„Text“ – Versionsunterschied

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'''Text''' (von [[Latein|lateinisch]] ''textum'' ‚Gewebe, Zusammenfügung‘) bezeichnet im nichtwissenschaftlichen Sprachgebrauch eine abgegrenzte, zusammenhängende, meist schriftliche sprachliche Äußerung, im weiteren Sinne auch nicht geschriebene, aber schreibbare Sprachinformation (beispielsweise eines [[Lied]]es, [[Filmkunst|Films]] oder einer [[Improvisation|improvisierten]] [[Theater]]aufführung).
{{Lückenhaft|Es fehlt die Unterscheidung zwischen kontinuierlichen und diskontinuierlichen Texten. --[[Benutzer:Phi|Φ]] 17:51, 21. Nov. 2010 (CET)}}


Aus [[sprachwissenschaft]]licher Sicht ist ein Text die sprachliche Form einer kommunikativen Handlung. Texte werden einerseits durch [[Pragmatik|pragmatische]], also situationsbezogene, „textexterne“ Merkmale, andererseits durch sprachliche, „textinterne“ Merkmale bestimmt.<ref>Bußmann, 1990, S. 776</ref> In der Sprach- und [[Kommunikationswissenschaft]] existieren viele verschiedene Textdefinitionen nebeneinander, die anhand verschiedener [[Textualität]]skriterien Texte und „Nicht-Texte“ voneinander trennen. Weiter gefasste Textbegriffe schließen auch [[Illustration]]en oder Elemente der [[Nonverbale Kommunikation|nonverbalen Kommunikation]] (etwa [[Mimik]] und [[Gestik]] in den Text ein.<ref>Bußmann, 1990, S. 776</ref> Unter Umständen kann sogar eine reine Bildsequenz als Text gelten, wenn damit erkennbar eine kommunikative Funktion erfüllt wird.<ref>Göpferich, 1999, S. 61</ref> Der Begriff des „diskontinuierlichen“ Textes aus dem Bereich der [[Sprachdidaktik]] umfasst Texte, die nicht fortlaufend geschrieben sind und sich teilweise nicht-sprachlicher Mittel bedienen, wie Formulare, Tabellen und Listen, Grafiken und Diagramme.
'''Text''' (von [[Latein|lateinisch]] ''textum'' ‚Gewebe, Zusammenfügung‘) bezeichnet eine abgegrenzte, zusammenhängende Äußerung in [[Schrift|geschriebener]] [[Sprache]], im weiteren Sinne auch die nicht geschriebene, aber schreibbare Sprachinformation (beispielsweise eines [[Lied]]es, [[Filmkunst|Films]] oder einer [[Improvisation|improvisierten]] [[Theater]]aufführung).


Ein Ziel der [[Sprachdidaktik]] ist die Vermittlung von Textkompetenz, d.&nbsp;h. der Fähigkeit, mithilfe von Texten gezielt Wissen zu verarbeiten. Dabei sollen Texte unterschiedlicher wird zwischen „kontinuierlichen“ und „diskontinuierlichen“ Texten unterschieden.
Text benötigt zu seiner Darstellung eine [[Schrift]], deren Zeichen [[Phonem]]e, [[Silbe]]n oder [[Wort|Wörter]] bzw. [[Begriff]]e kodieren. Verschiedene Kulturen verwenden hierzu unterschiedliche [[Alphabet]]e. Eine wichtige Eigenschaft von Texten, der [[Autor]] wie [[Leser]] weitgehend folgen, ist dessen immanente [[Linearität#Linearität von Texten und Medien|Linearität]].


==Text und Schrift==
Durch die Einführung der geschriebenen Sprache wurde eine Möglichkeit geschaffen, Texte, wie zum Beispiel Geschichtsschreibung, [[Erzählung]]en und [[Sage]]n, für die Nachwelt zu [[Archiv|archivieren]]. Ein großer Teil des geschichtlichen Wissens stammt aus schriftlichen Aufzeichnungen, die archiviert wurden oder zufällig erhalten blieben. Texte aus Kulturen mit einer schriftlichen Überlieferungstradition unterscheiden sich in ihrem Aufbau von Texten aus Kulturen, in denen die [[mündliche Überlieferung]] eine größere Rolle spielt. In den Geisteswissenschaften werden Kulturen, von denen keine schriftlichen Dokumente überliefert sind, der Vor- und Frühgeschichte zugerechnet. Somit wird eine zwar indirekte, aber dennoch sehr bedeutsame Definition des Gegenstandes der [[Geschichtswissenschaft]] durch die Überlieferung von Texten gegeben.
Texte können mithilfe einer [[Schrift]] dargestellt werden, deren Zeichen [[Phonem]]e, [[Silbe]]n oder Wörter bzw. [[Begriff]]e kodieren. Verschiedene Kulturen verwenden hierzu unterschiedliche [[Alphabet]]e.
Durch die Einführung der Schrift wurde eine Möglichkeit geschaffen, Texte, wie zum Beispiel Geschichtsschreibung, [[Erzählung]]en und [[Sage]]n, für die Nachwelt zu [[Archiv|archivieren]]. Ein großer Teil des geschichtlichen Wissens stammt aus schriftlichen Aufzeichnungen, die archiviert wurden oder zufällig erhalten blieben. Texte aus Kulturen mit einer schriftlichen Überlieferungstradition unterscheiden sich in ihrem Aufbau von Texten aus Kulturen, in denen die [[mündliche Überlieferung]] eine größere Rolle spielt. In den Geisteswissenschaften werden Kulturen, von denen keine schriftlichen Dokumente überliefert sind, der Vor- und Frühgeschichte zugerechnet. Somit wird eine zwar indirekte, aber dennoch sehr bedeutsame Definition des Gegenstandes der [[Geschichtswissenschaft]] durch die Überlieferung von Texten gegeben.


== Textualitätskriterien und Textdefinitionen==
== Textqualitätskriterien ==
Wie oben erwähnt, führt eine genauere, wissenschaftliche Betrachtung zu komplexeren Definitions- und Beschreibungsversuchen. Die Eigenschaft des „Text-Seins“ bezeichnet man als [[Textualität]], die [[Sprachwissenschaft|sprachwissenschaftliche]] Untersuchung von Texten ist die [[Textlinguistik]]. Diese Disziplin stellt verschiedene Textualitätskriterien zur Verfügung.
Während die oben angeführte Definition eines Textes als „abgegrenzte schriftliche oder potentiell zu verschriftlichende Äußerung“ im Alltag meist ausreichend ist, führt eine genauere, wissenschaftliche Betrachtung zu komplexeren Definitions- und Beschreibungsversuchen.


[[Robert-Alain de Beaugrande]] und Wolfgang Ulrich Dressler stellten 1981 eine Reihe solcher Kriterien vor. Diese Kriterien beziehen sich einerseits auf die Merkmale des Textes selbst ([[Kohäsion (Linguistik)|Kohäsion]], also formaler Zusammenhalt und [[Kohärenz (Linguistik)|Kohärenz]], also logischer Zusammenhalt), andererseits auf die Merkmale einer [[Kommunikation]]ssituation, aus der der betreffende Text entsteht bzw. in der er eingesetzt wird ([[Intentionalität (Linguistik)|Intentionalität]], [[Akzeptabilität]], [[Informativität]], [[Situationalität]]).
Die Eigenschaft des „Text-Seins“ bezeichnet man als [[Textualität]], die [[Sprachwissenschaft|sprachwissenschaftliche]] Untersuchung von Texten ist die [[Textlinguistik]]. Diese Disziplin stellt verschiedene Textualitätskriterien zur Verfügung. [[Robert-Alain de Beaugrande]] und [[Wolfgang Ulrich Dressler]] stellten 1981 eine Reihe solcher Kriterien vor:


Kohäsion und Kohärenz gehören zu den am weitesten akzeptierten Textualitätskriterien, aber auch hier gibt es Abweichungen: Es gibt durchaus Texte, welche aus zusammenhanglosen Worten oder gar [[Laut]]en, zum Teil auch aus bis zu bloßen [[Geräusch]]en reduzierten Klangmalereien bestehen, und die, im Ganzen dennoch vielschichtig interpretierbar, eine eigene Art von Textualität erreichen (z.&nbsp;B. [[Dadaismus|Dada-]]Gedichte).
Diese Kriterien beziehen sich einerseits auf die Merkmale des Textes selbst (Kohäsion und Kohärenz), andererseits auf die Merkmale einer [[Kommunikation]]ssituation, aus der der betreffende Text entsteht bzw. in der er eingesetzt wird ([[Intentionalität (Linguistik)|Intentionalität]], [[Akzeptabilität]], [[Informativität]], [[Situationalität]]).

Die [[Kohäsion (Linguistik)|Kohäsion]] ist der grammatische Zusammenhalt des Textes: Sprachliche Oberflächenstrukturen unterschiedlicher Sätze und anderer Teile des Textes beziehen sich aufeinander und sorgen so für eine erkennbare Zusammengehörigkeit. Die [[Kohärenz (Linguistik)|Kohärenz]] bezeichnet dagegen den inhaltlichen, logischen Zusammenhang in einem Text. Kohäsion und Kohärenz gehören zu den am weitesten akzeptierten Textualitätskriterien, aber auch hier gibt es Abweichungen: Es gibt durchaus Texte, welche aus zusammenhanglosen Worten oder gar [[Laut]]en, zum Teil auch aus bis zu bloßen [[Geräusch]]en reduzierten Klangmalereien bestehen, und die im Ganzen dennoch vielschichtig interpretierbar, eine eigene Art von Textualität erreichen (z.&nbsp;B. [[Dadaismus|Dada-]]Gedichte).


Hier kommen die situationsbezogenen Textualitätskriterien ins Spiel: Texte sind auch dadurch bestimmt, dass ein [[Sender-Empfänger-Modell|Sender]] sie mit einer bestimmten Absicht (Intention) produziert und/oder ein [[Empfänger (Information)|Empfänger]] sie als solche akzeptiert. Ob ein Text für einen bestimmten Empfänger akzeptabel ist, hängt wiederum stark davon ab, ob dieser einen Zusammenhang der empfangenen Äußerung mit seiner Situation herstellen, den Text also in seine Vorstellungswelt „einbauen“ kann ([[Situationalität]]), und ob der Text für ihn [[Informativität|informativ]] ist, also in einem bestimmten Verhältnis erwartete und unerwartete, bekannte und neue Elemente enthält. Um auf das Beispiel des Dada-Gedichtes zurückzukommen: Ein nicht offensichtlich kohäsiver oder kohärenter Text kann als solcher akzeptabel sein, wenn der Empfänger davon ausgeht, dass die Intention des Senders ein hohes Maß an überraschenden oder von der Norm abweichenden Elementen im Text erfordert.
Hier kommen die situationsbezogenen Textualitätskriterien ins Spiel: Texte sind auch dadurch bestimmt, dass ein [[Sender-Empfänger-Modell|Sender]] sie mit einer bestimmten Absicht (Intention) produziert und/oder ein [[Empfänger (Information)|Empfänger]] sie als solche akzeptiert. Ob ein Text für einen bestimmten Empfänger akzeptabel ist, hängt wiederum stark davon ab, ob dieser einen Zusammenhang der empfangenen Äußerung mit seiner Situation herstellen, den Text also in seine Vorstellungswelt „einbauen“ kann ([[Situationalität]]), und ob der Text für ihn [[Informativität|informativ]] ist, also in einem bestimmten Verhältnis erwartete und unerwartete, bekannte und neue Elemente enthält. Um auf das Beispiel des Dada-Gedichtes zurückzukommen: Ein nicht offensichtlich kohäsiver oder kohärenter Text kann als solcher akzeptabel sein, wenn der Empfänger davon ausgeht, dass die Intention des Senders ein hohes Maß an überraschenden oder von der Norm abweichenden Elementen im Text erfordert.


Die [[Intertextualität]] schließlich ist die Eigenschaft eines Textes, mit anderen Texten in Verbindung zu stehen und auf sie Bezug zu nehmen. In [[Literatur|literarischen]] Texten geschieht dies häufig durch bewusste Verweise und [[Zitat]]e, Intertextualität kann ihren Ausdruck jedoch z.&nbsp;B. auch darin finden, dass ein [[Gebrauchstext]] die üblichen Konventionen seiner [[Textsorte]] erfüllt.
Die [[Intertextualität]] als letztes der Textualitäskriterien nach de Beaugrande und Dressler ist die Eigenschaft eines Textes, mit anderen Texten in Verbindung zu stehen und auf sie Bezug zu nehmen. In [[Literatur|literarischen]] Texten geschieht dies häufig durch bewusste Verweise und [[Zitat]]e, Intertextualität kann ihren Ausdruck jedoch z.&nbsp;B. auch darin finden, dass ein [[Gebrauchstext]] die üblichen Konventionen seiner [[Textsorte]] erfüllt.


Die einzelnen hier angeführten Textualitätskriterien sind in ihrer Interpretation durch de Beaugrande/Dressler zum Teil umstritten. Allgemein anerkannt ist, dass ein Text eine erkennbare kommunikative Funktion hat, die durch die kommunikative Absicht des Senders und die Erwartungen des Empfängers bestimmt wird, dass er als Äußerung abgegrenzt und thematisch orientiert ist, d.&nbsp;h. über einen inhaltlichen Kern verfügt.
Die einzelnen hier angeführten Textualitätskriterien sind in ihrer Interpretation durch de Beaugrande/Dressler zum Teil umstritten. Allgemein anerkannt ist, dass ein Text eine erkennbare kommunikative Funktion hat, die durch die kommunikative Absicht des Senders und die Erwartungen des Empfängers bestimmt wird, dass er als Äußerung abgegrenzt und thematisch orientiert ist, d.&nbsp;h. über einen inhaltlichen Kern verfügt. Eine solche Textdefinition aus kommunikativ-pragmatischer Perspektive bietet Susanne Göpferich:

{{Zitat|Ein Text ist ein thematisch und/oder funktional orientierter, kohärenter sprachlicher oder sprachlich-figürlicher Komplex, der mit einer bestimmten [...] Kommunikationsabsicht [...] geschaffen wurde, eine erkennbare kommunikative Funktion [...] erfüllt und eine inhaltlich und funktional abgeschlossene Einheit bildet.|Göpferich, 1995, S. 56f.}}


== Literatur ==
== Literatur ==
* Doris Bachmann-Medick: „Textualität in den Kultur- und Literaturwissenschaften. Grenzen und Herausforderungen“, in: dies. (Hg.): ''Kultur als Text. Die anthropologische Wende in der Literaturwissenschaft.'' 2. Aufl. Tübingen, Basel: Francke, 2004, S. 298-330. ISBN 3-8252-2565-8
* Doris Bachmann-Medick: „Textualität in den Kultur- und Literaturwissenschaften. Grenzen und Herausforderungen“, in: dies. (Hg.): ''Kultur als Text. Die anthropologische Wende in der Literaturwissenschaft.'' 2. Aufl. Tübingen, Basel: Francke, 2004, S. 298-330. ISBN 3-8252-2565-8.
* Robert-Alain de Beaugrande und Wolfgang Ulrich Dressler: Einführung in die Textlinguistik, ISBN 3484220287
* [[Robert-Alain de Beaugrande]], Wolfgang Ulrich Dressler: ''Einführung in die Textlinguistik''. Niemeyer, Tübingen 1981, ISBN 3-484-22028-7 (''Konzepte der Sprach- und Literaturwissenschaft'' 28).
* [[Klaus Brinker]]: ''Linguistische Textanalyse. Eine Einführung in Grundbegriffe und Methoden''. 6. Aufl. Berlin: Erich Schmidt, 2005. ISBN 3-503-07948-3
* [[Klaus Brinker]]: ''Linguistische Textanalyse. Eine Einführung in Grundbegriffe und Methoden''. 6. Aufl. Berlin: Erich Schmidt, 2005, ISBN 3-503-07948-3.
* [[Hadumod Bußmann]] (Hrsg.): ''Lexikon der Sprachwissenschaft.'' 2. Auflage. Kröner, Stuttgart 1990, ISBN 3-520-45202-2.
* Susanne Horstmann: „Text“, in: ''[[Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft]]'', Bd. 3, de Gruyter, Berlin / New York 2003, S. 594-597. ISBN 3-11-015664-4
*Susanne Göpferich: ''Textsorten in Naturwissenschaften und Technik. Pragmatische Typologie - Kontrastierung - Translation''. Forum für Fremdsprachen-Forschung 27. Narr, Tübingen 1995.
* Stephan Kammer, Roger Lüdeke (Hrsg.): ''Texte zur Theorie des Textes''. Reclam, Stuttgart 2005. ISBN 3-15-017652-2.
*Susanne Göpferich: „Text, Textsorte, Texttyp“, in: Mary Snell-Hornby et al.: ''Handbuch Translation''. Stauffenburg, Tübingen 1999, ISBN 3-86057-992-4.
* [[Ludolf Kuchenbuch]], Uta Kleine (Hrsg.): '''Textus' im Mittelalter. Komponenten und Situationen des Wortgebrauchs im schriftsemantischen Feld''. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006. ISBN 978-3-525-35868-9
* Susanne Horstmann: „Text“, in: ''[[Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft]]'', Bd. 3, de Gruyter, Berlin / New York 2003, S. 594-597, ISBN 3-11-015664-4.
* Maximilian Scherner (1996): ''„TEXT“. Untersuchungen zur Begriffsgeschichte'', in: ''Archiv für Begriffsgeschichte''. 39, 1996,S. 103 - 160.
* Stephan Kammer, Roger Lüdeke (Hrsg.): ''Texte zur Theorie des Textes''. Reclam, Stuttgart 2005, ISBN 3-15-017652-2.
* [[Ludolf Kuchenbuch]], Uta Kleine (Hrsg.): '''Textus' im Mittelalter. Komponenten und Situationen des Wortgebrauchs im schriftsemantischen Feld''. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 978-3-525-35868-9.
* Maximilian Scherner: ''„TEXT“. Untersuchungen zur Begriffsgeschichte'', in: ''Archiv für Begriffsgeschichte''. 39, 1996, S. 103 - 160.

==Einzelnachweise==
<references />


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
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* [[Sprachwissenschaft]]
* [[Sprachwissenschaft]]
* [[Literatur]]
* [[Literatur]]
* [[Grammatik]]
* [[Textsorte]]
* [[Textsorte]]

* [[Hypertext]]
* [[E-Text]]


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Version vom 16. Februar 2012, 12:33 Uhr

Text (von lateinisch textum ‚Gewebe, Zusammenfügung‘) bezeichnet im nichtwissenschaftlichen Sprachgebrauch eine abgegrenzte, zusammenhängende, meist schriftliche sprachliche Äußerung, im weiteren Sinne auch nicht geschriebene, aber schreibbare Sprachinformation (beispielsweise eines Liedes, Films oder einer improvisierten Theateraufführung).

Aus sprachwissenschaftlicher Sicht ist ein Text die sprachliche Form einer kommunikativen Handlung. Texte werden einerseits durch pragmatische, also situationsbezogene, „textexterne“ Merkmale, andererseits durch sprachliche, „textinterne“ Merkmale bestimmt.[1] In der Sprach- und Kommunikationswissenschaft existieren viele verschiedene Textdefinitionen nebeneinander, die anhand verschiedener Textualitätskriterien Texte und „Nicht-Texte“ voneinander trennen. Weiter gefasste Textbegriffe schließen auch Illustrationen oder Elemente der nonverbalen Kommunikation (etwa Mimik und Gestik in den Text ein.[2] Unter Umständen kann sogar eine reine Bildsequenz als Text gelten, wenn damit erkennbar eine kommunikative Funktion erfüllt wird.[3] Der Begriff des „diskontinuierlichen“ Textes aus dem Bereich der Sprachdidaktik umfasst Texte, die nicht fortlaufend geschrieben sind und sich teilweise nicht-sprachlicher Mittel bedienen, wie Formulare, Tabellen und Listen, Grafiken und Diagramme.

Ein Ziel der Sprachdidaktik ist die Vermittlung von Textkompetenz, d. h. der Fähigkeit, mithilfe von Texten gezielt Wissen zu verarbeiten. Dabei sollen Texte unterschiedlicher wird zwischen „kontinuierlichen“ und „diskontinuierlichen“ Texten unterschieden.

Text und Schrift

Texte können mithilfe einer Schrift dargestellt werden, deren Zeichen Phoneme, Silben oder Wörter bzw. Begriffe kodieren. Verschiedene Kulturen verwenden hierzu unterschiedliche Alphabete. Durch die Einführung der Schrift wurde eine Möglichkeit geschaffen, Texte, wie zum Beispiel Geschichtsschreibung, Erzählungen und Sagen, für die Nachwelt zu archivieren. Ein großer Teil des geschichtlichen Wissens stammt aus schriftlichen Aufzeichnungen, die archiviert wurden oder zufällig erhalten blieben. Texte aus Kulturen mit einer schriftlichen Überlieferungstradition unterscheiden sich in ihrem Aufbau von Texten aus Kulturen, in denen die mündliche Überlieferung eine größere Rolle spielt. In den Geisteswissenschaften werden Kulturen, von denen keine schriftlichen Dokumente überliefert sind, der Vor- und Frühgeschichte zugerechnet. Somit wird eine zwar indirekte, aber dennoch sehr bedeutsame Definition des Gegenstandes der Geschichtswissenschaft durch die Überlieferung von Texten gegeben.

Textualitätskriterien und Textdefinitionen

Wie oben erwähnt, führt eine genauere, wissenschaftliche Betrachtung zu komplexeren Definitions- und Beschreibungsversuchen. Die Eigenschaft des „Text-Seins“ bezeichnet man als Textualität, die sprachwissenschaftliche Untersuchung von Texten ist die Textlinguistik. Diese Disziplin stellt verschiedene Textualitätskriterien zur Verfügung.

Robert-Alain de Beaugrande und Wolfgang Ulrich Dressler stellten 1981 eine Reihe solcher Kriterien vor. Diese Kriterien beziehen sich einerseits auf die Merkmale des Textes selbst (Kohäsion, also formaler Zusammenhalt und Kohärenz, also logischer Zusammenhalt), andererseits auf die Merkmale einer Kommunikationssituation, aus der der betreffende Text entsteht bzw. in der er eingesetzt wird (Intentionalität, Akzeptabilität, Informativität, Situationalität).

Kohäsion und Kohärenz gehören zu den am weitesten akzeptierten Textualitätskriterien, aber auch hier gibt es Abweichungen: Es gibt durchaus Texte, welche aus zusammenhanglosen Worten oder gar Lauten, zum Teil auch aus bis zu bloßen Geräuschen reduzierten Klangmalereien bestehen, und die, im Ganzen dennoch vielschichtig interpretierbar, eine eigene Art von Textualität erreichen (z. B. Dada-Gedichte).

Hier kommen die situationsbezogenen Textualitätskriterien ins Spiel: Texte sind auch dadurch bestimmt, dass ein Sender sie mit einer bestimmten Absicht (Intention) produziert und/oder ein Empfänger sie als solche akzeptiert. Ob ein Text für einen bestimmten Empfänger akzeptabel ist, hängt wiederum stark davon ab, ob dieser einen Zusammenhang der empfangenen Äußerung mit seiner Situation herstellen, den Text also in seine Vorstellungswelt „einbauen“ kann (Situationalität), und ob der Text für ihn informativ ist, also in einem bestimmten Verhältnis erwartete und unerwartete, bekannte und neue Elemente enthält. Um auf das Beispiel des Dada-Gedichtes zurückzukommen: Ein nicht offensichtlich kohäsiver oder kohärenter Text kann als solcher akzeptabel sein, wenn der Empfänger davon ausgeht, dass die Intention des Senders ein hohes Maß an überraschenden oder von der Norm abweichenden Elementen im Text erfordert.

Die Intertextualität als letztes der Textualitäskriterien nach de Beaugrande und Dressler ist die Eigenschaft eines Textes, mit anderen Texten in Verbindung zu stehen und auf sie Bezug zu nehmen. In literarischen Texten geschieht dies häufig durch bewusste Verweise und Zitate, Intertextualität kann ihren Ausdruck jedoch z. B. auch darin finden, dass ein Gebrauchstext die üblichen Konventionen seiner Textsorte erfüllt.

Die einzelnen hier angeführten Textualitätskriterien sind in ihrer Interpretation durch de Beaugrande/Dressler zum Teil umstritten. Allgemein anerkannt ist, dass ein Text eine erkennbare kommunikative Funktion hat, die durch die kommunikative Absicht des Senders und die Erwartungen des Empfängers bestimmt wird, dass er als Äußerung abgegrenzt und thematisch orientiert ist, d. h. über einen inhaltlichen Kern verfügt. Eine solche Textdefinition aus kommunikativ-pragmatischer Perspektive bietet Susanne Göpferich:

„Ein Text ist ein thematisch und/oder funktional orientierter, kohärenter sprachlicher oder sprachlich-figürlicher Komplex, der mit einer bestimmten [...] Kommunikationsabsicht [...] geschaffen wurde, eine erkennbare kommunikative Funktion [...] erfüllt und eine inhaltlich und funktional abgeschlossene Einheit bildet.“

Göpferich, 1995, S. 56f.

Literatur

  • Doris Bachmann-Medick: „Textualität in den Kultur- und Literaturwissenschaften. Grenzen und Herausforderungen“, in: dies. (Hg.): Kultur als Text. Die anthropologische Wende in der Literaturwissenschaft. 2. Aufl. Tübingen, Basel: Francke, 2004, S. 298-330. ISBN 3-8252-2565-8.
  • Robert-Alain de Beaugrande, Wolfgang Ulrich Dressler: Einführung in die Textlinguistik. Niemeyer, Tübingen 1981, ISBN 3-484-22028-7 (Konzepte der Sprach- und Literaturwissenschaft 28).
  • Klaus Brinker: Linguistische Textanalyse. Eine Einführung in Grundbegriffe und Methoden. 6. Aufl. Berlin: Erich Schmidt, 2005, ISBN 3-503-07948-3.
  • Hadumod Bußmann (Hrsg.): Lexikon der Sprachwissenschaft. 2. Auflage. Kröner, Stuttgart 1990, ISBN 3-520-45202-2.
  • Susanne Göpferich: Textsorten in Naturwissenschaften und Technik. Pragmatische Typologie - Kontrastierung - Translation. Forum für Fremdsprachen-Forschung 27. Narr, Tübingen 1995.
  • Susanne Göpferich: „Text, Textsorte, Texttyp“, in: Mary Snell-Hornby et al.: Handbuch Translation. Stauffenburg, Tübingen 1999, ISBN 3-86057-992-4.
  • Susanne Horstmann: „Text“, in: Reallexikon der deutschen Literaturwissenschaft, Bd. 3, de Gruyter, Berlin / New York 2003, S. 594-597, ISBN 3-11-015664-4.
  • Stephan Kammer, Roger Lüdeke (Hrsg.): Texte zur Theorie des Textes. Reclam, Stuttgart 2005, ISBN 3-15-017652-2.
  • Ludolf Kuchenbuch, Uta Kleine (Hrsg.): 'Textus' im Mittelalter. Komponenten und Situationen des Wortgebrauchs im schriftsemantischen Feld. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2006, ISBN 978-3-525-35868-9.
  • Maximilian Scherner: „TEXT“. Untersuchungen zur Begriffsgeschichte, in: Archiv für Begriffsgeschichte. 39, 1996, S. 103 - 160.

Einzelnachweise

  1. Bußmann, 1990, S. 776
  2. Bußmann, 1990, S. 776
  3. Göpferich, 1999, S. 61

Siehe auch

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