Trinität
Dreifaltigkeit, Dreieinigkeit oder Trinität ist ein Zentralbegriff der christlichen Gotteslehre, wonach in Gott die drei Personen Vater, Sohn und Heiliger Geist vereint sind.
Das Christentum hat seinen Ursprung in der Person Jesus von Nazaret, der den Gott Israels Vater nannte und als Sohn Gottes (vgl. Menschwerdung Gottes) bezeichnet wird. Die neutestamentlichen Schriften, insbesondere das Johannesevangelium, spiegeln die frühchristliche Erfahrung, dass jeder glaubende Mensch in Jesus Christus Gott selbst begegnet, und dass die Glaubensbeziehung zu ihm das Werk des Heiligen Geistes ist.
Inner- und außerkirchliche Fragen verlangten genauere Definitionen des Wesens und der Beziehung zwischen Vater, Sohn und Heiligem Geist. Die dies reflektierende Lehrentwicklung von der Dreifaltigkeit, die im 4. Jahrhundert zum Abschluss kam, kennt einen einzigen Gott, dem aber drei Wirklichkeiten zugesprochen werden: Gott-Vater, Gott-Sohn (Jesus_Christus) und Gott-Heiliger Geist.
Nach der kirchlichen Trinitätslehre ist das Dreifaltigkeitsdogma ein absolutes, auch nach der Offenbarung innerlich nicht einsichtiges Mysterium. Danach existiert der eine Gott in drei Personen (Subsistenzen), die die eine göttliche Natur, das eine göttliche Wesen, die eine göttliche Substanz repräsentieren und die "gleich, gleich ewig und gleich allmächtig" sind. Zugleich sind sie aber real voneinander verschieden, denn der Vater hat keinen Ursprung, der Sohn ist aus der Substanz des Vaters gezeugt, und der Heilige Geist geht aus Gott-Vater (und Gott-Sohn, nach Auffassung der westlichen Kirchen) als einem Prinzip hervor.
Geschichte
Das Urchristentum und die frühe Kirche hatten das Konzept der Dreifaltigkeit nicht definiert, auch wenn einige Bibelstellen so verstanden werden können. Auch das altrömische Glaubensbekenntnis redet von Gott Vater, Jesus Christus und Heiligem Geist.
Fragen nach der Beziehung zwischen Gott, Jesus und dem Heiligen Geist sowie nach deren Eigenschaften wurden jedoch schon in den ersten Jahrhunderten diskutiert. Die Fragen entwickelten sich zu heftigen theologischen Kontroversen (insbesondere Arianismus), und führten im vierten Jahrhundert zeitweise zu einer faktischen Spaltung der Kirche zwischen Trinitariern und Arianern.
Nach langen intensiven Auseinandersetzungen wurde auf dem Konzil von Konstantinopel im Jahre 381 das Dogma von der Dreifaltigkeit in Form des nicäisch-konstantinopolitanischen Glaubensbekenntnisses formuliert und als verbindlicher Glaubenssatz festgelegt.
Erst in der Neuzeit entstanden wieder Gruppen in christlicher Tradition, welche die Dreifaltigkeit nicht akzeptieren, sich aber dennoch (bedingt) als christlich verstehen. (z.B. die Quäker, Unitarier, Mormonen, Zeugen Jehovas).
Zugangsmodelle
Während sowohl die östliche und die westliche Tradition der Kirche die Trinität als festen Bestandteil ihrer Lehre sehen, gibt es doch Unterschiede: in der östlichen Tradition wird etwas mehr Wert auf die drei Personen gelegt, die westliche Tradition betont eher die Einheit.
Die klassische Lehre von der Trinität ist als Vorstellung von "drei Personen in einer einzigen göttlichen Wesenheit" konzipiert. Sie kann aber in zwei Richtungen entfaltet werden, die dann vom ursprünglich intendierten Gehalt in ein Missverständnis abgleiten:
- Das Missverständnis von den drei Göttern im Christentum. (Tritheismus)
- Das Missverständnis von den drei Formen, Erscheinungsweisen Gottes, hinter denen er sich den Menschen zeigt. (Modalismus) Das zweite Mißverständnis kann dann sogar zu einer Art Vier-Gott-Vorstellung führen: Gott als "eigentlicher" Gott UND als Vater UND als Sohn UND als Geist. Um sich mit der Lehre von der Trinität auseinanderzusetzten, darf man jedoch nicht ihre Karikaturen bekämpfen.
Aus derartig anders entwickelten Auffassungen vom Wesen Gottes haben sich eine Reihe christlicher Häresien entwickelt.
Zunächst erscheinen dennoch modalistische Erklärungsmodelle heute am ehesten einen Zugang zur griechisch geschulten Denkweise der Theologen des 4. Jahrhunderts zu eröffnen, wenn vermieden wird, sich Gott "hinter" Masken oder Verkleidungen vorzustellen. Ein beliebtes Beispiel ist die Erklärung, wie ich mit Wasser in Berührung kommen kann: als kühlendes Eis, als erfrischendes Wasser, als wärmender Dampf. Übertragen auf die Gottesoffenbarung werden dann die trinitarischen Formeln funktional oder existenzial aufgelöst: etwa Gott zeigt sich als (mein) Schöpfer, als (mein) Mitmensch und als (meine) inspirierende Kraft usw. Die skandalöse Aussage des christlichen Glaubens (vgl. 1. Kor. 1, 18ff) ist somit zugespitzt: Im (Mit-)Menschen Jesus zeigte sich Gott in seiner Vollheit.
Eine andere Vorstellungsmöglichkeit ist die Gottheit in drei Personen, die von daher Liebe und Kommunikation inhärent als unverzichtbaren Teil ihres Wesens hat.
Das Konzept der Trinität ist nicht das gleiche wie eine Triade. Die Triade als Manifestation des Göttlichen ist jedoch wesentlich älter als die Lehre Jesu Christi. So wurden vorchristliche Göttinnen im asiatischen, kleinasiatischen und europäischen Raum oft als Triade abgebildet: als Jungfrau ("Liebesgöttin"), als Mutter ("Fruchtbarkeitsgöttin") und als Altes Weib ("Todesgöttin"); jeweils zuständig für den Frühling, den Sommer und den Winter.
Auch die andere Triade mancher christlicher Bewegungen, Gott-Vater, Göttin-Mutter und Gott-Sohn ist ebenfalls weltweit in vielen anderen Religionen und Mythologien bekannt.
Weblinks
- Gregor von Nazianz, die fünf theologischen Reden (englisch) Die Predigten aufgrund derer die Bevölkerung von Konstantinopel von den Arianern zu den Trinitariern wechselte.
- Augustinus, Über die Trinität, 15 Bücher (englisch)
- Katechismus der katholischen Kirche, Art. 232-267
- Calvin, Institutio, Buch 1 Kapitel 13 über die Trinität (englisch)