„Polymerphysik“ – Versionsunterschied

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Die '''Polymerphysik''' beschäftigt sich mit der Beschreibung und dem prädiktiven Verständnis der [[Stoffeigenschaft|physikalischen Eigenschaften]] von synthetischen [[Makromolekül]]en sowie von aus diesen bestehenden [[Polymer|Polymermaterialien]] und [[Kunststoff]]en. Die Polymerphysik benutzt dabei sowohl Methoden der [[Experimentalphysik]] als auch der [[Theoretische Physik|theoretischen Physik]]. Da die physikalischen Eigenschaften von Polymeren entscheidend von der Art ihrer [[Synthese (Chemie)|Synthese]] beeinflusst werden, bestehen enge Bezüge zur [[Polymerchemie]] und zur [[Chemische Reaktionstechnik|chemischen Reaktionstechnik]]. Andererseits beeinflussen die physikalischen Eigenschaften von Polymeren deren Verarbeitbarkeit und technische Verwendbarkeit, so dass gleichfalls enge Bezüge zu [[Materialwissenschaft und Werkstofftechnik]] sowie zu den sich mit [[urformen]]den Fertigungsverfahren beschäftigenden Bereichen der [[Verfahrenstechnik]] bestehen. Polymere unterscheiden sich von anderen Formen der [[Kondensierte Materie|kondensierten Materie]] vor allem durch ihre [[Molekülstruktur]], die in der Regel lange kettenartige Strukturen umfasst, sowie die oberhalb bestimmter [[Molare Masse|Molekülmasse]] auftretende Tendenz, [[Verschlaufung]]en mit anderen Polymermolekülen zu bilden. Die Untersuchung der physikalischen Eigenschaften von [[Biopolymer|Biomakromolekülen]] wird hingegen häufig der [[Biophysik]] sowie der [[Biophysikalische Chemie|biophysikalischen Chemie]] zugeordnet.
Die '''Polymerphysik''' beschäftigt sich mit der Beschreibung und dem prädiktiven Verständnis der [[Stoffeigenschaft|physikalischen Eigenschaften]] von synthetischen [[Makromolekül]]en sowie von aus diesen bestehenden [[Polymer|Polymermaterialien]] und [[Kunststoff]]en. Die Polymerphysik benutzt dabei sowohl Methoden der [[Experimentalphysik]] als auch der [[Theoretische Physik|theoretischen Physik]]. Da die physikalischen Eigenschaften von Polymeren entscheidend von der Art ihrer [[Synthese (Chemie)|Synthese]] beeinflusst werden, bestehen enge Bezüge zur [[Polymerchemie]] und zur [[Chemische Reaktionstechnik|chemischen Reaktionstechnik]]. Andererseits beeinflussen die physikalischen Eigenschaften von Polymeren deren Verarbeitbarkeit und technische Verwendbarkeit, so dass gleichfalls enge Bezüge zu [[Materialwissenschaft und Werkstofftechnik]] sowie zu den sich mit [[urformen]]den Fertigungsverfahren beschäftigenden Bereichen der [[Verfahrenstechnik]] bestehen. Polymere unterscheiden sich von anderen Formen der [[Kondensierte Materie|kondensierten Materie]] vor allem durch ihre [[Molekülstruktur]], die in der Regel lange kettenartige Strukturen umfasst, sowie die oberhalb bestimmter [[Molare Masse|Molekülmassen]] auftretende Tendenz, [[Verschlaufung]]en mit anderen Polymermolekülen zu bilden. Die Untersuchung der physikalischen Eigenschaften von [[Biopolymer|Biomakromolekülen]] wird hingegen häufig der [[Biophysik]] sowie der [[Biophysikalische Chemie|biophysikalischen Chemie]] zugeordnet.


Die Polymerphysik beschäftigt sich unter anderem mit folgenden Aspekten:<ref>{{Literatur |Autor=Michael Rubinstein, Ralph H. Colby |Titel=Polymer physics |Verlag=Oxford University Press |Ort=Oxford |Datum=2003 |ISBN=0-19-852059-X}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Gert R. Strobl |Titel=The physics of polymers: concepts for understanding their structures and behavior |Auflage=3 |Verlag=Springer-Verlag |Ort=Berlin |Datum=2007 |ISBN=978-3-540-68411-4}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Ulf W. Gedde, Mikael S. Hedenqvist |Titel=Fundamental Polymer Science |Auflage=2 |Verlag=Springer-Verlag |Ort=Cham |Datum=2019 |ISBN=978-3-030-29794-7 |DOI=10.1007/978-3-030-29794-7}}</ref>
Die Polymerphysik beschäftigt sich unter anderem mit folgenden Aspekten:<ref>{{Literatur |Autor=Michael Rubinstein, Ralph H. Colby |Titel=Polymer physics |Verlag=Oxford University Press |Ort=Oxford |Datum=2003 |ISBN=0-19-852059-X}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Gert R. Strobl |Titel=The physics of polymers: concepts for understanding their structures and behavior |Auflage=3 |Verlag=Springer-Verlag |Ort=Berlin |Datum=2007 |ISBN=978-3-540-68411-4}}</ref><ref>{{Literatur |Autor=Ulf W. Gedde, Mikael S. Hedenqvist |Titel=Fundamental Polymer Science |Auflage=2 |Verlag=Springer-Verlag |Ort=Cham |Datum=2019 |ISBN=978-3-030-29794-7 |DOI=10.1007/978-3-030-29794-7}}</ref>


* Statistische Beschreibung und Modellierung der [[Konformation]]en von einzelnen Polymerketten. In diesen Bereich fallen Konzepte wie [[Kuhn-Länge]] und [[Persistenzlänge]], [[Streumassenradius|Gyrationsradius]] und [[Konturlänge]] sowie Kettenmodelle, wie die [[frei bewegliche Kette]] oder die [[wurmartige Kette]].
* Statistische Beschreibung und Modellierung der [[Konformation]]en von einzelnen Polymerketten. In diesen Bereich fallen Konzepte wie [[Kuhn-Länge]] und [[Persistenzlänge]], [[Streumassenradius|Gyrationsradius]] und [[Konturlänge]] sowie Kettenmodelle, wie etwa die [[frei bewegliche Kette]] oder die [[wurmartige Kette]].


* Strukturelle Charakterisierung und Modellierung von Polymerkettenkonformationen in [[Polymerlösung]]en und [[Polymerschmelze]]n sowie die [[Thermodynamik]] von Polymerlösungen und Polymerschmelzen.
* Strukturelle Charakterisierung und Modellierung von Polymerkettenkonformationen in [[Polymerlösung]]en und [[Polymerschmelze]]n sowie die [[Thermodynamik]] von Polymerlösungen und Polymerschmelzen.

Version vom 12. Februar 2021, 00:22 Uhr

Die Polymerphysik beschäftigt sich mit der Beschreibung und dem prädiktiven Verständnis der physikalischen Eigenschaften von synthetischen Makromolekülen sowie von aus diesen bestehenden Polymermaterialien und Kunststoffen. Die Polymerphysik benutzt dabei sowohl Methoden der Experimentalphysik als auch der theoretischen Physik. Da die physikalischen Eigenschaften von Polymeren entscheidend von der Art ihrer Synthese beeinflusst werden, bestehen enge Bezüge zur Polymerchemie und zur chemischen Reaktionstechnik. Andererseits beeinflussen die physikalischen Eigenschaften von Polymeren deren Verarbeitbarkeit und technische Verwendbarkeit, so dass gleichfalls enge Bezüge zu Materialwissenschaft und Werkstofftechnik sowie zu den sich mit urformenden Fertigungsverfahren beschäftigenden Bereichen der Verfahrenstechnik bestehen. Polymere unterscheiden sich von anderen Formen der kondensierten Materie vor allem durch ihre Molekülstruktur, die in der Regel lange kettenartige Strukturen umfasst, sowie die oberhalb bestimmter Molekülmassen auftretende Tendenz, Verschlaufungen mit anderen Polymermolekülen zu bilden. Die Untersuchung der physikalischen Eigenschaften von Biomakromolekülen wird hingegen häufig der Biophysik sowie der biophysikalischen Chemie zugeordnet.

Die Polymerphysik beschäftigt sich unter anderem mit folgenden Aspekten:[1][2][3]

  • Der Struktur des teilkristallinen Zustands sowie den Kristallisations- und Schmelzprozessen von Polymeren (siehe Kristallisation (Polymere)). In einer grundlegenden Arbeit postulierte Andrew Keller 1957, dass synthetische Polymere durch Kettenrückfaltung Lamellenkristalle bilden,[7] die sich wiederum häufig in sphärolitischen Überstrukturen organisieren.[8] Da im Verlauf der Kristallisation von Polymeren die Verschlaufungen zwischen den Polymerketten nicht aufgelöst werden können, liegen kristallisationsfähige Polymere in der Regel in teilkristalliner Form vor; die Verschlaufungen reichern sich in den amorphen Teilbereichen an. Bemerkenswerterweise gehören ataktische Polymere sowie einige statistische Copolymere zu den wenigen intrinsisch nicht kristallisationsfähigen Spezies.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Michael Rubinstein, Ralph H. Colby: Polymer physics. Oxford University Press, Oxford 2003, ISBN 0-19-852059-X.
  2. Gert R. Strobl: The physics of polymers: concepts for understanding their structures and behavior. 3. Auflage. Springer-Verlag, Berlin 2007, ISBN 978-3-540-68411-4.
  3. Ulf W. Gedde, Mikael S. Hedenqvist: Fundamental Polymer Science. 2. Auflage. Springer-Verlag, Cham 2019, ISBN 978-3-03029794-7, doi:10.1007/978-3-030-29794-7.
  4. P. G. De Gennes: Reptation of a Polymer Chain in the Presence of Fixed Obstacles. In: The Journal of Chemical Physics. 55. Jahrgang, Nr. 2. American Institute of Physics, 1971, S. 572–579, doi:10.1063/1.1675789, bibcode:1971JChPh..55..572D.
  5. P. G. De Gennes: Entangled polymers. In: Physics Today. 36. Jahrgang, Nr. 6. American Institute of Physics, 1983, S. 33–39, doi:10.1063/1.2915700, bibcode:1983PhT....36f..33D: „A theory based on the snake-like motion by which chains of monomers move in the melt is enhancing our understanding of rheology, diffusion, polymer-polymer welding, chemical kinetics and biotechnology“
  6. M. Doi, S. F. Edwards: Dynamics of concentrated polymer systems. Part 1.Brownian motion in the equilibrium state. In: Journal of the Chemical Society, Faraday Transactions 2. 74. Jahrgang, 1978, S. 1789–1801, doi:10.1039/f29787401789.
  7. A. Keller: A note on single crystals in polymers: Evidence for a folded chain configuration. In: Philosophical Magazine. 2. Jahrgang, Nr. 21, September 1957, S. 1171–1175, doi:10.1080/14786435708242746.
  8. A. Keller: Morphology of Crystallizing Polymers. In: Nature. Band 169, Nr. 4309, Mai 1952, ISSN 0028-0836, S. 913–914, doi:10.1038/169913a0.
  9. Paul J. Flory: Principles of polymer chemistry. Cornell University Press, Ithaca, N.Y. 1953, ISBN 0-8014-0134-8.
  10. P. G. de Gennes: Dynamics of fluctuations and spinodal decomposition in polymer blends. In: The Journal of Chemical Physics. Band 72, Nr. 9, Mai 1980, ISSN 0021-9606, S. 4756–4763, doi:10.1063/1.439809.
  11. K. Binder: Collective diffusion, nucleation, and spinodal decomposition in polymer mixtures. In: The Journal of Chemical Physics. Band 79, Nr. 12, 15. Dezember 1983, ISSN 0021-9606, S. 6387–6409, doi:10.1063/1.445747.
  12. F. S. Bates: Polymer-Polymer Phase Behavior. In: Science. Band 251, Nr. 4996, 22. Februar 1991, ISSN 0036-8075, S. 898–905, doi:10.1126/science.251.4996.898.
  13. P. G. de Gennes: Conformations of Polymers Attached to an Interface. In: Macromolecules. Band 13, Nr. 5, September 1980, ISSN 0024-9297, S. 1069–1075, doi:10.1021/ma60077a009.
  14. S. T. Milner: Polymer Brushes. In: Science. Band 251, Nr. 4996, 22. Februar 1991, ISSN 0036-8075, S. 905–914, doi:10.1126/science.251.4996.905.
  15. Günter Reiter: Dewetting of thin polymer films. In: Physical Review Letters. Band 68, Nr. 1, 6. Januar 1992, S. 75–78, doi:10.1103/PhysRevLett.68.75.
  16. A. J. Lovinger: Ferroelectric Polymers. In: Science. Band 220, Nr. 4602, 10. Juni 1983, ISSN 0036-8075, S. 1115–1121, doi:10.1126/science.220.4602.1115.
  17. Craig J. Hawker, Thomas P. Russell: Block Copolymer Lithography: Merging “Bottom-Up” with “Top-Down” Processes. In: MRS Bulletin. Band 30, Nr. 12, 2005, ISSN 1938-1425, S. 952–966, doi:10.1557/mrs2005.249 (cambridge.org [abgerufen am 11. Februar 2021]).