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NFR-90-Klasse | |
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Übersicht | |
Typ | Fregatte |
Einheiten | 59 (geplant) |
Bauwerft |
verschiedene |
Technische Daten | |
Verdrängung |
5.400 t |
Länge |
130 m |
Breite |
15,9 m |
Tiefgang |
4,8 m |
Reichweite |
5.000 sm |
Das Projekt NFR-90, was für NATO Frigate Replacement for the 1990s steht und auf Deutsch so viel wie NATO Fregattenersatz für die 1990er-Jahre bedeutet, war in den 1980er-Jahren ein Rüstungsprojekt der NATO zur Entwicklung einer einheitlichen Fregatte für die Marinen von acht Mitgliedsstaaten. Es hätte das weltweit grösste Rüstungsvorhaben im maritimen Bereich werden sollen, scheiterte jedoch 1990 an den zu unterschiedlichen Interessen.
Idee
Ausgangslage
Ende der 1970er-Jahren hatten eine Vielzahl von NATO-Marinen einen Bedarf nach neuen Fregatten. Entsprechend der damaligen NATO-Doktrin lag der Fokus auf U-Jagd, da die sowjetische U-Boot-Flotte als Hauptbedrohung gesehen wurden. Insbesondere sollten Konvois mit amerikanischen Truppen und Rüstungsgütern für die kontinentaleuropäische Landfront gesichert werden können. In einer sekundären Rolle sollten die Schiffe Luftabwehr- und Seezielfähigkeiten besitzen. Konkret sollten die folgenden Klassen ersetzt werden:
- Die Bundesmarine suchte unter der Projektbezeichnung Fregatte 124 nach einem Ersatz für die vier Schiffe der Hamburg-Klasse.
- Die US Navy war auf der Suche nach einem Ersatz für die 39 Schiffe der Farragut- und die Charles-F.-Adams-Klasse.
- Die kanadische Marine suchte im Rahmen des Canadian Patrol Frigate Project nach einem Ersatz für ihre 20 Begleitzerstörer der St. Laurent-, Restigouche-, Mackenzie- und Annapolis-Klassen.
Zusammenschluss
Der Hauptgrund, warum eine internationale Zusammenarbeit in Betracht gezogen wurden, waren die erwarteten Kosteneinsparungen bei den in dieser Zeit deutlich gestiegenen Kosten für die zunehmend komplexeren Rüstungsgütern. Auch wenn die Schiffe national gebaut werden hätten sollen, sollten bei Bau (insbesondere bei der vereinheitlichten Ausrüstung), Wartung und Ausbildung durch die Ausnutzung sogenannter Skaleneffekte erhebliche Einsparungen erzielt werden. Dementsprechend wurde 1979 von den folgenden sieben Staaten eine Projektgruppe – die Project Group 27, kurz PG/27 – ins Leben gerufen:
- Deutschland (Bundesmarine)
- Frankreich (Marine Nationale)
- Italien (Marina Militare)
- Kanada (Canadian Forces Maritime Command)
- Niederlande (Koninklijke Marine)
- Vereinigtes Königreich (Royal Navy)
- Vereinigte Staaten (US Navy)
Als achtes Land trat Spanien (Armada Española) 1982 der Projektgruppe bei.
Entwicklung des Programms
Machbarkeitsstudie
1981 wurde eine Voruntersuchung in Form einer Studie durchgeführt, welche zum Schluss kam, dass ein internationales Fregattenbauprogramm möglich sei und keine besonderen Risiken bergen würde. Ferner wurde festgestellt, dass die nationalen Bedürfnisse durch eine Plattform von rund 3.500 t Wasserverdrängung erfüllt werden könne, welche so auszugestalten sei, dass sie in nationaler Eigenregie mit unterschiedlichen Waffen- und Sensorsystemen ausgestattet werden könne. 1984 konnte darauf aufbauend ein Memorandum of Understanding (MoU) über eine detaillierte Machbarkeitsuntersuchung unterschrieben werden. Nur rund 18 Monate später im Oktober 1985 konnte das 10.000 Seiten starke Papier präsentiert werden. Die Machbarkeit wurde nach wie vor durchwegs positiv beurteilt, die vorgeschlagene Schiffsplattform war mit nun etwa 5.000 t Wasserverdrängung deutlich angewachsen.
Für die Fortführung des Programms waren zwei Organisationen gegründet worden, beide mit Sitz in Hamburg:
- Von Seiten der Marinen wurde die Project Management Organisation, kurz PMO, unter der Führung des britischen Rear Admiral Marsh gegründet.
- Von Seiten der Industrie wurde die Internationale Schiffsstudiengesellschaft mbH, kurz ISS, gegründet.
Definitionsphase
Im Januar 1988 konnte das Memorandum of Understanding für die Definitionsphase unterschrieben werden. Dabei sollte die endgültige Auslegung festgelegt und so die Voraussetzung für den späteren Bau festgelegt werden. Dabei kam es jedoch in verschiedenen Bereichen zu erheblichen Meinungsverschiedenheiten zwischen den Marinen:
Ein Streitpunkt war der Grad der nationalen Diversifizierbarkeit und der dafür vorzuhaltenden Gewichtsreserven. So legte beispielsweise Deutschland Wert darauf die Möglichkeit zu haben einen Schleppsonar einzurüsten. Weitere Knackpunkte waren die Besatzungsgrösse, ob vier oder fünf Decks besser seien, ob eine CODOG-Antrieb|CODOG- oder eine CODAG-Antriebsanlage zu bevorzugen sei die beiden konkurrierenden Seezielflugkörper Exocet und RGM-84 Harpoon. Zudem pochte Großbritannien aufgrund der desaströsen Erfahrungen im Falklandkrieg auf den Einbau eines Nahbereichsverteidigungssystem. Der mit Abstand grösste Streit löste aber das Luftabwehrsystem aus: Frankreich und Italien bestanden auf die Verwendung eines europäischen Luftabwehrsystems FAMS (Family of Anti Air Missile Systems), während Deutschland, die Niederlande und Kanada das US-dominierte NAAWS (NATO Anti Air Warfare System) unterstützten.
Im September 1989 wurde den beteiligten Staaten schliesslich der Entwurf für ein sogenanntes Baseline Ship unterbreitet, welcher in der darauf folgenden Detailed Design Phase genauer spezifiert hätte werden sollen und einen gewissen Spielraum für nationale Modifikationen gelassen hätte. Das Schiff hätte bei einer Länge von 130 m und einer Breite von 15,9 m vier Decks, einen Tiefgang von 4,8 m und rund 5.400 t Wasserverdrängung aufgewiesen. Die Antriebsleistung war auf etwa 30 MW festgelegt worden und die Reichweite sollte etwa 5.000 sm betragen. Streitpunkte wie das Luftabwehrsystem waren aber nach wie vor nicht gelöst worden.
Scheitern
Nur einen Monat später, im Oktober 1989, verliessen Großbritannien, Frankreich und Italien das Projekt. Nach anderen Quellen hatte Grossbritannien das Projekt bereits im September verlassen. Mit dem Wegfallen dieser drei Nationen betrachteten die verbliebenen Nationen das Projekt als sinnlos und Deutschland und Spanien verliessen das Projekt noch im Dezember desselben Jahres. Einen Monat später wurde das Projekt von den restlichen drei Staaten – USA, die Niederlande und Kanada – endgültig ad acta gelegt. Die Gründe für das Scheitern dürften vielfältig gewesen sein:
- Der naheliegenste Grund dürften industriepolitische Überlegungen gewesen sein.
- Der Streit über das Luftabwehrsystem hatte das Team in zwei Gruppen gespalten.
- Die US Navy hatte von Anbeginn keinen grossen Enthusiasmus für die relativ kleinen und relativ beschränkt einsetzbaren Fregatten übrig.
- Das starre Beharren auf einem einheitlichen Design in Detailfragen mit geringen Spielräumen für die einzelnen Staaten.
Alternativen
Großbritannien, Frankreich und Italien setzten die Zusammenarbeit im trinationalen Projekt Horizon CNGF, wobei Großbritannien auch daraus ausstieg und die rein nationale Daring-Klasse baute. Beide Klassen legten ihren Schwerpunkt nicht mehr auf der U-Jagd, sondern auf Verbandsluftabwehr. Deutschland baute als kurzfristigen Ersatz für die Hamburg-Klasse vier U-Jagd-Fregatten F123. Zudem wurden zusammen mit die Niederlande und Spanien im Rahmen der Trilateral Frigate Cooperation die Klassen F124 (Ersatz Lütjens-Klasse), De-Zeven-Provinciën-Klasse (Fregatte)De-Zeven-Provinciën und die Álvaro-de-Bazán, wobei die Kooperation weit weniger weit ging, als beim NFR geplant. Auch bei diesen drei Klassen lag der Schwerpunkt nicht mehr auf U-Jagd, sondern auf Verbandsluftabwehr. Die USA demonstrierten mit der Arleigh-Burke-Klasse, was sie eigentlich im Kopf hatten: Fast doppelt so grosse Mehrzweckschiffe mit Fähigkeiten zur Verbandsluftabwehr. Abgesehen von den deutschen F123 blieben sonst nur noch die Kanadier dem Konzept der U-Jagd-Fregatte treu und bauten zwölf Einheiten der Halifax-Klasse.