„Feuerwehrfahrzeug“ – Versionsunterschied
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Version vom 1. Juni 2009, 09:16 Uhr
Ein Feuerwehrfahrzeug ist ein Kraftfahrzeug, das die Feuerwehr im Rahmen ihrer Einsatztätigkeit verwendet. Auch Anhänger, die für Feuerwehrzwecke verwendet werden, fallen in diese Kategorie. Um im Straßenverkehr besondere Rechte in Anspruch nehmen zu können, sind die Feuerwehrfahrzeuge speziell gekennzeichnet und mit Sondersignalen ausgestattet. In Kontinentaleuropa sind die Fahrzeuge meist rot (z. B. RAL 3000) bzw. leuchtrot (z. B. RAL 3024) lackiert. In Großbritannien sind Löschfahrzeuge oftmals lemongelb, das liegt in der besseren Sichtbarkeit innerhalb des UV-Spektrums begründet. Für Farbenblinde sind rote Löschfahrzeuge grau, während der Gelb-Grünton für das menschliche Auge besonders gut wahrnehmbar ist. Sie haben je nach Land ein Folgetonhorn und eine oder mehrere blaue, in Spanien gelbe und in den USA rote Rundumkennleuchten.
Feuerwehrfahrzeuge sind üblicherweise in Feuerwehrhäusern bzw. Feuerwachen, auch beispielsweise Brandwachen oder Rüsthäuser, genannt, untergebracht.
Anforderungen
Ein Feuerwehrfahrzeug muss besonders gestaltet und eingerichtet sein zur Aufnahme
- einer Besatzung,
- einer feuerwehrtechnischen Beladung,
- von Lösch- und/oder Rettungs- bzw. sonstigen Einsatzmitteln.
Die Auswahl eines Feuerwehrfahrzeuges richtet sich nach verschiedenen Gesichtspunkten
- der Größe des Ortes,
- der Topographie des Einsatzgebietes,
- den hauptsächlichen Gefahrenquellen im Einsatzgebiet.
Feuerwehrfahrzeuge nehmen als Einsatzfahrzeuge innerhalb der Nutzfahrzeuge von jeher eine Sonderstellung ein. Die Bürger verknüpfen mit ihnen hohe Erwartungen. Dementsprechend hoch sind die Anforderungen, die bezüglich Bau und Ausrüstung gestellt werden.
Varianten
Fahrzeuge werden hauptsächlich nach ihren Einsatzmöglichkeiten eingeteilt. Dabei unterteilt man sie meist in Fahrzeuge, die zur Brandbekämpfung oder zur technischen Hilfeleistung dienen. Da einerseits die Fahrzeuge immer größer wurden, andererseits zur Bedienung weniger Personal notwendig wurde, entstanden auch Fahrzeuge, die für beide Hauptaufgaben einsetzbar sind. Durch steigende Fahrzeugkosten werden auch immer wieder Lösungen mit Wechselladeaufbauten angewendet, wo für jeden Anwendungszweck nur ein spezieller Container vorrätig gehalten werden muss.
Löschfahrzeuge
Löschfahrzeuge dienen vorrangig dem Zweck des Löschens von Bränden, der Menschenrettung und zur Durchführung von technischen Hilfeleistungen kleineren bis mittleren Umfangs. Löschfahrzeuge werden unterteilt in die Kategorien Tanklöschfahrzeuge, Löschgruppenfahrzeuge, Tragkraftspritzenfahrzeuge und sonstige Löschfahrzeuge.
- Löschfahrzeuge: Üblicherweise bestehen bei Feuerwehren, die den gesamten Löschangriff inklusive der Wasserführung aufbauen muss, die Feuerwehrgruppen aus neun Mann. Dem entsprechen die Fahrzeuge, die auch diese Mannschaft aufnehmen können, d.h. für eine Löschgruppe Allround-Fahrzeuge. Ausgerüstet sind die Löschfahrzeuge entweder mit einer fest eingebauten Fahrzeugpumpe oder mit einer transportablen herausnehmbaren Pumpe, Leitern, umfangreichen Gerätschaften zur Brandbekämpfung und zur technischen Hilfeleistung. Für technische Hilfeleistungen ist oft nur minimale Ausrüstung vorhanden. Durch verschiedene Gewichtsbeschränkungen in den verschiedenen Ländern, abhängig auch von den früher nicht einheitlichen Führerscheinklassen, entwickelten sich die Fahrzeuge in verschiedenen Größen.
- Tanklöschfahrzeuge transportieren große Mengen Löschmittel (hauptsächlich Wasser, z. T. Schaummittel), sind mit einer fest eingebauten Pumpe ausgestattet und verfügen in der Regel wegen des größeren Löschmitteltanks über weniger Gerätschaften und über kleinere Besatzungen (entweder sechs Feuerwehrleute, „Staffelbesatzung“ oder drei Feuerwehrleute, „Truppbesatzung“). Die meisten Tanklöschfahrzeuge verfügen über einen Allradantrieb.
- sonstige Löschfahrzeuge sind oft nicht genormt. Besonders bei Werkfeuerwehren oder bei Feuerwehren in großen Städten kommen aber durchaus Fahrzeuge für spezielle Einsatzszenarien vor, die über spezielle Löschmittel verfügen. So gibt es z. B. Pulverlöschfahrzeuge bzw. Trockentanklöschfahrzeuge, die größere Mengen Löschpulver zur Einsatzstelle transportieren können, spezielle Schaumlöschfahrzeuge, die nur Schaummittel oder ein einsatzfertiges Schaum-Wasser-Gemisch mit sich führen. Weiterhin gibt es Löschfahrzeuge, die aufgrund ihrer Löschmittelzusammenstellung oder einer anderen Beladung nicht in das Normschema passen.
- Sonderlöschfahrzeuge sind Feuerwehrfahrzeuge, welche von den üblichen in großer Zahl hergestellten und verwendeten stark abweichen und deshalb nicht den herkömmlichen Fahrzeugtypen zuzuordnen sind. Sie sind zumeist sehr teuer und werden deshalb nur von großen Feuerwehren verwendet. Diese Fahrzeuge sind meistens stark den örtlichen Gegebenheiten angepasst.
Hubrettungsfahrzeuge
Durch die immer höher werdenden Bauten musste auch die Feuerwehr mithalten. So genügten bald nicht mehr die einfachen Schiebeleitern und es wurden große Drehleitern, aber auch Gelenk- und Teleskopmasten entwickelt. Sie dienen zur Menschenrettung, zur Brandbekämpfung von außen und auch zur Ausleuchtung von Einsatzstellen.
Fahrzeuge zur Technischen Hilfeleistung
- Fahrzeuge zur technischen Hilfeleistung: Rüstwagen und Gerätewagen sind für technische Hilfeleistungen ausgerüstet. Sie sind meist nur mit drei Personen besetzt, um möglichst viele Geräte und schwere Aggregate transportieren zu können. Alle Rüstwagen verfügen über eine eingebaute Seilwinde, ein Stromaggregat und manchmal auch einen Ladekran. Für die technische Hilfeleistung gibt es diverse Spezialfahrzeuge, so u. a.:
- Kranfahrzeuge: Da bei technischen Einsätzen die zu bewegenden Lasten immer größer werden, werden auch Kranfahrzeuge, von einfachen Ladekränen bis zu schweren Autokränen, die auch Eisenbahnwagen heben können, bei der Feuerwehr eingesetzt. Diese werden auf Grund der Kosten naturgemäß nur bei einzelnen Stützpunkten, die ein großes Gebiet abdecken, stationiert. Normalerweise werden diese jedoch von kommerziellen Anbietern gestellt, die über eine Notfall-Rufbereitschaft verfügen.
- Spezialfahrzeuge für Gefahrguteinsätze sind besonders ausgerüstet für Einsätze mit Gefahrgut oder radioaktiven Stoffen. Hierzu gehören auch spezielle Messfahrzeuge. (Siehe auch: TUIS)
- Rettungsfahrzeuge. In Gemeinden, in denen der Rettungsdienst von der Feuerwehr wahrgenommen wird, sind Rettungs-, Notarzt- und Krankenwagen auch Feuerwehrfahrzeuge.
- Fahrzeuge für den Katastrophen- und Umweltschutz sind Fahrzeuge wie der Schlauchwagen SW 2000-Tr, Löschgruppenfahrzeug LF 16-TS, ABC-Erkundungskraftwagen, Gerätewagen GW-Messtechnik, Fahrzeuge für die Dekontamination von Personen (Dekon-P) und Geräten (Dekon-G) sowie Container Umweltschutz, .
- Sonstige Fahrzeuge Dazu gehören Führungsfahrzeuge, Mannschaftstransportfahrzeuge, Schlauchwagen, zur Wasserversorgung abgelegener Einsatzstellen – vor allem in ländlichen Gebieten – Wechselladerfahrzeuge, Lkw, Pkw, Motorräder, und diverse sonderangefertigte Fahrzeuge.
Allround-Fahrzeuge
Fortschritte in der Entwicklung der Fahrzeugtechnik (leichtere Materialien wie Aluminium, stabilere Konstruktionen, leistungsfähigere Motoren) ermöglichen es, Funktionen, die vorher von unterschiedlichen Fahrzeugen wahrgenommen werden mussten, in einem Fahrzeug zusammenzufassen. Als erstes wurden Löschgruppenfahrzeuge mit einem Wassertank ausgestattet, um bei einem Brandeinsatz keine Zeit für den Aufbau einer Löschwasserversorgung zu verlieren. Tatsächlich haben heute die meisten Typen von Löschgruppenfahrzeugen Löschwasser an Bord. Waren bei alten Tanklöschfahrzeugen noch die Wassertanks von außen erkennbar, so sind sie heute im Inneren der Geräteräume untergebracht, sodass Löschgruppenfahrzeuge und Tanklöschfahrzeuge heute für den Laien kaum noch voneinander zu unterscheiden sind.
Als nächster Schritt wurden Geräte zur technischen Hilfeleistung (insbesondere der hydraulische Rettungssatz und am Fahrzeugrahmen befestigte Seilwinden) mit in die Beladung von Löschgruppenfahrzeugen aufgenommen. Diese Fahrzeuge heißen beispielsweise Rüstlöschfahrzeuge in Österreich, Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeuge (HLF) oder Lösch-Hilfeleistungsfahrzeuge (LHF) in Deutschland. Somit sind Allround-Löschfahrzeuge mit hohem taktischem Einsatzwert entstanden. Näheres ist den länderspezifischen Artikeln zu entnehmen.
Bei vielen großen Wehren sieht das langfristig angelegte Fahrzeugbeschaffungskonzept vor, nur noch diese modernen Löschgruppenfahrzeuge (und natürlich Drehleitern) für den Ersteinsatz zu verwenden. Ausrüstung oder Material für größere Einsätze wird in Abrollcontainern oder auf einem Wechselaufbau vorrätig gehalten und im Bedarfsfall von Wechselladerfahrzeugen zur Einsatzstelle gebracht.
Sonderformen dieser Allroundlösungen sind Hilfeleistungstanklöschfahrzeug (HTLF) und Hilfeleistungs-Löschgruppenfahrzeug (HLF).
Die Funktionen „Löschfahrzeug“ und „Drehleiter“ in einem Fahrzeug zusammenzufassen, wurde in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach versucht, doch keines dieser Konzepte konnte sich durchsetzen. Entweder war das Kombinationsfahrzeug zu groß und zu schwer oder die Drehleiter war zu kurz. Hinzu kommt, dass an vielen Einsatzstellen die Positionen für Drehleiter und Löschfahrzeug unterschiedlich sein müssen. Beispielsweise wird die Drehleiter an der Fensterfront benötigt, um Personen zu retten, während das Löschfahrzeug in der Nähe des Hauseingangs aufgestellt werden muss. Mit einem Kombinationsfahrzeug wäre somit oftmals kein optimaler Einsatz möglich.
Trotzdem zeigte sich in den letzten zwei Jahren eine Tendenz zur Anschaffung solcher Kombinationsfahrzeuge. Vor allem kleinere Feuerwehren, die aufgrund von geänderten gesetzlichen Bestimmungen nun doch eine Drehleiter vorhalten müssen, zeigen Interesse an solchen Lösch-Leiterkombinationen. Mittlerweile werden auch Gelenkmast-Rüstwagen-Kombinationsfahrzeuge von verschiedenen Herstellern angeboten.
Löschboote
Hauptartikel siehe: Löschboot
Bei diesen Arbeitsschiffen ist eine feuerwehrtaktische Beladung, die meistens auf die Bekämpfung eines Brandes von der Wasserseite aus abzielt, üblich. In der Regel sind dazu unter anderem leistungsstarke Feuerlöschkreiselpumpen und oftmals auch Sonderstrahlrohre (Feuerlöschmonitore) vorhanden. Aufgrund der vorhandenen Pumpen werden Löschboote nicht selten auch genutzt, um bei landseitigen Großbränden eine vom öffentlichen Trinkwassernetz unabhängige, leistungsstarke Wasserversorgung für Einheiten auf dem Land zu schaffen. Im direkten Umfeld von Wasserflächen werden sie hingegen meistens zur unmittelbaren Brandbekämpfung eingesetzt. Löschboote können auch auf offener See Verwendung zur Schiffsbrandbekämpfung finden. Diese Löschboote haben meistens deutlich größere Abmessungen als Löschboote auf Binnengewässern, um auch bei schwierigen Witterungsbedingungen (grobe See, Starkwind, usw.) einsetzbar zu sein.
Feuerwehrfahrzeuge in verschiedenen Ländern
Es gibt länderspezifisch unterschiedliche Fahrzeugkonzepte, die sich auf Grund des unterschiedlichen Organisations- und Aufgabenspektrums der Feuerwehren und der topographischen Gegebenheiten entwickelt haben:
- Feuerwehrfahrzeuge in Deutschland
- Feuerwehrfahrzeuge in Österreich
- Feuerwehrfahrzeuge in der Schweiz
- Feuerwehrfahrzeuge in Italien
- Feuerwehrfahrzeuge in Südtirol
Siehe auch
- Themenliste Feuerwehr
- Fahrzeugweihe
- Feuerwehrfahrzeuge von Daimler 1888–1948
- Feuerwehrfahrzeuge von Daimler: 1949 bis heute
- WikiProjekt Einsatzorganisationen Feuerwehr
Literatur
- Wolfgang Jendsch: Feuerwehren – Spezialfahrzeuge aus aller Welt Motorbuch-Verlag, 2006, ISBN 3-613-02601-5
- Wolfgang Jendsch: Moderne Feuerwehrfahrzeuge aus aller Welt Motorbuch-Verlag, 2009, ISBN 978-3-613-03030-5
- Wolfgang Jendsch: Feuerwehrfahrzeuge in Europa Lothar-Haus-Verlag (EFB), 1991, ISBN 3-88776-048-4
- Wolfgang Jendsch: Palolaitos – Einsatzfahrzeuge der finnischen Feuerwehr EFB-Verlag, 1989, ISBN 3-88776-047-6
- Wolfgang Jendsch: Brandbekämpfung aus der Luft Motorbuch-Verlag, 2007, ISBN 3-613-02787-9: Umfangreiche Darstellung von Luftfahrzeugen der Feuerwehren international
- Wolfgang Jendsch: Feuerwehr-Einsatzfahrzeuge Waldbrandbekämpfung Motorbuch-Verlag, 2009, 978-3-613-03033-6
- Zahlreiche weitere Beiträge über Feuerwehr-Einsatzfahrzeuge in den Ausgaben der Buchreihe BRAND – Die Feuerwehren der Welt