Junkers Motorenbau und Junkers Flugzeugwerk

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„Der fliegende Mensch“, das 1924 von F. P. Drömmer entworfene Logo der Junkers-Flugzeugwerke

Die Junkers Motorenbau GmbH und die Junkers Flugzeugwerk AG waren Betriebe des deutschen Unternehmers, Erfinders, Konstrukteurs und Pionier des Flugzeugbaues Hugo Junkers, der die Junkers Flugzeugwerk AG 1919 in Dessau gründete. In Magdeburg eröffnete er 1913 eine Motorenfabrik, die nur bis 1915 existierte. Die Junkers Motorenbau GmbH mit Sitz Dessau wurde 1923 gegründet.

In der Zeit des Nationalsozialismus wurden Mitte 1936 Junkers-Flugzeugwerk und -Motorenbau zur Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG vereinigt.

Teilschuldverschreibung über 1000 Mark der Junkers-Flugzeugwerk AG vom Mai 1920

Erster Weltkrieg und Anfang der 1920er Jahre

Junkers-Werke in Dessau, 1928

Schon 1915 entwickelte er mit der Junkers J 1 das erste Ganzmetallflugzeug, das in seinem 1895 gegründeten Unternehmen Junkers & Co., Fabrik für Warmwasser- und Heizapparate hergestellt wurde. Da dieses Flugzeug allerdings ziemlich schwer war und es daher als Jagdflugzeug kein großer Erfolg wurde, wurde als Infanterieflugzeug der Ganzmetall-Anderthalbdecker Junkers J 4 dann auch in größerer Stückzahl gebaut. Im Oktober 1917 wurde unter dem Druck der Militärbehörden die Flugzeugsparte von Junkers & Co. zwangsweise mit dem Fokker Aeroplanbau in Schwerin zur Junkers-Fokker Werke AG (Jfa) mit Sitz Dessau fusioniert.

Nach dem Ersten Weltkrieg und der Verlegung von Anthony Fokkers Flugzeugwerk in die Niederlande wurden die Jfa im April 1919 in Junkers Flugzeugwerk AG umfirmiert. Diese bauten im selben Jahr die Junkers F 13, das erste Ganzmetall-Verkehrsflugzeug der Welt. Da der Friedensvertrag von Versailles zunächst ein Bauverbot für Flugzeuge vorsah, das auch nach dessen Lockerung 1922 noch Leistungsbeschränkungen beinhaltete, versuchte Junkers, wie andere deutsche Flugzeugfirmen auch, im Ausland den Flugzeugbau in Zweigbetrieben oder durch Kooperationen fortzuführen. Die Junkers Flugzeugwerke gründeten daher 1922 in Fili bei Moskau den Zweigbetrieb „Junkers-Werke Dessau, Zentrale für Russland“ und 1924 in Schweden die AB Flygindustri. In Russland wurden die Junkers Ju 20 und Junkers Ju 21 entwickelt und gebaut. Der Vertrag mit Sowjetrussland war auf dreißig Jahre ausgelegt, wurde jedoch bereits nach vier Jahren von Seiten der UdSSR beendet und Junkers musste 1926 mit einem Verlust von 10 Millionen Reichsmark die Kooperation beenden.

Junkers Luftverkehr AG

Das Streckennetz der Junkers Luftverkehr AG vom 20. April 1925

Im Jahr 1921 wurde eine eigene Fluggesellschaft gegründet, die Junkers Luftverkehr AG, mit Flugstrecken z. B. in die Türkei, nach Persien und Südamerika. Die Junkers-Flugzeuge bewährten sich dabei durch ihre Robustheit und Flugstabilität in vielen Gebieten. So sollte z. B. der persische Kronschatz in London ausgestellt werden, und es wurde ein Transportmittel gebraucht. Auf den persischen Straßen drohten vielfach Raubüberfälle, weshalb der Schah persönlich den Transport in zwei Junkers F 13 von Teheran an den persischen Golf befahl. Dort wartete ein britisches Kriegsschiff für den Weitertransport nach London. Ohne Probleme kam der Kronschatz auf diesem Wege auch wieder zurück nach Teheran (Blunck, S. 190). Ebenfalls überquerten während dieser Zeit zwei F 13 als erste Flugzeuge die Anden. Die Junkers Luftverkehr AG war damals die bedeutendste Fluggesellschaft der Welt. Um 1925 wurden 40 % des Weltluftverkehrsnetzes von Junkers-Flugzeugen beflogen (Blunck, S. 155).

Allerdings war das Flugverkehrsgeschäft wegen der wenigen Passagierplätze (vier in einer F 13) unwirtschaftlich, weshalb die Junkers Luftverkehr AG immer abhängiger von staatlichen Subventionen wurde. Nach dem missglückten Russland-Geschäft verlangte das Deutsche Reich gegen die Übernahme der Schulden die Abtretung der Aktien der Junkers Luftverkehr AG. Junkers musste dieser Forderung nachkommen und so wurde die Junkers Luftverkehr AG im Januar 1926 mit dem Deutschen Aero Lloyd zur Deutschen Luft Hansa zusammengeschlossen.

Die späten 1920er und die 1930er Jahre

Das erste dreimotorige Flugzeug war die Junkers G 23 von 1925. 1929 entstand die viermotorige Junkers G 38, die über Passagierkabinen in den Tragflächen verfügte. Die bekanntesten Flugzeuge von Junkers sind die Junkers F 13 (mit ihren Weiterentwicklungen Junkers W 33 u. Junkers W 34) und die Junkers Ju 52/3m (auch „Tante Ju“ genannt).

Junkers Ju 52/3m der Lufthansa beim Start

Im April 1928 gelang Hermann Köhl, Ehrenfried Günther Freiherr von Hünefeld und James Fitzmaurice in einer Junkers W 33 die erste Nonstop-Atlantiküberquerung von Ost nach West.

Am 26. Mai 1929 stellte Werkspilot Willy Neuenhofen mit der Junkers W 34 be/b3e (Kennzeichen „D 1119“) mit 12.739 m einen absoluten Höhenflugrekord auf.

Der Junkers Motorenbau entwickelte in den 1920er Jahren die ersten Flugdieselmotoren. Es handelte sich um 6-Zylinder-Zweitakt-Gegenkolbenmotoren.

Anfang der 1930er Jahre gerieten die Junkers-Werke in wirtschaftliche Schwierigkeiten, die 1932 in der Insolvenz mündeten. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 wurde Hugo Junkers gezwungen, die privat gehaltenen Patente auf seine Unternehmen zu überschreiben und 51 % seiner Firmenanteile an das Reichsluftfahrtministerium (RLM) entschädigungslos abzugeben. Die Verwaltung der Beteiligung erfolgte durch die vom RLM als Tarngesellschaft extra gegründete Luftfahrtkontor GmbH. Gleichzeitig bekam Hugo Junkers Hausverbot in seinen Werken und wurde in seinem Sommersitz in Bayrischzell unter Hausarrest gestellt. Nach Junkers' Tod 1935 überließ seine Witwe und Erbin Therese Junkers die restlichen Anteile gegen eine Zahlung von etwa 30 Millionen RM ebenfalls der Luftfahrtkontor GmbH. Unter der Führung des neuen Junkers-Generaldirektors Heinrich Koppenberg wurden Junkers Motorenbau GmbH und Junkers Flugzeugwerk AG am 5. Juli 1936 zur Junkers Flugzeug- und Motorenwerke AG fusioniert und im Zuge der Aufrüstung der Wehrmacht zu einem der größten Rüstungskonzerne des Deutschen Reiches ausgebaut.

Junkers Flugzeugwerke AG, Dübendorf (Schweiz)

2015 wurden im schweizerischen Dübendorf (Kanton Zürich) die Junkers Flugzeugwerke AG neu gegründet. Zweck der Unternehmung ist laut Handelsregister die «Gesamtbetreuung, Herstellung, Aufbau und Unterhalt von nostalgischen Flugzeugen wie 'Junkers F 13'» und «Planung, Aufbau, Betrieb und Reparaturen von solchen Flugzeugen». 2013 begann die neue Gesellschaft den Neubau der Junkers F 13, welche in einer kleinen Serie wieder hergestellt und verkauft werden soll. Am 19. September 2016 hatte die erste Maschine mit der Immatrikulation HB-RIM ihren Erstflug.

2019 übernahmen die Junkers Flugzeugwerke auch den europäischen Vertrieb der amerikanischen WACO Aircraft Corporation. Hinter den «neuen» Junkers Flugzeugwerken stehen der Unternehmer Dieter Morszeck und der JU-Air Gründer Kurt Waldmeier. Seit April 2020 ist Morszeck alleiniger Chef der Junkers-Flugzeugwerke. Im Juli 2020 ist die Junkers Flugzeugwerke AG von Dübendorf nach Widnau (SG) und an den Flughafen Altenrhein umgezogen. Der Hauptsitz befindet sich im Industriegebiet Nöllen im St. Gallischen Widnau. Der Unterhaltsbetrieb für WACO und Junkers Flugzeuge befindet sich am Flughafen St. Gallen Altenrhein.

Siehe auch

Literatur

  • Richard Blunck, Hugo Junkers, der Mensch und das Werk. Wilhelm Limpert-Verlag, Berlin 1943.
  • Kurt W. Streit, John W. R. Taylor: Geschichte der Luftfahrt. Sigloch Edition, Künzelsau 1975, ISBN 3-8003-0101-6.
  • Günter Schmitt: Junkers und seine Flugzeuge. 2. Auflage. transpress VEB Verlag für Verkehrswesen, Berlin 1986, ISBN 3-344-00065-9.
  • Wolfgang Wagner: Hugo Junkers Pionier der Luftfahrt – seine Flugzeuge. Aus der Reihe: Die deutsche Luftfahrt, Band 24, Bernard & Graefe Verlag, Bonn 1996, ISBN 3-7637-6112-8.