Königreich Israel

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Königreich Israel

Das Königreich Israel existierte nach biblischer Überlieferung von etwa 1010 v. Chr. bis ca. 926 v. Chr.,[1][2][3] unter den Königen Saul, David und Salomo. Es soll sich später in das Nordreich Israel und das Südreich Juda aufgeteilt haben.

Biblische Beschreibung

Die Israeliten bildeten nach dem biblischen Zeugnis erst spät, um 1010 v. Chr., ein geeintes Königreich. Der erste König war Saul, der jedoch nur den Norden wirklich beherrschte und im Kampf gegen die Philister am Gilboa fiel. Sein Sohn Isch-Boschet herrschte nur für kurze Zeit über die nördlichen Stämme Israels. Nach ihm fiel ganz Israel an König David aus dem Stamm Juda im Süden. Er eroberte nach der Beschreibung der Bibel zahlreiche benachbarte Länder (u. a. Edom, Moab, Aram-Damaskus) und wählte als Hauptstadt Jerusalem.

Sein Sohn Salomo führte das Reich auch innenpolitisch zu einer Blütezeit. Allerdings fiel Israel nach seinem Tod ca. 926 v. Chr. auseinander: Die nördlichen Stämme wollten den König aus dem Süden, der sie offensichtlich dem südlichen Stamm Juda gegenüber benachteiligt hatte, nicht und fielen daher von Salomos Sohn Rehabeam ab. Der Süden bildete seitdem das Reich Juda, der Norden das Nordreich Israel.

Das Stammesgebiet des Volkes Juda umfasste während Sauls Herrschaft die Gebiete nördlich des Negev mit den Städten Be’er Scheva, Ziklag und Hebron und grenzte im Norden an die Stadt Jerusalem. Als südlicher Teil des Staates (Stammesgebiete von Benjamin und Juda) bildete es zusammen mit dem Nordteil (zehn Stämme) eine Personalunion. Im Nordteil galt ein Wahlkönigtum, im Südteil herrschte eine Erbmonarchie, so dass der jeweilige Königssohn aus dem Süden im Norden per Wahl bestätigt werde musste. Als neuer König machte David die ehemals jebusitische Stadt Jerusalem zur Hauptstadt seines Stammlandes Juda und zunächst seines ganzen Herrschaftsgebietes.

Nach der Herrschaft von Davids Sohn Salomo versagten die Ältesten der zehn nördlichen Stämme dessen Sohn Rehabeam ihre Stimme, und die Personalunion brach um 930 v. Chr. in zwei Teile auseinander: Aus dem Kernland der Davididen entstand das Reich Juda, der Rest im Norden bildete das Nordreich Israel. Das Reich Juda behielt Jerusalem als Hauptstadt und umfasste das alte Gebiet des namensgebenden Stammes und das kleinere Gebiet des Stammes Benjamin.

Die Bibel begründet diese Entwicklung in folgender Weise: Nach Salomos Tod um 926 v. Chr. folgte ihm sein Sohn Rehabeam auf den Thron in Jerusalem, doch während eines Treffens in Sichem kündigte der Nordteil des alten Reiches dem neuen König die Gefolgschaft, weil der Nordteil des Reiches lange ausgebeutet worden war. Nun rief Israel mit Jerobeam I. einen eigenen König aus und die Hauptstadt wurde Samaria. Israel hatte eine stärkere Position als Juda, weil seine Bevölkerung viermal so groß wie die von Juda war und zudem über die fruchtbaren Ebenen (heute Jesreelebene) und zahlreiche Städte verfügte.

Historische Fragen

Ob das Reich in der von der Bibel beanspruchten Ausdehnung existierte, ist in der Geschichtswissenschaft umstritten.[4] Insbesondere fehlen Hinweise dazu in zeitgenössischen Dokumenten. Angesichts der von der Bibel behaupteten Größe dieses Reiches wäre zu erwarten, dass sich dafür in ägyptischen oder anderen nahöstlichen Schriftdokumenten zumindest Spuren finden ließen.

Das Bergland um Jerusalem hatte eine ungünstige Landesnatur, im Vergleich zur Küstenzone waren Zivilisation und Besiedlung hier nur spärlich belegt und wichtige Handelsrouten fehlten. Es ist deshalb schwer verständlich, wieso sich die Hauptstadt eines so mächtigen Reiches gerade im wirtschaftsschwachen, verkehrsungünstig und fern der Handelsrouten gelegenen judäischen Hügelland befunden haben soll, wenn man einmal außer Acht lässt, dass eine solche Stadt für ein feindliches Heer natürlich nicht leicht zu erobern ist.

Auch gibt es keine unzweifelhaft auf Saul, David oder Salomo zurückgehenden archäologischen Funde. So werden die früher von der biblischen Archäologie König Salomo zugeschriebenen Strukturen in Hazor und Megiddo neben den vorhandenen kanaanitischen Resten nicht als Bauten des 10. Jahrhunderts gedeutet, sondern als Bauten des israelitischen Teilreiches der Omriden aus dem 9. Jahrhundert vor Christus. Definitive C-14-Analysen zur exakten chronologischen Datierung dieser Strukturen wurden bisher noch nicht publiziert. Auch die terrassenförmigen Strukturen in Jerusalem selbst werden allgemein als jebusitische Bauten gedeutet und nicht als Bauten Davids oder Salomos. Kanaanitische Kleinkönigreiche wie von Uruschalim werden aber in den Amarnabriefen bestätigt, ihre historische Existenz steht daher nicht in Zweifel.

Eine Theorie des libanesischen Historikers Kamal Salibi erklärt die offenen Fragen damit, dass die Israeliten vor dem babylonischen Exil in der heutigen Region Asir in Saudi-Arabien lebten. Erst nach dem babylonischen Exil siedelten sie sich in Palästina an. In den dort entstandenen Bibelfassungen seien die Ortsangaben dann auf das Heilige Land bezogen worden.[5][6][7]

Siehe auch

Literatur

  • Herbert Donner: Geschichte des Volkes Israel und seiner Nachbarn in Grundzügen. Grundrisse zum Alten Testament. Bd. 4/1, 4/2. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3525516649
  • Israel Finkelstein, Neil A. Silberman: Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische Wahrheit über die Bibel. C.H.Beck, München 2002, ISBN 978-3-406-49321-8 (englisch: The Bible Unearthed. New York 2001. Übersetzt von Miriam Magall).
  • Shlomo Sand: Die Erfindung des jüdischen Volkes. Israels Gründungsmythos auf dem Prüfstand. Propyläen, Berlin 2010, ISBN 3-549-07376-3
  • Israel Finkelstein: Das vergessene Königreich. Israel und die verborgenen Ursprünge der Bibel. C.H.Beck, München 2014, ISBN 978-3-406-66960-6 (englisch: Le Royaume biblique oublié. Paris 2013. Übersetzt von Rita Seuß).

Einzelnachweise

  1. Reichsteilung (Israel - Juda). www.glauben-und-bekennen.de, 25. April 2012, abgerufen am 14. Januar 2018.
  2. Die Zeit der Reiche Israel und Juda. www.bibelwissenschaft.de, abgerufen am 14. Januar 2018.
  3. Stefan Heinemann: Reichsteilung - Untergang des Nordreiches - Eroberung Jerusalems (nach Herbert Donner)
  4. vgl. dazu Finkelstein/Silberman (2002)
  5. Hat die Bibel doch nicht recht?, Teil 1. Der Spiegel, 16. September 1985, abgerufen am 1. August 2015.
  6. Hat die Bibel doch nicht recht?, Teil 2. Der Spiegel, 23. September 1985, abgerufen am 1. August 2015.
  7. Hat die Bibel doch nicht recht?, Teil 3. Der Spiegel, 30. September 1985, abgerufen am 1. August 2015.