„Kulturwirtschaft“ – Versionsunterschied

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* [http://www.kulturwirtschaft.ch Webseite Kulturwirtschaft Schweiz]
* [http://www.kulturwirtschaft.ch Webseite Kulturwirtschaft Schweiz]
* [http://www.kreativwirtschaft.ch Webseite Verband Kreativwirtschaft Schweiz]
* [http://www.kreativwirtschaft.ch Webseite Verband Kreativwirtschaft Schweiz]
* [http://www.kuwi.jku.at Webseite des Instituts für Kulturwirtschaft und Kulturforschung an der Universität Linz]


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==

Version vom 18. April 2010, 12:02 Uhr


Kultur- und Kreativwirtschaft ist die Wirtschaftsbranche, die mit künstlerischen und kulturellen Gütern (Kulturwirtschaft) und künstlerischen Ideen in Verbindung mit technologischer, innovativer und wissenschaftlicher Kreativität (Kreativwirtschaft) Gewinne erzielen will. Ausgangspunkt der Wertschöpfung ist der schöpferische Akt der künstlerisch kreativ Tätigen. Die öffentlich-geförderten Kultureinrichtungen zählen nicht dazu, sondern nur Unternehmen, die sich erwerbswirtschaftlich mit der Schaffung, Produktion, Verteilung und/oder medialen Verbreitung von kulturellen/kreativen Gütern und Dienstleistungen befassen [1].

Die Debatte um die Kultur- und Kreativwirtschaft in Deutschland hat inzwischen eine hohe öffentliche Aufmerksamkeit erreicht. Kultur- und Kreativwirtschaft ist nicht mehr nur ein Imagefaktor, sondern sie wird als ein eigenständiges Wirtschaftsfeld begriffen, welches dauerhaft als Wachstumsbranche zu etablieren ist.

Das Wirtschaftsfeld

Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist Teil einer wissens- und contentorientierten Gesellschaft und übernimmt eine Vorreiterrolle auf dem Weg in eine wissensbasierte Ökonomie in Deutschland. In der Kultur- und Kreativwirtschaft wird schon heute in zukunftsorientierten Arbeits- und Geschäftsmodellen, wie z. B. in hybriden Arbeitsformen, gearbeitet. Darüber hinaus ist die Branche außerordentlich innovativ. Sie erweist sich als wichtige Quelle für originäre Innovationsideen. Die Produktion besteht im Wesentlichen aus Prototypen, Einzelanfertigungen, Kleinstserien sowie immateriellen Produkten. Es wird häufig projektspezifisch produziert und entwickelt. Fast alle Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft nutzen moderne Technologien, allen voran Informations- und Kommunikationstechnologien. Sie sind dabei nicht nur passive Technologienutzer, sondern geben den Technologieherstellern und -entwicklern immer wieder wichtige Impulse für neue Technologievarianten.

Im Jahr 2009 wurden zwei wesentliche neue Schwerpunkte in die Debatte der Kultur- und Kreativwirtschaft eingebracht, die bisher nicht Gegenstand der vorliegenden Kulturwirtschaftsberichte waren.

Es wurde erstmals die sogenannte Binnensegmentierung als Grundelement einer Untersuchung zur Kultur- und Kreativwirtschaft eingeführt. Damit ist die gemeint, dass der Branchenkomplex erst durch die grundlegend verschiedenen Unternehmenstypen mit ihren jeweiligen strukturellen Besonderheiten geprägt wird. Die Binnensegmentierung unterteilt die Unternehmenstypen nach den Großunternehmen, den klein- und mittelständischen Unternehmen und den Kleinstunternehmen bzw. Freiberuflern.

Zum Zweiten wurde erstmals ein abgestimmtes Grundmodell zur Definition und Abgrenzung der Kultur- und Kreativwirtschaft vorgelegt. Dieses Grundmodell stimmt mit den Festlegungen der Wirtschaftsministerkonferenz der Länder als auch mit den Ergebnissen der Enquetekommission „Kultur in Deutschland" des Deutschen Bundestages überein. Damit konnte erstmals ein verlässlicher empirisch-quantitativer Rahmen für den bislang heterogenen Branchenkomplex der Kultur- und Kreativwirtschaft vorgelegt werden.

Durch die Verständigung der drei Ebenen: Bundesregierung, Bundestag und Bundesländer über einen einheitlichen Kern und eine einheitliche Branchenbranchenabgrenzung (mit eindeutiger Benennung der Wirtschaftszweige) konnte endlich die bisherige Uneinigkeit über die Kultur- und Kreativwirtschaft überwunden werden.

Kernbranchen

Das Wirtschaftsfeld Kultur- und Kreativwirtschaft umfasst folgende elf Kernbranchen oder Teilmärkte: Musikwirtschaft, Buchmarkt, Kunstmarkt, Filmwirtschaft, Rundfunkwirtschaft, Markt für darstellende Künste, Designwirtschaft, Architekturmarkt, Pressemarkt, Werbemarkt sowie Software/Games-Industrie.

Der wirtschaftlich verbindende Kern jeder kultur- und kreativwirtschaftlichen Aktivität ist der sogenannte schöpferische Akt. Damit sind alle künstlerischen, literarischen, kulturellen, musischen, architektonischen oder kreativen Inhalte, Werke, Produkte, Produktionen oder Dienstleistungen gemeint, die als wirtschaftlich relevanter Ausgangskern den elf Teilmärkten zugrunde liegen. Die deutsche Abgrenzung ist im Übrigen sowohl mit der europäischen Kernabgrenzung der EU-Kommission als auch mit dem weltweiten Referenzmodell, dem britischen Konzept der Creative Industries, kompatibel. [2]

Kulturwirtschaft in der Wirtschafts- und Kulturpolitik

Das Konzept der Kulturwirtschaft/Creative Industries hat seinen Ursprung in Großbritannien. Die Regierung von Premierminister Tony Blair erkannte in den Branchen der Kulturwirtschaft Zukunftsbranchen der britischen Wirtschaft und Beschäftigung und entwickelte entsprechende Förderkonzepte. Erfahrungen hat im europäischen Ausland vor allem auch Wien gesammelt, das im Februar 2004 mit Hilfe von Fördermitteln der EU eine umfangreiche "Untersuchung des ökonomischen Potenzials der 'Creative Industries' in Wien" vorlegte.

In Deutschland unternahm Nordrhein-Westfalen als erstes Bundesland die Kulturwirtschaft als eigenständiges Feld der Wirtschaftspolitik in den Blick. Bereits in den 1990er Jahren wurden mehrere Kulturwirtschaftsberichte veröffentlicht. Dem folgten andere Bundesländer z. B. 2001 Sachsen-Anhalt, 2003 Hessen, 2004 Schleswig-Holstein sowie 2005 Berlin. In Berlin wurde auch auf Betreiben des Kommunikationsspezialisten Wolfgang Hünnekens der IHK-Ausschuss Creative Industries gegründet. Er hat sich zum Ziel gesetzt, das ungeheure kreative Potenzial Berlins besser zu nutzen und als wichtigen Wirtschaftsfaktor zu etablieren.

Auf Bundesebene hat sich 2005 die Enquete-Kommission "Kultur in Deutschland" erstmals mit dem Thema beschäftigt. In ihrer Bestandsaufnahme kommt sie zu dem Ergebnis, dass die Kultur- und Kreativwirtschaft in ihrer Bruttowertschöpfung 2006 mit 58 Mrd. Euro nahe an die Bruttowertschöpfung der Automobilindustrie mit 64 Mrd. Euro heranreicht. Die Branche ist sehr kleinteilig organisiert. Knapp 90 % der Unternehmen zählen zu den Klein- bzw. Kleinstbetrieben mit max. 10 Beschäftigten. Als wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Kultur- und Kreativwirtschaft identifiziert die Kommission das öffentliche Kulturangebot. Dies sei ein Standortfaktor für Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft. Die Kommission konstatiert, dass die Entwicklung der Branche in Deutschland noch von starken Vorbehalten geprägt sei. So betrachtet die Wirtschaft kulturelle Güter immer noch unter dem Vorbehalt, dass Künstler nicht mit Geld umgehen können, während es in der Kunstszene Zurückhaltung bei kommerzieller Vermarktung gibt. Diese Vorbehalte seien auch in den politischen Ressorts Kultur und Wirtschaft zu finden. In ihrem Schlussbericht empfiehlt die Kommission daher, die Wirtschaftsförderung für kulturelle Güter stärker zu öffnen und Gründern besseren Zugang zu Finanzierungsquellen zu ermöglichen. Ferner empfiehlt die Kommission dem Bund einen nationalen Kulturwirtschaftsbericht zu erstellen. An die Kommunen wird appelliert, ungenutzte Brachflächen wie ehemalige Industriegelände für die Nutzung von künstlerischen Produktionen zugänglich zu machen [3].

Europäische Konferenz zur Kultur- und Kreativwirtschaft

Im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft fand im Mai 2007 eine europäische Konferenz zur Kultur- und Kreativwirtschaft in Europa statt, die vom Büro für Kulturpolitik und Kulturwirtschaft und der Friedrich-Naumann-Stiftung veranstaltet wurde.[4]

Eine wesentliche Erkenntnis ist, dass die kleinen und mittleren Unternehmen von besonderer Bedeutung für die Kreativwirtschaft sind und deshalb auch besonders gefördert werden sollten. Oftmals ist das zur Verfügung stehende Eigenkapital die Engpassressource. Deshalb stellt beispielsweise die landeseigene Investitionsbank Berlin über deren Venture Capital-Tochterunternehmen IBB-Beteiligungsgesellschaft Risikokapital für die Berliner Unternehmen der Kreativwirtschaft zur Verfügung.

Kulturwirtschaft als Studiengang

Zur Zeit kann in Deutschland an drei Universitäten Kulturwirtschaft als Studiengang mit B.A./M.A.-Abschluss studiert werden:

Weitere Informationen zu den Studieninhalten: Kulturwirt

Literatur

  • Bühler, Joachim (2009): Kultur- und Kreativwirtschaft. In: Schwencke, Olaf/ Bühler, Joachim/ Wagner, Marie Katharina (2009). Kulturpolitik von A-Z, Siebenhaar Verlag, Berlin, S. 88-90.
  • Deutscher Bundestag (2007): Schlussbericht der Enquete-Kommission "Kultur in Deutschland" BT-DRS. 16/7000, Kapitel 5.
  • Stefan Röder und Roger Bendisch: "Hauptstadt für Kreative - Chancen für Venture Capital in der Berliner Kreativwirtschaft", in: VentureCapital Magazin, 2007, Nr. 12, S. 52 - 53.
  • Keuper, F./Puchta, D./Röder, S. (2008): Creative Industries benötigen Creative Finance – Innovative Finanzierungslösungen für die Filmwirtschaft, in: Hülsmann, M., Grapp, J. (Hrsg.), Strategisches Management für Film- und Fernsehproduktionen: Herausforderungen, Optionen, Kompetenzen, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München et. al. 2008.

Einzelnachweise

  1. (Enquete-Kommission "Kultur in Deutschland" 2007: 340 ff; 348)
  2. vgl. dazu das Gutachten "Kultur- und Kreativwirtschaft: Ermittlung der gemeinsamen charakteristischen Definitionselemente der heterogenen Teilbereiche der "Kulturwirtschaft" zur Bestimmung ihrer Perspektiven aus volkswirtschaftlicher Sicht, Verfasser: M. Söndermann, C. Backes, Dr. O. Arndt, D. Brünink 2009, als Download auf der Homepage des BMWI zu finden.
  3. Enquete-Kommission „Kultur in Deutschland" (2007)/ siehe hierzu auch Bühler (2009)
  4. Büro für Kulturpolitik und Kulturwirtschaft

Siehe auch