Kulturgeschichtliches Museum Osnabrück

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Straßenfront des Museums
Villa Schlikker
Das Kulturgeschichtliche Museum im Museumskomplex (in der Mitte), links das Akzisehaus, rechts das Felix-Nussbaum-Haus. Das Bild zeigt die Verhältnisse bis zur Erweiterung des Felix-Nussbaum-Hauses im Jahr 2011.

Das Kulturgeschichtliche Museum Osnabrück oder Museum am Heger Tor ist ein Museum in Osnabrück, das Exponate zur Vor- und Frühgeschichte, zur Stadtgeschichte und Alltagskultur sowie antike Kunst, Kunsthandwerk und Design, Trachten und Kostüme, Waffen und Rüstungen, Münzen und Medaillen präsentiert. Untergebracht ist es in einem neoklassizistischen Museumsgebäude (Heger-Tor-Wall 28) und in der Villa Schlikker. Es bildet mit dem Felix-Nussbaum-Haus einen zusammenhängenden Museumskomplex, der seitens der Stadt Osnabrück als Museumsquartier Osnabrück (abgekürzt MQ4) vermarktet wird.

Bis zur Fertigstellung des Erweiterungsbaus des Felix-Nussbaum-Hauses im Jahre 2011 war das Akzisehaus der Museumsladen des Kulturgeschichtlichen Museums und gleichzeitig Kassenhaus für das Kulturgeschichtliche Museum und das Felix-Nussbaum-Haus. Heute beherbergt das Akzisehaus die Museums-Werkstatt des Museumspädagogischen Dienstes.

Gebäude

1886 legte der Stadtbaumeister Wilhelm Emil Hackländer (1830–1902) einen Plan für den Bau des Museums vor, dessen Kosten er auf 200.000 Mark veranschlagte. 1870 war der Naturwissenschaftliche Verein gegründet worden, der eine naturwissenschaftliche Sammlung und Bibliothek aufgebaut hatte. Die Konstituierung des Museumsvereins für den Landdrosteibezirk Osnabrück mit Sitz in Osnabrück folgte am 12. Februar 1879 im Friedenssaal des Osnabrücker Rathauses mit dem Landdrost Gustav Gehrmann als Vorsitzenden und dem Oberbürgermeister Johannes Miquel als Stellvertreter. Die Stadt errichtete das Gebäude außerhalb des Heger Tors auf eigenem Grundstück, dafür kaufte sie die Rammelkampschen Gärten am Kanzlerwall (jetzt Heger-Tor-Wall).[1]

Das Museumsgebäude wurde 1888/1889 gebaut. Stadtbaumeister Hackländer, der zu den Gründern des Museumsvereins gehörte, brachte aus Hannover Erfahrungen im Museumsbau mit. Dort hatte er unter Conrad Wilhelm Hase an der Errichtung des Museums für Kunst und Wissenschaft mitgewirkt. Er entwarf für das Osnabrücker Museum einen repräsentativen, symmetrischen Bau im Stil des Neoklassizismus mit rückwärtigem Mittelflügel, wobei ihm beschränkte Mittel Grenzen setzten. Er entsprach den zentralen Forderungen des Museumswesens Ende des 19. Jahrhunderts, indem er von Anfang an Erweiterungsmöglichkeiten projektierte. Sie sahen an beiden Schmalseiten einen vorspringenden Flügelbau vor und quer zum Mittelflügel einen rückwärtigen Anbau; die Symmetrie blieb dabei gewahrt. Umgesetzt wurden die Erweiterungspläne nicht.[2]

Die Front zum Kanzlerwall plante Hackländer mit Mittelrisalit und Dreiecksgiebel, Freitreppe und vorspringendem Portal sowie einer Mischung von eckigen Fenstern im Erdgeschoss und Rundbogenfenstern im Obergeschoss. Der mit einem Obelisken gekrönte Dreiecksgiebel ruht auf kannelierten dorischen Pilastern. Die Skulptur im Mittelfeld, den Minervakopf im Medaillon, schuf der Bildhauer Oskar Rassau (1843–1912) aus Ibbenbürener Sandstein. Am Portal weist der Schriftzug „Museum“ auf den Verwendungszweck hin, das Wappen darüber mit sechsspeichigem stehendem Rad kennzeichnet das Gebäude als städtische Einrichtung. Hackländer setzte Baustoffe aus der Region ein, darunter Ibbenbürener Sandstein und Sichtsteinmauerwerk aus Muschel-Kalkbruchstein.[2]

Bei der Gestaltung des Eingangsbereichs mit Treppenhaus, das sich Hackländer großartiger gewünscht hätte, musste er sich aus finanziellen Gründen beschränken und verzichtete auf eine rein repräsentative Vorhalle. Die schon vorhandenen Sammlungen unterzubringen hatte Vorrang. Auch dem Vorbild der Bauten Friedrich August Stülers und der Kunsthalle in Karlsruhe von Heinrich Hübsch mit zentrierter Treppenanlage konnte Hackländer nicht folgen und brachte sie seitlich an. Hackländer besorgte selbst die Anordnung der Sammlungen, sein Raumprogramm mit vorgegebenem Rundgang rechts herum stimmte mit der zeitgenössischen Museumsarchitektur überein. Zur Innenausstattung gehörten Stuckdecken, Säulen und Terrazzo-Mosaiken. Das Gestaltungselement des Mosaiks griff er bei der Pflasterung des 15 Meter breiten Vorplatzes des Gebäudes mit Auffahrt auf.[2]

Im Frühjahr 1890 wurde das Gebäude bezogen und am 25. Mai, dem Pfingstsonntag, ohne besondere Feierlichkeiten für das Publikum geöffnet. Das Museum wurde bis 1929 vom Museumsverein betrieben, dann wurde es zur städtischen Einrichtung und erhielt den ersten hauptamtlichen Direktor.[3]

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Museumsgebäude beschädigt. 1948 wurde es wiedereröffnet, die Kriegsschäden wurden 1955/1956 behoben und das Treppenhaus umgebaut. Am 1. Juli 1956 wurde das Museum neu eröffnet.[4]

Werke

Das Museum gab bisher über 100 Publikationen zu den veranstalteten Ausstellungen über nationale und internationale Künstler heraus. Hier eine Auswahl.

  • Reihen
    • Schriftenreihe: Schriften des Kulturgeschichtlichen Museums Osnabrück Bramsche: Rasch [1991–2007]. DNB 978192494
    • Biennale der Deutschen Tapisserie; Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg; Kulturgeschichtliches Museum Osnabrück: Biennale der Deutschen Tapisserie. 1980 und 1985. DNB 550611932
  • Einzelkataloge
    • Berger, Eva (Hrsg.); Museums- und Kunstverein und Kulturgeschichtliches Museum Osnabrück in Kooperation mit der Universität Osnabrück (Hrsg.) ; Hella Hirschfelder-Stüve [Ill.]: Hella Hirschfelder-Stüve, Künstlerin der vergessenen Generation: Lebensreise (anlässlich der Ausstellung: "Hella Hirschfelder-Stüve, Künstlerin der Vergessenen Generation, Lebensreise" im Kulturgeschichtlichen Museum Osnabrück, 21. März – 20. Juni 2010). Bramsche : Rasch 2010, ISBN 978-3-89946-145-9
    • Thomas Schauerte; Birgit Ulrike Münch; Albrecht Dürer (Ill.); Kulturgeschichtliches Museum Osnabrück in Zusammenarbeit mit der Stiftung Niedersachsen (Hrsg.): Albrecht Dürer – das große Glück : Kunst im Zeichen des geistigen Aufbruchs ; (Katalog zur Ausstellung Albrecht Dürer: das Große Glück, Kunst im Zeichen des Geistigen Aufbruchs, 6. April bis 6. Juli 2003 im Kulturgeschichtlichen Museum Osnabrück). Bramsche: Rasch 2003, ISBN 3-935326-91-2
    • Inge Jaehner; Wendelin Zimmer; Susanne Tauss; Friedrich Vordemberge-Gildewart: Friedrich Vordemberge-Gildewart zum 100. Geburtstag : Kulturgeschichtliches Museum Osnabrück, 21. November bis 6. Februar 2000. Eine Ausstellung des Museums- und Kunstvereins und des Kulturgeschichtlichen Museums Osnabrück. Osnabrück : Museums- und Kunstverein 1999, ISBN 3-926235-16-0
    • Eva Berger; Felix Nussbaum (Ill.): Felix Nussbaum: verfemte Kunst – Exilkunst – Widerstandskunst; hrsg. anlässlich des fünfzigsten Todestages von Felix Nussbaum am 9. August 1994. In Zusammenarbeit mit der Felix-Nussbaum-Gesellschaft Osnabrück e.V. und der Universität Osnabrück. Bramsche : Rasch 1995, ISBN 3-930595-14-1
      • Englische Ausgaben: Felix Nussbaum: art defamed, art in exile, art in resistance; a biography. Woodstock, NY: Overlook Press 1997, ISBN 0-87951-789-1 und Bramsche: Rasch 4. Auflage 1997, ISBN 3-930595-92-3
    • Kulturgeschichtliches Museum Osnabrück; Thomas A. Krüger (Ill.): Ölbilder, Aquarelle, Lithographien: Ausstellungskatalog Dominikanerkirche Osnabrück anlässlich des 65 Geburtstages des Künstlers. Osnabrück 1983[5] Bramsche: Rasch 1983, ISBN 3-922469-12-4
    • Gisela Joswig; Inge Frankmöller; Willi Sitte (Ill.); Kulturgeschichtliches Museum Osnabrück (Hrsg.): Willi Sitte: Liebe, Leidenschaft und Vanitas; Ausstellung, 8. Mai – 26. Juni 1988 in der Dominikanerkirche Osnabrück; 16. Juli – 4. September in der Brüderkirche Kassel. Osnabrück : Kulturgeschichtliches Museum 1988
    • Kulturgeschichtl. Museum, Osnabrück; Gustav Seitz (Ill.): Gustav Seitz : 1906 - 1969 ; Freiplastiken, Reliefs, Porträts, Zeichn., Briefe ; Ausstellung im Akzisehaus, 1. August – 30. September 1979. Osnabrück: Kulturgeschichtl. Museum 1979
    • Rudolf Pfefferkorn; Max Liebermann (Ill.); Kulturgeschichtl. Museum Osnabrück in Verbindung mit d. Senator für Wiss. u. Kunst Berlin (Hrsg.): Ausstellung Max Liebermann und sein Kreis, Grafik der Berliner Sezession, Zeichnungen, Lithographien, Radierungen : 1971/1972. Osnabrück : Kulturgeschichtl. Museum 1972
    • Hilde Zenker; Paul Uwe Dreyer: Paul Uwe Dreyer : Gemälde von 1961 - 1972; Kunsthalle Mannheim, 28. April – 28. Mai 1972; Kulturgeschichtl. Museum, Osnabrück, 11. Juni – 16. Juli 1972. Mannheim: Kunsthalle; Osnabrück: Kulturgeschichtl. Museum 1972

Literatur

  • Thorsten Heese: „… ein eigenes Local für Kunst und Alterthum.“ Die Institutionalisierung des Sammelns am Beispiel der Osnabrücker Museumsgeschichte. (= Kulturgeschichtliches Museum Osnabrück, Museum und Kunstverein Osnabrück e. V. [Hrsg.]: Osnabrücker Kulturdenkmäler Bd. 12. Rasch, Bramsche 2004, ISBN 978-3-89946-016-2.
Commons: Kulturgeschichtliches Museum Osnabrück – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Thorsten Heese: Osnabrücker Museumsgeschichte. In: Ders.: „… ein eigenes Local für Kunst und Alterthum“. Rasch, Bramsche 2004, S. 45–65.
  2. a b c Thorsten Heese: Museumsarchitektur zwischen Funktionalität und Repräsentation. In: „… ein eigenes Local für Kunst und Alterthum“. Rasch, Bramsche 2004, S. 334–361.
  3. Thorsten Heese: Chronologische Übersicht zur Osnabrücker Museumsgeschichte. In: Ders.: „… ein eigenes Local für Kunst und Alterthum“. Rasch, Bramsche 2004, S. 737–741.
  4. Thorsten Heese: „… ein eigenes Local für Kunst und Alterthum.“ Rasch, Bramsche 2004, S. 739.
  5. http://www.antiquariat.de/angebote/GID413770.html

Koordinaten: 52° 16′ 31,5″ N, 8° 2′ 18,9″ O