Tonnenideologie

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Als Tonnenideologie wird abwertend eine Produktionsplanung bezeichnet, die ausschließlich einfache, messbare und summierbare Größen vorgibt, ohne dass Nachfrage, Nutzen oder Qualität eine Rolle spielen.

Zentralverwaltungswirtschaft

Der Begriff wurde zur Beurteilung der Zentralverwaltungswirtschaften geprägt. Die Planwirtschaft in den Sozialistischen Staaten legte in den Mehrjahresplänen detailliert fest, welche Produkte in welchen Mengen produziert werden sollten.

Die Planung und auch die Kontrolle der Planerfüllung wurden unter anderem jeweils nach Gewicht oder Anzahl der produzierten Produkte erstellt. Aus den Tonnagevorgaben der Schwerindustrie leitet sich der Begriff selbst ab. Die Qualität der Produkte spielte hierbei keine Rolle. Als ein Grund für eine Planung anhand der Mengen statt anhand zusätzlicher qualitativer Faktoren wird die Überforderung der Planungsbehörden mit der Menge der benötigen Detailinformationen genannt.[1]

Die Bezeichnung wird auf eine Forderung Josef Stalins zurückgeführt, der gefordert hatte, die Sowjetunion müsse gemessen in der Tonnage der produzierten Waren, die USA überholen. [2]

Als Symbol dieser Tonnenideologie wird in der Literatur die Stachanow-Bewegung in der Sowjetunion bzw. die Hennecke-Bewegung in der DDR genannt[3][4]. Die Hennecke-Bewegung war nach Adolf Hennecke benannt, der am 13. Oktober 1948 in einer gut vorbereiteten Schicht 24,4 Kubikmeter Kohle förderte und die Arbeitsnorm mit 387 Prozent erfüllte. Da die reine Orientierung auf Quantität in Produktionsprozessen auf eine Vernachlässigung der Qualität hinauslaufen kann, wurde auch die Steigerung der Qualität propagiert. So wurde z. B. im Juli 1949 in der SBZ auch auf Initiative von Luise Ermisch der Wettbewerb um den Titel Brigade der besten Qualität ausgerufen.

Folge dieser willkürlichen Anreizsetzung waren Qualitätsmängel und Fehlsteuerungen sowie eine falsche Investitionsstrategie.

Politisches Schlagwort

In der politischen Auseinandersetzung dient der Begriff der Tonnenideologie vielfach als politisches Schlagwort. Mit der Verwendung wird der jeweiligen Gegenseite vorgeworfen, Qualität zu Gunsten von Menge zu vernachlässigen.

Quellen

Einzelnachweise

  1. Werner Lachmann: Volkswirtschaftslehre 2: Anwendungen, 2. Auflage, 2003, ISBN 3540202196, Seite 55, online
  2. Birgit Wolf: Sprache in der DDR:Ein Wörterbuch, 2000, ISBN 3-11-016427-2, , Stichwort "Tonnenindeologie, Seite 225
  3. Ralf Geissler: Sozialistischer Wettbewerb - Maßstab für die Haltung zum Volkseigentum?, 2002, ISBN 3638108287, Seite 12, online
  4. John Dornberg: Deutschlands andere Hälfte: Profil und Charakter der DDR, 1969, Seite 171