Farnesische Sammlungen
Die Farnesischen Sammlungen sind die Sammlungen antiker Kunstschätze, die die Familie Farnese im Renaissancezeitalter vor allem im Palazzo Farnese in Rom zusammengetragen hatte.
Zu ihren wichtigsten Stücken gehören römische Kopien griechischer Kunstwerke, vor allem
- der Farnesische Herkules (Kopie mit Signatur des Glykon von Athen, dessen Vorbild vermutlich eine Statue von Lysipp ist) - eine der berühmtesten Skulpturen der Antike, die das Bild des Herkules in der europäischen Vorstellungswelt festgeschrieben hat, und
- der Farnesische Stier, dessen Vorbild Apollonios von Tralleis und Tauriskos von Tralleis um 50 v. Chr. anfertigten.
- der Atlas Farnese römische Kopie eines hellenistischen Originals
Papst Paul III. (mit bürgerlichem Namen Alessandro Farnese) begründete die Sammlung, als er seiner Familie in einem Edikt einen Exklusivanspruch auf ausgegrabene Skulpturen verlieh, um den Palazzo Farnese ausschmücken zu können. Der Grundstock an Fundstücken wurde vor allem bei Grabungen in den römischen Caracalla-Thermen um das Jahr 1547 gelegt. Den weiteren Aufbau der Farnesischen Sammlungen betrieb besonders sein Enkel, Kardinal Alessandro Farnese der Jüngere, durch dessen Bemühungen sie auf über 400 Skulpturen sowie weitere Kunstgegenstände (Gemmen, Gemälde, Zeichnungen, Bücher) anwuchs.
Der Großteil der Gegenstände befand sich im Palazzo Farnese; zahlreiche weitere, die für weniger bedeutend gehalten wurden, waren jedoch auch in weiteren Residenzen der Familie aufbewahrt. Dies waren die Villa Farnese in Caprarola, der Herzogspalast in Colorno sowie die Villa Madama, die Villa Farnesina und die Farnesinischen Gärten in Rom.
Als das Geschlecht mit dem Tod Antonio Farneses im Jahr 1731 ausstarb, gelangte die Sammlung an den spanischen König Philipp V. aus dem Hause der Bourbonen, da dessen Ehefrau Elisabetta Farnese (1692–1766) Antonios Nichte und damit Erbin war. Ihr ältester Sohn Karl (1716–1788), der später (1759–1788) ebenfalls König von Spanien wurde, regierte von 1734 bis 1739 als König von Neapel und Sizilien. Dadurch gelangten die Kunstwerke nach Neapel, wo sie 1826 in das Museo Archeologico Nazionale eingegliedert wurden.
Literatur
- Le collezioni del Museo Nazionale di Napoli, 2. La scultura greco-romana, le sculture antiche della collezione farnese, le collezioni monetali, le oreficerie, la collezione glittica, Rom, De Luca 1989. ISBN 88-7813-214-4
- Carlo Gasparri (Hrsg.): La collezione Farnese', Neapel, Electa 2009
- Riebesell, Christina: Die Sammlung des Kardinal Alessandro Farnese. Ein "studio" für Künstler und Gelehrte. In: Acta humaniora. Weinheim 1989.