„Fixe Idee“ – Versionsunterschied

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== Psychiatrie ==
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Überwertige Ideen sind eine gravierende [[Denkstörung]], die [[Wahn]]&shy;gedanken ähnelt, jedoch nicht so ausgeprägt ich-synton und unveränderbar (gewiss) ist wie diese. Häufig gehen überwertige Ideen mit anderen Denkstörungen einher (z.&nbsp;B. [[Perseveration]]) und können schwere Störungen der sozialen Beziehungen zur Folge haben.<ref>Theodor R. Payk: ''Psychopathologie: Vom Symptom zur Diagnose.'' 4., vollst. überarb. Aufl., Springer, Berlin 2015, ISBN 978-3-662-45530-2, S. 222.</ref> Laut einigen Autoren handelt es sich um eine falsche Vorstellung, die keiner Berichtigung zugänglich ist und die Folge einer [[Monomanie]] ist. Für [[Friedrich Wilhelm Hagen junior]]<ref>Friedrich Wilhelm Hagen junior: ''Zur Theorie der Hallucination.'' In. ''Allgemeine Zeitschrift für Psychiatrie und psychisch-gerichtliche Medicin.'' 25, 1868, S. 1–113.</ref> (1814–1888) allerdings ist der Begriff der fixen Idee nicht unbedingt daran gebunden, dass die Vorstellung sachlich falsch ist. Dies ist eher die wichtige Eigenschaft vom ''fixen Wahn'' oder der ''Wahnidee''. Für Hagen ist das Wesentliche der fixen Idee eher, dass es sich um „[[Zwangsgedanke]]n“ handelt:
Überwertige Ideen sind eine gravierende [[Denkstörung]], die [[Wahn]]&shy;gedanken ähnelt, jedoch nicht so ausgeprägt ich-synton und unveränderbar (gewiss) ist wie diese. Häufig gehen überwertige Ideen mit anderen Denkstörungen einher (z.&nbsp;B. [[Perseveration]]) und können schwere Störungen der sozialen Beziehungen zur Folge haben.<ref>Theodor R. Payk: ''Psychopathologie: Vom Symptom zur Diagnose.'' 4., vollständig überarbeitete Auflage, Springer-Verlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-662-45531-9, S. 222 ({{Google Buch|BuchID=gnaBCgAAQBAJ|Seite=222|Hervorhebung="tendenzen zur isolation"}}: „Tendenzen zur Isolation“).</ref> Laut einigen Autoren handelt es sich um eine falsche Vorstellung, die keiner Berichtigung zugänglich ist und die Folge einer [[Monomanie]] ist. Für [[Friedrich Wilhelm Hagen junior]]<ref>Friedrich Wilhelm Hagen junior: ''Zur Theorie der Hallucination.'' In. ''Allgemeine Zeitschrift für Psychiatrie und psychisch-gerichtliche Medicin.'' 25, 1868, S. 1–113.</ref> (1814–1888) allerdings ist der Begriff der fixen Idee nicht unbedingt daran gebunden, dass die Vorstellung sachlich falsch ist. Dies ist eher die wichtige Eigenschaft vom ''fixen Wahn'' oder der ''Wahnidee''. Für Hagen ist das Wesentliche der fixen Idee eher, dass es sich um „[[Zwangsgedanke]]n“ handelt:


<blockquote>„Unter einer fixen Idee verstehe ich, im Unterschiede von fixem Wahn, oder von der Wahnidee (bei welcher die ''Falschheit'' der Idee, des auf die Erklärung der Verhältnisse angewendeten Gedankens, die Hauptsache ist), eine Idee, welche das Individuum anhaltend beherrscht, sich demselben immerfort aufdrängt, sie mag nun eine wahre sein oder nicht. Eine Melancholische denkt z. B. immer daran und jammert es den Anderen vor, dass sie nicht zum zweiten Male hätte heiraten sollen - worin sie ganz recht haben kann, während doch die Macht, welche dieser Gedanke auf ihre gesamte Gemüths- und Willensverfassung ausübt, krankhafter Natur ist. In der Regel nun ist allerdings dieses Zwangsdenken bei Geisteskranken auch von einem falschen Inhalt erfüllt, sein Product und Object sind Wahngedanken“. (Hagen, S. 25)</blockquote>
<blockquote>„Unter einer fixen Idee verstehe ich, im Unterschiede von fixem Wahn, oder von der Wahnidee (bei welcher die ''Falschheit'' der Idee, des auf die Erklärung der Verhältnisse angewendeten Gedankens, die Hauptsache ist), eine Idee, welche das Individuum anhaltend beherrscht, sich demselben immerfort aufdrängt, sie mag nun eine wahre sein oder nicht. Eine Melancholische denkt z. B. immer daran und jammert es den Anderen vor, dass sie nicht zum zweiten Male hätte heiraten sollen - worin sie ganz recht haben kann, während doch die Macht, welche dieser Gedanke auf ihre gesamte Gemüths- und Willensverfassung ausübt, krankhafter Natur ist. In der Regel nun ist allerdings dieses Zwangsdenken bei Geisteskranken auch von einem falschen Inhalt erfüllt, sein Product und Object sind Wahngedanken“. (Hagen, S. 25)</blockquote>

Version vom 13. Februar 2020, 23:38 Uhr

Eine fixe Idee (lateinisch idea fixa ‚unveränderliche Idee‘), auch überwertige Idee genannt, ist ein Symptom aus dem Bereich der klinischen Psychologie und der Psychiatrie. Als „geflügeltes Wort“ ist der Ausdruck darüber hinaus Bestandteil der (gehobenen) Umgangssprache.[1]

Der deutsche Begriff erscheint in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts z. B. bei Jean Paul,[2][3] Novalis (1798/99) und Johann Adam Bergk (1799; die Vermutung des 1998er Büchmann zum Ursprung des Ausdrucks ist falsch).[4]

Das Deutsche Wörterbuch definiert fixe Idee als „eine vorstellung die die seele unaufhörlich und alle andere vorstellungen beherschend, einnimmt“.[5]

Psychiatrie

Überwertige Ideen sind eine gravierende Denkstörung, die Wahn­gedanken ähnelt, jedoch nicht so ausgeprägt ich-synton und unveränderbar (gewiss) ist wie diese. Häufig gehen überwertige Ideen mit anderen Denkstörungen einher (z. B. Perseveration) und können schwere Störungen der sozialen Beziehungen zur Folge haben.[6] Laut einigen Autoren handelt es sich um eine falsche Vorstellung, die keiner Berichtigung zugänglich ist und die Folge einer Monomanie ist. Für Friedrich Wilhelm Hagen junior[7] (1814–1888) allerdings ist der Begriff der fixen Idee nicht unbedingt daran gebunden, dass die Vorstellung sachlich falsch ist. Dies ist eher die wichtige Eigenschaft vom fixen Wahn oder der Wahnidee. Für Hagen ist das Wesentliche der fixen Idee eher, dass es sich um „Zwangsgedanken“ handelt:

„Unter einer fixen Idee verstehe ich, im Unterschiede von fixem Wahn, oder von der Wahnidee (bei welcher die Falschheit der Idee, des auf die Erklärung der Verhältnisse angewendeten Gedankens, die Hauptsache ist), eine Idee, welche das Individuum anhaltend beherrscht, sich demselben immerfort aufdrängt, sie mag nun eine wahre sein oder nicht. Eine Melancholische denkt z. B. immer daran und jammert es den Anderen vor, dass sie nicht zum zweiten Male hätte heiraten sollen - worin sie ganz recht haben kann, während doch die Macht, welche dieser Gedanke auf ihre gesamte Gemüths- und Willensverfassung ausübt, krankhafter Natur ist. In der Regel nun ist allerdings dieses Zwangsdenken bei Geisteskranken auch von einem falschen Inhalt erfüllt, sein Product und Object sind Wahngedanken“. (Hagen, S. 25)

Bei einer fixen Idee konzentrieren sich alle Gedanken auf ein Kernthema. Abgesehen davon denken die Betroffenen ansonsten logisch, so dass sie für vernünftig gehalten werden, wenn das kritische Gebiet nicht berührt wird.

Siehe auch

Literatur

  • Friedrich Wilhelm Hagen junior: Fixe Ideen. In: Studien auf dem Gebiete der aerztlichen Seelenkunde. Gemeinfassliche Vortraege von Dr. Friedrich Wilhelm Hagen, kgl. Oberarzt und Vorstand der Kreis-Irrenanstalt, Professor an der Universität zu Erlangen. Verlag von Eduard Besold, Erlangen 1870, S. 39–85 (Volltext in der Google-Buchsuche, HTML-FassungISBN 978-3-7436-0735-4 ist ein Nachdruck von 2016 des Bands).
  • Peter Haffner: Die fixe Idee. 13 Versuche, die Welt zu erklären; Einstein, Scheerbart, Schliemann, Pauling, Fort, von Däniken, Doyle, Oken, Reich, Linné, Poe, Miller, Svev. NZZ, Zürich 1999, ISBN 3-85823-621-7. (als Taschenbuch: Die fixe Idee, 13 Genies und ihre Spleens. dtv 20208, München 2002, ISBN 3-423-20208-4)
  • Theo R. Payk: Psychopathologie: Vom Symptom zur Diagnose. 4., vollst. überarb. Aufl., Springer, Berlin 2015, ISBN 978-3-662-45530-2.
Wiktionary: fixe Idee – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Der neue Büchmann – Geflügelte Worte. Der klassische Zitatenschatz. Neu bearbeitet und aktualisiert von Winfried Hofmann. 41., durchgesehene Auflage. Ullstein, Berlin 1998, ISBN 978-3-550-06829-4, S. 197.
  2. Eine fixe Idee. In: Redensarten-Index. Abgerufen am 7. Februar 2020 (ein Tooltip zählt Vorkommnisse bei Jean Paul auf).
  3. Wahnsinn. In: Jean-Paul-Portal. Julius-Maximilians-Universität Würzburg, abgerufen am 7. Februar 2020 (Register-Eintrag mit mehreren Vorkommnissen von „fixe Idee“ und flektierten Formen davon, auch „fixer Iden“).
  4. Bernd Kast: Max Stirners Destruktion der spekulativen Philosophie. Das Radikal des Eigners und die Auflösung der Abstrakta Mensch und Menschheit. Herder, Freiburg 2017, ISBN 978-3-495-81839-8, S. 145, Fußnote 89 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Idee. In: Jacob Grimm, Wilhelm Grimm (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden, 1854–1960. S. Hirzel, Leipzig (woerterbuchnetz.de).
  6. Theodor R. Payk: Psychopathologie: Vom Symptom zur Diagnose. 4., vollständig überarbeitete Auflage, Springer-Verlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-662-45531-9, S. 222 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche: „Tendenzen zur Isolation“).
  7. Friedrich Wilhelm Hagen junior: Zur Theorie der Hallucination. In. Allgemeine Zeitschrift für Psychiatrie und psychisch-gerichtliche Medicin. 25, 1868, S. 1–113.