Katholische Pfadfinderschaft Europas

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Die Katholische Pfadfinderschaft Europas (KPE) ist ein deutscher katholischer Pfadfinderbund, der laut Monitor (siehe #Weblinks) etwa 2.500 Mitglieder hat. Sie ist Mitglied der Union Internationale des Guides et Scouts d'Europe (UISGE). Innerhalb dieses Dachverbandes existiert auch ein österreichischer Verband, der den Namen Katholische Pfadfinderschaft Europas - Österreich (KPE-Ö) führt und in seiner Arbeit der deutschen Organisation nahe steht.

Eng mit der KPE verbunden ist der Orden Diener Jesu und Mariens (Servi Jesu et Mariae – SJM), der im nordrhein-westfälischen Lippetal ein Internat betreibt.

Sowohl innerhalb der deutschen katholischen Kirche als auch in der deutschen Pfadfinderbewegung gibt es zahlreiche Kritiker der KPE, die sich unter anderem auf die Glaubensvermittlung innerhalb der KPE, die Einbindung in katholisch-fundamentalistische Netzwerke und die Abkapselung gegenüber anderen Gruppen beziehen. Sie rechnen die KPE häufig dem katholischen Fundamentalismus zu.

Selbstdarstellung

Die KPE beschreibt auf ihrer Homepage ihr Ziel folgendermaßen:

Unser Ziel: Verantwortliche christliche Persönlichkeiten
Der Mensch will seinem einmaligen Leben einen Sinn geben! Nicht einen unsicheren mittelmäßigen, fälschlichen, sondern wahren Sinn, der ihn ausfüllt und über sich hinauswachsen lässt.
Diesen Sinn findet er in Jesus Christus. In seiner Nachfolge übernimmt er freudig Verantwortung im Dienst an Gott und den Mitmenschen.

Außenstehende Beobachter beschreiben die KPE sowohl in ihrer Pfadfinderarbeit als auch im Glaubensleben als konservativ. Großer Wert werde auf regelmäßigen Besuch der Beichte und der Heiligen Messe gelegt. Diese werde in einigen Gruppen nach tridentinischem Ritus gefeiert.

Geschichte

Die KPE wurde am 15. Februar 1976 gegründet. Ihre Gründer kamen aus der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg, hatten diese aber verlassen, da dort ihrer Meinung nach sowohl Pfadfinderarbeit als auch Glaubensleben wegen der Reformen der 1960er und 1970er Jahre vernachlässigt wurden. Maßgeblich an der Gründung beteiligt waren Andreas Hönisch, heute Superior der SJM, und Günther Walter, die bis heute Führungspositionen in der KPE innehaben.

1977 nahm die Fédération du Scoutisme Européen (FSE), der Vorgänger der UISGE, die KPE als Vollmitglied auf.

Als 1986 einige Gruppen die KPE wegen zu starrer Strukturen verließen, gründeten sie einen eigenen Pfadfinderbund, die Europapfadfinder Sankt Michael.

Im Bistum Augsburg wurde die KPE 1992 als kirchliche Jugendgemeinschaft anerkannt. Dem Dachverband UISGE wurde 1984 der Beraterstatus beim Europarat zuerkannt, 2003 wurde die UISGE auch vom Vatikan als Laienorganisation bestätigt.

1994 sendete der SWF erstmals den Spielfilm „Himmel und Hölle“, der auf Vorgägen in der KPE basieren soll. In der Folge wurde die KPE erstmals massiv in der Presse angegriffen.

Als im Sommer 2004 Presseberichte über eine Verbindung zwischen der KPE, den SJM und den Vorfällen im Priesterseminar von Sankt Pölten veröffentlicht wurden (siehe Kurt Krenn), distanzierte sich die Deutsche Bischofskonferenz offiziell von der KPE.

Ende 2004 verließen mehrere Gruppen und große Teile der bisherigen Bundesführung die KPE-Ö, da ihrer Meinung nach der deutsche Verband – insbesondere Andreas Hönisch – versuchte größeren Einfluss in der österreichischen Organisation zu gewinnen.

Kritik an der KPE

Die Kritik an der KPE betrifft im Wesentlichen drei Punkte, nämlich

  • die Formen der Glaubensvermittlung,
  • die Zusammenarbeit mit katholisch-fundamentalistischen Gruppen
  • und die Abkapselung von der restlichen Umwelt.

Die Vermittlung von Glaubensinhalten betreffend wird der KPE vorgeworfen, dass sie auf ihre Mitglieder Zwang ausübe, sich an religiösen Übungen zu beteiligen. Dies betreffe insbesondere die Aufforderung zum regelmäßigen Besuch von Beichte und heiliger Messe. Teilweise würden jüngeren Pfadfindern Schreckensbilder der Hölle geschildert, um sie zur Teilnahme zu bewegen. Auch die sehr intensive Verehrung der Gottesmutter Maria, die manchmal zur Mit-Erlöserin stilisiert werde, wird kritisiert. Durch die Bundesführung angeregte Mahnwachen vor Abtreibungskliniken und Sühneprozessionen für „unchristliche“ Filme runden das Bild ab.

Als Beleg für die Einbindung in einen katholisch-fundamentalistischen Zusammenhang werden vor allem die SJM genannt, die mit konservativen katholischen Gruppen, unter anderem der Priesterbruderschaft St. Petrus, der Aktion Leben und Una Voce, zusammenarbeiten. Ihnen werden Kontakte zu Lefebvre-Anhängern und dem Engelwerk nachgesagt.

Insbesondere aus der Pfadfinderbewegung wird die starke Abschottung der KPE gegenüber anderen Gruppen kritisiert. Bis in die 1990er Jahre nahm die KPE noch an verschiedenen Veranstaltungen teil oder führte sie selbst durch. Seitdem hat sich die KPE als Verband nahezu vollständig aus der deutschen Pfadfinderbewegung zurückgezogen, nur wenige Gruppen halten noch Kontakt zu der KPE nahe stehenden Pfadfindern (beispielsweise ESM, EPE).

Literatur

  • Bundesvorstand der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (Hrsg.): Arbeitspapier mit Dokumenten zum Phänomen der „Katholischen Pfadfinderschaft Europas“ (KPE) sowie zu neueren Entwicklungen im Spektrum katholischer Splittergruppen. Georgs-Verlag, Neuss 1994
  • Hans Gasper: Priesterbruderschaft St. Petrus, Katholische Pfadfinderschaft Europas (KPE), Servi Jesu et Mariae (SJM). Pastoralamt der Erzdiözese Wien 1995
  • Andreas Hönisch: Liebe Freunde von Pfadfinder Mariens 1. Band. SJM-Verlag, Meckenheim 2001. ISBN 3-932426-20-7
  • KPE-Seiten
  • Kritik an der KPE