Straßensystem in Island

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Karte des Hringvegur; (1) Reykjavík; (2) Borgarnes; (3) Blönduós; (4) Akureyri; (5) Egilsstaðir; (6) Höfn; (7) Selfoss.

Das Straßensystem in Island wird rechtlich durch das Wegegesetz (isl. Vegalögum, Nr. 80/2007) definiert und durch die isländische Straßenverwaltung Vegagerðin (dt. Wegeverwaltung) verwaltet.

Die bedeutendste Straße Islands ist der Hringvegur (dt. Ringstraße), der die wichtigsten Orte Islands miteinander verbindet.

Nationalstraßen

Nationalstraßen (isl. Þjóðvegir) in Island dienen laut dem Wegegesetz von 2007 „der freien Bewegung der allgemeinen Öffentlichkeit“[1] und werden dort in die folgenden Kategorien unterteilt:

Hauptverkehrsstraße

Hauptverkehrsstraßen (isl. Stofnvegir) sind Teil des grundlegenden Transportsystems und dienen der überregionalen Verbindung der urbanen Gebiete des Landes. Als urban gelten hierbei laut Wegegesetz bereits Dörfer mit mehr als 100 Einwohnern. Viele der Hauptverkehrsstraßen, allen voran jene im Stadtgebiet von Reykjavík sowie die Ringstraße, sind heute befestigte Asphaltstraßen mit teilweise zwei und mehr Fahrspuren je Fahrtrichtung. In ländlichen und relativ dünn besiedelten Gegenden finden sich jedoch zum Großteil noch Schotterpisten.

Hauptverkehrsstraße (Hochland)

Ein Teil der Hauptverkehrsstraßen verläuft durch das isländische Hochland. Der Unterschied zu normalen Hauptverkehrsstraßen sind die eingeschränkten Tank- und Rastmöglichkeiten entlang des Weges. Überdies sind die meisten dieser Straßen Schotterpisten, die teilweise unbefestigt sind und oft über keine Brückenbauwerke zur Überquerung von Flüssen und Wasserläufen verfügen und während der Wintermonate (je nach Witterung von Ende August bis Mitte Juni) oft unpassierbar und geschlossen sind. Auf Straßen mit Furten besteht ein Allradobligatorium.

Nebenstraße

Bei den Vatnsdalshólar im Bezirk Austur-Húnavatnssýsla: Anzeigetafel einer Nebenstraße mit Namen der Bauernhöfe, die am Weg liegen

Nebenstraßen (isl. Tengivegir) sind Straßen außerhalb von besiedelten Gebieten, die Hauptverkehrsstraßen mit Hochlandstraßen oder einer anderen Hauptverkehrsstraße verbinden. Zu diesen zählen auch Straßen, die Dörfer mit weniger als 100 Einwohnern oder besondere Stätten wie See- oder Flughäfen und Nationalparks zur logistischen und touristischen Erschließung an das Hauptverkehrsstraßennetz anschließen.

Lokale Einfallstraße

Lokale Einfallstraßen (isl. Héraðsvegir) stellen Verbindungen zu einzelnen Höfen, Fabriken, Kirchen, Kraftwerken, öffentlichen Schulen und sonstigen Einrichtungen in unbesiedelten Gebieten dar. Diese Straßen sind meist unbefestigt.

Hochlandstraße

Als Hochlandstraßen (isl. Landsvegir) werden alle Straßen bezeichnet, die sich in keine andere der vorherigen Kategorien einordnen lassen. Diese führen in der Regel über Berge und Moore im Hochland und unterliegen dadurch besonderen saisonalen Gegebenheiten und Einschränkungen. Hochlandstraßen sind enge, unbefestigte Schotterpisten ohne Bauwerke zur Überbrückung von Flussläufen und Geländeeinschnitten. Für viele dieser Straßen werden daher allradangetriebene Fahrzeuge nicht nur empfohlen, sondern auch vorgeschrieben und teils erlischt der Versicherungsschutz für Fahrzeuge mit herkömmlichem Antrieb beim Befahren dieser Straßen.

Sonstige Straßen und öffentliche Wege

Öffentliche Wege dienen zum Radfahren, Reiten und Wandern für Jedermann und werden von der isländischen Straßenverwaltung betrieben und unterhalten. Die Verantwortung für Privatstraßen und -wege obliegt dagegen den jeweiligen Eigentümern.

Nummerierung der Straßen

Die Nummer der Straße ergibt sich aus ihrer Lage.

2er-Straßen   vom Skeiðarársandur bis östlich der Þjórsá 6er-Straßen   die Westfjorde
3er-Straßen westlich der Þjórsá bis zum Hauptstadtgebiet 7er-Straßen vom Hrútafjörður etwa bis Siglufjörður
4er-Straßen das Gebiet um Reykjavík und die Halbinsel Reykjanes     8er-Straßen etwa von Ólafsfjörður bis Langanes
5er-Straßen der Bereich von Snæfellsnes 9er-Straßen Ostisland bis zum Skeiðarársandur

Neben der Nummer hat jede Straße einen Namen, beispielsweise trägt die Hochlandstraße F 208 den Namen Fjallabaksleið nyrðri („Nördlicher Weg hinter den Bergen“), die südlich davon liegende F 210 wird als Fjallabaksleið syðri bezeichnet.

Tunnel

Ólafsfjarðargöng (auch Múlagöng genannt)
Kreuzung im Tunnelinnern des Vestfjarðargöng

siehe auch: Kategorie:Tunnel in Island

Trotz der anspruchsvollen Topographie Islands gibt es in ganz Island nur 10 resp. 11 Tunnel (je nach Zählung[2]). Tunnel wurden in Island erst spät gebaut. So datiert der älteste - und mit 30 Metern zugleich kürzeste Tunnel - aus dem Jahr 1948 (Arnarnessgöng). Der nächste Tunnel - der Strákagöng - wurde erst 1967, und der drittälteste Tunnel - der Oddsskarðsgöng - 1978 eröffnet. Mit 800 resp. 640 Metern sind sie zudem bis heute die zweit- resp. drittkürzesten Tunnel Islands. Alle übrigen (und längeren) Tunnel wurden erst ab 1990 erbaut.

Die isländischen Tunnel wurden in der Regel aus einem von zwei Gründen erbaut: Entweder sie verbinden zwei auf der Luftlinie nur wenige Kilometer auseinander gelegene Ortschaften, die aufgrund der Topographie (Fjorde, Berge) auf dem Landweg weit (50-200 km) auseinander liegen (Bsp. hierfür sind der Hvalfjarðargöng, Héðinsfjarðargöng, Ólafsfjarðargöng und der Fáskrúðsfjarðargöng) oder sie ersetzen eine Passstraße, die aufgrund der nordischen Witterungsbedingungen nicht wintersicher und mitunter wochenlang gesperrt war, im Falle des Strákagöng sogar 7-8 Monate im Jahr (Bsp. hierfür sind nebst dem genannten Strákagöng, Almannaskarðsgöng, Bolungarvíkurgöng, Oddsskarðsgöng und der Vestfjarðargöng). Da jeweils eine Alternativroute bestand (entweder eine lange Fahrt über Land oder der Umstieg auf das Schiff, von dem aus jeder betroffene Ort erreichbar war) war das Bedürfnis nach Tunneln unter Berücksichtigung der hohen Kosten weniger ausgeprägt als in anderen gebirgigen Ländern.

Die Tunnel verteilen sich sehr unregelmäßig über Island: Drei der Tunnel (Arnarnessgöng, Bolungarvíkurgöng, Vestfjarðargöng) sind in den nördlichen Westfjorden in Ísafjarðarbær und der Nachbargemeinde Bolungarvík zu finden, weitere drei Tunnel (Strákagöng, Héðinsfjarðargöng, Ólafsfjarðargöng) in der Gemeinde Fjallabyggð (mit den Städten Ólafsfjörður und Siglufjörður) im Norden Islands, zwei Tunnel in den Ostfjorden (Fáskrúðsfjarðargöng, Oddsskarðsgöng) sowie zwei Tunnel an der Ringstraße an unterschiedlichen Orten (Hvalfjarðargöng nördlich von Reykjavík im Westen und Almannaskarðsgöng bei Höfn im Süden).

Eine Besonderheit weist der Vestfjarðargöng auf. Er verfügt über drei Tunnelportale und eine Verzweigung im Berg (und damit über drei Tunneläste). Dementsprechend ist auch die Frage nach dem längsten Tunnel nicht leicht zu beantworten. Gemäß offizieller Darstellung des isländischen Straßenverkehrsamts Vegagerðin ist der Héðinsfjarðargöng mit 11 Kilometern der längste Tunnel. [3] Dieser Tunnel besteht jedoch aus zwei Tunneln à 6.9 resp. 3.7 km sowie dazwischen einem Übertagestück (Durchquerung eines Tals) mit knapp 600 Metern Länge. Alle drei Äste des Vestfjarðargöng weisen dagegen zusammen eine Länge von 9160 Metern auf. Dies kann jedoch nicht am Stück gefahren werden. Die beiden längsten Äste - die Fahrt vom Súgandafjörður Richtung Südwesten - sind zusammen 7057 Meter lang. Damit ist der Vestfjarðargöng der längste durchgehende Tunnel Islands.

Mit Ausnahme des privat erstellten und betriebenen Hvalfjarðargöng sind sämtliche Tunnel mautfrei.

Liste der Tunnel

Name Länge Eröffnung Region Straße (Nr)
Vestfjarðargöng3 9120 m1 September 1996 Vestfirðir 60 und 65
Vaðlaheiðargöng (im Bau) 7400 m Ende 2016[4] Norðurland eystra 1
Héðinsfjarðargöng I 6910 m 2. Oktober 2010 Norðurland eystra 76
Norðfjarðargöng (in Planung) 6500 m unbekannt Austurland 92
Fáskrúðsfjarðargöng 5850 m 9. September 2005 Austurland 96
Hvalfjarðargöng 5770 m 1. Juli 1998 HöfuðborgarsvæðiðVesturland 1
zwischen Arnarfjörður and Dýrafjörður (in Planung) 5600 m unbekannt Vestfirðir 60
Bolungarvíkurgöng 5156 m 25. September 2010 [5] Vestfirðir 61
Héðinsfjarðargöng II 3650 m 2. Oktober 2010 Norðurland eystra 76
Múlagöng2 3400 m 1. März 1991 Norðurland eystra 82
Almannaskarðsgöng 1308 m 24. Juni 2005 Austurland 1
Strákagöng2 800 m 1967 Norðurland vestra 76
Oddsskarðsgöng2 640 m 1977 Austurland 92
Arnarnessgöng 30 m 1948 Vestfirðir 61
Quelle:[6]

1 Der Tunnel verzweigt sich untertag und hat daher drei Arme.
2Einspurig mit Ausweichmöglichkeiten
3ein Arm doppelspurig, zwei Arme einspurig mit Ausweichmöglichkeiten

Brücken

typische isländische Brücke auf Hauptstraßen
Brücke auf Straßen unterster Ordnung

Aufgrund der zahlreichen Flüsse in Island gibt es dementsprechend viele Brücken im isländischen Straßennetz. Auf den Hochlandpisten existieren jedoch beinahe keine Brücken, d.h. Bäche und Flüsse müssen gefurtet werden. Im übrigen Straßennetz sind sämtliche Flüsse und Bäche überbrückt. Brücken sind in Island traditionell einspurig. Eine der frühesten bedeutenden Kfz-Brücken ist die Hvítá-Brücke von 1928 bei Borgarnes. Auf stärker befahrenen Strecken und auf der Ringstraße wurden und werden die einspurigen Brücke aber zunehmend durch zweispurige Brücken ersetzt.

längste Brücken

überbrücktes Gewässer Baujahr Länge Spuren Straße Bemerkungen
Skeiðará 1974 880 m einspurig Hringvegur mit Ausweichbuchten auf der Brücke
Borgarfjörður 1979 520 m zweispurig Hringvegur
Súla 1973 420 m einspurig Hringvegur mit Ausweichbuchten auf der Brücke
Ölfusá 1988 360 m zweispurig Eyrarbakkavegur (34)
Gígjukvísl 1998 336 m zweispurig Hringvegur
Kúðafljót 1993 302 m zweispurig Hringvegur
Lagarfljót 1958 301 m zweispurig Hringvegur Metallfahrbahn
Hvítá 2010 270 m zweispurig Skàlholtsvegur (31)
Hornafjarðarfljót 1961 254 m einspurig Hringvegur
Markarfljót 1991 250 m zweispurig Hringvegur

Fähren

Der staatliche Haushalt für das Straßensystem umfasst auch Mittel für den Betrieb und Ausbau von Fährverbindungen über Meerengen und Fjorde, sofern diese für einen Teil des Jahres eine bestehende Straßenverbindung ersetzen, wie beispielsweise in den Wintermonaten aufgrund von Witterungsverhältnissen.

Straßenzustand / Öffnungszeiten der Straßen

Die Straßen sind grundsätzlich in einem guten Ausbauzustand, soweit es sich nicht um unbefestigte Schotterpisten handelt. Die Hauptstraßen sind weitestgehend und die Nebenstraßen oft asphaltiert. Die Schotterstraßen sind grundsätzlich - mit Rücksichtnahme auf die Naturfahrbahn - gut befahrbar. Die Asphaltstraßen sind grundsätzlich zweispurig (6 Meter), die Schotterstraßen ebenfalls, hingegen muss beim Kreuzen aufgrund der Fahrbahnbreite von meistens 4 Metern die Geschwindigkeit reduziert werden. Längere einspurige Straßenabschnitte sind - von Tunnels und Brücken abgesehen - selten und nur auf Nebenstraßen anzutreffen. Insbesondere Schotterstraßen und -pisten können unübersichtliche Kuppen, enge Kurven und starke Steigungen aufweisen. Aufgrund des arktischen Klimas muss zwischen September bis Juni mit Schnee und Eis gerechnet werden. Insbesondere im Winter (Oktober bis April) können die Straßenverhältnisse prekär sein. Die witterungsbedingte Sperrung von Straßen im Winter ist üblich und kann einige Tage andauern. Sperrungen der Ringstraße sind dagegen eher selten. Das isländische Verkehrsministerium vegagerðin informiert laufend über den aktuellen Straßenzustand und das aktuelle Verkehrsaufkommen aller Haupt- und der meisten Nebenstraßen. Pisten und exponierte Straßen sind in der Regel von Mitte September bis Ende Mai gesperrt, besonders exponierte Strecken können jedoch bereits ab August bis Anfang/Mitte Juli gesperrt sein.

Besonderheiten

Autobahnen

In Island gibt es keine Autobahnen. Einige Hauptverkehrsstraßen im Stadtgebiet von Reykjavík sowie die Reykjanesbraut, die das Stadtzentrum mit dem etwa 40 km weiter westlich auf der Halbinsel Reykjanes gelegenen internationalen Flughafen Keflavík verbindet, sind heute zwar bereits autobahnähnlich (d.h. mindestens vierstreifig und mit baulicher Trennung der Richtungsfahrbahnen) ausgebaut, darunter auch ein Autobahnkreuz. Trotzdem sind diese nach der Definition des Wegegesetzes lediglich Hauptverkehrsstraßen.

Europastraßen

Island ist, abgesehen von den europäischen Zwergstaaten, der einzige Staat in Europa, der über keine Europastraßen verfügt.

Linksverkehr

Bis ins Jahr 1968 herrschte in Island Linksverkehr.

Siehe auch

  • vegagerdin.is – Offizielle Website der isländischen Straßenverwaltung Vegagerðin (isl.)

Einzelnachweise

  1. Vegagerðin: Vegakerfið 2009 (PDF; 2,9 MB), S. 2, Abschnitt "Þjóðvegir". Abgerufen am 9. Oktober 2011.
  2. Der Héðinsfjarðargöng besteht aus zwei Tunneln und dazwischen einem kurzen oberirdischen Teilstück, wird aber dennoch oft als ein Tunnel bezeichnet.
  3. http://www.vegagerdin.is/vefur2.nsf/Files/RoadSystem2012/$file/RoadSystem2012.pdf Vegagerdin.is Road System, S. 8
  4. Um göngin. vadlaheidi.is, abgerufen am 3. September 2014.
  5. Bolungarvíkurgöng opnuð.
  6. Eugenio Merzagora: Road Tunnels in Iceland. The World's Longest Tunnel Page, Juni 2006, abgerufen am 22. Oktober 2008.