Warschau-Wiener Eisenbahn

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Bahnkarte von Deutschland und Nachbarländern 1849. Dünn dargestellte Strecken waren erst projektiert oder in Bau.

Die Warschau-Wiener Eisenbahn (polnisch: Kolej Warszawsko-Wiedeńska) war eine Eisenbahngesellschaft in Kongresspolen, das zum russischen Reich gehörte. Die Stammstrecke führte von Warschau bis an die damalige österreichische Grenze bei Sosnowiec und entspricht damit zu großen Teilen der heutigen Linie Nr. 1 (Warszawa–Katowice) der polnischen Staatsbahn PKP. Sie war die erste Fernbahn des Zarenreiches (Älter war nur die kurze Strecke mit 27 km Länge von St. Petersburg nach Zarskoje Selo). Sie bildete den russisch-polnischen Teil des Sterns von Bahnstrecken, der schon Mitte des 19. Jahrhunderts Berlin, Wien und Warschau über das damalige Dreiländereck bei Krakau miteinander verband.

Die Strecke hatte von Anfang an europäische Normalspur von 1435 mm, eine Ausnahme im Zarenreich.

Geschichte

Wiener Bahnhof in Warschau um 1850
Fahrplan von 1850 mit Verweis auf die Verbindung nach Breslau („Wrocław“), Berlin und Hamburg.

Das Projekt, Warschau durch eine Bahnlinie mit der österreichischen Grenze zu verbinden, entstand 1835. Im Jahre 1839 wurde eine Aktiengesellschaft für den Bau einer Bahnstrecke von Warschau nach Skierniewice gegründet. Die Gesellschaft ging aber 1842 bankrott und der Bau stoppte. Am 4. Juli 1843 übernahm die Regierung Kongresspolens die Verwaltung der Warschau-Wiener Eisenbahn, und 1844 wurden die Arbeiten wieder aufgenommen. Im November des Jahres wurde der erste Abschnitt von Warschau nach Pruszków mit einer Zugfahrt des Gouverneurs von Kongresspolen eröffnet. Am 14. Juni 1845 wurde die Strecke bis Grodzisk Mazowiecki fertiggestellt, am 15. Oktober des Jahres bis Skierniewice und Łowicz, am 1. Dezember 1846 bis Częstochowa und am 1. April 1848 bis zum Bahnhof „Granica“, (d. h. „Grenze“) vor der österreichischen Grenze im Waldgebiet Maczki östlich von Sosnowiec. Noch im selben Jahr fertig wurde die Eisenbahnbrücke über den damaligen Grenzfluss Biała Przemsza zum Bahnhof Szczakowa an der am 13. Oktober 1847 in Betrieb gegangenen Krakau-Oberschlesischen Eisenbahn, die in Myslowitz (poln. Myslowice) Anschluss an die Oberschlesische Eisenbahn nach Breslau hatte. Am 1. September 1848 wurde diese über die Wilhelmsbahn vom Bahnhof Kosel in Kandrzin nach Oderberg (Bohumín) mit der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn nach Wien verbunden. Eine Verbindung von Trzebinia in der Nähe von Krakau über österreichisches Gebiet zur Nordbahn kam erst 1856 zustande. Der Wiener Bahnhof in Warschau wurde 1845 eröffnet und blieb bis in die 1920er Jahre in Betrieb.

Zwischen 1859 und 1862 wurden zwei direkte Verbindungen zum preußischen Bahnnetz hergestellt, von Sosnowitz nach Kattowitz und von Aleksandrów Kujawski nach Thorn. 1866 wurde eine Anschlussbahn von Koluszki nach Łódź gebaut. Von 1857 bis 1912 war die Strecke an die deutsch-belgische Warschau-Wiener Eisenbahn AG verpachtet.

Die Strecken

Heutige PKP-Strecke Nr.1
Hauptstrecke
Zweigstrecken

Die Reisezeit für die gut 320 km lange Strecke zwischen Warschau und dem Grenzbahnhof betrug 1850 bei den Frühzügen mit Mittagspause 10½ Stunden, bei den Nachmittagszügen ohne Mittagspause 9½.

Lokomotiven

Borsig-Lok der Warschau-Wiener Eisenbahn (um 1870)

Die ersten Lokomotiven stammten aus dem Cockerill-Werk in Seraing, die folgenden im 19. Jahrhundert von Borsig, dann von 1901 bis zum Ersten Weltkrieg aus russischer Produktion.

In den Jahren 1898 und 1900 baute die Wiener Neustädter Lokomotivfabrik 18 Lokomotiven an die Warschau-Wiener Eisenbahn, wie sie zuvor schon als Gattung IId an die Kaiser Ferdinands-Nordbahn geliefert wurden.