Wisława Szymborska

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Wisława Szymborska (2009)

Wisława Szymborska (* 2. Juli 1923 in Bnin, heute ein Teil von Kórnik, bei Posen; † 1. Februar 2012 in Krakau) war eine polnische Lyrikerin. 1996 wurde ihr der Nobelpreis für Literatur verliehen.

Leben

Wisława Szymborska lebte von 1931 bis zu ihrem Tod in Krakau, wo sie 1941 ihr Abitur ablegte. Sie studierte in den Jahren 1945 bis 1948 polnische Literatur und Soziologie an der Jagiellonen-Universität, beendete ihr Studium aber nicht.

Sie heiratete 1948 Adam Włodek, von dem sie sich 1954 wieder scheiden ließ. Später ging sie eine Ehe mit dem Schriftsteller und Dichter Kornel Filipowicz ein, der 1990 verstarb.

Bis 1966 war Szymborska Mitglied der Polnischen Vereinigten Arbeiterpartei (PVAP). Später distanzierte sie sich vom Sozialismus. Sie engagierte sich in den 1980er Jahren im oppositionellen Untergrund der Solidarność und arbeitete an der polnischen Samizdat-Publikation Arka und der in Paris erscheinenden Exilzeitschrift Kultura mit.

Im Zeitraum von 1953 bis 1981 war sie Mitarbeiterin der Krakauer Literaturzeitschrift Życie Literackie, in der die Serie ihrer Essays Lektury nadobowiązkowe (Fakultative Lektüre) erschien, die später auch mehrfach in Buchform veröffentlicht wurde.

Werke

Szymborska veröffentlichte im März 1945 ihr erstes Gedicht mit dem Titel Szukam słowa (Ich suche Worte) in der Tageszeitung Dziennik Polski.

Ende der 1940er Jahre wurde die Veröffentlichung eines Gedichtbandes aus ideologischen Gründen abgelehnt. In der Folge passte sie sich dem Sozialistischen Realismus an. Ihr erster Gedichtband trug 1952 den Titel Dlatego żyjemy (Deshalb leben wir) und enthielt Gedichte mit Titeln wie Lenin oder Wir heißen den Bau einer sozialistischen Stadt willkommen, Diktatorenverehrung, wie sie zu dieser Zeit nicht nur im Osten, sondern vor allem auch in Paris, der Kulturhauptstadt des freien Westens, unter Dichtern und anderen Schreibenden die Regel war. Nach einem weiteren zum Teil fremdbestimmten Gedichtband, Pytania zadawane sobie (Fragen die ich mir stelle) (1954), begann Szymborska ihr „Erstaunen“ über das „Gewöhnliche“ in der Welt zu dokumentieren, d.h. Gedichte über das zu schreiben, was sie selber sah und fühlte. Das Resultat sind einmalige Kunstwerke wie Katze in der leeren Wohnung, Beitrag zur Statistik, Stimmen, Gleichnis, Der Terrorist, er sieht.

Der literarische Durchbruch gelang Szymborska 1957 mit dem Band Wołanie do Yeti (Rufe an Yeti).

Szymborska bevorzugt für ihre Lyrik den freien Vers. Sprachlich ist ihr Werk von großer Einfachheit geprägt. Der Kritiker Marcel Reich-Ranicki sagte darüber: „Sie ist die namhafteste Dichterin ihres Landes, deren sehr durchdachte, ironische Lyrik etwas in Richtung der philosophischen Lyrik tendiert.“ Dieser auf den ersten Blick absolut widersinnige Ausspruch wird erst verständlich, wenn man ihn sich mit Reich-Ranickis Betonung auf dem „etwas“ vorstellt.

Neben der Veröffentlichung von bisher sechzehn Gedichtsammlungen hat Szymborska auch französische Dichtung ins Polnische übersetzt (1982 Fragmente aus dem Werk des Barockdichters Théodore Agrippa d’Aubigné). Ihr Werk ist in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. Der Übersetzer von Szymborskas Poesie in der Bundesrepublik war Karl Dedecius, in der DDR erschienen ihre Werke ab 1979 in der Übersetzung von Jutta Janke.

Auszeichnungen

Literatur

  • Wisława Szymborska: Die Gedichte, herausgegeben und übertragen von Karl Dedecius, Die Brigitte Edition, ISBN 3-570-19520-1
  • Marta Kijowska: Der Weg vom Leid zur Träne ist interplanetarisch in Charlotte Kerner (Hrsg): Madame Curie und ihre Schwestern – Frauen, die den Nobelpreis bekamen, Beltz Verlag, Weinheim und Basel 1997, ISBN 3-407-80845-3
  • Dörte Lütvogt: Untersuchungen zur Poetik der Wislawa Szymborska. Wiesbaden: Harrassowitz 1998. ISBN 3-447-03309-6
  • Wisława Szymborska: 'Auf Wiedersehen. Bis morgen', Gedichte ausgewählt und übertragen von Karl Dedecius, Suhrkamp Taschenbuch 2858, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-518-39358-8
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