Emmy Roth

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Emmy Roth, fotografiert von Wanda von Debschitz-Kunowski
Emmy Roth: Teedose und Teekanne (ca. 1928), im Bestand des Minneapolis Institute of Art

Emmy Roth (geboren 12. Mai 1885 in Hattingen als Emmy Urias; gestorben 11. Juli 1942 in Tel Aviv) war eine deutsche Silberschmiedin.

Leben und Werk

Emmy Urias wuchs mit den Geschwistern Rosalie (* 1878) und Josef (1879–1943) in einer bürgerlichen Familie auf, die sich vom Wanderhandel hochgearbeitet hatte und in Hattingen das Kaufhaus im Steinhagen 15 betrieb. Am 31. Oktober 1906 heiratete sie den in Berlin lebenden Kaufmann Paul Baehr, von dem sie 1911 geschieden wurde. Durch eine zweite Ehe hieß sie Roth. Sie absolvierte bis ca. 1908 eine Lehre als Gold- und Silberschmiedin bei der Düsseldorfer Silberschmiedefirma Conrad Anton Beumers.[1] und eine Ausbildung in Gold- und Silberschmiedewerkstätten Wien und Paris und machte um 1906 die Meisterprüfung, was Frauen seinerzeit nur in wenigen Berufen möglich war. Vermutlich ab 1912/13 zog sie nach Berlin. Um 1916 eröffnete sie in Charlottenburg, Clausewitzstraße 8, eine eigene Werkstatt als Silberschmiedin und arbeitete mit Silber und Sterlingsilber, aber auch mit nickellegiertem Messing und Neusilber. Sie betrieb ihre Werkstatt bis 1936.[2] Roth entwarf unter anderem für die Silberwarenfabrik Peter Bruckmann & Söhne in Heilbronn.

Die Formgebung ihrer Alltagsgegenstände, z.B. Teekannen, orientierte sich am im Bauhaus entwickelten sachlichen Stil. Bei den Arbeiten aus den späten 20er und frühen 30er Jahren verband sie eigenständig handwerkliche Perfektion mit moderner Formgebung. Oft bezog sie zeitgenössische architektonische Vorbilder in ihre Entwürfe. Ihr 'Puderzuckerstreuer' von 1929 aus Silber orientiert sich beispielsweise an dem von Erich Mendelsohn in den Jahren 1919/20 geschaffenen Einsteinturm in Potsdam.[3]

Roth stellte auf Messen aus, so 1931 bei der Deutschen Bauausstellung in Berlin und auf der Weltfachausstellung Paris 1937 im israelischen Pavillon. Es gelang ihr auch, durch einen Artikel im New Yorker Kunstmagazin „Creative Art“ (1929), Aufträge aus dem Ausland zu erhalten. Roth war Mitglied der von Ida Dehmel im Jahre 1926 gegründeten „Gemeinschaft deutscher und österreichischer Künstlerinnenvereine alle Gattungen“ (GEDOK). Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 emigrierte sie nach Frankreich. Zwei Jahre später entschloss sie sich, Europa zu verlassen und ging nach Palästina, zunächst wahrscheinlich nach Jerusalem, später nach Tel Aviv. 1936 wurden einige ihrer von ihr mitgebrachten Arbeiten in Tel Aviv ausgestellt. Mangels Aufträgen für größere Silberstücke fertigte sie Schmuckstücke an und jüdische Ritualgegenstände.[4]

Als sie in den Jahren 1937/1938 noch einmal für kurze Zeit nach Europa kam, arbeitete sie in Voorschoten für die niederländische Silberwarenfabrik Van Kempen en Begeer[5] als Industriedesignerin. Nachdem sie 1939 nach Palästina zurückgekehrt war, soll sie den Auftrag für die großen Lüster der Jerusalemer Hurva-Synagoge erhalten haben. Roth erkrankte an Krebs und beging Suizid, der Bruder Josef starb 1943 in einem Schweizer Flüchtlingslager.

Die Stadt Hattingen erinnert an sie in der Straße Steinhagen mit einem Stolperstein aus Messing.[6] Im Rahmen einer Ausstellung über deutsche Silberschmiedinnen zeigten 2011 das Badische Landesmuseum in Karlsruhe[7] und das Berliner Bröhan-Museum eines ihrer Kaffee- und Teeservices aus der Sammlung des Jüdischen Museums Berlin.[4]

Literatur

Commons: Emmy Roth – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bröhan/Berg 2001, S. 170.
  2. Bröhan/Berg 2001, S. 136.
  3. Bröhan/Berg 2001, Abbildung 'Puderzuckerstreuer' S. 136.
  4. a b Michal S. Friedlander: In feinster Form. Ein Silberservice von Emmy Roth. Museumsportal Berlin. Abgerufen am 2. November 2016.
  5. Koninklijke Van Kempen & Begeer (siehe niederländische Wikipedia).
  6. Daniel Roeschies: Noch mehr bekannte Gesichter. DerWesten.de. 12. November 2011, abgerufen am 2. November 2016.
  7. Isabella Hafner: Raffiniert und pflegeleicht. Badisches Landesmuseum zeigt "Frauen-Silber". 2. März 2011, abgerufen am 2. November 2016.