Holger Meins

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Holger Klaus Meins (* 26. Oktober 1941 in Hamburg-Eimsbüttel; † 9. November 1974 in Wittlich) war Mitglied der ersten Generation der Rote Armee Fraktion (RAF). Er starb 1974 an den Folgen eines wochenlangen Hungerstreiks in der JVA Wittlich in Rheinland-Pfalz.

Leben

Jugend

Holger Meins war Sohn des Hamburger Kaufmanns Wilhelm Julius Meins (1907-1986). Ab 1962 studierte Meins an der Hochschule für bildende Künste Hamburg (HfbK). 1964 wirkte er am Bühnenbild des „Theaters im Zimmer“ in Hamburg mit. Im Herbst desselben Jahres begann Meins ein Volontariat bei den RIVA-Fernsehstudios in Unterföhring und wurde Kameraassistent bei der ARPA-Film in München. 1966 brach er sein Kunststudium ab und wechselte zur neu gegründeten Deutschen Film- und Fernsehakademie (dffb) in Berlin. Hier drehte er zunächst den hochgelobten Dokumentarfilm Oskar Langenfeld im Stil des Direct Cinema. Meins beobachtete dort die alltäglichen Überlebensstrategien eines TBC-kranken Obdachlosen.

Im selben Jahr nahm Meins erstmals an einer Demonstration des SDS gegen den Vietnamkrieg teil. Am 2. Juni 1967 war er Teilnehmer an der Demonstration gegen den Schahbesuch, bei der Benno Ohnesorg erschossen wurde. In der Folge kam es zu einer Radikalisierung der Studentenschaft, von der auch Holger Meins erfasst wurde.

Am 1. Februar 1968 zeigte er auf einer Protestveranstaltung an der TU Berlin namens „das Springertribunal“ - welches u.a. von Horst Mahler organisiert worden war - den dreiminütigen Dokumentarfilm „Wie baue ich einen Molotow-Cocktail?“. Der Film wurde zunächst anonym gezeigt und kursierte bei diversen Teach-ins und in der Kommune 1. Meins' Urheberschaft gilt heute als gesichert. Es ist eine Verfilmung der Anleitung zum Bau eines Molotowcocktails, die Meins Régis Debrays Guerilla-Anleitung "Revolution in der Revolution?" entnommen hatte. Im Film wird der Zusammenbau der Brandflasche genaustens dokumentiert und durch das Ineinandergreifen vieler Hände zur Fertigstellung die angeblich breite Basis der revolutionären Bewegung symbolisiert. Am Ende folgt ein Schnitt auf das Verlagshaus der Axel Springer AG, wodurch das Ziel der Brandanschläge deutlich genannt wird.

Weil Meins wegen dieses Molotow-Cocktail-Films einen Prozess erwartete, fuhren er und sein Kommilitone Günther Peter Straschek Anfang 1968 nach München, wo gerade die HFF eröffnet worden war. Es erklärte sich jedoch kein Dozent bereit, den Film als abstraktes, nicht zur Gewaltanwendung aufrufendes Kunstwerk zu deklarieren.

Nach dem Attentat auf Rudi Dutschke brannten dann wirklich Autos vor dem Springerhaus. Im Mai beteiligte sich Meins an der Besetzung der dffb. Deswegen wurde er zusammen mit Hartmut Bitomsky, Harun Farocki und 15 weiteren am 27. November 1968 vom Studium ausgeschlossen. Diese Entscheidung wurde am 11. November 1969 gerichtlich aufgehoben und Holger Meins mitsamt seinen Kommilitonen wieder zur dffb zugelassen.

Mitgliedschaft in der Rote Armee Fraktion

Im September 1969 zog Meins in die Kommune 1 in Berlin ein. Er arbeitete an der Untergrund-Zeitung „883“ von Peter-Paul Zahl mit. Am 14. Mai 1970 wurde Andreas Baader unter Beteiligung von Ulrike Meinhof gewaltsam befreit, die Rote Armee Fraktion als Terrororganisation im Untergrund war geboren. Holger Meins gestaltete das Plakat „Freiheit für alle Gefangenen“ und setzte in der „883“ den Abdruck des RAF-Gründungsaufrufes durch. Vom Film hatte er sich zu diesem Zeitpunkt schon verabschiedet. Am 14. August wurde er unter dem Verdacht der Beteiligung an einem Sprengstoffanschlag auf einen Polizeiwagen verhaftet, nach einem Monat Untersuchungshaft in Berlin-Moabit wieder freigelassen. Ralf Reinders hatte sein Auto ausgeliehen und den Anschlag begangen.

Im Oktober schloss sich Meins unter dem Decknamen „Rolf“ der Rote Armee Fraktion an und tauchte unter. Ihm wurde vorgeworfen, sich an Anschlägen auf US-amerikanische Einrichtungen in Frankfurt am Main und Heidelberg beteiligt zu haben. Am 1. Juni 1972 wurde Meins zusammen mit Andreas Baader und Jan-Carl Raspe nach einer Schießerei in Frankfurt am Main verhaftet und dabei von der Polizei misshandelt, wie Stefan Aust in seinem Buch schreibt. Zunächst wurde Meins in Bochum, später in Koblenz und zuletzt in Wittlich inhaftiert.

Hungerstreik und Tod

Grabstätte von Holger Meins

Im Januar 1973 ging Meins aus Protest gegen die Haftbedingungen zusammen mit anderen Gefangenen zum ersten Mal in den Hungerstreik. Die RAF-Gefangenen wollten zusammengelegt werden und beanspruchten den Status als Kriegsgefangene. Im Mai folgte ein zweiter Hungerstreik, bei dem Meins erstmals zwangsweise künstlich ernährt wurde. Nach sieben Wochen brachen die Gefangenen ihren Hungerstreik ab. Den dritten Hungerstreik begann Meins am 13. September 1974. Trotz künstlicher Ernährung starb er am 9. November 1974 in der Justizvollzugsanstalt Wittlich nach 58 Tagen. Er wog bei seinem Tod bei einer Größe von 1,86 Metern nur noch 39 Kilogramm. Holger Meins war nach Petra Schelm († 15. Juli 1971), die bei einem Schusswechsel mit der Polizei erschossen worden war, der zweite Tote unter den RAF-Terroristen.

Meins wurde im Familiengrab in Hamburg-Stellingen beerdigt. Zu seiner Beerdigung am 18. November 1974 kamen über 5.000 Menschen, unter ihnen Rudi Dutschke, der direkt vor dem Grab, vor laufenden Kameras und mit erhobener Faust, rief: „Holger, der Kampf geht weiter!“. Ob dies als Solidarisierung mit der RAF zu verstehen war, ist umstritten. Seine Frau Gretchen Dutschke bestreitet dies. Der Tod von Holger Meins führte zu einer Polarisierung der westdeutschen Bevölkerung. Es gab einerseits Drohungen, die Leiche aus dem Grab zu holen und aufzuhängen. Linke Gruppen sprachen andererseits von „Mord“. Der damalige RAF-Anwalt und spätere Bundesinnenminister Otto Schily sprach von einer "Hinrichtung auf Raten". In mehreren Städten kam es zu Demonstrationen mit bis zu 10.000 Teilnehmern. Den Behörden wurde eine Mitschuld am Tod des Gefangenen vorgeworfen.

1975 besetzte ein „Kommando Holger Meins“ der RAF die westdeutsche Botschaft in Stockholm. Zwei Diplomaten und zwei Kommandomitglieder kamen dabei ums Leben.

Filme mit Beteiligung von Holger Meins

  • "Subjektitüde" 1966, Ton: Holger Meins
  • "Klammer auf, Klammer zu" 1966, Ton: Holger Meins
  • "Silvo" 1967, Ton: Holger Meins
  • "Die Worte des Vorsitzenden" 1967, Kamera: Holger Meins
  • "Farbtest - Rote Fahne" 1968, Darsteller: Holger Meins
  • "Oskar Langenfeld" Kurzfilm, 1967, Regie: Holger Meins
  • „Wie baue ich einen Molotow-Cocktail?“, Dokumentarfilm drei Minuten, Deutschland 1968, Regie: Holger Meins (Im Original unauffindbar, es existiert jedoch eine Rekonstruktion).

Filme über Holger Meins

  • "Starbuck - Holger Meins. Ein Porträt als Zeitbild", Dokumentarfilm, Deutschland 2001, Regie: Gerd Conradt

Literatur

  • Gerd Conradt: Starbuck - Holger Meins. Ein Porträt als Zeitbild, Espresso Verlag, Berlin 2001