„Gewöhnlicher Blutweiderich“ – Versionsunterschied

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Der '''Gewöhnliche Blutweiderich''' (''Lythrum salicaria'')<ref name="FloraWeb" /> ist eine Pflanzenart aus der Gattung [[Blutweideriche]] (''Lythrum'') innerhalb der [[Familie (Biologie)|Familie]] der [[Weiderichgewächse]] (Lythraceae).
Der '''Gewöhnliche Blutweiderich'''<ref name="FloraWeb" /> (''Lythrum salicaria'') ist eine Pflanzenart aus der Gattung der [[Blutweideriche]] (''Lythrum'') innerhalb der [[Familie (Biologie)|Familie]] der [[Weiderichgewächse]] (Lythraceae).


== Beschreibung ==
== Beschreibung ==
{{Belege fehlen}}
[[Datei:Illustration Lythrum salicaria0.jpg|mini|links|Illustration]]
[[Datei:Illustration Lythrum salicaria0.jpg|mini|links|Illustration aus Prof. Dr. Otto Wilhelm Thomé: ''Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz'', Gera 1885]]
[[Datei:LythrumSalicariaBig.jpg|mini|Blütenstand]]
[[Datei:LythrumSalicariaBig.jpg|mini|Blütenstand]]
[[Datei:Bad news for the marsh - Flickr - treegrow.jpg|mini|Blüten]]
[[Datei:Bad news for the marsh - Flickr - treegrow.jpg|mini|Blüten]]
[[Datei:Lythrum salicaria kz02.jpg|mini|Fruchtstand]]
[[Datei:Lythrum salicaria kz02.jpg|mini|Fruchtstand]]
[[Datei:Bombus sylvarum - Lythrum salicaria - Keila.jpg|mini|Blüte mit bestäubender Hummel (''Bombus sylvarum'')]]
[[Datei:Bombus sylvarum - Lythrum salicaria - Keila.jpg|mini|Blüte mit bestäubender Hummel (''Bombus sylvarum'')]]

=== Vegetative Merkmale ===
=== Vegetative Merkmale ===
Der Gewöhnliche Blutweiderich ist eine [[Ausdauernde Pflanze|ausdauernde]], [[krautige Pflanze]], die Wuchshöhen von bis zu 2,5 Metern und eine Breite von 1,5 Metern erreicht. Bis zu 50 aufrechten, teils verzweigte, behaarte, vier- bis mehrkantige [[Stängel]] können aus dem [[Rhizom (Botanik)|Rhizom]] heranwachsen. Der Blutweiderich ist [[Helophyt|helomorph]], untergetauchte Triebe entwickeln ein Durchlüftungsgewebe ([[Parenchym#Aerenchym|Aerenchym]]), das das Rhizom mit Sauerstoff versorgt.<ref name="Duell485" />
Der Gewöhnliche Blutweiderich ist eine [[Ausdauernde Pflanze|ausdauernde]], [[krautige Pflanze]], die Wuchshöhen von bis zu 2,5 Metern und eine Breite von 1,5 Metern erreicht. Bis zu 50 aufrechten, teils verzweigte, behaarte, vier- bis mehrkantige [[Stängel]] können aus dem [[Rhizom (Botanik)|Rhizom]] heranwachsen.


Die sitzenden (stiellosen) [[Blatt (Pflanze)|Laubblätter]] sind in dreizähligen Quirlen oder gegenständig, weiter oben wechselständig an den Stängeln angeordnet. Die spitze, ganzrandige Blattspreite ist schmal-eilanzettlich bis eiförmig. Die Folgeblätter haben einen abgerundeten bis herzförmigen Blattgrund; unterseits treten die Nerven deutlich hervor.<ref name="Duell485" />
Die sitzenden („blattstiellosen“) [[Blatt (Pflanze)|Laubblätter]] sind in dreizähligen Quirlen oder gegenständig, weiter oben wechselständig an den Stängeln angeordnet. Die ganzrandige Blattspreite ist schmal-eilanzettlich bis eiförmig mit spitzem oberen Ende. Die Folgeblätter haben einen gerundeten bis herzförmigen Blattgrund; auf Blattunterseite treten die [[Blattader]]n deutlich hervor.<ref name="Duell485" />


=== Generative Merkmale ===
=== Generative Merkmale ===
Die Blütezeit reicht von Juni bis September. Jeder [[Ähre|ähren-]] oder [[Traube|traubenförmige]] [[Blütenstand]] kann hundert und noch mehr Blüten enthalten; [[Scheinähre]]n. Einzelne Exemplare können 10 000 und mehr Blüten ausbilden. Die Blüten stehen in kleinen, meist dreiblütigen, dichten, achselständigen, zymösen Gruppen mit einem eilanzettlichen [[Tragblatt]].
Die Blütezeit reicht von Juni bis September. Jeder [[Ähre|ähren-]] oder [[Traube|traubenförmige]] [[Blütenstand]] kann hundert und noch mehr Blüten enthalten; [[Scheinähre]]n. Die Blüten stehen in kleinen, meist dreiblütigen, dichten, achselständigen, zymösen Gruppen mit einem eilanzettlichen [[Tragblatt]]. Der Blütenstiel ist relativ kurz.


Die kurz gestielten, zwittrigen, rötlichen, rosa oder violetten bis weißen, sechszähligen [[Blüte]]n besitzen eine doppelte [[Blütenhülle]]. Es ist ein röhriger, behaarter und rippiger [[Blütenbecher|Achsenbecher]] vorhanden. Die kleinen, dreieckigen Kelchzipfel sind rötlich mit dazwischen langen, behaarten, pfriemlichen Anhängseln ([[Außenkelch]]). Die sechs oder fünf freien, verkehrt-eiförmigen, abgerundeten [[Kronblatt|Kronblätter]] sind meist mehr als 1 Zentimeter lang. Es sind jeweils 12 [[Staubblatt|Staubblätter]] vorhanden, 6 kürzere und 6 längere. Der kahle, zweikammerige [[Fruchtknoten]] ist mittelständig mit mehr oder weniger langem [[Griffel (Botanik)|Griffel]] und kugeliger [[Narbe (Botanik)|Narbe]]. Es sind Nektarien unten im Blütenbecher vorhanden.
Die kurz zwittrigen, rötlichen, rosa oder violetten bis weißen [[Blüte]]n sind sechszähligen und besitzen eine doppelte [[Blütenhülle]]. Es ist ein behaarter, röhriger und rippiger [[Blütenbecher|Achsenbecher]] vorhanden. Die kleinen, dreieckigen Kelchzipfel sind rötlich mit dazwischen langen, behaarten, pfriemlichen Anhängseln ([[Außenkelch]]). Die sechs oder fünf freien [[Kronblatt|Kronblätter]] sind bei einer Länge von meist mehr als 1 Zentimeter verkehrt-eiförmig mit gerundetem oberen Ende. Es sind jeweils zwölf [[Staubblatt|Staubblätter]] vorhanden, sechs kürzere und sechs längere. Der kahle, zweikammerige [[Fruchtknoten]] ist mittelständig. Der mehr oder weniger lange [[Griffel (Botanik)|Griffel]] endet in einer kugeligen [[Narbe (Botanik)|Narbe]]. Es sind [[Nektarien]] unten im Blütenbecher vorhanden.


Die Kapselfrucht befindet sich im beständigen Blütenbecher ([[Hypanthium]]) mit den Kelchzipfeln. Die relativ kleine, kahle [[Kapselfrucht]] ist schmal-eiförmig, öffnet sich bei Reife lokulizidal mit zwei Fruchtklappen und enthält viele Samen. Die kleinen, rot-bräunlichen Samen sind bei einer Länge von bis etwa 1 Millimetern ei- bis keilförmig.
Beim Blütenaufbau liegt [[Polymorphismus|trimorphe]] [[Heterostylie]] vor, dies ist eher selten. Es gibt also drei verschiedene Blütentypen (auf verschiedenen Pflanzenexemplaren).

Der [[Pollen]] ist bei den langgestielten Staubblättern grün und groß, bei den übrigen gelb und kleiner.<ref name="Duell485" />

Die kleine, kahle, zweiklappige, schmal-eiförmige und vielsamige, lokulizidale [[Kapselfrucht]] im beständigen [[Hypanthium]] mit den Kelchzipfeln springt bei Reife auf. Die kleinen, rot-bräunlichen, bis etwa 1 Millimeter langen Samen sind ei- bis keilförmig.


Die [[Chromosomenzahl]] beträgt 2n = 60, seltener 30.<ref name="Oberdorfer2001" />
Die [[Chromosomenzahl]] beträgt 2n = 60, seltener 30.<ref name="Oberdorfer2001" />


== Ökologie ==
== Ökologie ==
Beim Gewöhnlichen Blutweiderich liegen die Überdauerungsknospen an der Erdoberfläche, es handelt sich um einen [[Hemikryptophyt]]en.<ref name="FloraWeb" />
Beim Gewöhnlichen Blutweiderich liegen die Überdauerungsknospen an der Erdoberfläche, es handelt sich um einen [[Hemikryptophyt]]en.<ref name="FloraWeb" /> Der Gewöhnliche Blutweiderich ist [[Helophyt|helomorph]], untergetauchte Stängel entwickeln ein Durchlüftungsgewebe ([[Parenchym#Aerenchym|Aerenchym]]), das das Rhizom mit Sauerstoff versorgt.<ref name="Duell485" />
{{Belege fehlen}}
Einzelne Exemplare können 10.000 und mehr Blüten ausbilden.
Beim Blütenaufbau liegt [[Polymorphismus|trimorphe]] [[Heterostylie]] vor, dies ist eher selten. Es gibt also drei verschiedene Blütentypen (auf verschiedenen Pflanzenexemplaren).
[[Fremdbestäubung]] wird dadurch sichergestellt, dass die Narben der langen Griffel die längsten, die der kurzen die kürzesten Narbenpapillen haben. Schon [[Charles Darwin]] wies nach, dass von 18 möglichen Kombinationen nur sechs eine volle Samenproduktion herbeiführen („legitime Bestäubung“). Dabei ist die legitime Bestäubung siebenmal erfolgreicher als die „illegitime“.<ref name="Duell485" /> Eine „legitime“ Bestäubung liegt vor, wenn die Pollen liefernden Staubbeutel der einen Blüte auf gleicher Höhe wie die Narben der anderen Blüte liegen. Der [[Pollen]] ist bei den langgestielten Staubblättern grün und groß, bei den übrigen gelb und kleiner.<ref name="Duell485" />


Blütenbesucher sind vor allem [[Schwebfliegen]], aber auch [[Bienen]] und [[Schmetterlinge]]. Der Gewöhnliche Blutweiderich ist ein Nektarspender von besonderem Wert. Auch ist es eine wichtige Futterpflanze für die Raupen aus der Gattung der [[Nachtpfauenaugen]] (''Saturnia'').
[[Fremdbestäubung]] wird dadurch sichergestellt, dass die Narben der langen Griffel die längsten, die der kurzen die kürzesten Narbenpapillen haben. Schon [[Charles Darwin]] wies nach, dass von 18 möglichen Kombinationen nur 6 eine volle Samenproduktion herbeiführen („legitime Bestäubung“). Dabei ist die legitime Bestäubung siebenmal erfolgreicher als die „illegitime“.<ref name="Duell485" /> Eine „legitime“ Bestäubung liegt vor, wenn die Pollen liefernden Staubbeutel der einen Blüte auf gleicher Höhe wie die Narben der anderen Blüte liegen.

Blütenbesucher sind vor allem [[Schwebfliegen]], aber auch [[Bienen]] und [[Schmetterlinge]]. Blutweiderich ist ein Nektarspender von besonderem Wert. Auch ist es eine wichtige Futterpflanze für die Raupen aus der Gattung der [[Nachtpfauenaugen]] (''Saturnia'').


Ein einzelnes Pflanzenexemplar kann bis zu drei Millionen Samen produzieren, die [[Anemochorie|durch Wind]] und [[Hydrochorie|Wasser]] ausgebreitet werden. Die Samen sind mit „Schleimhaaren“ ausgestattet und haften leicht an Wasservögeln fest, die sie auf diese Weise ausbreiten. Sie keimen in nahezu allen ausreichend feuchten Böden im nächsten Frühjahr.
Ein einzelnes Pflanzenexemplar kann bis zu drei Millionen Samen produzieren, die [[Anemochorie|durch Wind]] und [[Hydrochorie|Wasser]] ausgebreitet werden. Die Samen sind mit „Schleimhaaren“ ausgestattet und haften leicht an Wasservögeln fest, die sie auf diese Weise ausbreiten. Sie keimen in nahezu allen ausreichend feuchten Böden im nächsten Frühjahr.

== Taxonomie ==
Die Erstveröffentlichung von ''Lythrum salicaria'' erfolgte 1753 durch [[Carl von Linné]] in ''[[Species Plantarum]]'', Tomus I, Seite 446.


[[Datei:Lythrum salicaria LC0090.jpg|mini|[[Habitus (Biologie)|Habitus]] im [[Habitat]]]]
[[Datei:Lythrum salicaria LC0090.jpg|mini|[[Habitus (Biologie)|Habitus]] im [[Habitat]]]]


== Vorkommen ==
== Vorkommen ==
{{Belege fehlen}}
Der Gewöhnliche Blutweiderich ist [[Eurasien|eurasiatisch]]-[[Zeigerwerte nach Ellenberg#Kontinentalitätszahl (K-Zahl)|subozeanisch]] verbreitet, vor allem in [[Eurasien]] und Australien. In Nordamerika ist es ein eingeführter [[Neophyt]] (siehe unten).
Der Gewöhnliche Blutweiderich ist [[Eurasien|eurasiatisch]]-[[Zeigerwerte nach Ellenberg#Kontinentalitätszahl (K-Zahl)|subozeanisch]] verbreitet, vor allem in [[Eurasien]] und Australien. In Nordamerika ist es ein ein [[Neophyt]] (siehe unten).


Gewöhnlicher Blutweiderich wächst an feuchten Standorten häufig und verbreitet in [[Röhricht]]en und [[Sumpf|Sümpfen]], an Ufern von Seen und Weihern, Flüssen, Bächen und Kanälen sowie in Gräben. Er bevorzugt die tieferen Lagen und ist etwas wärmeliebend, kommt aber auch noch in mittleren [[Gebirgslage]]n vor. Die Standorte sind vor allem nasse oder wechselfeuchte, zeitweise überschwemmte, nährstoffreiche, [[Sumpfhumusböden]], beispielsweise [[Gley]]. Er ist in Mitteleuropa eine schwache Charakterart des Verbands Filipendulion, kommt aber auch in anderen Gesellschaften der Ordnung Molinietalia, der Klasse Phragmitetea oder des Verbands Agropyro-Rumicion vor.<ref name="Oberdorfer2001" />
Gewöhnlicher Blutweiderich wächst an feuchten Standorten häufig und verbreitet in [[Röhricht]]en und [[Sumpf|Sümpfen]], an Ufern von Seen und Weihern, Flüssen, Bächen und Kanälen sowie in Gräben. Er gedeiht meist in die tieferen Höhenlagen und ist etwas wärmeliebend, kommt aber auch noch in mittleren [[Gebirgslage]]n vor. Die Standorte sind vor allem nasse oder wechselfeuchte, zeitweise überschwemmte, nährstoffreiche, [[Sumpfhumusböden]], beispielsweise [[Gley]]. Er ist in Mitteleuropa eine schwache [[Charakterart]] des Verbands Filipendulion, kommt aber auch in anderen [[Pflanzengesellschaft]]en der Ordnung Molinietalia, der Klasse Phragmitetea oder des Verbands Agropyro-Rumicion vor.<ref name="Oberdorfer2001" />


Die ökologischen [[Zeigerwerte]] nach [[Elias Landolt (Botaniker)|Landolt]] [[et al.]] 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 4w+ (sehr feucht aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 3 (schwach sauer bis neutral), Temperaturzahl T = 4 (kollin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental), Salztoleranz = 1 (tolerant).<ref name="InfoFlora" />
Die ökologischen [[Zeigerwerte]] nach [[Elias Landolt (Botaniker)|Landolt]] [[et al.]] 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 4w+ (sehr feucht aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 3 (schwach sauer bis neutral), Temperaturzahl T = 4 (kollin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental), Salztoleranz = 1 (tolerant).<ref name="InfoFlora" />


== Inhaltsstoffe und Verwendung ==
== Inhaltsstoffe und Verwendung ==
Blutweiderich enthält das [[Glykosid]] [[Salicarin]], [[Anthocyanine]], [[Pectin]]e, Harze, [[ätherisches Öl]], [[p-Cumarsäure]], [[Ellagsäure]], [[Orientin]] reichlich [[Gerbstoff]]e und das [[Flavone|Flavon]] [[Vitexin]].<ref name="Duke" />
Gewöhnlicher Blutweiderich enthält das [[Glykosid]] [[Salicarin]], [[Anthocyanine]], [[Pectin]]e, Harze, [[ätherisches Öl]], [[p-Cumarsäure]], [[Ellagsäure]], [[Orientin]] reichlich [[Gerbstoff]]e und das [[Flavone|Flavon]] [[Vitexin]].<ref name="Duke" />
{{Belege fehlen}}

In Notzeiten aß man die jungen Sprosse, Laubblätter und die innen weiße Grundachse als Gemüse. Aufgrund seines hohen [[Gerbstoff]]gehalts zwischen 9 % (Wurzel) und 14 % (Blüten) gerbte man schon im 16. Jahrhundert auch Leder mit Blutweiderichsaft. Außerdem wurden damit Holz und Seile imprägniert, um schnelle Fäulnis im Wasser zu verhindern.
In Notzeiten aß man die jungen Sprosse, Laubblätter und die innen weiße Grundachse als Gemüse. Aufgrund seines hohen [[Gerbstoff]]gehalts zwischen 9 % (Wurzel) und 14 % (Blüten) gerbte man schon im 16. Jahrhundert auch Leder mit Blutweiderichsaft. Außerdem wurden damit Holz und Seile imprägniert, um schnelle Fäulnis im Wasser zu verhindern.


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Als Heilmittel werden Blüten und der Wurzelstock des Blutweiderichs genutzt. Die Volksmedizin setzt ihn bei Durchfällen, Blutfluss und Ruhr ein. Dazu werden 1 bis 3&nbsp;Gramm Wurzel mit zwei Litern Wasser abgekocht.
Als Heilmittel werden Blüten und der Wurzelstock des Blutweiderichs genutzt. Die Volksmedizin setzt ihn bei Durchfällen, Blutfluss und Ruhr ein. Dazu werden 1 bis 3&nbsp;Gramm Wurzel mit zwei Litern Wasser abgekocht.


Verwendet wurde Blutweiderich beispielsweise während der [[Cholera]]<nowiki></nowiki>epidemie im 19. Jahrhundert. Die Pflanze besitzt aufgrund der Gerbstoffe stark adstringierende, bakterizide, blutstillende und harntreibende Eigenschaften. Dass der Blutweiderich als blutstillendes Mittel genutzt wurde, gab ihm wohl seinen Namen (oder die Farbe seiner Blüten). Mit dem roten Farbstoff färbte man früher Zucker.
Verwendet wurde Gewöhnlicher Blutweiderich beispielsweise während der [[Cholera]]<nowiki></nowiki>epidemie im 19. Jahrhundert. Die Pflanzenteile besitzen aufgrund der Gerbstoffe stark adstringierende, bakterizide, blutstillende und harntreibende Eigenschaften. Dass der Gewöhnliche Blutweiderich als blutstillendes Mittel genutzt wurde, gab ihm wohl seinen Namen (oder die Farbe seiner Blüten). Mit dem roten Farbstoff färbte man früher Zucker.


In einer Untersuchung zur Ernährung der mediterranen Landbevölkerung wurde festgestellt, dass die Pflanze eine gegen [[Diabetes mellitus|Diabetes]] (Typ2) schützende Wirkung besitzt.<ref name="PharmacologicalResearch2005" />
In einer Untersuchung zur Ernährung der mediterranen Landbevölkerung wurde festgestellt, dass die Pflanze eine gegen [[Diabetes mellitus|Diabetes]] (Typ2) schützende Wirkung besitzt.<ref name="PharmacologicalResearch2005" />
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== Blutweiderich als Neophyt in Nordamerika ==
== Blutweiderich als Neophyt in Nordamerika ==
[[Datei:Hylobius transversovittatus 20050729 457.jpg|miniatur|hochkant|''Hylobius transversovittatus'' an Blutweiderich]]
[[Datei:Hylobius transversovittatus 20050729 457.jpg|mini|hochkant|''Hylobius transversovittatus'' an Blutweiderich]]
In Nordamerika steht der Gewöhnliche Blutweiderich seit seiner Einführung durch den Menschen im 19. Jahrhundert in dem Ruf, ein lästiges „Unkraut“ zu sein. Einst als Heil- und attraktive Gartenpflanze eingeführt, breitete sich diese Art rasch aus. In Gebieten, in denen Blutweiderich-Bestände expandieren, können sie die Fließgeschwindigkeit von Flüssen und Kanälen beeinträchtigen. Es gibt aber keine Hinweise darauf, dass der Blutweiderich einheimische Arten verdrängt. 29 nordamerikanische Tierarten nutzen den Gewöhnlichen Blutweiderich und es gibt viele Berichte, nach denen Blutweiderich durch einheimische nordamerikanische Arten auskonkurriert wird. Eine Untersuchung an 41 Orten in Ontario hat gezeigt, dass es keinen signifikanten Unterschied im Artenreichtum von Gefäßpflanzen gab, egal ob Blutweiderich präsent war oder nicht, auch nicht mit zunehmender Bestandsdichte von Blutweiderich.<ref name="Theodoropoulos2003" />
In Nordamerika steht der Gewöhnliche Blutweiderich seit seiner Einführung durch den Menschen im 19. Jahrhundert in dem Ruf, ein lästiges „Unkraut“ zu sein. Einst als Heil- und attraktive [[Gartenpflanze]] eingeführt, breitete sich der Gewöhnliche Blutweiderich rasch aus. In Gebieten, in denen Blutweiderich-Bestände expandieren, können sie die Fließgeschwindigkeit von Flüssen und Kanälen beeinträchtigen. Es gibt aber keine Hinweise darauf, dass der Gewöhnliche Blutweiderich dort einheimische Arten verdrängt. 29 nordamerikanische Tierarten nutzen den Gewöhnlichen Blutweiderich und es gibt viele Berichte, nach denen der Gewöhnliche Blutweiderich durch einheimische nordamerikanische Arten auskonkurriert wird. Eine Untersuchung an 41 Orten in Ontario hat gezeigt, dass es keinen signifikanten Unterschied im Artenreichtum von Gefäßpflanzen gab, egal ob der Gewöhnliche Blutweiderich präsent war oder nicht, auch nicht mit zunehmender Bestandsdichte von Gewöhnlichen Blutweiderich.<ref name="Theodoropoulos2003" />


Dennoch wird der Gewöhnliche Blutweiderich in Nordamerika bekämpft. Als erfolgreiche Maßnahme hat sich das Aussetzen von Schadinsekten herausgestellt, die sich auf Blutweiderich spezialisiert haben (unter anderem der Rüsselkäfer ''[[Hylobius transversovittatus]]'' und die [[Blattkäfer]]arten ''Galerucella calmariensis'' und ''Galerucella pusilla'').<ref name="Blossey2002" />
Dennoch wird der Gewöhnliche Blutweiderich in Nordamerika bekämpft. Als erfolgreiche Maßnahme hat sich das Aussetzen von Schadinsekten herausgestellt, die sich auf Blutweiderich spezialisiert haben (unter anderem der Rüsselkäfer ''[[Hylobius transversovittatus]]'' und die [[Blattkäfer]]arten ''Galerucella calmariensis'' und ''Galerucella pusilla'').<ref name="Blossey2002" />


Die Art wird daher auf der Liste der "100 of the World’s Worst Invasive Alien Species" geführt, die jeweils ein Exemplar pro Gattung auflistet, das in Bereichen als problematisch angesehen wird. Insgesamt umfasst die Liste über 800 Spezies und wurde 2016 zuletzt aktualisiert. [[100 of the World’s Worst Invasive Alien Species|100 gefährlichsten Neobiota]] weltweit.
Der Gewöhnliche Blutweiderich wird daher auf der Liste der "100 of the World’s Worst Invasive Alien Species" geführt, die jeweils ein Exemplar pro Gattung auflistet, das in Bereichen als problematisch angesehen wird. Insgesamt umfasst die Liste über 800 Spezies und wurde 2016 zuletzt aktualisiert. [[100 of the World’s Worst Invasive Alien Species|100 gefährlichsten Neobiota]] weltweit.


== Literatur ==
== Literatur ==
* Jakob Graf: ''Tafelwerk zur Pflanzensystematik.'' Lehmanns, 1975, ISBN 978-3-540-79804-0 (Reprint), S. 56 ff, {{Google Buch| BuchID= NZCBBwAAQBAJ| Seite=PA56}}.
* Jakob Graf: ''Tafelwerk zur Pflanzensystematik.'' Lehmanns, 1975, ISBN 978-3-540-79804-0 (Reprint), S. 56 ff, {{Google Buch| BuchID= NZCBBwAAQBAJ| Seite=PA56}}.
* [[Henning Haeupler]], Thomas Muer: ''Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands'' (= ''Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands.'' Band 2). Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
* [[Henning Haeupler]], Thomas Muer: ''Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands'' (= ''Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands.'' Band 2). Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3364-4.
* [[Gerhard Madaus]]: ''Lehrbuch der biologischen Heilmittel'' Band 1. Heilpflanzen. G. Thieme, Leipzig 1938; Olms, Hildesheim 1979, ISBN 3-487-05890-1: {{Webarchiv | url=http://212.185.118.226/publlehrbuch/ | wayback=20131106001459 | text=Elektronische Version der Ausgabe 1935}}.
* [[Gerhard Madaus]]: ''Lehrbuch der biologischen Heilmittel'', 1. Band: Heilpflanzen. G. Thieme, Leipzig 1938; Olms, Hildesheim 1979, ISBN 3-487-05890-1: {{Webarchiv | url=http://212.185.118.226/publlehrbuch/ | wayback=20131106001459 | text=Elektronische Version der Ausgabe 1935}}.
* [[Erich Oberdorfer]]: ''Pflanzensoziologische Exkursionsflora.'' 6. Auflage. Ulmer Verlag, Stuttgart 1990, ISBN 3-8001-3454-3.
* [[Erich Oberdorfer]]: ''Pflanzensoziologische Exkursionsflora.'' 6. Auflage. Ulmer Verlag, Stuttgart 1990, ISBN 3-8001-3454-3.
* Elfrune Wendelberger: ''Pflanzen der Feuchtgebiete – Gewässer, Moore, Auen.'' Büchergilde Gutenberg, München 1986, ISBN 3-7632-3265-6 (oder: BLV-Verlag, ISBN 3-405-12967-2).
* Elfrune Wendelberger: ''Pflanzen der Feuchtgebiete – Gewässer, Moore, Auen.'' Büchergilde Gutenberg, München 1986, ISBN 3-7632-3265-6 (oder: BLV-Verlag, ISBN 3-405-12967-2).
* Andrey A. Sinjushin, Maria E. Ploshinskaya: ''Flower development in Lythrum salicaria L., Cuphea ignea A. DC. and C. hyssopifolia Kunth (Lythraceae): the making of monosymmetry in hexamerous flowers.'' In: ''Wulfenia.'' 27, 2020, S. 303–320, [https://www.researchgate.net/publication/347183505 online] auf researchgate.net.
* Andrey A. Sinjushin, Maria E. Ploshinskaya: ''Flower development in Lythrum salicaria L., Cuphea ignea A. DC. and C. hyssopifolia Kunth (Lythraceae): the making of monosymmetry in hexamerous flowers.'' In: ''Wulfenia.'' Volume 27, 2020, S. 303–320, [https://www.researchgate.net/publication/347183505 online auf ''researchgate.net.'']


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commons|Lythrum salicaria|Gewöhnlicher Blutweiderich (''Lythrum salicaria'')}}
{{Commonscat|Lythrum salicaria|Gewöhnlicher Blutweiderich (''Lythrum salicaria'')}}
* [http://www.bgflora.eu/Lythrum%20salicaria%20L._EN.html ''Lythrum salicaria''] in der Bulgarian Flora.
* {{BIB|3572}}
* {{BIB|3572}}
* {{BiolFlor|1932}}
* {{BiolFlor|1932}}
* [http://www.bgflora.eu/Lythrum%20salicaria%20L._EN.html ''Lythrum salicaria'' in der ''Bulgarian Flora''.]
* Thomas Meyer: [http://www.blumeninschwaben.de/Zweikeimblaettrige/Blutweiderichgewaechse/blutweiderich.htm#Gew%C3%B6hnlicher%20Blutweiderich Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei ''Flora-de: Flora von Deutschland'' (alter Name der Webseite: ''Blumen in Schwaben'')].
* Thomas Meyer: [http://www.blumeninschwaben.de/Zweikeimblaettrige/Blutweiderichgewaechse/blutweiderich.htm#Gew%C3%B6hnlicher%20Blutweiderich Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei ''Flora-de: Flora von Deutschland'' (alter Name der Webseite: ''Blumen in Schwaben'')].
* [https://www.invasive.org/browse/subthumb.cfm?sub=3047 ''Lythrum salicaria''] auf invasive.org.
* [https://www.invasive.org/browse/subthumb.cfm?sub=3047 ''Lythrum salicaria'' auf ''invasive.org''.]
* [https://phytochem.nal.usda.gov/phytochem/plants/show/6029 Datenblatt bei Dr. Duke's Phytochemical and Ethnobotanical Databases].


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references>
<references>
<ref name="Duell485">{{BibISBN|9783494014241|Seite=485 f}}</ref>
<ref name="FloraWeb">
{{FloraWeb|3572|Lythrum salicaria L., Gewöhnlicher Blutweiderich}}
<ref name="Oberdorfer2001">{{BibISBN|3800131315|Seite=681}} </ref>
</ref>
<ref name="PharmacologicalResearch2005">The Local Food-Nutraceuticals Consortium: ''Understanding local Mediterranean diets: A multidisciplinary pharmacological and ethnobotanical approach.'' In: ''[[Pharmacological Research]].'' Volume 52, 2005, S. 353–366, [[doi:10.1016/j.phrs.2005.06.005]], [http://www.andreapieroni.eu/Heinrich%20et%20al.,%202005.pdf online] (PDF; 944&nbsp;kB).</ref>
<ref name="Duke">Datenblatt bei Dr. Duke's Phytochemical and Ethnobotanical Databases (PDF).</ref>
<ref name="Rothmaler2008">Eckehart J. Jäger, Friedrich Ebel, Peter Hanelt, Gerd K. Müller (Hrsg.): ''Rothmaler Exkursionsflora von Deutschland. Band 5: Krautige Zier- und Nutzpflanzen.'' Spektrum Akademischer Verlag, Berlin und Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-0918-8.</ref>
<ref name="Theodoropoulos2003">David I. Theodoropoulos: ''Invasion Biology: Critique of a pseudoscience.'' Avvar Books, Blythe, California, 2003, S. 37–38.</ref>
<ref name="Blossey2002">Bernd Blossey: {{Webarchiv|text=''Purple Loosestrife.'' invasiveplants.net, 2002 |url=http://www.invasiveplants.net/plants/purpleloosestrife.htm |wayback=20141028224754}}. Ein Bericht über Ausbreitung und Bekämpfung des Blutweiderich in den USA (auf Englisch).</ref>
<ref name="FloraWeb">{{FloraWeb|3572|Lythrum salicaria L., Gewöhnlicher Blutweiderich}}</ref>
<ref name="InfoFlora">
<ref name="InfoFlora">
{{InfoFlora|ID=1028150|WissName=Lythrum salicaria L.|Abruf=2023-08-13}}</ref>
{{InfoFlora|ID=1028150|WissName=Lythrum salicaria L.|Abruf=2023-08-13}}
</ref>
<ref name="Duell485">
{{BibISBN|9783494014241|Seite=485 f}}
</ref>
<ref name="Oberdorfer2001">
{{BibISBN|3800131315|Seite=681}}
</ref>
<ref name="PharmacologicalResearch2005">
The Local Food-Nutraceuticals Consortium: ''Understanding local Mediterranean diets: A multidisciplinary pharmacological and ethnobotanical approach.'' In: ''[[Pharmacological Research]].'' Volume 52, 2005, S. 353–366, [[doi:10.1016/j.phrs.2005.06.005]], [http://www.andreapieroni.eu/Heinrich%20et%20al.,%202005.pdf online] (PDF; 944&nbsp;kB).
</ref>
<ref name="Duke">
[https://phytochem.nal.usda.gov/phytochem/plants/show/6029 Datenblatt bei ''Dr. Duke's Phytochemical and Ethnobotanical Databases''].
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<ref name="Rothmaler2008">
Eckehart J. Jäger, Friedrich Ebel, Peter Hanelt, Gerd K. Müller (Hrsg.): ''Rothmaler Exkursionsflora von Deutschland.'' Band 5: ''Krautige Zier- und Nutzpflanzen.'' Spektrum Akademischer Verlag, Berlin und Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-0918-8.
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<ref name="Theodoropoulos2003">
David I. Theodoropoulos: ''Invasion Biology: Critique of a pseudoscience.'' Avvar Books, Blythe, California, 2003, S. 37–38.
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<ref name="Blossey2002">
Bernd Blossey: {{Webarchiv|text=''Purple Loosestrife.'' invasiveplants.net, 2002 |url=http://www.invasiveplants.net/plants/purpleloosestrife.htm |wayback=20141028224754}}. „Ein Bericht über Ausbreitung und Bekämpfung des Blutweiderich in den USA“ (auf Englisch).
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Version vom 20. Dezember 2023, 00:46 Uhr

Gewöhnlicher Blutweiderich

Gewöhnlicher Blutweiderich (Lythrum salicaria)

Systematik
Eurosiden II
Ordnung: Myrtenartige (Myrtales)
Familie: Weiderichgewächse (Lythraceae)
Tribus: Lythreae
Gattung: Blutweideriche (Lythrum)
Art: Gewöhnlicher Blutweiderich
Wissenschaftlicher Name
Lythrum salicaria
L.

Der Gewöhnliche Blutweiderich[1] (Lythrum salicaria) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Blutweideriche (Lythrum) innerhalb der Familie der Weiderichgewächse (Lythraceae).

Beschreibung

Illustration aus Prof. Dr. Otto Wilhelm Thomé: Flora von Deutschland, Österreich und der Schweiz, Gera 1885
Blütenstand
Blüten
Fruchtstand
Blüte mit bestäubender Hummel (Bombus sylvarum)

Vegetative Merkmale

Der Gewöhnliche Blutweiderich ist eine ausdauernde, krautige Pflanze, die Wuchshöhen von bis zu 2,5 Metern und eine Breite von 1,5 Metern erreicht. Bis zu 50 aufrechten, teils verzweigte, behaarte, vier- bis mehrkantige Stängel können aus dem Rhizom heranwachsen.

Die sitzenden („blattstiellosen“) Laubblätter sind in dreizähligen Quirlen oder gegenständig, weiter oben wechselständig an den Stängeln angeordnet. Die ganzrandige Blattspreite ist schmal-eilanzettlich bis eiförmig mit spitzem oberen Ende. Die Folgeblätter haben einen gerundeten bis herzförmigen Blattgrund; auf Blattunterseite treten die Blattadern deutlich hervor.[2]

Generative Merkmale

Die Blütezeit reicht von Juni bis September. Jeder ähren- oder traubenförmige Blütenstand kann hundert und noch mehr Blüten enthalten; Scheinähren. Die Blüten stehen in kleinen, meist dreiblütigen, dichten, achselständigen, zymösen Gruppen mit einem eilanzettlichen Tragblatt. Der Blütenstiel ist relativ kurz.

Die kurz zwittrigen, rötlichen, rosa oder violetten bis weißen Blüten sind sechszähligen und besitzen eine doppelte Blütenhülle. Es ist ein behaarter, röhriger und rippiger Achsenbecher vorhanden. Die kleinen, dreieckigen Kelchzipfel sind rötlich mit dazwischen langen, behaarten, pfriemlichen Anhängseln (Außenkelch). Die sechs oder fünf freien Kronblätter sind bei einer Länge von meist mehr als 1 Zentimeter verkehrt-eiförmig mit gerundetem oberen Ende. Es sind jeweils zwölf Staubblätter vorhanden, sechs kürzere und sechs längere. Der kahle, zweikammerige Fruchtknoten ist mittelständig. Der mehr oder weniger lange Griffel endet in einer kugeligen Narbe. Es sind Nektarien unten im Blütenbecher vorhanden.

Die Kapselfrucht befindet sich im beständigen Blütenbecher (Hypanthium) mit den Kelchzipfeln. Die relativ kleine, kahle Kapselfrucht ist schmal-eiförmig, öffnet sich bei Reife lokulizidal mit zwei Fruchtklappen und enthält viele Samen. Die kleinen, rot-bräunlichen Samen sind bei einer Länge von bis etwa 1 Millimetern ei- bis keilförmig.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 60, seltener 30.[3]

Ökologie

Beim Gewöhnlichen Blutweiderich liegen die Überdauerungsknospen an der Erdoberfläche, es handelt sich um einen Hemikryptophyten.[1] Der Gewöhnliche Blutweiderich ist helomorph, untergetauchte Stängel entwickeln ein Durchlüftungsgewebe (Aerenchym), das das Rhizom mit Sauerstoff versorgt.[2]

Einzelne Exemplare können 10.000 und mehr Blüten ausbilden. Beim Blütenaufbau liegt trimorphe Heterostylie vor, dies ist eher selten. Es gibt also drei verschiedene Blütentypen (auf verschiedenen Pflanzenexemplaren). Fremdbestäubung wird dadurch sichergestellt, dass die Narben der langen Griffel die längsten, die der kurzen die kürzesten Narbenpapillen haben. Schon Charles Darwin wies nach, dass von 18 möglichen Kombinationen nur sechs eine volle Samenproduktion herbeiführen („legitime Bestäubung“). Dabei ist die legitime Bestäubung siebenmal erfolgreicher als die „illegitime“.[2] Eine „legitime“ Bestäubung liegt vor, wenn die Pollen liefernden Staubbeutel der einen Blüte auf gleicher Höhe wie die Narben der anderen Blüte liegen. Der Pollen ist bei den langgestielten Staubblättern grün und groß, bei den übrigen gelb und kleiner.[2]

Blütenbesucher sind vor allem Schwebfliegen, aber auch Bienen und Schmetterlinge. Der Gewöhnliche Blutweiderich ist ein Nektarspender von besonderem Wert. Auch ist es eine wichtige Futterpflanze für die Raupen aus der Gattung der Nachtpfauenaugen (Saturnia).

Ein einzelnes Pflanzenexemplar kann bis zu drei Millionen Samen produzieren, die durch Wind und Wasser ausgebreitet werden. Die Samen sind mit „Schleimhaaren“ ausgestattet und haften leicht an Wasservögeln fest, die sie auf diese Weise ausbreiten. Sie keimen in nahezu allen ausreichend feuchten Böden im nächsten Frühjahr.

Taxonomie

Die Erstveröffentlichung von Lythrum salicaria erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus I, Seite 446.

Habitus im Habitat

Vorkommen

Der Gewöhnliche Blutweiderich ist eurasiatisch-subozeanisch verbreitet, vor allem in Eurasien und Australien. In Nordamerika ist es ein ein Neophyt (siehe unten).

Gewöhnlicher Blutweiderich wächst an feuchten Standorten häufig und verbreitet in Röhrichten und Sümpfen, an Ufern von Seen und Weihern, Flüssen, Bächen und Kanälen sowie in Gräben. Er gedeiht meist in die tieferen Höhenlagen und ist etwas wärmeliebend, kommt aber auch noch in mittleren Gebirgslagen vor. Die Standorte sind vor allem nasse oder wechselfeuchte, zeitweise überschwemmte, nährstoffreiche, Sumpfhumusböden, beispielsweise Gley. Er ist in Mitteleuropa eine schwache Charakterart des Verbands Filipendulion, kommt aber auch in anderen Pflanzengesellschaften der Ordnung Molinietalia, der Klasse Phragmitetea oder des Verbands Agropyro-Rumicion vor.[3]

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 4w+ (sehr feucht aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 3 (halbschattig), Reaktionszahl R = 3 (schwach sauer bis neutral), Temperaturzahl T = 4 (kollin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental), Salztoleranz = 1 (tolerant).[4]

Inhaltsstoffe und Verwendung

Gewöhnlicher Blutweiderich enthält das Glykosid Salicarin, Anthocyanine, Pectine, Harze, ätherisches Öl, p-Cumarsäure, Ellagsäure, Orientin reichlich Gerbstoffe und das Flavon Vitexin.[5]

In Notzeiten aß man die jungen Sprosse, Laubblätter und die innen weiße Grundachse als Gemüse. Aufgrund seines hohen Gerbstoffgehalts zwischen 9 % (Wurzel) und 14 % (Blüten) gerbte man schon im 16. Jahrhundert auch Leder mit Blutweiderichsaft. Außerdem wurden damit Holz und Seile imprägniert, um schnelle Fäulnis im Wasser zu verhindern.

Der Blutweiderich wurde bereits im Altertum als Heilpflanze benutzt. Nach Plinius wurde der Blutweiderich gegen Ekzeme eingesetzt. Dioskurides empfahl sie gegen Blutspeien und Ruhr.[6] Als Heilmittel werden Blüten und der Wurzelstock des Blutweiderichs genutzt. Die Volksmedizin setzt ihn bei Durchfällen, Blutfluss und Ruhr ein. Dazu werden 1 bis 3 Gramm Wurzel mit zwei Litern Wasser abgekocht.

Verwendet wurde Gewöhnlicher Blutweiderich beispielsweise während der Choleraepidemie im 19. Jahrhundert. Die Pflanzenteile besitzen aufgrund der Gerbstoffe stark adstringierende, bakterizide, blutstillende und harntreibende Eigenschaften. Dass der Gewöhnliche Blutweiderich als blutstillendes Mittel genutzt wurde, gab ihm wohl seinen Namen (oder die Farbe seiner Blüten). Mit dem roten Farbstoff färbte man früher Zucker.

In einer Untersuchung zur Ernährung der mediterranen Landbevölkerung wurde festgestellt, dass die Pflanze eine gegen Diabetes (Typ2) schützende Wirkung besitzt.[7]

Nutzung als Zierpflanze

Der Gewöhnliche Blutweiderich wird zerstreut als Zierpflanze für Gewässersäume genutzt. Er ist seit spätestens 1596 in Kultur. Es gibt zahlreiche Sorten.[8]

Blutweiderich als Neophyt in Nordamerika

Hylobius transversovittatus an Blutweiderich

In Nordamerika steht der Gewöhnliche Blutweiderich seit seiner Einführung durch den Menschen im 19. Jahrhundert in dem Ruf, ein lästiges „Unkraut“ zu sein. Einst als Heil- und attraktive Gartenpflanze eingeführt, breitete sich der Gewöhnliche Blutweiderich rasch aus. In Gebieten, in denen Blutweiderich-Bestände expandieren, können sie die Fließgeschwindigkeit von Flüssen und Kanälen beeinträchtigen. Es gibt aber keine Hinweise darauf, dass der Gewöhnliche Blutweiderich dort einheimische Arten verdrängt. 29 nordamerikanische Tierarten nutzen den Gewöhnlichen Blutweiderich und es gibt viele Berichte, nach denen der Gewöhnliche Blutweiderich durch einheimische nordamerikanische Arten auskonkurriert wird. Eine Untersuchung an 41 Orten in Ontario hat gezeigt, dass es keinen signifikanten Unterschied im Artenreichtum von Gefäßpflanzen gab, egal ob der Gewöhnliche Blutweiderich präsent war oder nicht, auch nicht mit zunehmender Bestandsdichte von Gewöhnlichen Blutweiderich.[9]

Dennoch wird der Gewöhnliche Blutweiderich in Nordamerika bekämpft. Als erfolgreiche Maßnahme hat sich das Aussetzen von Schadinsekten herausgestellt, die sich auf Blutweiderich spezialisiert haben (unter anderem der Rüsselkäfer Hylobius transversovittatus und die Blattkäferarten Galerucella calmariensis und Galerucella pusilla).[10]

Der Gewöhnliche Blutweiderich wird daher auf der Liste der "100 of the World’s Worst Invasive Alien Species" geführt, die jeweils ein Exemplar pro Gattung auflistet, das in Bereichen als problematisch angesehen wird. Insgesamt umfasst die Liste über 800 Spezies und wurde 2016 zuletzt aktualisiert. 100 gefährlichsten Neobiota weltweit.

Literatur

Commons: Gewöhnlicher Blutweiderich (Lythrum salicaria) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Lythrum salicaria L., Gewöhnlicher Blutweiderich. auf FloraWeb.de
  2. a b c d Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1, S. 485 f.
  3. a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 681.
  4. Lythrum salicaria L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 13. August 2023.
  5. Datenblatt bei Dr. Duke's Phytochemical and Ethnobotanical Databases.
  6. siehe Madaus, Lehrbuch der biologischen Heilmittel.
  7. The Local Food-Nutraceuticals Consortium: Understanding local Mediterranean diets: A multidisciplinary pharmacological and ethnobotanical approach. In: Pharmacological Research. Volume 52, 2005, S. 353–366, doi:10.1016/j.phrs.2005.06.005, online (PDF; 944 kB).
  8. Eckehart J. Jäger, Friedrich Ebel, Peter Hanelt, Gerd K. Müller (Hrsg.): Rothmaler Exkursionsflora von Deutschland. Band 5: Krautige Zier- und Nutzpflanzen. Spektrum Akademischer Verlag, Berlin und Heidelberg 2008, ISBN 978-3-8274-0918-8.
  9. David I. Theodoropoulos: Invasion Biology: Critique of a pseudoscience. Avvar Books, Blythe, California, 2003, S. 37–38.
  10. Bernd Blossey: Purple Loosestrife. invasiveplants.net, 2002 (Memento vom 28. Oktober 2014 im Internet Archive). „Ein Bericht über Ausbreitung und Bekämpfung des Blutweiderich in den USA“ (auf Englisch).