„Carows Lachbühne“ – Versionsunterschied

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'''Carows Lachbühne''' ist ein ehemaliges Theater in [[Berlin]].


Im ehemaligen Tunnel des Walhalla-Theaters am Weinsbergweg 19 [1] machte Erich Carow 1927 seine “Lachbühne” auf, ein Volkstheater für Grotesken und Einakter, in welchem er auch selbst auftrat. Carow verstand es, Typen wie aus dem Zille-Milieu so treffend zu parodieren, daß man ihn bald den “Chaplin vom Weinsbergweg” [2] nannte. Neben Carow stellte dort auch Fredy Sieg in seinen Couplets “Berliner Herren” vor, die “mit Melone und Gamaschen auf Sonntag geputzt” [3] allerlei Lustiges aus dem Vorstadtalltag zu berichten wußten. Dazu gab es Varietédarbietungen, Artisten und Zauberer.
Im ehemaligen Tunnel des [[Walhalla-Theater (Berlin)|Walhalla-Theaters]] am Weinsbergweg 19<ref>[http://www.brunnenstrasse.de/_buch/17.shtml Das »Walhalla Varieté-Theater« existierte weiter, es wurde ausgebaut, fasste schließlich 1.550 Personen. Im angeschlossenen Tunnel eröffnete Erich Carow dann 1927 ''Carows Lachbühne'', die bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg existierte.</ref> machte Erich Carow 1927 seine ''Lachbühne'' auf, ein Volkstheater für Grotesken und [[Einakter]], in welchem er auch selbst auftrat. Carow verstand es, Typen wie aus dem [[Heinrich Zille]]-Milieu so treffend zu parodieren, daß man ihn bald den ''Chaplin vom Weinsbergweg''<ref>Bemman, Memoiren S.110</ref> nannte. Neben Carow stellte dort auch Fredy Sieg in seinen Couplets ''Berliner Herren'' vor, die „mit Melone und Gamaschen auf Sonntag geputzt” <ref>Bemmann, ebd., S.112</ref> allerlei Lustiges aus dem Vorstadtalltag zu berichten wussten. Dazu gab es Varietédarbietungen, Artisten und Zauberer.


Die "Lachbühne" war ein populäres Lokal mit niedrigem ''entrée'' (60 Reichspfennige, sonntags eine Mark), in dem Fabrikarbeiter und Gemüsehändler, Ladenmädels und die Portjehfrau, aber auch der Kneipenwirt von nebenan beisammensitzen und von Herzen lachen konnten. Carows Volkskabarett zog nicht nur die Kleinen Leute an, die dort ihre Sorgen und Nöte wieder erkennen konnten; zu den Stammgästen in dem “volkstümlichen Varieté im Norden” (H. Mann) gehörten auch Literaten und Schauspieler: Heinrich Mann ebenso wie Kurt Tucholsky, Max Pallenberg und Henny Porten [4]. Auch der Filmstar Charlie Chaplin soll dort abgestiegen sein [5]. Kurt Tucholsky hat in einigen Aufsätzen von seinen Eindrücken berichtet, die er dort empfing [6].
Die ''Lachbühne'' war ein populäres Lokal mit niedrigem Eintritt (60 Reichspfennige, sonntags eine Mark), in dem Fabrikarbeiter und Gemüsehändler, Ladenmädels und die Portjehfrau, aber auch der Kneipenwirt von nebenan beisammensitzen und von Herzen lachen konnten. Carows Volkskabarett zog nicht nur die Kleinen Leute an, die dort ihre Sorgen und Nöte wieder erkennen konnten; zu den Stammgästen in dem „volkstümlichen Varieté im Norden” ([[Heinrich Mann]]) gehörten auch Literaten und Schauspieler: Heinrich Mann ebenso wie [[Kurt Tucholsky]], [[Max Pallenberg]] und [[Henny Porten]]<ref>Bemmann, ebd. S.115, auch 117.</ref>. Auch der Filmstar [[Charlie Chaplin]] soll dort verkehrt sein<ref> vgl. Kiaulehn, Berlin a.a.O.</ref>. Kurt Tucholsky hat in einigen Aufsätzen von seinen Eindrücken berichtet, die er dort empfing.ref>z.B. in [[Die Weltbühne]], 24.12.1929, Nr. 52, S. 945, Texte “Der Rekrut”, vgl. [http://www.textlog.de/tucholsky-kritik-erinnerung.html Textlog] und [[John Heartfield]], ›Volksbuch 1930‹ vfl. [http://www.textlog.de/tucholsky-john-heartfield.html Textlog]</ref>


Carow ist 1894 geboren, mußte bereits als Kind zuverdienen, indem er Schrippen ausfuhr und als Kinderclown arbeitete. Er kannte also, wovon er später sang. Sein musikalisches Handwerk erlernte er bei der Stadtpfeiferei in Zahna [7]. Danach spielte er in der Kapelle eines Wanderzirkus, wo er auch wieder als Clown [8] auftreten mußte. Carows Frau Luzie, eine geborene Blattner, war Soubrette am Walhalla-Theater, als er sie 1923 heiratete.
Carow ist 1894 geboren, musste bereits als Kind zuverdienen, indem er Schrippen ausfuhr und als Kinderclown arbeitete. Sein musikalisches Handwerk erlernte er bei der Stadtpfeiferei in [[Zahna]]. Danach spielte er in der Kapelle eines Wanderzirkus, wo er auch wieder als Clown <ref>[http://www.virtual-history.com/movie/moviecard/card12891 Abbildung von Carow in Clownsmaske]</ref> auftreten musste. Carows Frau Luzie, eine geborene Blattner, war [[Soubrette]] am Walhalla-Theater, als er sie 1923 heiratete.


Die “Lachbühne” wurde 1943 ausgebombt. Nach dem Kriege, 1955, übernahm Erich Carow das Ausflugsrestaurant "Haus Gatow am See", das 1932 in die Bauten des ehemaligen Lehnschulzen gutes eingezogen war, baute eine neue Gartenhalle und nannte es nun, nachdem dort sein Kabarett "Carows Lachbühne" eine neue Bleibe finden sollte, "Haus ''Carow'' am See" [9].
Die ''Lachbühne'' wurde 1943 ausgebombt. Nach dem Zweiten Weltkriege im Jahr 1955 übernahm Erich Carow das Ausflugsrestaurant ''Haus Gatow am See'', das 1932 in die Bauten des ehemaligen Lehnschulzen Gutes eingezogen war, baute eine neue Gartenhalle und nannte es nun, nachdem dort sein Kabarett ''Carows Lachbühne'' eine neue Bleibe finden sollte, ''Haus 'Carow' am See''.<ref>[http://www.unterwegs-in-spandau.de/spandau-im-kartenbild-der-jahrhunderte-des-raetsels-loesung/ Alt-Gatow 57/59 Unterwegs in Spandau]</ref>


Erich Carow ist 1956 gestorben. Mitte der 1970er Jahre wurden sämtliche Gebäude des Lehnschulzengutes und der Gaststätte abgerissen [10].
Erich Carow starb 1956; Mitte der 1970er Jahre wurden sämtliche Gebäude des Lehnschulzengutes und der Gaststätte abgerissen.<ref>vgl. Haila Ochs, [http://www.projektgatow.de/dorfentwicklung/geschichte/index.html Projekt Gatow] </ref>




== Literatur ==


*Helga Bemman: Berliner Musenkinder-Memoiren. Berlin-Ost, Verlag "Lied der Zeit" 1981.


*Manfred Georg, u. Peter Schaeffers (Herausgeber): Erich Carow: Karriere eines Berliner
Einzelbelege:

[1] http://www.brunnenstrasse.de/_buch/17.shtml “Das »Walhalla Varieté-Theater« existierte weiter, es wurde ausgebaut, fasste schließlich 1.550 Personen. Im angeschlossenen Tunnel eröffnete Erich Carow dann 1927 »Carows Lachbühne«, die bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg existierte...”

[2] Bemman, Memoiren S.110

[3] ebd., S.112

[4] ebd. S.115, auch 117

[5] vgl. Kiaulehn, Berlin a.a.O.

{6] z.B. in Die Weltbühne, 24.12.1929, Nr. 52, S. 945, Texte “Der Rekrut”
http://www.textlog.de/tucholsky-kritik-erinnerung.html

und “John Heartfield, ›Volksbuch 1930‹ “ http://www.textlog.de/tucholsky-john-heartfield.html

[7] vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Zahna

[8] vgl. http://www.virtual-history.com/movie/moviecard/card12891 Abbildung von Carow in
Clownsmaske

[9] http://www.unterwegs-in-spandau.de/spandau-im-kartenbild-der-jahrhunderte-
des-raetsels-loesung/ Alt-Gatow 57/59
[10] vgl. Haila Ochs, http://www.projektgatow.de/dorfentwicklung/geschichte/index.html



Literatur:

Bemman, Helga: Berliner Musenkinder-Memoiren. Berlin-Ost, Verlag "Lied der Zeit" 1981.

Georg, Manfred u. Schaeffers, Peter (Herausgeber): Erich Carow: Karriere eines Berliner
Volkskomikers. [Berlin] Eden-Verl., 1930, Länge 93 Seiten
Volkskomikers. [Berlin] Eden-Verl., 1930, Länge 93 Seiten
http://books.google.de/books/about/Erich_Carow.html?id=CklmYgEACAAJ&redir_esc=y
http://books.google.de/books/about/Erich_Carow.html?id=CklmYgEACAAJ&redir_esc=y


Glatzer, Ruth (Herausgeber): Berlin zur Weimarer Zeit. Panorama einer Metropole.
* Ruth Glatzer (Herausgeber): Berlin zur Weimarer Zeit. Panorama einer Metropole.
Siedler; 1. Aufl. edition (2000), 492 Seiten. ISBN-10: 3886806359
Siedler; 1. Aufl. edition (2000), 492 Seiten. ISBN-10: 3886806359


Kiaulehn, Walter: Berlin: Schicksal einer Weltstadt.
*Walter Kiaulehn: Berlin: Schicksal einer Weltstadt.
books.google.de/books?isbn=3406416349...Walther Kiaulehn - Berlin: Schicksal einer
Weltstadt. 1997 - History - 595 Seiten.

''“Zwar hat Berlin nur einen einzigen großen Clown hervorgebracht und diesen auch erst im zwanzigsten Jahrhundert, Erich Carow, in dessen ‘Lachkeller' am Weinsbergweg der große Charlie Chaplin so gern heruntergestiegen ist ...”''




== Weblinks ==
Abbildungen von Carow:
;Abbildungen von Carow:
*[https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=23144&klassi=013&anzeigeKlassi=013.003
Teilbestand W 134 (Berlin): Fotosammlung Willy Pragher: Berlin Bilder]


==Einzelbelege==
https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/olf/struktur.php?bestand=23144&klassi=013&anzeigeKlassi=013.003
<references/>
Teilbestand W 134 (Berlin): Fotosammlung Willy Pragher: Berlin Bilder
Carow [Filmnegative, Ordner 1358]
Carows Lachbühne: Erich Carow in "Ein alter Flickschuster"


[[Kategorie:Ehemaliges Theater (Berlin)]]
Bemman, Musenkinder, S.110 und 113 (Carow), S.116-117 (Lachbühne)

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Carows Lachbühne ist ein ehemaliges Theater in Berlin.

Im ehemaligen Tunnel des Walhalla-Theaters am Weinsbergweg 19[1] machte Erich Carow 1927 seine Lachbühne auf, ein Volkstheater für Grotesken und Einakter, in welchem er auch selbst auftrat. Carow verstand es, Typen wie aus dem Heinrich Zille-Milieu so treffend zu parodieren, daß man ihn bald den Chaplin vom Weinsbergweg[2] nannte. Neben Carow stellte dort auch Fredy Sieg in seinen Couplets Berliner Herren vor, die „mit Melone und Gamaschen auf Sonntag geputzt” [3] allerlei Lustiges aus dem Vorstadtalltag zu berichten wussten. Dazu gab es Varietédarbietungen, Artisten und Zauberer.

Die Lachbühne war ein populäres Lokal mit niedrigem Eintritt (60 Reichspfennige, sonntags eine Mark), in dem Fabrikarbeiter und Gemüsehändler, Ladenmädels und die Portjehfrau, aber auch der Kneipenwirt von nebenan beisammensitzen und von Herzen lachen konnten. Carows Volkskabarett zog nicht nur die Kleinen Leute an, die dort ihre Sorgen und Nöte wieder erkennen konnten; zu den Stammgästen in dem „volkstümlichen Varieté im Norden” (Heinrich Mann) gehörten auch Literaten und Schauspieler: Heinrich Mann ebenso wie Kurt Tucholsky, Max Pallenberg und Henny Porten[4]. Auch der Filmstar Charlie Chaplin soll dort verkehrt sein[5]. Kurt Tucholsky hat in einigen Aufsätzen von seinen Eindrücken berichtet, die er dort empfing.ref>z.B. in Die Weltbühne, 24.12.1929, Nr. 52, S. 945, Texte “Der Rekrut”, vgl. Textlog und John Heartfield, ›Volksbuch 1930‹ vfl. Textlog</ref>

Carow ist 1894 geboren, musste bereits als Kind zuverdienen, indem er Schrippen ausfuhr und als Kinderclown arbeitete. Sein musikalisches Handwerk erlernte er bei der Stadtpfeiferei in Zahna. Danach spielte er in der Kapelle eines Wanderzirkus, wo er auch wieder als Clown [6] auftreten musste. Carows Frau Luzie, eine geborene Blattner, war Soubrette am Walhalla-Theater, als er sie 1923 heiratete.

Die Lachbühne wurde 1943 ausgebombt. Nach dem Zweiten Weltkriege im Jahr 1955 übernahm Erich Carow das Ausflugsrestaurant Haus Gatow am See, das 1932 in die Bauten des ehemaligen Lehnschulzen Gutes eingezogen war, baute eine neue Gartenhalle und nannte es nun, nachdem dort sein Kabarett Carows Lachbühne eine neue Bleibe finden sollte, Haus 'Carow' am See.[7]

Erich Carow starb 1956; Mitte der 1970er Jahre wurden sämtliche Gebäude des Lehnschulzengutes und der Gaststätte abgerissen.[8]


Literatur

  • Helga Bemman: Berliner Musenkinder-Memoiren. Berlin-Ost, Verlag "Lied der Zeit" 1981.
  • Manfred Georg, u. Peter Schaeffers (Herausgeber): Erich Carow: Karriere eines Berliner

Volkskomikers. [Berlin] Eden-Verl., 1930, Länge 93 Seiten http://books.google.de/books/about/Erich_Carow.html?id=CklmYgEACAAJ&redir_esc=y

  • Ruth Glatzer (Herausgeber): Berlin zur Weimarer Zeit. Panorama einer Metropole.

Siedler; 1. Aufl. edition (2000), 492 Seiten. ISBN-10: 3886806359

  • Walter Kiaulehn: Berlin: Schicksal einer Weltstadt.
Abbildungen von Carow

Teilbestand W 134 (Berlin): Fotosammlung Willy Pragher: Berlin Bilder]

Einzelbelege

  1. [http://www.brunnenstrasse.de/_buch/17.shtml Das »Walhalla Varieté-Theater« existierte weiter, es wurde ausgebaut, fasste schließlich 1.550 Personen. Im angeschlossenen Tunnel eröffnete Erich Carow dann 1927 Carows Lachbühne, die bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg existierte.
  2. Bemman, Memoiren S.110
  3. Bemmann, ebd., S.112
  4. Bemmann, ebd. S.115, auch 117.
  5. vgl. Kiaulehn, Berlin a.a.O.
  6. Abbildung von Carow in Clownsmaske
  7. Alt-Gatow 57/59 Unterwegs in Spandau
  8. vgl. Haila Ochs, Projekt Gatow