Alfred Tischer

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Alfred Tischer (* 21. Februar 1884 in Meschwitz; † 27. Januar[1] 1971 in Dresden) war ein deutscher Architekt, Stadtbaudirektor und Kommunalpolitiker (NSDAP).

Leben und Wirken

Haus Sorgenfrei

Tischer studierte Architektur und promovierte zum Dr.-Ing. Er war Mitglied im Bund Deutscher Architekten sowie später im Bund Deutscher Architekten in der DDR.[1]

1915 war Tischer Regierungsbaumeister in Berlin, wo er die Schleusenbrücke mitverantwortete.

Tischer zeichnet für zahlreiche der in Radebeul entstandenen Bauten der Zwischenkriegszeit im Stil der Heimatschutzarchitektur verantwortlich.

Im Jahr 1920 verkaufte Oberst v. Gregory das ihm gehörende Haus Sorgenfrei in Oberlößnitz an seinen Neffen, den Architekten Alfred Tischer, der sich 1933 auf dem heutigen Nachbargrundstück Augustusweg 46 ein „absichtlich schlicht ländlich“[2] gehaltenes Einfamilienhaus errichtete. 1940 verkaufte Tischer das Anwesen von Haus Sorgenfrei weiter, da die Behebung der im Laufe der Jahrzehnte entstandenen Bauschäden seine Mittel überstieg.

Im Jahr 1933 war Tischer Mitglied der NSDAP sowie Gemeindeverordnetenvorsteher von Oberlößnitz. In dieser Funktion brachte er einen Antrag auf Verleihung des Ehrenbürgerrechts an Paul von Hindenburg und Adolf Hitler ein, dem neben den sieben NSDAP-Verordneten auch die drei Verordneten der Kampffront Schwarz-Weiß-Rot zustimmten. Zu diesen gehörte Tischers Architekten-Kollege Martin Hammitzsch, der spätere Schwager Hitlers.[3]

Einen Teil seiner aktiven Zeit verbrachte Tischer in Litzmannstadt. Mit seiner Gründung gehörte „vermutlich“ Alfred Tischer zum Arbeitsstab für den Wiederaufbau bombenzerstörter Städte bei Albert Speer; er verantwortete dort das Aufgabengebiet Tiefbautechnische, bauwirtschaftliche und Durchführungsmaßnahmen.[4]

Er lebte zu seinem Lebensende hin im Dresdner Altersheim Maillebahn und starb 1971.[5]

Werk

Bootshaus
Hertwig-Bünger-Heim mit Eckpavillon
Einfamilienhaus Alfred Tischer

Bauwerke

Die im Folgenden aufgeführten Bauten sind in der Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Sachsen: Stadt Radebeul aufgeführte Kulturdenkmale. Sie stellen damit kein vollständiges Werkverzeichnis dar.

  • 1923: Entwurf Bootshaus in Kötzschenbroda, An der Festwiese 9 (Realisierung Johannes Eisold)
  • 1923/1924: Wohnhaus Franz Haftung in Radebeul-Serkowitz, Straße des Friedens 53
  • 1923–1925: Landhaus Arelis van Egmond in Radebeul-Serkowitz, Steinbachstraße 7 (Realisierung Johannes Eisold)
  • 1924/1925: Entwurf Gröba-Siedlung in Kötzschenbroda-Niederlößnitz, Stosch-Sarrasani-Straße 37/39, 41/43/45 (vermutlich auch Gröbastraße 1/3/5, Dr.-Rudolf-Friedrichs-Straße 24/26)
  • 1924–1927: Diverse Erweiterungen und Umbauten an der Friedensburg in Kötzschenbroda-Niederlößnitz, Obere Burgstraße 6
  • 1925: Entwurf Landhaus Erhard Noack in Alt-Radebeul, Karl-Marx-Straße 16 (Realisierung Alwin Höhne)
  • 1925: Tor und Gerätehaus Goldener Wagen in Oberlößnitz, Am Goldenen Wagen (Staatsweingut)
  • 1927/1928: Erweiterung Villa Ledenweg 41 in Kötzschenbroda-Niederlößnitz (Realisierung Felix Sommer)
  • 1927/1928: Erweiterung Töchterheim Sallawa in Kötzschenbroda-Niederlößnitz, Ludwig-Richter-Allee 6
  • 1927/1928: Erweiterung des Bilzbades um einen Tanz- und Gesellschaftssaal in Kötzschenbroda Oberort, Meiereiweg 108 (Realisierung Adolf Menzel)
  • 1928: Doppelhaus Engst/Stoll in Alt-Radebeul, Goethestraße 31/33
  • 1929: Entwurf Hertwig-Bünger-Heim in Alt-Radebeul, Lessingstraße 1 (Realisierung Alwin Höhne)
  • 1930–1932: Umbau Villa Lindemann in Oberlößnitz, Wettinstraße 16
  • 1933: Einfamilienhaus Alfred Tischer in Oberlößnitz, Augustusweg 46
  • 1933: Einfamilienhaus Alfred Schädler in Oberlößnitz, Eduard-Bilz-Straße 54
  • 1934: Einfamilienhaus Weinbergstraße 46 in Radebeul-Oberlößnitz (Zuweisung an Tischer, vergleiche Eduard-Bilz-Straße 54)
  • 1934: Wohnhaus Oskar Richter in Radebeul-Oberlößnitz, Bennostraße 34
  • 1934: Umfangreiche Umbauten an der Lutherkirche in Radebeul
  • 1939: Erneuerung Jägermühle in Radebeul-Oberlößnitz, An der Jägermühle 16/18

Schriften

  • Der Kampf im deutschen Baugewerbe 1910. (=Abhandlungen aus dem volkswirtschaftlichen Seminar der Technischen Hochschule zu Dresden. Heft 3) Duncker & Humblot, Leipzig 1912.

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b Aufnahmekartei des Bundes deutscher Architekten in der DDR.
  2. Volker Helas (Bearb.): Stadt Radebeul. Hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, Große Kreisstadt Radebeul (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Denkmale in Sachsen). Sax-Verlag, Beucha 2007, ISBN 978-3-86729-004-3, S. 64.
  3. Frank Andert: Radebeuler Ehrenbürger (Teil 5): Hindenburg, Hitler und Mutschmann. In: Vorschau & Rückblick; Monatsheft für Radebeul und Umgebung. Radebeuler Monatshefte e.V., , abgerufen am 14. Juni 2011.
  4. Gunnar Klack: Gebaute Landschaften: Fehling + Gogel und die organische Architektur: Landschaft und Bewegung als Natur-Narrative. transcript Verlag, 2015, ISBN 9783839432907, S. 266, Anm. 269 [„Werner Durth schreibt nur den Nachnamen Tischer, vermutlich handelt es sich hierbei um den Architekten Alfred Tischer (1884–1971).“].
  5. Schriftliche Auskunft des Stadtarchivs Radebeul an Jbergner am 14. Juni 2011 anhand der dort vorliegenden Personenkartei