Bochselnacht

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"Schnitzen" eines "Bochseltieres"

Die Bochselnacht wird am Donnerstag der letzten ganzen Woche vor Weihnachten von den Einwohnern Weinfeldens im Kanton Thurgau zelebriert. Die Kinder der 1. Primar- bis zur 1. Sekundarklasse ziehen nach dem Eindunkeln mit ihren „Bochseltieren“ (ausgehöhlte, mit Schnitzereien verzierte und durch Kerzen erleuchtete Runkelrüben) auf einer festgelegten Route durch das Dorfzentrum Weinfeldens. Oftmals sind auch Bananen und Menschen mit komischen Perücken anzutreffen.

Details

Seit wenigen Jahren ziehen die 8.-Klässler mit grossen Laternen - an Stelle der Bochseltiere - durchs Dorf. Diese Laternen sind aus Karton und Seidenpapier, durch welches eine Kerze scheint. Diese Laternen werde jeweils von vier Schülerinnen und Schülern auf den Schultern getragen. Am Ende des Umzuges treffen sich die Klassen vor dem Rathaus und singen das Lied „Freut euch des Lebens“. Danach kehren die Schüler zu ihren Schulhäusern zurück, um dort Wurst und Brot oder heute auch Brezen in Empfang zu nehmen.

Die Schüler der 3. Oberstufe führen alsdann in der Turnhalle des Thomas-Bornhauser-Schulhauses das Bochselnachttheater auf. Dabei wird traditionellerweise ein Märchen aufgeführt. Nach der Aufführung begeben sich die Erwachsenen in die Wirtshäuser des Dorfes und konsumieren gerne einen „Böllewegge“, ein mit Zwiebeln gefülltes Hefegebäck.

Es ist Brauch, dass die Jugendlichen an diesem einen Tag – von den Erwachsenen geduldet – grosse Mengen an Zigaretten und Stumpen verrauchen. Seit dem Jahre 2004 ist dies aber von Seiten der Schulgemeinde zumindest während des Umzuges verboten. Über das Darbringen des Liedes „Freut euch des Lebens“ ist ebenso eine Diskussion entbrannt, wie über die jugendlichen Raucher, die mit bleichen Gesichtern die Strassen des Dorfes „zieren“.

Brauch

Im ganzen Rheinland, in ganz Süddeutschland und in verschiedenen Schweizer Gemeinden finden an den Donnerstagen vor Weihnachten Umzüge der Jugendlichen statt. Schon früh wurde versucht, dieses Treiben zu unterbinden. So wurden in Basel, Schaffhausen oder Zürich bereits im Mittelalter Verordnungen erlassen, die das "Bogschlen (..) sol verbieten". Der Begriff „bochseln“ ist verwandt mit „posseln“ oder „pochen“ und bedeutet etwa klopfen, Lärm erzeugen oder Schabernack treiben. Dieses Lärmen hat wohl in längst vergangenen Zeiten dazu dienen sollen, böse Geister und Dämone zu vertreiben. Die Bochselnacht erinnert aber auch an alte Totenbräuche, deren Ursprung in mit römischen Bräuchen vermischten keltischen und germanischen Sitten liegen. Noch heute werden gerne Totenköpfe in die Rüben geschnitzt.

Siehe auch

Literatur

  • Hermann Lei: Weinfelden - Die Geschichte eines Dorfes, Wolfau-Druck Rudolf Mühlemann Weinfelden, 1983
  • Hermann Lei: Die Weinfelder Bochselnacht (PDF)