Ibn Zuhr

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Abū Marwān ʿAbd al-Malik ibn Zuhr, häufig nur Abū Marwān ibn Zuhr oder kurz Ibn Zuhr oder Ibn Zohr (ابن زهر) genannt (arabisch أبو مروان عبد الملك بن زهر, DMG Abū Marwān ʿAbd al-Malik b. Zuhr), latinisiert Avenzoar, Abhomeron und Abumeron (* um 1092 in Peñaflor/Provinz Sevilla in Spanien; † 1161 in Sevilla), war ein andalusischer, arabischschreibender Arzt, Chirurg und Lehrer.

Ibn Zuhr wurde bei Sevilla (Išbīliya) in eine berühmte Arztfamilie geboren. Unter Kalif Abd al-Mu'min war er als Minister tätig. Sein berühmtes Werk Kitāb at-Taisīr fī l-mudāwāt wa-t-tadbīr (Buch der Vereinfachung/Wegbereitung von Therapie und Diätetik) hatte großen Einfluss auf die Chirurgie. Er verbesserte das chirurgische und medizinische Wissen, indem er unterschiedliche Krankheiten und ihre Behandlung erforschte. So wies er nach, dass die Scabies durch Parasiten („animalcula tam parva, ut vix visu perspiciaci discerni valeant“)[1] verursacht wird[2] und erprobte chirurgische Verfahren in Tierversuchen,[3] bevor er sie am Menschen anwandte.[4] Ibn Zuhr, ein selbständiger Praktiker, der die hippokratische Therapie anwandte,[5] erprobte die künstliche Ernährung mittels einer Magensonde oder auch mittels eines Nährklistiers. Das Instrument dafür war eine Tierblase, an die ein silbernes Röhrchen angebracht wurde.[6] Avicennas Kanon der Medizin bezeichnete er in einer Abhandlung über die Widerlegung Abū ʿAlī ibn Sinās als wertlos.[7]

Die Universität Ibn Zohr in Agadir ist nach ihm benannt.[8]

Die Enkelin und die Urenkelin von Ibn Zuhr waren im islamischen Spanien Ärztinnen, die Zutritt zu den Frauen des Kalifen hatten.[9]

  • Lateinische Übersetzung: Liber Teisir, sive, Rectificatio medicationis et regiminis des Paravicius nach hebräischer Übersetzung des Jakob von 1280

Einzelnachweise

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  1. Wolfgang U. Eckart: Krätze (lat. scabies). In: Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil, Wolfgang Wegner (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin / New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 786 f.
  2. Cristina Álvarez Millán: Ibn Zuhr, in: Thomas F. Glick u. a. (Hgg.): Medieval science, technology, and medicine: an encyclopedia, Taylor & Francis, New York 2005, S. 259–261, hier 259 (einsehbar bei Google Books).
  3. Rabie E. Abdel-Halim (2006), "Contributions of Muhadhdhab Al-Deen Al-Baghdadi to the progress of medicine and urology", Saudi Medical Journal 27 (11): 1631–1641.
  4. Rabie E. Abdel-Halim: "Contributions of Ibn Zuhr (Avenzoar) to the progress of surgery: A study and translations from his book Al-Taisir", in: Saudi Medical Journal 26/9 (2005), S. 1333–1339.
  5. Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 16.
  6. Heinrich Schipperges: Ibn Zuhr [d.i. Avenzoar.], in: Wolfgang U. Eckart und Christoph Gradmann (Hgg.): Ärztelexikon. Von der Antike bis zum 20. Jahrhundert, 1. Aufl. C.H. Beck München 1995, 2. Aufl. Springer Heidelberg, Berlin et al. 2001, 3. Aufl. Springer Heidelberg, Berlin et al. 2006, S. 17, Print und Online-Version (ISBN 978-3-540-29584-6 bzw. ISBN 978-3-540-29585-3).
  7. Gotthard Strohmaier: Avicenna. Beck, München 1999, ISBN 3-406-41946-1, S. 126.
  8. Eintrag Université Ibn Zohr - Agadir auf dates-concours.ma, abgerufen am 30. Dezember 2021 (französisch).
  9. Paul Diepgen: Geschichte der Medizin. Die historische Entwicklung der Heilkunde und des ärztlichen Lebens. I. Band: Von den Anfängen der Medizin bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts. Walter de Gruyter, Berlin 1949, S. 185.