St. Christoph (Mainz)

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Kriegsmahnmal und Symbol des zerstörten Mainz: Die Ruine der Christophskirche, Pfarrkirche Johannes Gutenbergs
Photo aus dem frühen 20. Jahrhundert
Innenansicht, 2018
Grundriss

St. Christoph ist eine frühgotische Kirche, die zwischen 1240 und 1330 in Mainz erbaut wurde. Die Kirche war die Taufkirche von Johannes Gutenberg. Sie steht in der nach ihr benannten Christofstraße in der Altstadt und grenzt an den Karmeliterplatz. Die Ruine von St. Christoph ist heute eines von mehreren Kriegsmahnmalen der Stadt Mainz – sie erinnert an die Opfer und die Zerstörung der Stadt im Zweiten Weltkrieg, so unter anderem am 27. Februar 1945.

Geschichte

Erstmals wurde die ehemalige Pfarrkirche 893 urkundlich erwähnt. In einer Urkunde des Papstes Innozenz II. aus dem Jahr 1140 wird das Patronat der Reichsabtei St. Maximin in Trier zur Kirche dargestellt.

Bis auf ihren romanischen Turm mit den Doppelfenstern aus der Zeit um 1240 stammt der heutige Bau aus den Jahrzehnten von etwa 1280 bis 1330. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde die Kirche renoviert und im Barockstil umgestaltet.

Als achtes Mitglied des Jesuitenordens trat Petrus Canisius am 8. Mai 1543 bei dem wenige Jahre zuvor gegründeten Orden als erster Deutscher ein und legte im Pfarrhaus von St. Christoph sein Gelübde ab.[1] 1762 wurde die Pfarrkirche erneuert.[2]

Im Zweiten Weltkrieg wurde sie bis auf die Grundmauern zerstört: während des großen Fliegerangriffs auf Mainz am 12. und 13. August 1942 brannte St. Christoph ab, bei einer erneuten Bombardierung am 27. Februar 1945 brachten Sprengbomben die Gewölbe zum Einsturz.

Die Außenmauern wurden wieder aufgerichtet und auf der Nordseite durch Betonstützen abgesichert, hierbei wurde das neue Strebewerk mit einem Relief des Bildhauers Heinz Hemrich versehen, das symbolische Darstellungen aus der Geschichte der Stadt trägt. Die Kirche ist heute als Mahnmal gestaltet. „Den Toten zum Gedenken/ Den Lebenden zur Mahnung“, ist der Text einer in den Boden eingelassenen Gedenktafel.

Direkt neben der Kirche steht das modernste Gutenbergstandbild der Stadt. Es wurde anlässlich des Gutenberg-Jahrs 2000 vom Mainzer Bildhauer Karlheinz Oswald geschaffen. Die Eisenplastik zeigt Gutenberg an der Buchpresse. Gutenberg verwendete zum Buchdruck eine Holzpresse, die von Aufbau, Mechanik und Bedienung an eine Weinpresse erinnert. Die Fenster im Chor und die Glaswand in der Choranlage wurden von Alois Plum gestaltet.[3]

Ausstattung

Neben gelegentlich wechselnden Gestaltungselementen der römisch-katholischen Cityseelsorge im in reduzierter Form wiederaufgebauten Ostchor findet sich im Untergeschoss des romanischen Turmes eine Kapelle mit Fenstern des Mainzer Glaskünstlers Alois Plum, die von der internationalen orthodoxen Parochie St. Christoph zu ihren überwiegend deutschsprachigen Gottesdiensten genutzt wird – mit schlichter Ausstattung für den byzantinischen Ritus.

Erhalten

  • In Gau-Bischofsheim steht die zu Teilen noch erhaltene älteste Orgel im Bistum Mainz, die 1667 von Johann Peter Geissel für die St.-Christoph-Kirche in Mainz gebaut und 1773 nach Gau-Bischofsheim verkauft wurde, wo sie heute in der Pfarrkirche steht.
  • Im Ostteil befindet sich ein gotisches Taufbecken aus der Zeit Gutenbergs, das von vier Löwenköpfen getragen wird.
  • Eine Rokoko-Plastik des heiligen Valentin konnte in den Kriegswirren gerettet werden und wurde in die Karmeliterkirche gebracht. Die Valentinuswallfahrt wurde mit transloziert.
  • In der Christophskirche wurde von 1792 bis 1942 ein Gnadenbild, das sogenannte Mainzer Gnadenkreuz, aus dem frühen 14. Jahrhundert verehrt. Es befindet sich heute in der Franziskuskapelle des Priesterseminars.[4]

Stadtgestaltung Mainz

Zum 60. Gedenktag der endgültigen Zerstörung wurde die Beleuchtung von Kirche und Platz im Jahr 2005 neu gestaltet. Hierdurch werden Innen- und Außenzone lichttechnisch voneinander abgesetzt.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Hans Baumann: Daten der Mainzer Stadtgeschichte in: Vierteljahreshefte für Kultur, Politik, Wirtschaft, Geschichte; Hrsg.: Stadt Mainz; Verlag Hermann Schmidt Mainz, II/1993.
  2. Christiane Reves: Bausteine zur Mainzer Stadtgeschichte: Mainzer Kolloquium 2000. Franz Steiner Verlag, Band 55 2002, ISBN 978-3-515-08176-4, S. 142.
  3. Paul Georg Custodis: Botschaften in Glas: Alois Plum rückt Sakralbauten ins rechte Licht. In: Mainz. 26. Jahrgang, Nr. 2, 2006, S. 112–117. S. 11.
  4. Webseite des Bistums Mainz zur Franziskuskapelle mit dem Gnadenkreuz
Commons: St. Christoph (Mainz) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 50° 0′ 6,7″ N, 8° 16′ 19,8″ O