewegung und gehen ganz groß in die Breite in der Art und Weise, wie wir uns mobilisieren und uns Gehör verschaffen. Was Greta macht ist unheimlich inspirierend und beeindruckend, aber tatsächlich doch relativ weit davon entfernt.“[27] Abgesehen davon gehen Medien verstärkt davon aus, dass FFF Deutschland nicht nur ein Gesicht habe, zumal Personenkult bei FFFD unerwünscht sei.[28]
Seitdem Luisa Neubauer im Dezember 2018 Greta Thunberg persönlich kennengelernt hat, widmet sie den größten Teil ihrer Zeit der Organisation von Klimastreiks in ganz Deutschland.[29] Dabei beruft sie sich auf das Prinzip der Basisdemokratie. In dem Interview des „Spiegel“ mit dem Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und ihr (s. u.) begründet sie z. B. das Verhalten der Demonstranten vor dem Wirtschaftsministerium, die den ans Mikrophon getretenen Minister nicht zu Wort kommen ließen, damit, dieses Verfahren sei zuvor „basisdemokratisch“ beschlossen worden.
Neubauer und ihre Mitstreiter in anderen Ländern baten vor dem Global Climate Strike for Future am 15. März 2019 um Unterstützung: „Deshalb streiken heute junge Menschen in allen Teilen der Welt, und deshalb bitten wir darum, dass auch ältere Menschen mit uns auf die Straße gehen.“[30]
Neubauer ist sich aufgrund der Erfahrungen mit ihren weiteren Engagements dessen bewusst, dass die von den Schülern ausgehenden Streiks für eine wirksame Klimaschutzpolitik für sich genommen nicht das Ziel seien. Für wichtiger hält sie die Arbeit im Hintergrund: „Was wir machen, ist wahnsinnig nachhaltig. Wir binden Menschen in Strukturen ein, wir versuchen die Veranstaltung so zu gestalten, dass man etwas lernen kann. Und wir führen Grundsatzdebatten über das, was wir uns unter Klimaschutz vorstellen.“ Man schaffe etwas Neues: eine moderne politische Bewegung ohne detailliertes Programm und Mitgliedschaft. 250 Ortsgruppen, heißt es in der Zeit, seien so in Deutschland bereits entstanden.[31] Gegenüber der taz spricht sich Neubauer für die Überwindung des ‚Klimaschutz gefährdet Wohlstand‘-Paradigmas aus.[32]
Bei dem EU-Gipfel in Sibiu traf sie (zusammen mit weiteren Klimaaktivisten) Macron und acht weitere EU-Staats- und Regierungschefs. "Die standen da mit stolzgeschwellter Brust und meinten: Ja, wir wollen klimaneutral werden, sagt Neubauer. Da können wir mit aller Bescheidenheit sagen: Krass, was wir geleistet haben als Bewegung."[33]
Verhältnis zur deutschen Parteipolitik
Auf dem Grundsatzkonvent 2019 von Bündnis 90/Die Grünen war Luisa Neubauer eingeladen, den Zwischenbericht für das neue Grundsatzprogramm, das im Jahr 2020 zum 40. Geburtstag der Partei verabschiedet werden soll, zu kommentieren. Neubauer hielt am 29. März 2019 eine mit viel Beifall bedachte Rede. Sie forderte ein Emissionsbudget für Deutschland. „Wenn selbst die Grünen das nicht schaffen, dann weiß ich nicht, warum wir überhaupt auf die Straße gehen“, meinte Neubauer in ihrer Eigenschaft als Mitglied von Bündnis 90/Die Grünen.[34][35]
Luisa Neubauer bewertet die Europawahl (in Deutschland am 26. Mai 2019) als zentrales Ereignis, um die europäische Jugend für den Klimaschutz zu bewegen. Neubauer zufolge hat die Große Koalition nach Beginn der Klimastreiks versagt, da sie die Verabschiedung eines Klimaschutzgesetzes vertagt hatte und einen Kohleausstieg feiere, der für das Klima zehn Jahre zu spät komme.[36]
Auch auf einer Podiumsdiskussion im Vorfeld der Europawahl, die am 18. März 2019 unter der Moderation von Jürgen Trittin in Göttingen stattfand, kommentierte Michael Vassiliadis, Mitdiskutant und Vorsitzender der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), dass er im Prinzip dieselben Ziele wie die FFF-Aktivistin vertrete, er halte aber den „Absolutismus“, der in Neubauers Worten zum Ausdruck komme, für „keine Einladung zur Diskussion“. Selbst ein Kohleausstieg bis 2038 sei ein „Kompromiss, der der IG wehtut“. Alle Diskutanten, darunter auch die lokale Kandidatin der Grünen für die Europawahl, zeigten sich „besorgt über kommende Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit Preisentwicklungen, Verlustängsten und Verzichtsforderungen.“[37]
Bachelor-Arbeit
Luisa Neubauers Bachelor-Arbeit befasst sich mit dem Thema „Strategien nachhaltiger Finanzanlagen“. Die Autorin meint zu dem Thema, dass „die Macht der fossilen Brennstoffindustrie […] unglaublich“ sei. Die „stärksten Lobbyisten der Welt“ sorgten dafür, dass „unabhängig von irgendwelchen politischen Entscheidungen weiterhin Kohlekraftwerke gebaut oder Pipelines verlegt werden“. Das müssten Klimaaktivisten genau beobachten, und Geldanleger müssten aus den Beobachtungen klima- bzw. umweltverträgliche Schlüsse ziehen.[38] Auf der RWE-Hauptversammlung 2019 lieferte sie sich einen Schlagabtausch mit RWE-Chef Rolf Martin Schmitz.[39]
Ansichten zum Klimaschutz in deutschen Medien
Textbeitrag für den Blog des WWF
Als Gastautorin des WWF-Blogs beschreibt Luisa Neubauer am 24. Januar 2019 die Lage, in der sich ihrer Ansicht nach die Klimastreiker von FFF befinden, folgendermaßen:
- „Denn es fühlt sich tatsächlich so an, als würden wir in einem Auto sitzen, das auf einen Abgrund zusteuert. Doch anstatt zu bremsen, wird beschleunigt. Wir wurden in dieses Auto gesetzt, ohne dass wir gefragt wurden. Es gibt diesen Abgrund wirklich. Der menschengemachte Klimawandel ist real und wir erleben diese Tage die gravierenden Veränderungen, die er mit sich bringt. Wir sind die unfreiwilligen Passagiere. Und mit ‚wir‘ meine ich die Generation, die mehr als alle anderen mit den Folgen des Klimawandels leben werden muss. ‚Wir‘ sind auch die letzte Generation, die noch in der Lage sein wird, die schlimmsten Auswirkungen der Klimakrise abzuwenden. Unsere Fahrer sind die Politikerinnen und Politiker, Entscheidungsträger und Industrievorstände, die mit dem Fuß auf dem Gaspedal stehen.“[40]
Interview mit dem Spiegel
In einem Streitgespräch mit Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier im Spiegel vom 16. März 2019 vertrat Luisa Neubauer hinsichtlich der Klimaschutzpolitik unter anderem folgende Ansichten:
- Das deutsche Gesamtbudget an noch zulässigen CO2-Emissionen, um den nötigen deutschen Beitrag zu einer Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu erbringen, werde unter den derzeitigen Voraussetzungen noch vor 2030 erschöpft. Gemäß der 2019 geltenden politischen Planung sollten emissionsträchtige Kohlekraftwerke jedoch noch bis 2038 laufen. „Das entspricht weder klimapolitisch noch physikalisch dem Pariser Vertrag.“
- Im Verkehrsbereich habe die deutsche Bundesregierung den CO2-Ausstoß bis 2030 um 40 Prozent reduzieren wollen. Das sei kein ambitioniertes Ziel, werde aber voraussichtlich dennoch verfehlt. Gegen Altmaier gerichtet: „Wir sehen, dass unsere Zukunft auf Ihrer Prioritätenliste weit hinter der von VW liegt.“
- Auf die Frage der Interviewer, wo sie beim Klimaschutz ansetzen würde, antwortet Neubauer: „Wir müssen schnell die niedrig hängenden Früchte im Klimaschutz ernten, und das sind die 14 Kraftwerksblöcke. Wenn wir die jetzt abschalten, könnten wir die Klimaziele bis 2020 einhalten. Das wäre wirtschaftlich machbar, würde die Energiesicherheit nicht gefährden, und wir kämen in zehn Jahren zur Nettonull bei Kohleemissionen.“
- Altmaiers Ablehnung von Lösungen im „Hauruckverfahren“ – die zu massiven Arbeitsplatzverlusten führen könnten und für „Handwerker und Mittelständler“ zu Energiepreissteigerungen, die deren internationale Konkurrenzfähigkeit beeinträchtigen – hält Neubauer entgegen: „Hätten wir vor 20 Jahren begonnen, global vier Prozent Emissionen pro Jahr einzusparen, könnten wir das Pariser Klimaabkommen problemlos einhalten. Stattdessen müsste man dafür jetzt weltweit 18 Prozent CO2 im Jahr einsparen. Wir rasen in einer enormen Geschwindigkeit auf ökologische Schäden zu, die in keiner Weise zu reparieren sind.“[41]
Auftritte in Hart aber fair und Anne Will
Am 25. März 2019 entwickelte Luisa Neubauer in der von Frank Plasberg moderierten Fernsehsendung Hart aber fair der ARD die Positionen von Fridays for Future im Gespräch mit Markus Lanz, Svenja Schulze, Ulf Poschardt und Herbert Diess.[42] In dieser Sendung vertrat Luisa Neubauer die Position, dass Deutschland bis 2030 sowohl am Atomausstieg festhalten als auch aus der Kohleverstromung aussteigen könne.
Am 2. Juni 2019 wurde Neubauer in die Sendung von Anne Will zum geplanten Thema Schlechtes Klima - wird die GroKo jetzt grüner? eingeladen, das aufgrund des Rücktritt von Andrea Nahles kurzfristig zu Nahles-Rücktritt - wie geht es weiter mit der GroKo? umgewandelt wurde.[43]
Gastbeitrag in der Zeit: Informiert euch!
Am 9. Mai 2019 erschien in der Zeit ein ganzseitiger Gastbeitrag Neubauers mit dem Teaser: "Viele Politikjournalisten haben eine Meinung zum Klima, aber leider wenig Ahnung. Auch deshalb werden Debatten lautstark ausgetragen – während die Regierung von kritischen Nachfragen weitgehend verschont bleibt." Darin beklagt sie, dass die politische Elite bisher auch deshalb ein klares Eintreten für wirksamen Klimaschutz habe vermeiden können, „weil die Journalisten es zugelassen haben.“ Nötig sei, dass mehr Politikjournalisten über diesbezügliche Expertise verfügten, um die der Sache angemessenen Fragen in die politische Auseinandersetzung zu tragen. Der Exportweltmeister Deutschland komme jeden Tag ein Stück weiter von dem durch das Pariser Abkommen gewiesenen Weg ab. „Es müsste in diesen Zeiten eine Selbstverständlichkeit sein, dass Journalisten aller Ressorts über die Klimakrise Bescheid wissen.“ Es würden Geschichten gebraucht, auch außerhalb des Wissens-Ressorts, die das Abstrakte begreifbar machen: „Kontinuierlich, sachlich und unabhängig von den Außentemperaturen.“[44]
Bei einem Besuch im Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung, schreibt Neubauer, sei Greta Thunberg und ihr selbst die Lage von Wissenschaftlern so dargestellt worden: „Durch die Ansammlung unserer Emissionen in den letzten 140 Jahren ist die Menschheit zu einer geologischen Kraft geworden. Wir erschaffen Wüsten, wir verändern die Art und Weise, wie Ozeane und Luftmassen zirkulieren, wir zerschlagen Gletscher und terrorisieren die Ökosysteme, von denen wir selbst abhängen.“[44] Es stehe Regierung und Opposition, Journalismus und Öffentlichkeit erst noch bevor, so Neubauer, sich mit dem Klima „in aller Aufrichtigkeit“ zu befassen. Unter entsprechend geänderten Voraussetzungen erhofft sich Neubauer für die Zukunft eine „klimakulturpolitische Revolution“.[44]
Kontroversen
Medial rezipiert wurden Flugreisen, die sie in der Vergangenheit unternommen hat: Jan Fleischhauer erwähnt Neubauer in einer Kolumne zusammen mit Katharina Schulze, der Vorsitzenden der Fraktion der Grünen im Bayerischen Landtag, und wirft ihr Inkonsequenz vor, wie sie für ihr Milieu typisch sei.[45] Diese sieht auch der FAZ-Journalist Philip Plickert; sie besteht ihm zufolge darin, dass Neubauer als Klimaaktivistin auftrete und „aufrüttelnde Reden auf Grünen-Parteitreffen und bei Schülerdemos“ halte, dabei aber gleichzeitig einen „mehrfach größeren CO2-Fußabdruck als der Durchschnittsbürger“ habe. Auf Instagram habe sie Fotos veröffentlicht, die eine „stattliche Zahl von Fernreisen nach Amerika, Asien und Afrika“ dokumentierten.[46]
Politische Gegner Neubauers nehmen das zum Anlass für einen „Shitstorm“ unter dem Hashtag „#langstreckenluisa“ mit hämischen Kommentaren auf Twitter.[3] Birgit Schmid konstatiert in der Neuen Zürcher Zeitung einen „Shitstorm“ auf jugendliche Protagonistinnen der Klima-Bewegung: „Vor allem den Klima-Mädchen schlägt im Netz eine Empörung entgegen, die ihre eigene Wut noch übersteigt. Sie sind wütend auf die Politiker, die in ihren Augen nichts tun. Diese Wut erzürnt wiederum ihre Gegner, meistens Männer.“[47]
Für Neubauer lenkt „Kritik an persönlichem Verhalten von größeren Problemen auf strukturell-politischer Ebene“ ab. Es drücke sich darin auch ein Generationenkonflikt und eine Machtfrage aus, die privates ökologisches Verhalten gegen größere politische Fragen, wie Kohleenergie und Flugreisen, stellt. Neubauer selbst ernähre sich weitgehend vegan und fliege inzwischen seltener als früher. Zwei ihrer Geschwister, die in London leben, besuche sie mittlerweile mit dem Zug.[3][48]
Der sozialdemokratische Publizist Nils Heisterhagen (* 1988) kritisierte am Beispiel der Berichterstattung über Luisa Neubauer, dass viele Journalisten mittlerweile die Distanz zu den Personen verloren hätten, über die sie schreiben würden. Er machte das an Leonie Sontheimer deutlich, die für ZEIT Campus einen Artikel verfasste, in dem – so Heisterhagen – „eine Umweltaktivistin über eine Umweltaktivistin schreibt. Da kommt dann – nicht verwunderlich – ein völlig distanzloses, Verliebtheit atmendes Stück selbstreferenzieller Vergewisserung heraus“. Im gleichen Text bewertet Heisterhagen ein politisches Twitter-Video von Neubauer und wirft ihr „Argumente-Losigkeit“ vor: „Selten hat man so viele Behauptungen und Suggestionen ohne Argumente in einem Statement lesen dürfen.“[49]
Medienberichten zu Folge wird Neubauer innerhalb der Fridays-for-Future-Bewegung für einen sich entwickelnden „Personenkult“ um sie herum kritisiert.[50] Eine 18-jährige Klimaaktivistin aus dem Schwarzwald bezweifelt deshalb, "ob sie [Neubauer] als Repräsentantin für uns geeignet ist".[51]
Audios
- Deutschlandfunk Interview der Woche 7. Juli 2019: Umweltaktivistin Luisa Neubauer Kohleausstieg bis 2030 „machbar, finanzierbar und realisierbar“, Luisa Neubauer im Gespräch mit Georg Ehring, Audio Version, 24.33 Minuten
- Deutschlandfunk Kultur Tacheles 2. März 2019: Luisa Neubauer über Schülerstreiks „Politiker, nehmt euch der Klimakrise an!“, Moderation: Annette Riedel, Audio Version 29.27 Minuten
- Brauchen wir Angst in der Klimafrage, Luisa Neubauer? Podcast 1 Thema 2 Farben, Moderation: Christian Lindner, 10. Juli 2019, 79.52 Minuten
Weblinks
- Leonie Sontheimer: Fridays for Future. Die Strategin. In: Zeit Campus, 1. März 2019. Abgerufen am 1. März 2019.
- Klima-Aktivistin Luisa Neubauer: „Ich hoffe, dass ich nicht noch 825 Freitage streiken muss“ Porträt bei ze.tt vom 12. Februar 2019.
- Luisa Neubauer, Initiatorin der Klimastreiks in Berlin, inspiriert von Greta Thunberg, Süddeutsche Zeitung, 12. Februar 2019
- Curd Wunderlich: „Fliegen muss teurer werden“, welt.de, 27. Februar 2019
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Luisa Neubauer: Bewerbung um einen Platz im Europawahlkampfteam der Grünen Jugend. gruene-jugend.de/, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 9. Februar 2019; abgerufen am 7. Februar 2019. („Diese Veranstaltung wurde vom Admin noch nicht freigeschaltet.“ Stand: 14. Februar 2019)
- ↑ Matthias Greulich: „Wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“ – Luisa Neubauer aus Iserbrook ist Mitorganisatorin der Schülerdemos Friday for Future. In: elbe-wochenblatt.de. 29. Januar 2019, abgerufen am 7. Februar 2019.
- ↑ a b c Jasmin Siebert: Luisa Neubauer. In: sueddeutsche.de. 12. Februar 2019, ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 26. März 2019]).
- ↑ Sven Grünewald: „Wer einmal dabei ist, bleibt dabei“. In: goettinger-tageblatt.de. 15. September 2016, abgerufen am 28. Februar 2019.
- ↑ Klima-Aktivistin Luisa Neubauer: „Ich hoffe, dass ich nicht noch 825 Freitage streiken muss“ Porträt bei ze.tt vom 12. Februar 2019
- ↑ Kampagnenorganisation One. „Warum geht mich das etwas an?“ Göttinger Tageblatt, 16. Juni 2016
- ↑ Offener Brief gegen Kohleverstromung, Göttinger Tageblatt, 4. Oktober 2018
- ↑ Klimaschutz an der Uni: "Mit Divestment erreicht man auch die Nicht-Ökos." Interview mit Luisa Neubauer, in: Zeit Campus Online, 1. August 2018
- ↑ Maryam Bonakdar: Generationenvertrag: Die Jugend begehrt auf. In: ndr.de. 3. Dezember 2018, abgerufen am 7. Februar 2019.
- ↑ Fokus Wasser - Schwerpunkt Afrika - Jahresbericht 2016. (PDF) In: Das Hunger Projekt. 1. Oktober 2017, abgerufen am 7. Februar 2019.
- ↑ Luisa Neubauer. In: huffingtonpost.de. Abgerufen am 7. Februar 2019.
- ↑ Luisa Neubauer: Über mich: Luisa Neubauer. In: blog.wwf.de. 24. Januar 2019, abgerufen am 4. April 2019.
- ↑ Y7 SUMMIT 2018. In: policy-innovation.org. Abgerufen am 7. Februar 2019.
- ↑ Matthias Heinzel: Offener Brief gegen Kohleverstromung. In: goettinger-tageblatt.de. 4. Oktober 2018, abgerufen am 7. Februar 2019.
- ↑ Jugendvertreter fordern von der Bundesregierung generationengerechtes Handeln und Verzicht auf die Rodung im Hambacher Wald. In: bund.net. 4. Oktober 2018, abgerufen am 13. Februar 2019.
- ↑ Mark Hugo: Jugenddelegierte auf Weltklimagipfel - Die verschlossenen Türen von Kattowitz. In: zdf.de, heute+. 14. Dezember 2018, abgerufen am 7. Februar 2019.
- ↑ Constanze Kainz und Leonie Sontheimer: Freitag ist Streiktag. In: zeit.de, Zeit Campus. 25. Januar 2019, abgerufen am 7. Februar 2019.
- ↑ Steffen Trumpf, Petra Kaminsky und Annette Birschel: Der Greta-Effekt: Junge vernetzte Aktivisten kämpfen für eine bessere Welt. In: heise.de. 7. Februar 2019, abgerufen am 7. Februar 2019.
- ↑ Susanne Klein: Klimaschützer. "Ein Teilerfolg wäre ein Widerspruch in sich", in: Süddeutsche Zeitung, 10. Februar 2019
- ↑ Annette Kögel: „Fridays for Future“ Mehrere tausend Schüler streiken in Berlin für den Klimaschutz. In: tagesspiegel.de. 25. Januar 2019, abgerufen am 13. Februar 2019.
- ↑ Swantje Unterberg: Schulstreik fürs Klima - "Wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut". In: spiegel.de. 25. Januar 2019, abgerufen am 7. Februar 2019.
- ↑ Nick Heubeck und Luisa Neubauer: Offener Brief #DieZukunftSindWir, Betreff: Jugend fordert schnellstmöglichen Kohleausstieg und echte Zukunftspolitik. (PDF) In: schulstreik.files.wordpress.com (Blog). 23. Januar 2019, abgerufen am 7. Februar 2019.
- ↑ Anna-Sophie Schneider: Streikende Schüler planen Aktionstag zur Klimapolitik - Gretas deutsche Geschwister. In: spiegel.de. 1. Februar 2019, abgerufen am 13. Februar 2019.
- ↑ Große Demo in Berlin: Schüler protestieren für den Klimaschutz – ihr offener Brief an die Kohlekommission, Neon auf stern.de, 24. Januar 2019
- ↑ Jonathan Watts: The beginning of great change: Greta Thunberg hails school climate strikes, in: The Guardian, 15. Februar 2019
- ↑ z. B. Kann sie das Klima retten? Göttinger Studentin ist die deutsche Greta Thunberg. hna.de (Hessisch-Niedersächische Allgemeine). 21. Februar 2019
- ↑ Schülerstreik: Organisatorin Luisa Neubauer im Interview. "Wir sind nicht mehr zu übersehen". abi.unicum.de. Abgerufen am 31. März 2019
- ↑ Gaby Herzog: Klima-Protest: Das sind die Gesichter der „Fridays for future“-Bewegung in Deutschland. berliner-zeitung.de. 11. April 2019, abgerufen am 15. April 2019
- ↑ Leonie Sontheimer: Fridays For Future: Die Strategin. zeit.de. Reihe Zeit Campus: Generation Y. 1. März 2019
- ↑ „Wir wollen eure Hoffnung nicht. Wir wollen, dass ihr euch uns anschließt“ FAZ vom 15. März 2019
- ↑ Mit voller Wucht. Luisa Neubauer ist das deutsche Gesicht der Klimaproteste. Wie wurde sie zur Aktivistin einer globalen Bewegung? Eine Begegnung auf Demonstrationen in Paris und Berlin. In: Die Zeit, 14. März 2019, S. 65. Onlinefassung; abgerufen am 16. März 2019.
- ↑ Peter Unfried: Die fetten Jahre sind vorbei. Um die „Fridays for Future“-Schüler ist ein Kulturkampf entbrannt: Die einen bezeichnen sie als Helden, die anderen als Verblendete. Erst wenn das aufhört, ist Politik möglich. In: Die Tageszeitung. 13. April 2019, S. 20–22, archiviert vom am 14. April 2019; abgerufen am 14. April 2019.
- ↑ Luisa Neubauer, die Laut-Sprecherin bei "Fridays for Future" Stern vom 22. Mai 2019
- ↑ Rede Neubauer
- ↑ Markus Lippold: Der neue Grünen-Pragmatismus Bloß nicht zurück in die Öko-Nische. n-tv.de. 30. März 2019
- ↑ René-Pascal Weiß: Luisa Neubauer: "Wir sind gerade dabei, unsere Zukunft an die Wand zu fahren". Neon (stern.de). 29. März 2019
- ↑ Neubauer: „Wenn wir nicht auf die Straße gehen, passiert nichts“. goettinger-tageblatt.de. 19. März 2019
- ↑ Annette Riedel: Luisa Neubauer über Schülerstreiks: „Politiker, nehmt euch der Klimakrise an!“. deutschlandfunkkultur.de. 2. März 2019
- ↑ Tagesschau vom 3. Mai 2019
- ↑ Luisa Neubauer: Fridays for Future: Schulstreik für Kohleausstieg. blog.wwf.de. 24. Januar 2019.
- ↑ „Meine Generation wurde in den letzten Jahren praktisch ständig betrogen.“ Luisa Neubauer, Frontfrau der Schülerproteste für den Klimaschutz, und Peter Altmaier diskutieren über den Kohlekompromiss, die Verantwortung der Politiker und den Preis des Wohlstands. In: Der Spiegel Nr. 12, 16. März 2019, S. 60–62.
- ↑ Hart aber fair: Die Erde schwitzt, das Eis schmilzt: Wie radikal müssen wir uns ändern?. 25. März 2019. 75 Minuten
- ↑ TV-Kritik im Stern: Olaf Scholz hat "keine Zeit" für den SPD-Parteivorsitz
- ↑ a b c Luisa Neubauer: Informiert Euch! In: Die Zeit, 9. Mai 2019, Seite 5.
- ↑ Jan Fleischhauer: Der grüne Übermensch. In: Spiegel Online. 21. Februar 2019, abgerufen am 28. Februar 2019.
- ↑ Philip Plickert: Grüne, Klimaschützer und Vielflieger. In: FAZ. 16. Februar 2019, abgerufen am 16. Februar 2019.
- ↑ Birgit Schmid: Klima-Bewegung: Lasst den Jungen ihre Ideale, in: NZZ, 15. Februar 2019
- ↑ Luisa Neubauer: "Wir können den Klimawandel bremsen, wenn wir diese 3 Dinge erfüllen". 7. März 2019, abgerufen am 26. März 2019.
- ↑ Nils Heisterhagen: Aufruf zur Entpörung, in: CICERO vom 13. März 2019. URL: https://www.cicero.de/kultur/journalismus-haltung-die-Zeit-fridays-for-future-gruene-jochen-bittner
- ↑ Bei "Fridays for Future" knirscht es hinter den Kulissen. Abgerufen am 18. April 2019.
- ↑ Curd Wunderlich: Unmut hinter den Kulissen, in: WELT vom 17. April 2019. URL: https://www.welt.de/politik/deutschland/article192070931/Luisa-Neubauer-und-Fridays-for-Future-Unmut-hinter-den-Kulissen.html (Abgerufen am 17. Mai 2019)
Personendaten | |
---|---|
NAME | Neubauer, Luisa |
ALTERNATIVNAMEN | Neubauer, Luisa-Marie (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Klimaschutz-Aktivistin |
GEBURTSDATUM | 21. April 1996 |
GEBURTSORT | Hamburg |