Richard O. Wilhelm

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Richard Otfried Wilhelm (* 7. Februar 1932 in Bautzen) ist ein deutscher bildender Künstler und Glasgestalter.

Wilhelm schuf als Gründungsinitiator und Leiter eines Künstlerkollektivs für Glasgestaltung sowie durch Lehrtätigkeit grundlegende Voraussetzungen für eine eigenständige Entwicklung architekturgebundener Glaskunst in der DDR. Eigene Arbeiten führte er besonders in den Techniken Bleiverglasung, Glasmalerei, Schliff- und Sandstrahltechnik, Glasapplikation, Beton- und Schichtglastechnik aus. Unter den für öffentliche Bauten der DDR geschaffenen Werken ist die gemeinsam mit Reginald Richter gestaltete „Gläserne Blume“ für den Palast der Republik (1975/76) wohl das bekannteste. Nach 1989 befasste sich Wilhelm vorrangig mit der Restaurierung und Neugestaltung von Bleiglasfenstern in historischen Dorfkirchen und anderen denkmalgeschützten Gebäuden.

Leben

Aufgewachsen in Bautzen in einer traditionsreichen Glaserfamilie, absolvierte Wilhelm nach der Schulzeit eine Lehre als Bau- und Kunstglaser. Nach Jahren der praktischen Tätigkeit studierte er in Magdeburg an der Fachschule für angewandte Kunst (FAK) Künstlerische Glasgestaltung und legte parallel dazu die Meisterprüfung im Glaserhandwerk ab. 1972 erwarb er nach externem Studium an der Kunsthochschule Berlin den Abschluss als Diplom-Glasgestalter.

1954 gründete er mit den Glasgestaltern Reginald Richter und Oskar Hamann das Kollektiv der Magdeburger Glasgestalter, das 1956 in „Werkgenossenschaft Glasgestaltung Magdeburg“ umbenannt wurde, sich erweiterte und, nachdem die beteiligten Glasgestalter Mitglieder des Verbandes Bildender Künstler (VBK) geworden waren, von 1972 bis 2000 als „Kollegium Bildender Künstler Glasgestaltung Magdeburg“ firmierte. Wilhelm war von Gründung an bis 1984 gewählter Vorsitzender des Glasgestalterkollegiums. 1984 löste er sich von der Vereinigung und arbeitete seitdem freischaffend im eigenen Atelier. Sein mit 22 m. Länge und 3 m. Höhe größtes Kunstwerk "Frieden unserem Erdenrund" war eine Auftragsarbeit vom Minister der Staatssicherheit der DDR Erich Mielke. Das Kunstwerk wiegt über 3000 kg und enthält 25 kg Goldstaub.

Richard Wilhelm erhielt den Kunstpreis der DDR (1972), ein Diplom für hervorragende Leistungen beim Internationalen Glaskunstwettbewerb im Freistaat Bayern (1977) und den Goethe-Nationalpreis für Kunst und Literatur (1983).

Seit 1947 ist er Mitglied der LDPD/FDP. Er war von 1960 bis 1989 Mitglied der Volkskammer der DDR in der Fraktion der LDPD.

Werke (Auswahl)

„Gläserne Blume“ im Palast der Republik
  • „Des Meeres und der Liebe Wellen“ – Staatliche Museen Berlin (1967)
  • „Brennend versprüht der Lebensbaum“ – Feierhalle Friedhof Dessau (1968)
  • „Unsere Galaxis“ – Glastrennwand im Telecafé des Berliner Fernsehturms (1969)
  • „Gutes Wasser - Gutes Leben“ – drei großformatige, raumhohe Glas-Gestaltungen im Treppenhaus (je eins pro Stockwerk) der damaligen Ingenieurschule für Wasserwirtschaft Magdeburg (1973) am Domplatz 6, seit 17. Januar 1991 Dienstsitz des Landtags von Sachsen-Anhalt (Ritz-Signum im Kunstwerk unten rechts: Glasgestaltung Magdeburg R. Wilhelm 1973)[1]
  • „Interferenz II“ – Kunstsammlung Veste Coburg (1977)
  • „Das Große Tor von Kiew“ – Staatliche Kunstsammlungen Dresden (1984)
  • „Friede unserem Erdenrund“ – Gebäude der Staatssicherheit Normannenstrasse, Haus 18 III.Stock (1992 verschollen. 2014 wiederentdeckt von Thilo Holzmann, Kunsthistoriker)
  • „Hommage auf die Französische Revolution von 1789“ – Theodor Heuss-Akademie Gummersbach (1989)
  • „Brennender Dornbusch und Petri Fischzug“ – Marienkirche Steutz (1995)
  • „Stefan George – Lebensphasen des Dichters“, drei Porträts, Gedenkstätte Bingen (1996)
  • „Strömungen – zuversichtlich …“ – Lichtdecke in Hildegard-Forum Bingen (1998)
  • „Natur und Kunst“ – Eingangshalle Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle, Institut Magdeburg (1999)
  • „Porträt Prof. Dr. Erhard Hübener“, Ständehaus Merseburg (1993/2004)
  • „Zwischen Himmel und Erde“, Hospiz der Pfeifferschen Stiftungen Magdeburg (2003)

Quellen

  1. Ein Magdeburger im Bautzener Museum, 22. August 2012