Nicolas Anelka

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Nicolas Anelka
Nicolas Anelka (2010)
Personalia
Voller Name Nicolas Sébastien Anelka
Geburtstag 14. März 1979
Geburtsort VersaillesFrankreich
Größe 186 cm
Position Stürmer

2 Stand: 17. Juni 2010

Nicolas Sébastien Anelka (* 14. März 1979 in Le Chesnay bei Versailles) ist ein französischer Fußballspieler. Er war 2012 kurze Zeit Spielertrainer bei Shanghai Shenhua.

Der 69-fache Nationalspieler und Europameister von 2000 war in verschiedenen europäischen Topligen bei Spitzenklubs erfolgreich. Zu seiner Titelsammlung gehören aus der Zeit in England zwei Premier-League-Trophäen (1998 und 2010) und drei FA-Cup-Ausgaben (1998, 2009 und 2010) mit zunächst dem FC Arsenal sowie später dem FC Chelsea. Dazwischen gewann er 2000 mit Real Madrid die Champions League und fünf Jahre darauf mit Fenerbahçe Istanbul die türkische Meisterschaft. Nach einem kurzen Intermezzo ab 2012 beim chinesischen Klub Shanghai Shenhua mit ersten Erfahrungen als Co-Trainer wechselte der Stürmer kurz nach dem Jahreswechsel 2012/13 zum späteren italienischen Meister Juventus Turin.

Karriere

Im Verein

Paris SG (1995–1997): Die Anfänge

Als C-Jugendlicher kam Nicolas Anelka, der bei einem Amateurklub seines Wohnortes spielte, in die nationale Ausbildungsstätte (Institut National de Formation im Centre technique national Fernand-Sastre) nach Clairefontaine, wo er unter anderem auf die beiden etwas älteren Talente Louis Saha und Thierry Henry traf. Von dort holte ihn der Paris Saint-Germain FC, für den er sein erstes Punktspiel in der Division 1 am 7.  Februar 1996, noch als 16-Jähriger, gegen die AS Monaco bestritt. Der ehrgeizige Stürmer forderte für sich einen Stammplatz, den ihm aber weder Trainer Luis Fernández noch dessen Nachfolger Ricardo Gomes zusagen mochten; schließlich hatte PSG sich im Sommer 1996 mit Patrice Loko, Youri Djorkaeff, Xavier Gravelaine und dem Panameer Julio César Dely Valdés gerade im Offensivbereich namhaft verstärkt.[4] Ein Jahr später wechselte Anelka nach England zum FC Arsenal, bei dem Arsène Wenger im Oktober 1996 das Traineramt übernommen hatte – er folgte dabei seinen kurz zuvor verpflichteten Landsleuten Rémi Garde und Patrick Vieira. Den Transfer des talentierten Nachwuchsnationalspielers im März 1997 begleiteten einige Misstöne, da die Unterzeichnung des Profivertrags in Paris vor Beginn der Volljährigkeit nicht möglich war und Wenger somit „nur“ eine Ausbildungsentschädigung von etwas mehr als 500.000 Pfund aufwenden musste. Die Angelegenheit entschärfte sich letztlich durch Anelkas Aussage, dass er seine sportliche Zukunft nicht in Frankreich gesehen hatte und er den in Aussicht gestellten Sechsjahresvertrags in jedem Fall abgelehnt hätte. Insgesamt war Anelka in zehn Erstligaspielen für PSG zum Einsatz gekommen, davon acht in der Saison 1996/97 bei einem Torerfolg – nebst jeweils einer Partie im Ligapokal und im Europapokal der Pokalsieger.[5]

FC Arsenal (1997–1999): Der Durchbruch

Anelka debütierte für Arsenal per Einwechslung gegen den FC Chelsea. Dabei spielte er auf Anhieb die Stärken aus, die gleichsam in Schnelligkeit und einer guten Ballbehandlung lagen, und wurde mit noch drei weiteren „Joker“-Einsätzen vor Ablauf der Saison 1996/97 belohnt.[6] Der sportliche Durchbruch folgte in der Spielzeit 1997/98, als er mit Arsenal das Double aus englischer Meisterschaft und FA Cup gewann. Dabei war er besonders nach Weihnachten 1997 ein wichtiger Faktor, als er den verletzten Ian Wright zu vertreten hatte und neun Pflichtspieltore beisteuerte. Dazu zählten entscheidende Treffer, unter anderem gegen Manchester United (3:2) und Coventry City (2:2). Sein Tor im FA-Cup-Viertelfinale gegen West Ham United rettete sein ab der 32. Minute dezimiertes Team ins Elfmeterschießen und legte den Grundstein für den späteren Endspieltriumph gegen Newcastle United (2:0) – dort traf er zum Endstand. Aufgrund seiner charakteristischen Spielweise, mit der er gegnerische Abwehrspieler durch Körpertäuschungen überdurchschnittlich oft auf dem falschen Fuß erwischte, fiel ihm der Spitzname „französischer Maradona“ zu.[7]

Mit offenkundig gewachsenem Selbstbewusstsein absolvierte Anelka in der Saison 1998/99 die nächsten Entwicklungsschritte. Die von ihm gezeigten Leistungen brachten ihm dabei 1999 den Titel des besten Jungprofis in England sowie die Nominierung in die Mannschaft des Jahres (PFA Team of the Year) ein. Nach Wrights Abgang bildete er mit Dennis Bergkamp ein Offensivtandem und in Ligaspielen traf er 17-mal, darunter entscheidende Tore in engen Partien sowie ein Hattrick gegen Leicester City. Neben den Stürmerqualitäten überzeugte er durch seine Balleroberungsqualitäten, indem er häufiger als für damalige Torjäger üblich gegnerische Abwehrspieler attackierte.[8]

Real Madrid (1999–2000): Probleme mit sportlichem Happy End

Zur Saison 1999/2000 ging Anelka in die spanische Primera División zu Real Madrid. Er wurde mit diesem Wechsel nach René Petit (während des Ersten Weltkriegs), Louis Hon und Raymond Kopa in den 1950ern, Lucien Muller in den 1960ern sowie damals noch aktuell Christian Karembeu zum sechsten französischen Spieler in der Vereinsgeschichte von Real Madrid. Mit Karembeu sowie den kamerunischen Mannschaftskameraden Samuel Eto’o und Geremi fand er schnell Anschluss und Ansprechpartner in der neuen Umgebung, aber die Probleme wurden ebenfalls offenkundig. Den großen Erwartungen, die sich aus einer hohen Ablösesumme speisten, konnte Anelka von Beginn an nicht entsprechen, zumal unter Trainer John Toshack die Ergebnisse insgesamt enttäuschten. Dazu kam Anelkas Weigerung, die spanische Sprache nachhaltig zu lernen, wodurch er sich von seinen Mitspielern isolierte.[9] Sportlich schien es ihm insgesamt schwerzufallen, sich auf das spanische Spiel einzustellen und so blieben die Erfolgserlebnisse lange aus. Erst Anfang Januar 2000 unter Toshacks Nachfolger Vicente del Bosque machte er bei der Klub-Weltmeisterschaft mit drei Toren auf sich aufmerksam, darunter ein Doppelpack gegen Corinthians São Paulo (2:2). In der anschließenden Partie gegen Raja Casablanca verletzte er sich jedoch dermaßen schwer am Knie, dass er sechs Wochen ausfiel.[10]

Er kehrte zum Clásico gegen den FC Barcelona zurück und erzielte dort sein erstes Ligator für Real.[11] An seiner Außenseiterposition änderte dies jedoch wenig und die Probleme mündeten darin, dass sich Anelka drei Tage lang weigerte, am Training teilzunehmen. Del Bosque suspendierte Anelka daraufhin für 45 Tage und belegte den „Sünder“ zudem mit einer hohen Geldstrafe. Die Affäre, die mit einer seltsam anmutenden Flucht im Kofferraum aus Madrid und per Flugzeug in seine Pariser Heimat eine medienwirksame Zwischenepisode hatte[12], endete mit Anelkas Entschuldigung, wonach Del Bosque die vereinsinterne Sperre nach einem Drittel der Zeit aufhob – dazu hatten den Klub Verletzungssorgen im Angriff geplagt.[11] Ein wenig versöhnlich ging für ihn die Saison 1999/2000 schließlich zu Ende, als er besonders im Champions-League-Halbfinalduell mit dem FC Bayern München zwei wichtige Tore zum Einzug ins Endspiel schoss – sowohl den ersten Treffer im Hinspiel zum 2:0-Sieg als auch das entscheidende Auswärtstor beim 1:2 in München.[12] Danach war er im Finale, das er mit seinen Mannen 3:0 gegen den FC Valencia siegreich gestaltete, in der Startelf vertreten, wenngleich ihm ein eigener Treffer versagt blieb und er nach 79 Minuten für Manuel Sanchís ausgewechselt wurde.

Paris SG (2000–2001): Die Rückkehr

Nach nur einem Jahr verließ Anelka Madrid. An der Rückkehr nach Paris hatten französische Vereinsfunktionäre bereits seit Beginn von Anelkas Problemen in der spanischen Hauptstadt gearbeitet, und letztlich leistete PSGs Hauptaktionär Pierre Lescure die notwendige Überredungskunst, um Anelka zur Unterzeichnung eines Siebenjahresvertrags zu bewegen. Ende Juli 2000 einigten sich die Parteien und Anelka fand sich anfänglich in einer verjüngten Mannschaft von PSG gut zurecht, was im Verein Hoffnungen auf den Gewinn der ersten Meisterschaft nach 1994 weckte. Schnell rückten jedoch erneute Unstimmigkeiten in den Vordergrund und die einheimischen Medien begannen vor allem, die Probleme in den aus den Banlieues stammenden Spielern zu sehen. Als Trainer Philippe Bergeroo nach einer Niederlage gegen CS Sedan durch Luis Fernández ersetzt wurde, bedeutete dies für Anelka ein weiteres Mal den Anfang vom Ende bei einem Verein. Die Spannungen mit dem neuen Trainer[13], der schon 1996 bei Anelkas Abgang bei PSG beschäffigt war, traten dabei so offen zutage, dass die Satiresendung Les Guignols de l’info von Canal+ diese häufig über die Parodie „Nico et Luis“ thematisierten.[14] Da gleichsam deutlich wurde, dass sich Anelka in dem neuen System nicht zurechtfand und der öffentliche Druck in einen Medien-Hype mündete, einigte man sich, dass Anelka Ende Dezember 2001 nach nur zwei Ligatreffern in der Saison 2001/02 für sechs Monate nach England an den FC Liverpool ausgeliehen werden sollte.[15]

FC Liverpool (2001–2002): Kurzepisode als Leihspieler

Anelka gab am Boxing Day 2001 gegen Aston Villa seinen Einstand für die „Reds“ und nach dem ersten Tor gegen Birmingham City im FA Cup blieb besonders der Auftritt im Derby gegen den FC Everton in Erinnerung, als ihm in der Nachspielzeit der Ausgleichstreffer gelang. In einer Angriffsformation mit Emile Heskey und Michael Owen kämpfte er mit Liverpool lange um die englische Meisterschaft, die dann jedoch trotz neun Siegen aus den letzten zehn Saisonspielen an Arsenal ging.[16] Anelkas tadellose Darbietungen veranlassten Trainer Gérard Houllier im Anschluss nicht dazu, das Leihgeschäft in eine dauerhafte Anstellung umzuwandeln.[17] Während sich Liverpool auf den bei der WM 2002 auffälligen Sengelasen El Hadji Diouf festlegte, entschied sich Kevin Keegan vom Konkurrenten und Aufsteiger Manchester City dazu, die notwendigen 13 Millionen Pfund aufzuwenden, um Anelka von PSG „loszueisen“.[18]

Manchester City (2002–2005): Der Torjäger

In Manchester war Anelka auf Anhieb Stammspieler und in der Saison 2002/03 absolvierte er alle Partien. Dabei gelangen ihm vierzehn Ligatore, die meisten davon zu Beginn der Runde, bevor ihm gemeinsam mit seinen neuen Mannschaftskameraden etwas „die Luft ausging“. Besonders spektakulär waren die beiden Treffer gegen seinen vormaligen Klub FC Liverpool in Anfield, darunter das Siegtor in der Nachspielzeit.[19]

Konstanter zeigte er sich in der folgenden Spielzeit 2003/04, in der Anelka 25 Pflichtspieltore erzielte. Damit war er in seiner Mannschaft, die in der Premier League gerade einmal den 16. Platz belegte, bester Torjäger.[20] Dass die Teamleistungen Anelkas Ansprüchen nicht genügten, zeigten sich dann im Verlauf seines dritten Jahres für Manchester City. Während er sich weiter in guter Form zeigte, mehrten sich die Spekulationen um einen möglichen Weggang und so zog es ihn kurz vor Ende der Wechselfrist im Rahmen der Wintertransferperiode Ende Januar 2005 in die Türkei zu Fenerbahçe Istanbul[21]

Fenerbahçe Istanbul (2005–2006): Türkischer Meister

In den restlichen Rückrundenpartien trug Anelka bei Fenerbahçe mit vier Treffern zum Gewinn der türkischen Meisterschaft 2005 bei. Dabei fiel ihm weniger die Rolle des alleinigen Torjägers zu, die mehr auf den brasilianischen Mittelstürmer Mert Nobre zugeschnitten war. Im Gegensatz zu seiner Zeit in Manchester konnte sich Anelka mit Fenerbahçe regelmäßig in der Champions League beweisen und obwohl ihm dort kein eigenes Tor vergönnt war, spielte er sich nach dreijähriger Pause wieder in den Fokus der französischen Nationalmannschaft.

Im Sommer 2006 kamen erneut Gerüchte auf, die einen erneuten Wechsel Anelkas zum Thema hatten. Dass Ende August 2006 die vergleichsweise „kleinen“ Bolton Wanderers für acht Millionen Pfund den Zuschlag erhielten, unterstrich in erster Linie die dort gewachsenen Ambitionen nach der ersten Qualifikation für den UEFA-Pokal im Jahr zuvor.[22]

Bolton Wanderers (2006–2008): Der Führungsspieler

In Bolton, wo man ebenfalls den Vereinsrekord in Bezug auf die gezahlte Ablösesumme gebrochen hatte, führte sich Anelka mit einem Treffer im Ligapokal gegen den FC Walsall ein und obwohl ihm in der Saison 2006/07 eine zwischenzeitliche Flaute von zehn Ligapartien ohne Tor widerfuhr, setzte er besonders die Angewohnheit fort, gegen prominente Gegner oder Ex-Klubs zu treffen, wie jeweils zwei Tore gegen den FC Arsenal (3:1) und Manchester City (2:0) unter Beweis stellten. Letztlich war er mit elf Ligatoren nicht unwesentlich mit dafür verantwortlich, dass Bolton erneut die UEFA-Pokal-Qualifikation gelang.[23]

Im UEFA-Pokal-Wettbewerb selbst trug er mit dazu bei, dass die Mannschaft die Gruppenphase überstand, aber da er im Ligaalltag nur um den Klassenerhalt spielte und er weiter einige persönliche Glanzlichter setzte – darunter das entscheidende 1:0 gegen den Meister Manchester United – kamen wieder diverse Wechselspekulationen auf. Da der FC Chelsea nach der Jahreswende 2007/08 noch in vier Wettbewerben vertreten war und in der Offensive dringend nach einer Verstärkung suchte, fiel die Wahl Mitte Januar auf Anelka. „Versüßt“ wurde Bolton der Abgang des Leistungsträgers mit einem Erlös von 15 Millionen Pfund. Gleichzeitig bedeutete dies, dass Anelka in der Addition aller jemals für ihn gezahlten Ablösesummen mit rund 134,6 Millionen Euro bis 2010, als ihn Zlatan Ibrahimović übertraf, der teuerste Spieler der Welt war.[24]

FC Chelsea (2008–2011): Der Torschützenkönig

In Chelsea traf er auf eine Mannschaft, die mit Ashley Cole, Shaun Wright-Phillips und Tal Ben Haim ehemalige Mitspieler sowie mit Claude Makélélé und Florent Malouda Kollegen aus der französischen Nationalmannschaft aufwies. Nach einem guten Auftritt im Halbfinalrückspiel gegen den FC Everton im Ligapokal, stand er auch im Endspiel in der Startformation. Dort wurde er auf den ungewohnten rechten Außenbahn eingesetzt und die Partie gegen Tottenham Hotspur endete mit einem enttäuschenden 1:2. Für gewöhnlich war er in den restlichen Partien der Saison 2007/08 nur Ergänzungsspieler, wenngleich er in der Liga gegen den FC Arsenal und im Champions-League-Halbfinale gegen den FC Liverpool wieder „auf dem Punkt“ war und wichtige Tore von Didier Drogba vorbereitete. Das Endspiel in der Champions League endete für Anelka bitter, als er nach seiner Einwechslung in der Verlängerung gegen Manchester United für Joe Cole im Elfmeterschießen entscheidend verschoss.[25]

Mit dem Status als „zweite Wahl“ wollte sich Anelka in der Folgezeit nicht zufriedengeben und da ein gemeinsamer Einsatz mit Drogba im Normalfall nicht zu funktionieren schien, kristallisierte sich ein Duell heraus. Als Drogba aufgrund von Knieproblemen über weite Strecken der Saison 2008/09 fehlte, nutzte Anelka die Chance als einzige Sturmspitze. Letztlich wurde er mit 19 Ligatreffern Torschützenkönig der Premier League; dabei hatte er zum frühesten Zeitpunkt aller diesbezüglicher „Titelträger“ Zweistelligkeit erreicht. Weitere persönliche Erfolge für Anelka waren die zweite Auszeichnung zum Fußballer des Monats im November 2008 (nach Februar 1999 noch in Diensten des FC Arsenal) und die Berufung in die „Mannschaft des Jahres“. Elf Jahre nach seinem letzten Pokaltriumph eroberte er sich dazu die zweite FA-Cup-Trophäe, als er im Finale gegen den FC Everton in der Startelf (gemeinsam mit Drogba) stand und dort mit 2:1 siegreich blieb. Seinen größten Beitrag zum Titel hatte er zuvor in der fünften Hauptrunde gegen den FC Watford geleistet, als er einen Rückstand in den letzten 15 Minuten per Hattrick in einen 3:1-Sieg umgewandelt hatte.[26][27]

Obwohl er die Torjägerrolle in der folgenden Saison 2009/10 an den wieder dauerhaft einsatzbereiten Drogba einbüßte, fand er im Team des neuen Trainers Carlo Ancelotti eine neue Funktion unmittelbar hinter Drogba. Dabei schuf er durch gezieltes Ausweichen auf die Außenbahnen oft Räume in der Mitte, die wiederum für Anspiele auf Drogba genutzt werden konnten. Dazu schoss Anelka in drei Champions-League-Partien entscheidende Tore und während der Abwesenheit von Drogba und Salomon Kalou im Rahmen des Africa Cups 2010 agierte er selbst als alleinige Sturmspitze. Zwischen Januar und April 2010 blieb ihm zwar ein Tor vergönnt, aber sein Siegtreffer gegen Bolton führte letztlich zu einem Vier-Punkte-Vorsprung als Tabellenführer. Mit der Titelverteidigung im FA Cup neben der englischen Meisterschaft gewann er (gemeinsam mit Ashley Cole) ein zweites englisches Double mit zwei verschiedenen Vereinen.[28] In seiner letzten vollständigen Saison 2010/11 für Chelsea fiel Anelka besonders durch seinen sieben Tore in der Champions League auf, womit er sogar die Ligaausbeute aus 32 Einsätzen (sechs Treffer dort) übertraf.

Zur Saison 2011/12 übernahm der Portugiese André Villas-Boas das Traineramt bei Chelsea und Anelkas sportliche Perspektive verschlechterte sich daraufhin. Anfang Dezember 2011 bestätigte Villas-Boas, dass Anelka, der nun getrennt von den ersten Mannschaft mit der Jugendabteilung trainierte, um die Transferfreigabe gebeten hatte.[29] Eine Woche später bestätigte Chelsea den bevorstehenden Wechsel zum chinesischen Klub Shanghai Shenhua.[30]

Shanghai Shenhua & Juventus Turin (2012–2013): Über China zum italienischen Meister

Anelka unterschrieb in Shanghai einen Zweijahresvertrag bis Ende 2013.[31] Im April 2012 stellte Shanghai Shenhua aufgrund des schlechten Saisonstarts das Trainer-Team neu zusammen. So wurden die Verträge von drei Assistenz-Trainern aufgelöst. Es wurden vier neue Assistenz-Trainer aus Großbritannien und Frankreich verpflichtet. Anelka übernahm als Spielertrainer das Amt des Co-Trainers an der Seite von Chef-Trainer Jean Tigana, der im Amt bestätigt wurde.[32][33] Tigana wurde später allerdings durch Sergio Batista ersetzt, sodass Anelka ab dann nur noch als Spieler fungierte.

Ende Januar 2013 kehrte Anelka nach Europa zurück und unterschrieb bei Juventus Turin. Er bekam einen Vertrag bis Saisonende mit der Option auf ein weiteres Jahr.[34] Die Option wurde jedoch nicht gezogen und nach dem Gewinn der italienischen Meisterschaft, zu der er jedoch nur marginal beitrug, wurde am 5. Juli 2013 Anelkas Wechsel zurück nach England zu West Bromwich Albion bekannt gemacht.

West Bromwich Albion (2013– )

Bei einem Spiel von WBA gegen West Ham United feierte Anelka eines seiner Tore mit dem Quenelle-Gruß. Dieser wurde durch den regierungskritischen Komiker Dieudonné M’bala M’bala populär, der mehrfach für antisemitische Ausfälle verurteilt wurde und als Vertreter des Rechtsextremismus gilt. Anelka gab später an, die Geste seinem Freund Dieudonné gewidmet zu haben.[35] Dass es sich dabei um eine antisemitische oder rassistische Geste gehandelt habe, bestritt er allerdings; vielmehr habe er damit seine „Gegnerschaft zum System“ ausgedrückt, wie die Quenelle auch von vielen Jugendlichen in den Vorstädten verwendet wird.[36]

In der Nationalmannschaft

Anelka im Nationaltrikot

Sein Debüt in der französischen Nationalmannschaft gab Nicolas Anelka am 22. April 1998 in einem Spiel gegen Schweden. Er nahm mit Frankreich an der EM 2000 teil und kam in allen Spielen der Franzosen – außer im gewonnenen Finale – zum Einsatz. Dabei wurde er in all diesen Spielen entweder ein- oder ausgewechselt.

2001 nahm er am Confederations-Cup teil, bei dem er mit Frankreich wieder den Titel holte. Anelka wurde in fünf Spielen eingesetzt und erzielte ein Tor. Ende 2002 suspendierte Nationaltrainer Jacques Santini den als schwierig und „Enfant terrible des französischen Fußballs“ geltenden Spieler.[37] Auch gut ein Jahrzehnt später ist Anelkas Ruf im eigenen Land unverändert negativ; France Football führt ihn in seiner Titelgeschichte über Fußballer, die „talentiert, aber unzuverlässig, eitel, selbstgefällig und manchmal rüpelhaft“ sind, als einen von sechs Franzosen auf.[38]

Auch als 2004 Raymond Domenech das Amt des Teamchefs übernahm, wurde Anelka anfangs nicht berücksichtigt, im November 2005 aufgrund guter Leistungen jedoch wieder in die französische Nationalmannschaft einberufen. Für die WM 2006 wurde Anelka allerdings nicht in den Kader der Franzosen aufgenommen, dafür aber in denjenigen für die EM-Endrunde 2008. Bei der EM wurde Anelka im ersten Spiel gegen Rumänien nach 72 Minuten ausgewechselt. Bei der 1:4-Niederlage gegen die Niederlande spielte er 15 Minuten, als er für Sidney Govou ins Spiel kam. Im entscheidenden Gruppenspiel gegen Italien wurde er als letzter Wechsel der Franzosen in der 66. Minute, wieder für Govou, eingewechselt. Frankreich schied enttäuschend in der Gruppenphase, als Gruppenletzter aus.

Bei der WM 2010 in Südafrika kam es in der Halbzeitpause der WM-Vorrunden-Begegnung zwischen den Bleus und Mexiko (0:2) zu einem wortstarken Disput zwischen Anelka und Nationaltrainer Domenech. Nachdem dieser taktische Veränderungen von Anelka gefordert hatte, soll Anelka mit einer Beschimpfung geantwortet haben[39], deren Wortlaut „Va te faire enculer, sale fils de pute“ im Französischen eine heftige Beleidigung darstellt.[40][41][42][43][44] Der Präsident des französischen Fußballverbandes, Jean-Pierre Escalettes, forderte eine Entschuldigung von Anelka, die dieser aber ablehnte. Als Konsequenz dieses „Eklats von Knysna“ wurde der Stürmer vorzeitig nach Hause geschickt. Am 17. August 2010 wurde er von der Disziplinarkommission des französischen Verbands für 18 A-Länderspiele aus der Nationalmannschaft ausgeschlossen.[45] Anelka verhöhnte in einer Reaktion die Entscheidung des Verbandes und bezeichnete dessen Funktionäre als „Clowns“.[46][47]

Persönliches

2004 konvertierte Anelka in den Vereinigten Arabischen Emiraten zum Islam und nahm privat den Namen Bilal Abdul Salam an.

Sein älterer Bruder, Claude Anelka, war bis Ende Juni 2010 Trainer der USSF-D2-Pro League Mannschaft AC St. Louis.[48] Vorher trainierte er die Raith Rovers und den Trappes SQ FC.

Seit dem 9. November 2007 ist Anelka mit der belgischen Tänzerin Barbara Tausia verheiratet. Die Hochzeit fand in Marrakesch, Marokko statt.[49]Er löst Ende 2013 mit seinem La Quenelle Geste eine kontroverse Debatte aus.[50]

Sonstiges

Nicolas Anelka hatte einen Gastauftritt in dem französischen Film Ball & Chain – Zwei Nieten und sechs Richtige.[51]

Erfolge

Mit der Nationalmannschaft

Mit seinen Vereinen

Auszeichnungen

Verweise

Commons: Nicolas Anelka – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. U-16-Einsatzdaten lt. rlfoot.fr (französisch), abgerufen am 3. Mai 2013
  2. U-18-Einsatzdaten lt. rlfoot.fr (1) und rlfoot.fr (2) (französisch), abgerufen am 3. Mai 2013
  3. U-20-Einsatzdaten lt. rlfoot.fr (französisch), abgerufen am 3. Mai 2013
  4. Thierry Berthou: Histoire du Paris Saint-Germain Football Club (1904–1998). Pages de Foot, Créteil 1998, ISBN 2-913146-00-7, S. 357
  5. Thierry Berthou: Histoire du Paris Saint-Germain Football Club (1904–1998). Pages de Foot, Créteil 1998, ISBN 2-913146-00-7, S. 487
  6. Barry J. Hugman (Hrsg.): The 1997–1998 Official PFA Footballers Factfile. Lennard Queen Anne Press, 1997, ISBN 978-1-85291-581-0, S. 14.
  7. Barry J. Hugman (Hrsg.): The 1998–1999 Official PFA Footballers Factfile. Lennard Queen Anne Press, 1998, ISBN 978-1-85291-588-9, S. 15.
  8. Barry J. Hugman (Hrsg.): The 1999–2000 Official PFA Footballers Factfile. Lennard Queen Anne Press, 1999, ISBN 978-1-85291-607-7, S. 15.
  9. „Madrid made me mad – Anelka“ (BBC Sport)
  10. „Football: A Real blow for Anelka“ (The Mirror über thefreelibrary.com)
  11. a b „Nicolas Anelka: Vom schwarzen Schaf zum Volksheld“ (SPIEGEL Online)
  12. a b Artikel „Prototyp ohne Seele“ (DER SPIEGEL, Ausgabe 25/2000)
  13. One-on-One: Nicolas Anelka (FourFourTwo)
  14. vgl. auf diversen Videoplattformen wie z. B. dieser
  15. „Anelka makes his mark“ (BBC Sport)
  16. „Nicolas ANELKA – Liverpool FC – Biography 2001/02“ (Sporting Heroes)
  17. Barry J. Hugman (Hrsg.): The PFA Footballers’ Who’s Who 2002/2003. Lennard Queen Anne Press, 2002, ISBN 978-1-85291-648-0, S. 19.
  18. „Nicolas Anelka: Liverpool FC“ (Internetpräsenz des FC Liverpool)
  19. Barry J. Hugman (Hrsg.): The PFA Footballers’ Who’s Who 2003/2004. Lennard Queen Anne Press, 2003, ISBN 978-1-85291-651-0, S. 24.
  20. Barry J. Hugman (Hrsg.): The PFA Footballers’ Who’s Who 2004/2005. Lennard Queen Anne Press, 2004, ISBN 978-1-85291-660-2, S. 22.
  21. Barry J. Hugman (Hrsg.): The PFA Footballers’ Who’s Who 2005/2006. Lennard Queen Anne Press, 2005, ISBN 978-1-85291-662-6, S. 22.
  22. „Bolton sign Anelka in record deal“ (BBC Sport)
  23. Barry J. Hugman (Hrsg.): The PFA Footballers’ Who’s Who 2007–2008. Mainstream Publishing, 2007, ISBN 978-1-84596-246-3, S. 23.
  24. Teuerster Spieler der Welt: Anelka ist wertvoller als die Nationalmannschaft. rp-online, 24. Januar 2008
  25. Barry J. Hugman (Hrsg.): The PFA Footballers’ Who’s Who 2008–2009. Mainstream Publishing, 2008, ISBN 978-1-84596-324-8, S. 24.
  26. „Watford 1-3 Chelsea“ (BBC Sport)
  27. Barry J. Hugman (Hrsg.): The PFA Footballers’ Who’s Who 2009–2010. Mainstream Publishing, 2009, ISBN 978-1-84596-474-0, S. 23.
  28. Barry J. Hugman (Hrsg.): The PFA Footballers’ Who’s Who 2010–2011. Mainstream Publishing, 2010, ISBN 978-1-84596-601-0, S. 22 f.
  29. Nicolas Anelka and Alex submit Chelsea transfer requests (BBC Sport)
  30. Anelka move agreed chelseafc.com, 12. Dezember 2011
  31. Nicolas Anelka to join Shanghai Shenhua on two-year deal bbc.co.uk, 12. Dezember 2011 (englisch)
  32. The announcement of the adjustment on coaching members, shenhuafc.com.cn vom 12. April 2012 (englisch)
  33. Anelka rückt in Shenhuas Trainerstab auf, focus.de vom 12. April 2012
  34. Anelka completes Juventus switch, juventus.com vom 1. Februar 2013
  35. Umstrittener Quenelle-Gruß: West-Bromwich-Stürmer Anelka sorgt für Eklat Spiegel online, 28. Dezember 2013
  36. siehe die Meldung „Anelka assume son geste“ vom 29. Dezember 2013 bei francefootball.fr
  37. Zitat aus Denis Chaumier: Les Bleus. Tous les joueurs de l’équipe de France de 1904 à nos jours., Larousse, o.O. 2004, ISBN 2-03-505420-6, S. 18; Chaumier ergänzt, dass Anelka 2002 der Nationalmannschaft schon einmal „mit Türenknallen den Rücken gekehrt“ und auch bei vielen seiner Vereine einen „permanenten Kleinkrieg gegen die Welt der Funktionäre“ geführt habe, „fußballerisch begabt, aber starrköpfig und rechthaberisch“.
  38. „Têtes à claques – La France tête de série“ in France Football vom 4. Juni 2013, S. 16–22
  39. Rien ne va plus. spiegel.de, abgerufen am 21. Juni 2010.
  40. L’Équipe.fr: Le gros clash Anelka-Domenech. (HTML) 19. Juni 2010, abgerufen am 30. Juni 2010 (französisch): „«Va te faire enculer, sale fils de pute»“
  41. SPIEGEL Online: Chaos bei den Franzosen, Spieler boykottieren Training, Manager wirft hin. (html) 20. Juni 2010, abgerufen am 30. Juni 2010: „Die deutsche wörtliche Übersetzung ist hier nachzulesen“
  42. Le Monde.fr: Quand Nicolas Anelka insulte Raymond Domenech. (HTML) 19. Juni 2010, abgerufen am 30. Juni 2010 (französisch).
  43. Guardian.co.uk: World Cup 2010: France fearful there can be no bounty after the mutiny. (HTML) 22. Juni 2010, abgerufen am 30. Juni 2010 (englisch): „The Chelsea striker Nicolas Anelka lost his cool and told Raymond Domenech, the team manager, to „go fuck yourself, you son of a whore“.“
  44. WM 2010 – Anelka-Rauswurf (stern.de)
  45. Die Entscheidung der Disziplinarkommission auf der Seite der FFF; auf Deutsch auch bei Kicker.de
  46. nach diesem Artikel aus France Football mit den Worten „Ich hab’ mich totgelacht … Mit Chelsea spiele ich sowieso jedes Wochenende in Blau, und das genügt mir völlig!“
  47. Nicolas Anelka laughs off ban handed down by French „clowns“, Artikel des Guardian vom 18. August 2010
  48. IMSoccer News: Claude Anelka Fired From AC St. Louis
  49. Nicolas Anelka Gets Married erschienen am 9. Juni 2007 auf france.worldcupblog.org.
  50. http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/antisemitismus-quenelle-der-umgekehrte-hitlergruss-des-stuermers-nikolas-anelka/9270066.html
  51. IMDB.com
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Michael Owen
Englands Fußballer des Jahres (Jungprofi)
1998/99

Harry Kewell

Cristiano Ronaldo
Torschützenkönig der Premier League
2008/09

Didier Drogba