Griechische Tanne
Griechische Tanne | ||||||||||||
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Griechische Tanne (Abies cephalonica) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Abies cephalonica | ||||||||||||
(Heldr.) Loud., 1838 |
Die Griechische Tanne (Abies cephalonica, Syn. Abies reginae amaliae) oder Kefalonische Tanne ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Tannen (Abies) in der Familie der Kieferngewächse (Pinaceae).
Beschreibung
Habitus
Die Griechische Tanne ist ein raschwüchsiger Baum, der Wuchshöhen von bis zu 30 Meter und einen Brusthöhendurchmesser von 40 bis 70 Zentimeter erreicht. Sie ist geradstämmig, dicht beastet und hat eine meist pyramidenförmige Krone. Die langen Äste breiten sich weit aus. Die Borke ist glatt und dunkelbraun mit leicht oranger Tönung, später grau mit schwarzen Rissen; im Alter löst sie sich in eckigen Platten ab. Die Rinde junger Zweige sind kahl und gelbbraun.
Knospen und Nadeln
Die eiförmigen, etwa sechs Millimeter langen Knospen sind gelb bis gelbbraun gefärbt und stark harzig. Die steifen Nadeln sind zwischen 20 und 30 Millimeter lang und besitzen eine stechende Spitze. Oberseits sind sie dunkelgrün, unterseits liegen zwei weißgraue Stomatastreifen. An Seitentrieben sind die Nadeln eher bürstenförmig oder schwach gescheitelt angeordnet. Sie verbleiben bis zu 10 Jahre am Baum.
Blüten, Zapfen und Samen
Die Griechische Tanne wird im Freistand mt 20 bis 25 und im geschlossenen Beständen mit 30 bis 35 Jahren mannbar. Die Blütezeit liegt im Mai. Sie ist einhäusig getrenntgeschlechtig (monözisch). Die eiförmigen, zur Reife blutrot gefärbten, männlichen Blütenzapfen weisen eine Länge von 12 bis 18 mm und einen Durchmesser von 4 mm auf. Sie stehen auf der Unterseite von vorjährigen Trieben. Man findet sie generell im unteren Kronenbereich. Die weiblichen Blütenzapfen sind fast zylindrisch, bräunlich-rot bis violett, weisen eine Länge von 12 bis 16 Zentimeter und einen Durchmesser von 3,8 Zentimeter auf. Man findet sie meist im oberen Kronenbereich an der Spitze von vorjährigen Trieben. Die Zapfen reifen von August bis September. Sie sind dann zylindrisch, weisen sie eine gelbbraune bis braune Färbung auf und sind stark verharzt. Sie werden 10 bis 20 Zentimeter lang und haben einen Durchmesser von 3 bis 5 Zentimeter. Die Deckschuppen ragen unter den 2 bis 4 Millimeter langen Samenschuppen hervor. Die dreieckigen, geflügelten, rötlichen, Samen sind 10 bis 16 Millimeter lang. Die Flügel sind 12 bis 20 Millimeter lang und weisen eine bräunliche Färbung auf. Das Tausendkorngewicht beträgt 50 bis 65 Gramm.
Wurzeln
Die Griechische Tanne bildet eine Pfahlwurzel aus, um die sich ein kräftiges Wurzelsystem ausbildet. Als Mykorrhiza-Partner sind Kaiserling (Amanita caesarea), Fliegenpilz (Amanita muscaria), Fichtensteinpilz (Boletus edulis), Pfifferling (Cantharellus cibarius), Edelreizker (Lactarius deliciosus) und Grünling (Tricholoma equestre) bekannt.
Holz
Das Holz der Griechischen Tanne ist relativ weich und weist eine fast weiße Färbung auf. Die Holzqualität ist mit der der Weißtanne (Abies alba) zu vergleichen.
Mechanische Eigenschaften | Wert | Einheit |
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Darrdichte () | 0,414 | g/cm³ |
Druckfestigkeit | 439 | kg/cm² |
Biegefestigkeit | 888 | kg/cm² |
Zugfestigkeit | 990 | kg/cm² |
Elastizitätsmodul | 108.000 | kg/cm² |
Verbreitung und Standortansprüche
Die Griechische Tanne stammt von der Insel Kefalonia. Sie kommt mittlerweile auch auf dem Peloponnes und im Süden Griechenlands in Höhenlagen zwischen 700 bis 2.000 Metern vor. Die Nordgrenze ihres Verbreitungsgebietes erstreckt sich bis zum Pindos-Gebirge. Ihr gesamtes Verbreitungsgebiet wird auf rund 200.000 Hektar geschätzt. Die Griechische Tanne bildet meist Reinbestände. Manchmal bildet sie mit Rotbuche, Schwarzkiefer und Edelkastanie Mischwälder. In Mitteleuropa wird sie seit 1824 als Parkbaum angepflanzt, sie ist hier jedoch spätfrostgefährdet.
Die Griechische Tanne bevorzugt als Untergrund kompaktes Kalkgestein. Seltener wird auch Dolomit, Serpentin, Glimmer und Glimmer-Schiefer besiedelt. Der pH-Wert sollte zwischen 5 und 8 liegen. Ihr Optimum liegt zwischen 1.000 und 1.800 Metern Seehöhe, bei einer Niederschlagsmenge von 700 bis 1.400 Millimeter.
Systematik
Die Erstbeschreibung erfolgte anhand von Material von der Insel Kefalonia. Es wurden später weitere Arten beschrieben die allerdings heute als Varietäten oder Unterarten gelten. Es wird vermutet das die Troja-Tanne (Abies equi-trojani) ein natürlich entstandener Hybride der Griechischen Tanne mit der Bulgarischen Tanne (Abies borisii-regis) ist.
Die Varietät Abies cephalonica var. apollinis (Link) Beissn. ist seltener zu finden. Sie ist durch die viel dichter stehenden, abgerundeten Nadeln erkennbar, die fast sämtlich auf der Trieboberseite liegen.
Nutzung
Das Holz der Griechischen Tanne wird als Bau- und Konstruktionsholz benutzt. Es wird gelegentlich auch als Tischler- und Kistenholz und zum Herstellung von Masten benutzt.
Junge Bäume werden gelegentlich als Christbäume verkauft. Bis ins 20. Jahrhundert wurde Terpentin auch aus der Griechischen Tanne gewonnen.
Enthaltene Sekundärstoffe
Verschiedene Pflanzenteile enthalten unterschiedliche Mengen Öl mit Sekundärstoffen:
- Nadeln (0,4 Prozent), ähnlich dem Fichtennadelöl, mit beta-Pinen (35 %), alpha-Pinen (20 %), Camphen (9 %), Limonen (12 %) sowie alpha-Terpineol (6 %), Bornylacetat (6 %) und Sesquiterpene wie alpha-Humulen und alpha-Caryophyllen und mehr.
- Zweige: alpha-Pinen, Camphen, Borneol, Isoborneol
- Rinde: alpha-Pinen, beta-Pinen, Limonen
- Zapfen: mehr als 16 Prozent mit Früchten
- Balsam: etwa 17 Prozent, ähnlich Terpentinöl, mit alpha- und beta-Pinen, Limonen, Phellandren und 3-Caren.
Schädlinge
Als besonders gefährliche Schädlinge haben sich Borkenkäfer der Familie Scolitidae erwiesen. Zu ihnen zählen unter anderem: Ips vorontzowi, Ips curvidens, Ips spinidens, der Gestreifte Nutzholzborkenkäfer (Xyloterus lineatus) sowie der Kleine Tannenbohrkäfer (Cryphalus picae). Auch der Prachtkäfer Phaenops knoteki ist ein Schädling der Griechischen Tanne. Die Zapfen werden von Ernobius abietis, Dioryctria abietella, Ernobius kailidisi, Lonchaea viridana und von Evetria margorotana befallen. Diese Insekten fressen entweder die Zapfen selbst oder machen sich über die Samen her. Als botanischer Schädling wird die Tannenmistel (Viscum album var. abietis) genannt.
Gefährdung und Schutz
Die Griechische Tanne wird in der Roten Liste der IUCN als "gering gefährdet" geführt. Als Hauptgefährdung werden Überweidung, Waldbrände und die Luftverschmutzung genannt. Zu ihrem Schutz wurden zwei Reservate eingerichtet. Eines auf der Insel Kefalonia und eines in den Oete-Bergen im zentralen Griechenland.
Quellen
- Schütt, Weisgerber, Schuck, Lang, Stimm, Roloff: Lexikon der Nadelbäume. Nikol, Hamburg 2008, ISBN 3-933203-80(?!), S. 27–34.
- Informationen zur Art bei The Gymnosperm Database. (engl.)