Gregorianischer Kalender

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Papst Gregor XIII.
Ewiger gregorianischer Kalender ab dem 15. Oktober 1582

Der heute in großen Teilen der Welt angewendete gregorianische Kalender (benannt nach Papst Gregor XIII.) entstand Ende des 16. Jahrhunderts durch eine Reform des julianischen Kalenders und wurde 1582 mit der päpstlichen Bulle Inter gravissimas verordnet. Er löste im Laufe der Zeit sowohl den julianischen als auch zahlreiche andere Kalender ab. Die letzte Umstellung auf den gregorianischen Kalender erfolgte 1949 in China.

Das Wesen der gregorianischen Kalenderreform bestand darin, dass das Zählschema, das der julianische Kalender bot, verallgemeinert und damit zukunftsfest gemacht wurde. Der gregorianische Kalender ist nicht ein grundsätzlich anderer, sondern ein flexibilisierter julianischer Kalender.[1]

Der julianische Kalender hinkte dem Jahreslauf der Sonne im 16. Jahrhundert, im Verhältnis zum 4. Jahrhundert, bereits um 10 Tage nach. Der nötige, in einem Stück angeordnete Ausfall von 10 Kalendertagen sorgte für allgemeine Irritierung und führte auch innerhalb der katholischen Kirchen zur zögerlichen Annahme des gregorianischen Kalenders. Die aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen verzögerten die Annahme aus ideologischen Gründen, denn die Reform war vom Papst ausgegangen.

Gregorianische Kalenderreform

Grund für die gregorianische Kalenderreform war nicht allein das im Vergleich zum Sonnenjahr zu lange julianische Kalenderjahr, sondern auch die zunehmende falsche Datierung des christlichen Osterfestes.

Mängel im julianischen Kalender

Da ein julianisches Kalenderjahr mit seinen durchschnittlich 365,25 Tagen um etwa elf Minuten länger ist als das Sonnenjahr, verschob sich der astronomische Frühlingsanfang etwa alle 130 Jahre um einen Tag auf ein früheres Kalenderdatum. Im Jahre 1582 fiel er auf den 11. März des durch die gregorianische Reform korrigierten Kalenders,[2] das heißt, dass der julianische Kalender den astronomischen Ereignissen im Sonnenjahr um fast zwei Wochen nachhinkte. Da außerdem 19 julianische Jahre etwa um 0,06 Tage länger sind als die 235 synodischen Monate des Mondzirkels, verschob sich etwa alle 16 19-Jahre-Perioden (also etwa alle 300 Jahre) der berechnete („zyklische“) gegenüber dem astronomischen Vollmondzeitpunkt um einen Tag auf später im julianischen Kalender.[3] Das vom Datum des Frühlingsanfangs und vom Datum des Frühlingsvollmondes abhängige Osterdatum wurde infolgedessen nicht mehr richtig bestimmt.

Das Schema für die Vorhersage der in Ostertafeln (siehe Komputistik) eingetragenen künftigen Osterdaten war im 6. Jahrhundert als Ergebnis der Arbeiten von Dionysius Exiguus fixiert worden.

Bereits Beda stellte im Jahre 725 fest, dass der Vollmond den berechneten Terminen voraus war.[4]

Reformansätze

Der Jesuit Christophorus Clavius war ein wichtiger Mitarbeiter in der Reformkommission und hat die Reform-Maßnahmen schließlich formuliert.

Seit dem 14. Jahrhundert wurden immer wieder Vorschläge für eine Kalenderreform unterbreitet – unter anderem durch Nikolaus von Kues im Auftrag des Konzils von Basel, Regiomontanus und Nikolaus Kopernikus. Diese waren aber stets abgelehnt worden. Gleichwohl bildeten Kopernikus’ Werk De revolutionibus orbium coelestium („Von den Umdrehungen der Himmelskörper“) sowie die prutenischen Tafeln von Erasmus Reinhold die Basis für die schließlich von Papst Gregor XIII. dekretierte Reform.

In der Reformkommission unter dem Vorsitz von Kardinal Guglielmo Sirleto arbeiteten Aloisius Lilius (bis 1576, danach sein Bruder Antonio), Christophorus Clavius, Ignazio Danti, Pedro Chacón, Seraphinus Olivarius Rotae und Vincenzo di Lauro. Die Kommission entschied sich dafür, den Kalender derart zurechtzurücken, dass das Primar-Äquinoktium wieder in der Nähe des 23. März wie im Jahre 46 v. Chr., als der julianische Kalender geschaffen wurde, stattfinden sollte, und es mittels einer genaueren mittleren Jahreslänge dort zu stabilisieren.

Hauptbestandteil der vorgesehenen Reform war ein korrigierter Algorithmus zur Bestimmung des Osterfestes. Außer dem korrigierten und künftig einzuhaltenden richtigen Datum des Frühlingsanfangs war dafür das korrigierte und künftig einzuhaltende Datum des (Frühlings-) Vollmondes nötig.

Mit der mathematischen Ausarbeitung des neuen Kalenders wurde der in Rom als Mathematiker am Collegio Romano lehrende deutsche Jesuit Christophorus Clavius vom Papst beauftragt. Er folgte dabei weitgehend den Vorschlägen des Mediziners und Astronomen Aloisius Lilius.

Reformjahr 1582

60 Pf-Sondermarke der Deutschen Bundespost (1982) zu 400 Jahre gregorianischer Kalender, gestaltet von Elisabeth von Janota-Bzowski

Die Reform erfolgte durch die päpstliche Bulle Inter gravissimas curas vom 24. Februar 1582.[5]

Die Verspätung des Kalenders gegenüber den Jahreszeiten (z. B. dem Frühlingsanfang) wurde 1582 durch Auslassen von 10 Kalenderdaten (auf Donnerstag, den 4. Oktober folgte Freitag, der 15. Oktober) korrigiert. Man begnügte sich dabei mit der Wiederherstellung der Verhältnisse zur Zeit des Konzils von Nicäa im Jahre 325, denn auf diesem Konzil wurden erstmals Beschlüsse über das Osterdatum gefasst. Der Frühlingsanfang hatte sich in dieser Zeit vom zur Zeit von Julius Cäsar zutreffenden 23. März auf den 21. März verschoben.[6] Im Jahr 1583 fand in allen Ländern, die den neuen (gregorianischen) Kalender sofort angenommen hatten, der Frühlingsanfang dann wieder am 21. März statt.

Die aktuellen vorhergesagten (zyklischen) Daten der Mondphasen wurden durch Verschieben im reformierten Kalender um drei Tage auf früher korrigiert.

Bei der Suche nach einem geeigneten Zeitpunkt für die Reform war die Wahl auf den Oktober gefallen, da dieser Monat vergleichsweise wenige Heiligentage enthielt und die ausgelassenen Tage auf diese Weise nur eine geringe Störung des Heiligenkalenders verursachten.[7]

Neue Jahreslänge (Sonnengleichung)

Um ein fortwährendes Abrücken des Frühlingsanfangs vom 21. März in Zukunft zu vermeiden, wurde im gregorianischen Kalender die Dauer des mittleren Kalenderjahres mit 365,2425 statt wie bisher mit 365,25 Tagen berücksichtigt. Die Verkürzung erfolgte mit Hilfe einer weiteren, übergeordneten Schaltregel, nach der diejenigen Säkularjahre (Jahre, deren Zahl durch 100 ohne Rest teilbar ist), deren Zahl dividiert durch 400 keine ganze Zahl ergibt, keine Schaltjahre sind. Danach waren die Jahre 1700, 1800 und 1900 keine Schaltjahre. Die Jahre 1600 und 2000 waren Schaltjahre. Die Jahre 2100, 2200 und 2300 sowie 2500, 2600 und 2700 usw. werden ohne Schalttag sein (Sonnengleichung, Metemptose). Da aber bis zur ersten Anwendung dieser neuen Ausnahmeregel im Jahre 1700 noch 117 Jahre vergehen mussten, war der Frühlingsanfang im Kalender im Durchschnitt wieder um einen Tag zu früh. Er pendelte zwischen dem 19. und dem 21. März (anstatt um den 21. März).

Korrektur des Mond-Datums (Mondgleichung)

Zur Bestimmung des Osterdatums wird die Periode des Mondzirkels verwendet, nach der die Mondphasen alle 19 Jahre wieder auf das gleiche Kalender-Datum fallen. Im julianischen Kalender wurde der dabei gemachte kleine Fehler von einem Tag in etwa 310 Jahren ignoriert. Bei der Reform wurde die Mondgleichung in die Osterrechnung aufgenommen. Diese besagt, dass der Tag des Frühlingsvollmondes alle 312,5 Jahre (acht Tage in 2500 Jahren) um einen Tag im julianischen Kalender auf früher zu verschieben ist.

Sie ist ohne weiteren Eingriff im gregorianischen Kalender anzuwenden. Das heißt, dass die zusätzliche Schaltregel nicht für die Mondphasen-Folge gilt. In den Säkularjahren ohne Schalttag ist das Monddatum um einen Tag später im Kalender anzugeben (umgekehrte Sonnengleichung).

Jahresbeginn

Parallel zur Kalenderreform, nicht gleichzeitig mit ihr, wurde der Jahresbeginn offiziell auf den 1. Januar verschoben, der sich aufgrund seines Namens (lat. ianua bedeutet „Tür“) und der zeitlichen Nähe zum Christfest und der Wintersonnenwende als Neujahrstag anbot; außerdem hatte sich darin die römische Tradition bewahrt. Im Mittelalter hatte das Jahr ansonsten an unterschiedlichen Tagen begonnen, darunter Weihnachten, Ostern und Mariä Verkündigung. Dennoch hatte die gregorianische Reform einen Einfluss darauf, weil der päpstlichen Bulle eine Liste mit den neuen Namenstagen der Heiligen beilag, die die restlichen Feiertage 1582 bis zum 31. Dezember und die des ganzen folgenden, neu aufgeteilten Jahres (und aller zukünftigen) aufführte. Damit kam es zu Überschneidungen von elf Tagen (gregorianischer/julianischer Kalender) und gleichzeitig einem Jahr (zwischen Neujahr und Ostern): „am 10./21. Februar 1750/1751“.

Übernahme des gregorianischen Kalenders

Übernahme der Kalenderreform
Land Übernahme des
gregorianischen Kalenders
Neujahrstag
1. Januar
Republik Venedig 1582 1522
Heiliges Römisches Reich (HRR), katholische Reichsstände
(inkl. Erzherzogtum Österreich und der meisten katholischen Orte der Schweizerischen Eidgenossenschaft)
1582 1544
Polen-Litauen, Königreich Spanien, Königreich Portugal und deren Kolonien 1582 1556
Königreich Frankreich und Kolonien 1582 1564
Südliche Spanische Niederlande (Gebiet des heutigen Belgien) 1582 1576
Republik der Sieben Vereinigten Provinzen („Niederlande“): (Provinz Holland und Provinz Zeeland) 1582 1583
Königreich Böhmen, Kanton Unterwalden 1584
Königreich Ungarn 1587
Fürstentum Siebenbürgen 1590
Herzogtum Preußen 1612
Elsässische Territorien (nun Königreich Frankreich) 1648
Kanton Wallis 1655
Königreich Dänemark, protestantische Reichsstände des Heiligen Römischen Reiches 1700 1559
Nordöstliche Niederlande 1700 1583
Katholischer Teil des Kantons Glarus 1700
Die meisten reformierten Orte der Schweiz, etwa Basel, Bern, Genf, Schaffhausen und Zürich 1701
Kanton Appenzell-Ausserrhoden, Stadt St. Gallen und reformierter Teil des Kantons Glarus[8] 1724
Großherzogtum Toskana 1750 1721
Königreich Schottland[9] 1752 1600
Königreich England und Kolonien in Amerika 1752 1752
Königreich Schweden 1752 1559
Herzogtum Lothringen 1760 1579
Letzte Gemeinden im Kanton Graubünden 1812
Alaska als Department of Alaska Teil der USA 1867
Großherzogtum Finnland 1867 (?)
Kaiserreich Japan 1873
Zarentum Bulgarien 1916
Republik Türkei/Osmanisches Reich 1917  * 1917
Sowjetrussland[10] 1918 1700
Estland[11][12] 1918 1700
Königreich Rumänien  ° 1919
Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen  ° 1919
Sowjetunion 1922
Königreich Griechenland (außer Athos) 1924
Volksrepublik China 1949
* 
Zum Jahresbeginn 1926 wurde in der Republik Türkei die Jahreszählung ab Christi Geburt eingeführt, zuvor wurde seit den letzten Jahren des Osmanischen Reiches der gregorianische Kalender mit Jahreszählung nach der Hedschra verwendet, siehe Rumi-Kalender.
° 
In den vor dem Ersten Weltkrieg zu Österreich-Ungarn gehörenden Gebietsteilen dieser Staaten war der gregorianische Kalender schon vorher in Verwendung. 1919 wurde die Geltung auf alle Gebietsteile dieser Staaten (die ehemaligen Staaten Montenegro, Serbien, in Rumänien die Landschaften Walachei, Moldau, Dobrudscha und Bessarabien) ausgeweitet.

Verbreitung

Nur die Länder Spanien, Portugal, Polen und teilweise Italien übernahmen den gregorianischen Kalender tatsächlich am 5./15. Oktober 1582. Die meisten katholischen Länder Europas folgten in den nächsten Jahren, während die protestantischen Länder den neuen vom Papst dekretierten Kalender zunächst ablehnten. Vor dem Hintergrund der einsetzenden Konfessionalisierung führte dies zu heftigen Polemiken, beispielsweise brachte der Kalenderstreit die seit 1555 bikonfessionelle Stadt Augsburg 1584 an den Rand eines Bürgerkriegs. Ähnliches ereignete sich bei den Kalenderunruhen in Riga. Im selben Jahr führten ihn die meisten katholischen Kantone der Schweiz ein; dort folgte damals auf den 28. Februar der 11. März. Einige katholische schweizerische Territorien folgten allerdings erst später, nämlich Unterwalden 1584, das Wallis 1655 und katholisch Glarus 1700.

Die evangelischen Territorien des Heiligen Römischen Reichs übernahmen den gregorianischen Kalender erst 1700, 118 Jahre nach dessen erster Einführung, nach einem Beschluss des Corpus Evangelicorum. Außerhalb des Reiches hatte schon 1612 das mit dem Kurfürstentum Brandenburg in Personalunion verbundene Herzogtum Preußen als erstes protestantisches Territorium den katholischen Kalender eingeführt, auf Druck des Lehnsherrn Königreich Polen.[13] Auf den 18. Februar folgte im Reich unmittelbar der 1. März 1700. An diesem Tag erhöhte sich die Differenz zwischen dem julianischen und dem gregorianischen Kalender von zehn auf elf Tage, wodurch sich bei einem weiteren Festhalten am julianischen Kalender die Umrechnung auf den gregorianischen Kalender weiter verkompliziert hätte. Zuvor mussten beispielsweise Verträge zwischen katholischen und protestantischen Fürsten mit beiden Daten versehen werden, etwa als 3./14. April 1750 (s. Beispiel rechts). Um die Jahreswende differierten die Jahreszahlen zwischen den Gebieten des alten und neuen Kalenders. Aus dieser Zeit stammt der Ausdruck „zwischen den Jahren“ für die Tage nach Weihnachten.

Final paragraph of a handwritten document dated 3/14 April 1750, date given according Julian/Gregorian calendars
Deutscher Vertrag, in England unterschrieben, datiert nach beiden Kalendersystemen

Das Königreich Dänemark, zu dem damals auch Norwegen und Island gehörten, führte den gregorianischen Kalender ebenfalls vom 18. Februar auf den 1. März 1700 ein. Die reformierten Orte der Schweiz folgten knapp ein Jahr später, sie sprangen vom 31. Dezember 1700 auf den 12. Januar 1701, allerdings mit vier Ausnahmen: Der protestantische Halbkanton Appenzell Ausserrhoden, die protestantische Stadt St. Gallen und die protestantischen Teile von Glarus schlossen sich erst 1724 an, und in Graubünden erfolgte der offizielle Übergang zum neuen Kalender zu verschiedenen Terminen von 1760 bis 1812; der alte Kalender blieb aber sogar noch länger in der Bevölkerung lebendig. Die Appenzeller Silvesterkläuse werden noch immer am 31. Dezember nach dem julianischen Kalender (13. Januar nach dem gregorianischen Kalender) gefeiert. In England (und auch in den späteren USA) wurde der gregorianische Kalender in der Nacht vom 2. auf den 14. September 1752 eingeführt, in Schweden vom 17. Februar auf den 1. März 1753.

Die Osterrechnung blieb im Heiligen Römischen Reich noch mehr als 70 Jahre unterschiedlich, was in den Jahren 1724 und 1744 zu unterschiedlichen Terminen führte (1724: ev. 9., kath. 16. April; 1744: ev. 29. März, kath. 5. April) und auch 1778 und 1798 dazu geführt hätte. Auf Antrag Friedrich des Großen beschloss das Corpus Evangelicorum am 13. Dezember 1775 ein Reichsgutachten anzunehmen, in dem man die freiwillige Einigung betonte. In Vermeidung des päpstlichen Namens wurde der „Verbesserte Reichskalender“ angenommen. Die evangelischen Kantone der Schweiz, Dänemark und Schweden haben die Regelung ebenfalls übernommen.[14] Kaiser Joseph II. bestimmte daraufhin im Einvernehmen mit allen Reichsständen im Jahre 1776 unter förmlicher Bestätigung des Gutachtens den gregorianischen Kalender als „Verbesserten Reichskalender“.[15]

In Japan, wo zuvor mit einigen Abweichungen der chinesische Kalender gegolten hatte, wurde der gregorianische Kalender am 1. Januar 1873 im Zuge der Modernisierung des Landes eingeführt. Nur in der Jahreszählung verwendet Japan bis heute gleichzeitig ein eigenes System (s. japanische Zeitrechnung), in dem die Jahre seit Regierungsantritt des jeweils amtierenden Kaisers gezählt werden; diese Zahl wird durch ein von Kaiser zu Kaiser wechselndes zweisilbiges Motto (Nengō) ergänzt.

Die orthodoxen Länder Osteuropas behielten den julianischen Kalender noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts bei. Da die Jahre 1700, 1800 und 1900 in Russland Schaltjahre waren, machte die Abweichung vom gregorianischen Kalender mittlerweile 13 Tage aus. Die russische Oktoberrevolution vom 25. Oktober 1917 war nach dem gregorianischen Kalender eigentlich eine „Novemberrevolution“ vom 7. November. An diesem Kalendertag wurde die Revolution auch bis zum Ende der Sowjetunion gefeiert, nachdem Russland am 14. Februar 1918 die neue Kalenderrechnung eingeführt hatte. Einige orthodoxe Kirchen (z. B. in Russland, Serbien und Georgien) begehen ihre feststehenden Feste weiterhin nach dem julianischen Kalender. Ihr Weihnachtsfest (25. Dezember) fällt darum derzeit auf den 7. Januar (gregorianischer Kalender). Andere orthodoxe Kirchen (z. B. in Griechenland und Bulgarien) verwenden hierfür den sogenannten neo-julianischen Kalender, der bis zum Jahr 2799 dem gregorianischen Kalender entsprechen wird. Alle orthodoxen Kirchen berechnen Ostern und die anderen beweglichen Feste nach dem julianischen Frühlingsanfang sowie nach dem Vollmond im Mondzirkel; das Fest fällt daher nur gelegentlich mit dem Osterdatum der westlichen Kirchen zusammen; meistens sind es eine, vier oder fünf Wochen später als im Westen.

Am 1. Januar 1912, nach dem Sturz des Kaiserreiches, übernahm auch die Republik China den gregorianischen Kalender, der sich aber wegen der Beherrschung weiter Teile des Landes durch Warlords nicht durchsetzen konnte. Die von der Kuomintang gestellte Regierung veranlasste seine Verwendung schließlich ab dem 1. Januar 1929 in den von ihr beherrschten Gebieten. Die Volksrepublik China verwendet ihn seit ihrer Proklamation am 1. Oktober 1949.

Die Türkei übernahm nach dem vorherigen Beschluss ihrer Nationalversammlung vom 26. Dezember 1925[16] den gregorianischen Kalender ab 1. Januar 1926;[17] dort hatte bis dahin der islamische Kalender sowie der Rumi-Kalender gegolten. Der Rumi-Kalender, ursprünglich ein julianischer Kalender mit Jahreszählung nach der Hedschra, war aber schon 1917 (mit Ausnahme der Jahreszählung) an den gregorianischen Kalender angepasst worden. Heute ist der gregorianische Kalender auch in den meisten islamischen Staaten eingeführt und letztlich wichtiger als der islamische Kalender, der im Alltag außer für islamische Feste keine Rolle spielt. Nationalfeiertage und andere nationale Gedenktage, Neujahr, der Tag der Arbeit, Muttertag und andere internationale Feier- und Gedenktage werden nach dem gregorianischen Kalender gefeiert. Im bürgerlichen Leben, etwa für Arbeitsverhältnisse, Mietverhältnisse etc., ist meist der gregorianische, nicht aber der islamische Kalender ausschlaggebend.

Die nicht zeitgleiche Einführung des gregorianischen Kalenders in den verschiedenen Ländern sorgte für Verwirrung: So sind sowohl William Shakespeare als auch Miguel de Cervantes am 23. April 1616 gestorben, obwohl Shakespeare Cervantes um zehn Tage überlebt hat. Auch die Feiern des Geburtstags von George Washington wurden verschiedentlich am 11. und am 22. Februar ausgerichtet, bis es zu einer bundesgesetzlichen einheitlichen Feiertagsregelung kam.

In Deutschland, Österreich, der Schweiz und in vielen anderen Ländern gilt für Datumsangaben die Norm ISO 8601. Sie basiert auf dem gregorianischen Kalender und erweitert seine Gültigkeit auf den Zeitraum vor der Kalenderreform. In dieser Norm sind ein Jahr null und negative Jahreszahlen vorgesehen, die es weder im julianischen noch im gregorianischen Kalender gibt.

Bei dem – vom Computerhersteller Apple entwickelten – Kalenderprogramm iCal wurde der Sprung vom julianischen zum gregorianischen Kalender (4. auf den 15. Oktober 1582) berücksichtigt. Das Unix-Standard-Tool cal berücksichtigt diesen Sprung ebenfalls, setzt ihn jedoch für September 1752.

Charakteristika

Kalender- und tropisches Jahr

Tropische und gregorianische Jahreslängen
(gemessen in mittleren Sonnentagen)

Das Kalenderjahr orientiert sich am tropischen Jahr (Sonnenjahr) in der alten Definition – dem zwischen zwei aufeinanderfolgenden Frühlingsanfängen (Frühlings-Tag-und-Nacht-Gleichen) liegende Zeitraum, der auf das Jahr 2000 bezogen im Mittel 365,242375 mittlere Sonnentage lang ist. Somit ist auch das gregorianische Kalenderjahr im Vergleich zur astronomischen Wirklichkeit noch etwas zu lang, nämlich 0,000125 Tage (= 11 Sekunden). Mit dieser Differenz würde der Frühlingsanfang erst nach rund 8000 Jahren wieder einen ganzen Kalendertag früher eintreten. Vorher wäre keine Kalenderkorrektur nötig. Der Differenzwert nimmt bis zum Ende des dritten Jahrtausends aber ab, nähert sich dann wieder dem Wert des Jahres 2000, den er Anfang des fünften Jahrtausends erreicht haben wird. Ab dem fünften Jahrtausend vergrößert sich der Differenzwert dann kontinuierlich.

Ausführlichere Informationen dazu siehe tropisches Jahr.

Schaltjahrzirkel

Das Verteilschema zwischen Gemein- und Schaltjahren wiederholt sich erst nach je 400 Jahren. Der vier Jahre lange julianische Schaltjahr-Zirkel hat die hundertfache Periode bekommen.

Schaltregeln

Die Schaltjahrregel im gregorianischen Kalender besteht nun aus drei Regeln, wobei die erste vom julianischen Kalender übernommen wurde:

  • 1. Die durch 4 ganzzahlig teilbaren Jahre sind Schaltjahre. Die mittlere Länge eines Kalenderjahres erhöht sich dadurch um einen viertel Tag von 365 Tage auf 365,25 Tage.
  • 2. Die durch 100 ganzzahlig teilbaren Jahre sind keine Schaltjahre. Danach wären die Jahre 1600, 1700, 1800, 1900, 2000 und 2100 keine Schaltjahre. Im Durchschnitt verringert sich dadurch wieder die Länge des Kalenderjahres um 0,01 Tage von 365,25 Tage auf 365,24 Tage.
  • 3. Die ganzzahlig durch 400 teilbaren Jahre sind Schaltjahre. Damit sind schließlich 1600 und 2000 wieder ein Schaltjahr. Und die mittlere Länge des Kalenderjahres erhöht sich schließlich um 0,0025 Tage von 365,24 Tage auf 365,2425 Tage.

Sonnenzirkel

Die Periode des Sonnenzirkels ist im julianischen Kalender 28 Jahre lang. Nach dieser Zeit wiederholt sich die Zuordnung der Kalenderdaten auf die Wochentage. Im gregorianischen Kalender ist auch diese Periode länger, beträgt aber „nur“ 400 Jahre, weil dieser Zeitraum mathematisch exakt aus einer ganzen Zahl von Wochen besteht.

Innerhalb eines Jahrhunderts gilt auch im gregorianischen Kalender die 28-Jahre-Periode. Weil das Jahr 2000 ein Schaltjahr war, gilt diese sogar zwei Jahrhunderte lang. Für alle heute lebenden Menschen (außer für einige ganz junge, die das Jahr 2100 erleben werden) wiederholt sich die Verteilung aller ihrer Geburtstage auf die Wochentage immer nach 28 Jahren.

Andere Zirkel im gregorianischen Kalender: siehe Osterzyklus.

Kalenderwochen pro Jahr

Die Sonnenzirkel-Periode enthält genau 20.871 Wochen. In jeder Periode gibt es 71 Jahre mit einer 53. Kalenderwoche.

400 a · 365,2425 d/a = 146.097 d
146.097 d / 7 d/wo = 20.871 wo
400 a · 52 wo/a + x · 1 wo/a = 20.871, wo   (alle 400 Jahre haben mindestens 52 Wochen, in x Jahren der 400 Jahre erhöht sich die Zahl der Wochen um 1 Woche)
x = (20.871 wo - 20.800 wo) a/wo = 71 a

Durchschnittliche Monatslänge und durchschnittliche Wochenzahl pro Monat

Ein Monat ist im Durchschnitt 30,436875 Tage oder 4,348125 Wochen lang, das heißt vier Wochen, zwei Tage, zehn Stunden, 29 Minuten und sechs Sekunden oder 2.629.746 Sekunden (ohne Berücksichtigung von Schaltsekunden).

146.097 d ÷ 4.800 mo = 30,436875 d/mo
20.871 wo ÷ 4.800 mo= 4,348125 wo/mo

Freitag, der 13.

Ein bestimmtes Datum (Tag und Monat oder nur Tag) fällt nicht gleich häufig auf alle Wochentage. Der 13. eines beliebigen Monats fällt geringfügig öfter (nämlich 688 mal in 400 Jahren) auf einen Freitag als auf andere Wochentage (Donnerstag und Samstag: 684 mal, Montag und Dienstag: 685 mal, Sonntag und Mittwoch: 687 mal).[18]

Osterzyklus

Im gregorianischen Kalender sind nach jeweils 5.700.000 Jahren wieder 5.700.000 Ostern gleich auf die Jahresdaten verteilt wie die 5.700.000 Ostern vorher (siehe Osterzyklus).

Siehe auch

Wiktionary: gregorianischer Kalender – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Gregorianischer Kalender – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Commons: Wikitable Kalender – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Allgemein

Spezielle Aspekte des gregorianischen Kalendersystems

Einzelnachweise

  1. Heiner Lichtenberg: Das anpassbar zyklische, soliluneare Zeitzählungssystem des Gregorianischen Kalenders – Ein wissenschaftliches Meisterwerk der späten Renaissance. In: Mathematische Semesterberichte, Band 50, 2003, S. 47.
  2. J. Meeus: Astronomical Tables of the Sun, Moon and Planets. Willmann-Bell, Richmond 1995, ISBN 0-943396-45-X, S. 140: März-Äquinoktium am 10. März 1582, 23:57:54 Dynamischer Zeit, also im Gebiet der heutigen mitteleuropäischen Zeitzone und östlich davon am 11. März.
  3. Pedersen, a. a. O., S. 68.
  4. J. D. North: The Western Calendar - „Intolerabilis, Horribilis, et Derisibilis“; Four Centuries of Discontent. In: G. V. Coyne, M. A. Hoskin, O. Pedersen: Gregorian Reform of the Calendar: Proceedings of the Vatican conference to commemorate its 400th anniversary. Specola Vaticana, citta del vaticano 1983, S. 78, harvard.edu
  5. A. Ziggelaar: The Papal Bull of 1582 Promulgating a Reform of the Calendar. In: G. V. Coyne, M. A. Hoskin, O. Pedersen: Gregorian Reform of the Calendar: Proceedings of the Vatican conference to commemorate its 400th anniversary. Specola Vaticana, citta del vaticano 1983 , S. 201, harvard.edu
  6. Heinz Zemanek: Kalender und Chronologie. München 1990, S. 29.
  7. A. Ziggelaar: The Papal Bull of 1582 Promulgating a Reform of the Calendar. In: G. V. Coyne, M. A. Hoskin, O. Pedersen: Gregorian Reform of the Calendar: Proceedings of the Vatican conference to commemorate its 400th anniversary. Specola Vaticana, citta del vaticano 1983, S. 223, (harvard.edu
  8. Laut Historisch-Biographischem Lexikon der Schweiz, Artikel »Zeitrechnung«, in reformiert Glarus erst 1798.
  9. Mike Spathaky: Old Style and New Style Dates and the change to the Gregorian Calendar. 2006.
  10. Auf den 31. Januar folgte der 14. Februar.
  11. Auf den 31. Januar folgte der 14. Februar.
  12. Cornelius Hasselblatt: Geschichte der estnischen Literatur: von den Anfängen bis zur Gegenwart. Berlin 2006. S. XVII
  13. Regina Kusch: Als Preußen zehn Tage aus dem Jahr 1612 strich. Deutschlandfunk, 2. September 2012, abgerufen am 2. September 2012.
  14. Ludwig Ideler: Handbuch der mathematischen und technischen Chronologie, 2. Band. August Rücker, Berlin 1826, S. 325 (Vorlage:IA).
  15. Günther Winkler: Zeit und Recht (Band 100 von Forschungen aus Staat und Recht). Springer, 1995, ISBN 978-3-211-82763-5, S. 330 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  16. Esin İleri: Lehrbuch der türkischen Sprache. ISBN 3-87548-344-8, S. 159; abgerufen 15. Februar 2011.
  17. Şükran Vahide: Islam in der modernen Türkei. ISBN 978-3-8258-1794-7, S. 207; abgerufen 15. Februar 2011.
  18. Heinz Zemanek: Kalender und Chronologie, München, 1990.