Gerhard Fieseler

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 22. Mai 2005 um 09:57 Uhr durch 213.54.193.188 (Diskussion) (→‎Literatur: kat). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Gerhard Fieseler (* 15. April 1896 in Glesch; † 1. September 1987 in Kassel), Industrieller (Gerhard-Fieseler-Werke), Nationalsozialist - ist heute vor allem als Flugzeugkonstrukteur und Kunstflieger und Jagdflieger bekannt.

Leben

Der Kampfflieger

Fieseler kam als Sohn des aus Koblenz stammenden Schriftsetzer August Fieseler und Katharina Fieseler (geb. Marx) in Glesch zur Welt. Seine Kindheit verbrachte er ab dem 6. Lebensjahr in Bonn, wo er in der Aug. Fieseler Buchdruckerei seines Vaters aushalf. Bereits in jungen Jahren zeichnete sich sein Drang nach technischer Perfektion und die Leidenschaft zum Fliegen durch den Bau zahlreicher Modellflugzeuge ab. Zu Beginn des 1. Weltkrieg wurde Fieseler als Freiwilliger von der Fliegerabteilung in Berlin-Johannisthal und auf dem Butzweilerhof bei Köln abgelehnt. Mangels zur Verfügung stehender Piloten wurde er dennoch 1915 im militärischen Flugdienst aufgenommen, beim Flugtraining stürzte er jedoch ab und verletzte sich so schwer, das er erst im Februar 1916 aus dem Krankenhaus entlassen werden konnte. Im Oktober 1916 wurde Fieseler zur Fliegerabteilung 243 und später zur Fliegerabteilung 43 abkommandiert. Nach erfolgter Umschulung auf einsitzige Flugzeugmuster wurde er im Mai 1917 nach Mazedonien zur JASTA 25 verlegt. Am 20. August 1917 errang Gerhard Fieseler seinen ersten Luftsieg im Kampf gegen eine Nieuport 17 südlich von Prilip, 18 weitere sollten bis Kriegsende 1918 folgen.

Der Kunstflieger

Durch den Vertrag von Versailles bestand in der Weimarer Republik bis 1922 ein Flugverbot. Motorflugzeuge durften weder gebaut noch besessen werden. Nach dem Krieg besaß Fieseler eine Druckerei in Eschweiler, die er 1926 schloss. Er ging nach Kassel um als Fluglehrer bei der Flugzeugbau-Firma Raab-Katzenstein tätig zu werden. Seit Aufhebung des Flugverbots wurde Fieseler wie viele seiner ehemaligen Kameraden erfolgreicher Kunstflieger. 1928 entwarf er ein eigenes Kunstflugzeug das bei Raab-Katzenstein gebaut wurde, die Fieseler F1. Nach dem Bankrott von Raab-Katzenstein kaufte Fieseler von seinem durch die Kunstfliegerrei geschaffenen Vermögen die Segelflugzeugbau Kassel Fabrik die von ihm am 1. April 1930 in Fieseler Flugzeugbau (später Gerhard-Fieseler-Werke GmbH) umbenannt wurde. Auf einem seiner neuen Flugzeugentwürfe, der Fieseler Fi 2 "Tiger" wurde Gerhard Fieseler 1934 in Paris erster Weltmeister in der Geschichte des Kunstflug. Nach diesem Erfolg, bei dem zwei seiner Mitstreiter ums Leben kamen, gab Fieseler die Kunstfliegerei auf. Ein Kunstflugmanöver wurde nach Fieseler benannt

Der Industrielle

Begünstigt durch Fieselers Mitgliedschaft in der NSDAP konnten die Fieseler Werke wichtige Aufträge für die Aufrüstung der neu gegründeten Luftwaffe gewinnen. Der wohl bekannteste Entwurf Fieselers wurde der Fieseler Storch, durch die ausgezeichneten Langsamflug- und STOL-Eigenschaften gewann dieses Muster die Auschreibung für einen neuen Luftwaffe Aufklärer, insgesamt 2549 Exemplare dieses Flugzeugs wurden bis Kriegsende gebaut.

Fieseler Storch im Luftwaffenmuseum Berlin-Gatow

Weitere bekannte Flugzeuge die bei Fieseler u.a. in Lizenz produziert wurden:

Gerhard Fieseler wird am 29. März 1944 als Betriebsführer der Fieseler-Werke abgesetzt, da die von der Luftwaffe geforderten Produktionszahlen nicht erreicht wurden. Zeitweise waren mehr als 10.000 Arbeiter und Arbeiterinnen, darunter Tausende niederländische Zwangsarbeiter, in den drei Kasseler Fieseler Werken beschäftigt. Fieselers Karriere im Dienste des Nationalsozialismus wird heute trotz vollkommener Entlastung seiner Person im Entnazifizierungsprozess kritisch betrachtet.

Nachlass

Gerhard Fieseler starb im Jahr 1987 in Kassel.

Am 17. Oktober 1980 wurde die Gerhard-Fieseler-Stiftung in Kassel gegründet. Zweck ist die Förderung bestehender gemeinnütziger Institutionen des Wohlfahrtswesens, des Sports, der Altenhilfe sowie von Kunst und Kultur.

Literatur

  • Thorsten Wiederhold: Gerhard Fieseler – eine Karriere. Ein Wirtschaftsführer im Dienste des Nationalsozialismus. (Nationalsozialismus in Nordhessen – Schriften zur regionalen Zeitgeschichte, Band 20) - ISBN 3-934377-98-X
  • Gerhard Fieseler: Meine Bahn am Himmel (Autobiographie)