„Victor Franke“ – Versionsunterschied

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
[ungesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Khero (Diskussion | Beiträge)
K POB, Verweis auf BKL umgebogen
Zeile 1: Zeile 1:
'''Victor Franke''' (* [[21. Juli]] [[1866]] in [[Zuckmantel]], [[Tschechisch Schlesien|Schlesien]]; † [[7. September]] [[1936]] in [[Hamburg]]) war [[Kompaniechef]] und späterer [[Kommandeur]] der [[Schutztruppe|Kaiserlichen Schutztruppe]] in [[Deutsch-Südwestafrika]].
'''Victor Franke''' (* [[21. Juli]] [[1866]] in [[Zlaté Hory|Zuckmantel]], [[Tschechisch Schlesien|Schlesien]]; † [[7. September]] [[1936]] in [[Hamburg]]) war [[Kompaniechef]] und späterer [[Kommandeur]] der [[Schutztruppe|Kaiserlichen Schutztruppe]] in [[Deutsch-Südwestafrika]].
[[Bild:Franke.png|framed|Victor Franke um 1900]]
[[Bild:Franke.png|framed|Victor Franke um 1900]]



Version vom 8. Oktober 2005, 16:28 Uhr

Victor Franke (* 21. Juli 1866 in Zuckmantel, Schlesien; † 7. September 1936 in Hamburg) war Kompaniechef und späterer Kommandeur der Kaiserlichen Schutztruppe in Deutsch-Südwestafrika.

Datei:Franke.png
Victor Franke um 1900

Biographie

Victor Franke, Sohn eines Gutsbesitzers, beginnt nach seinem Abitur 1887 seine militärische Laufbahn mit dem Eintritt in das schlesische Pionierbataillon Nr. 17 in Neisse. Am 20. Mai 1896 verlässt er - inzwischen Oberleutnant - das Heer, und tritt am 26. Mai 1896 in die Kaiserliche Schutztruppe für Deutsch-Südwestafrika ein. Bereits einen Monat später nimmt er seinen Dienst nach seiner Ankunft in Swakopmund auf, zunächst als Distriktchef von Otjimbingwe, dann von Omaruru. Von Ende 1897 bis März 1898 ist er am Kampf gegen die Swartbooi beteiligt. 1899 übernimmt er die Leitung des Distrikts Outjo, von wo aus er eine ausgedehnte Forschungsreise in das nördliche und zu dem Zeitpunkt fast unbekannte Ovamboland antritt. 1901 wird er Distriktchef von Sesfontein, 1903 erfolgt seine Ernennung zum Hauptmann und er kehrt nach Omaruru zurück. Im Jahr 1904 ist Franke an den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen der Schutztruppe und den aufständischen Bondelswart im Süden des Landes beteiligt. Nachdem ihm die Nachricht vom Aufstand der Herero um Okahandja erreicht, setzen er und seine Kompanie zu einem in der Geschichte der Schutztruppe beispiellosen Gewaltritt von knapp 400 km in viereinhalb Tagen an und vertreiben die Herero-Kämpfer nach schweren Kämpfen aus Okahandja und Omaruru. Auch an den entscheidenden Kämpfen am Waterberg ist Franke beteiligt.

Für seine Verdienste wird er vielfach geehrt und ausgezeichnet, unter anderem bekommt er persönlich von Kaiser Wilhelm II. 1905 den Orden Pour le Mérite.

Nach dem Hererokrieg übernimmt Franke wieder das Kommando in Outjo, von wo aus er mehrere Reisen in das Ovamboland unternimmt und mit fünf dort lebenden Stämmen Schutzverträge abschließt. Er bekommt weitere Auszeichnungen und wird 1910 schließlich zum Major befördert.

Datei:Frankemajor60.png
Victor Franke im Alter von 60 Jahren

Mit Beginn des 1. Weltkrieges wird in Angola im Fort Naulila der Deutsche Dr. Schulze-Jena ermordet, woraufhin Franke in einer Strafexpedition am 18. Dezember 1914 das Fort erstürmt. Im November 1914 wird Franke zum Oberstleutnant und zum Kommandeur der Kaiserlichen Schutztruppe in Deutsch-Südwestafrika ernannt. Am 9. Juli 1915 kapituliert Franke bei Khorab vor der Übermacht der von Südafrika vorrückenden Unionstruppen, um die deutschen Soldaten vor einer vernichtenden Niederlage zu bewahren (was ihm in späteren Jahren von einigen Seiten als unehrenhafte Handlung vorgeworfen wird). Bis zum Ende des Krieges wird Franke - wie beinahe alle männlichen Deutschen in Südwestafrika - interniert, und zwar auf der Farm Okawajo bei Karibib. Nach seiner Repatriierung 1919 wird er 1920 durch Reichspräsident Friedrich Ebert in den Rang eines Generalmajors befördert.

Franke heiratet 1921 Maria Diekmann aus Hamburg und lebt als Landwirt von 1927 bis 1930 auf Groß-Schwaß bei Rostock. Franke, der seit seiner Ankunft in Deutsch-Südwestafrika unter chronisch auftretenden Tropenkrankheiten leidet, zieht 1930 wegen zunehmender gesundheitlicher Probleme mit seiner Frau zunächst auf ein Landgut der Familie nach São Paulo in Brasilien und betreibt in Itajahy eine Mineralwasserfabrik. Später zieht er nach Joinville, muss jedoch bereits 1936 wegen seines stets schlechter werdenden Gesundheitszustandes nach Deutschland zurückkehren, wo er sich medizinische Hilfe vom Hamburger Tropenkrankenhaus verspricht. Am 7. September 1936 stirbt er in Hamburg.

Nach seiner Einäscherung beginnt die Odyssee seiner Urne über Berlin und Brasilien, ein Begräbnis in Omaruru in Südwestafrika wird seiner Witwe verweigert. Schließlich werden Victor Frankes sterbliche Überreste am 2. September 1957 in Hamburg auf dem Ohlsdorfer Friedhof beigesetzt.

Victor Franke heute

  • 1908 wurde Victor Franke durch die Gemeinde Omaruru durch die Errichtung eines Gedenkturms, den heute noch dort stehenden Franketurm, geehrt.
  • Der Gewaltritt vom Süden Südwestafrikas bis nach Okahandja ist legendenumwobener Teil der deutschen Kolonialgeschichte geworden, der zu manchen Büchern und begeisterten Kampfesgeschichten Anlass bot.
  • Durch das Buch "Herero" von Gerhard Seyfried ist die Figur des Victor Franke 2003 einer breiten literarischen Öffentlichkeit bekannt gemacht worden. Maßgebliche Quelle des Buches war für den Autor Frankes ausführliche Tagebücher, die im Bundesarchiv Koblenz unter der Signatur BArch NL 30/1-16 verwahrt werden. Derzeit ist der Verlag SWALIT mit der Veröffentlichung der Tagebücher in vier Bänden beschäftigt.

Literatur