Duftstoff

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Ein Duftstoff ist ein den Geruchssinn anregender, chemischer Stoff, der bei Tieren der Kommunikation dient, beispielsweise als Pheromon. Bei Pflanzen dienen Duftstoffe sowohl der Anlockung von Insekten zur Ausbreitung von Pollen, Samen oder Sporen als auch zur Abschreckung. Auch Pilze produzieren Duftstoffe, die unter anderen positiv auf das Wurzelwachstum von Pflanzen wirken können.[1]

Pflanzliche Duftstoffe

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Pflanzen besitzen Duftstoffe, um Insekten anzulocken oder Fressfeinde abzuschrecken. Süße Düfte werden meist als Lockmittel verwendet, übelriechende zur Abwehr.

Verschiedene pflanzliche Duftstoffe werden in erheblichen Mengen aus den jeweiligen Pflanzen gewonnen und in der Parfumfabrikation oder zur Aromatisierung von Lebensmitteln oder in Arzneimitteln eingesetzt. Beispielhaft seien nur folgende Pflanzen genannt: Lavendel, Rosen, Kümmel, Eukalyptus, Vanille, Zitruspflanzen.

Tierische Duftstoffe

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Viele Tiere besitzen Duftdrüsen, die (zumindest für bestimmte Tiere) angenehm riechen; bekannt ist zum Beispiel das Moschus.

Die Hundenase ist eines der empfindlichsten Riechorgane (hier: Nase eines Samojeden)

Die Tiere benutzen ihren Duftstoff beispielsweise, um ihr Revier zu markieren (Duftmarken) oder Artgenossen Botschaften mitzuteilen (Verständigung der Artgenossen). So markieren Ameisen ihre Straßen mit Ameisensäure.

Für die Anlockung der Sexualpartner verspritzen beispielsweise empfängnisbereite weibliche Tiere Urin, um den männlichen Artgenossen zu signalisieren, dass sie gedeckt werden können. Auch locken einige Schmetterlingsarten ihre Partner über viele Kilometer hinweg mit Duftstoffen an.

Duftstoffe können zudem zur Erregung des Geschlechtspartners dienen. Duftdrüsen sind bei Säugermännchen besonders während der Brunft stark entwickelt (Vorhautdrüse des Bibers oder dem Moschusbeutel des Moschustiers). Der Biber verspritzt so genanntes „Bibergeil“, um Artgenossen anzulocken. Dieser Duftstoff wird/wurde von Jägern bei der Jagd von Bibern gerne eingesetzt, da er sehr hohe Fangquoten garantierte.

Zur Abschreckung gegenüber Feinden nutzen beispielsweise Stinktiere Stinkdrüsensekret.

Duftstoffe beim Menschen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Auch der Mensch besitzt eigene Duftstoffe (Pheromone) zur sexuellen Lockung und Werbung.

Menschliche Nase

Eine entscheidende Bedeutung haben dabei die apokrinen Drüsen der Haut, die als Duftdrüsen neben den ekkrinen Schweißdrüsen Duftstoffe bzw. deren Vorstufen absondern. Hierzu zählen beispielsweise Steroide, Carbonsäuren und deren Derivate (z. B. Capronsäure und Hexansäuremethylester) oder Sulfanylalkanole (Thiole). Eine wichtige Rolle bei der Duftentwicklung spielen bakterielle Enzyme, die zur Gruppe der Lyasen gehören und Duftvorläufermoleküle in die eigentlichen Duftstoffe umwandeln.

Verschiedene Arten und Mittel der Körperpflege dienen dagegen dem Bemühen, den Odor als unangenehm empfundener Körpergerüche, etwa im Mundgeruch oder im Schweißgeruch, zu unterbinden (Desodorierung). Außerdem verwendet der Mensch nicht-körpereigene Duftstoffe, z. B. in Parfüms und parfümierten Kosmetikprodukten, um sich einen anderen Geruch zuzulegen. Auch werden Wohnräume und Kleidung durch Riechstoffe, die z. B. in Reinigungsmitteln und Waschmitteln enthalten sind, in verschiedenen Duftnoten parfümiert.

Synthetische Duftstoffe

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Zu den als allergen bekannten Riechstoffen zählen auch synthetische

In Parfums, Duftkerzen, Räucherstäbchen, Raumduftsprays etc. werden sowohl natürliche als auch synthetische Riechstoffe eingesetzt. In diesen Produkten finden neben natürlichen auch naturidentische Duftstoffe Verwendung, ebenso in Pheromonfallen. Manche häufig gebrauchten Verbindungen wie z. B. Zimtaldehyd oder Cumarin werden synthetisiert, da die Nachfrage den Nachschub aus natürlichen Quellen übersteigt. Weiterhin werden auch Verbindungen eingesetzt, die in der Natur nicht vorkommen, z. B. 2-Benzylidenheptanal (Amylzimtaldehyd) oder Ethyl-2-naphthylether.

Duftstoffe können bei empfindlichen Personen Allergien auslösen; dies hängt – entgegen landläufiger Meinung – nicht von der Herkunft (natürlich bzw. synthetisch) ab.

Der Umsatz auf dem Weltmarkt für alle Substanzen, die als Geruchsstoffe oder Geschmacksstoffe – Riechstoffe und Aromastoffe – eingesetzt wurden, betrug im Jahr 2006 rund 18 Mrd. US-Dollar.[2]

  • Alain Corbin: Pesthauch und Blütenduft. Eine Geschichte des Geruchs (Originaltitel: Le miasme et la jonquille, übersetzt von Grete Osterwald). Wagenbach, Berlin 2005, ISBN 978-3-8031-3618-3.
  • Eva Goris, Claus-Peter Hutter: Der Duft-Code – Wie die Industrie unsere Sinne manipuliert, Heyne, München 2011, ISBN 978-3-453-20001-2.
  • Hanns Hatt, Regine Dee: Das Maiglöckchen-Phänomen. Alles über das Riechen und wie es unser Leben bestimmt. Piper, München/Zürich 2008, ISBN 978-3-492-05224-5,
    • spätere Ausgabe unter dem Titel: Niemand riecht so gut wie du. Die geheimen Botschaften der Düfte, Piper, München/Zürich 2010, ISBN 978-3-492-25747-3.
  • Ursula Klaschka: Allergene Duftstoffe: Welche Kosmetikprodukte sind empfehlenswert? In: Umweltwissenschaften und Schadstoff-Forschung. Band 22, Nr. 3, 2010, S. 168–176, doi:10.1007/s12302-010-0130-9.
  • Dieter Martinez und R. Hartwig: Taschenbuch der Riechstoffe, Verlag Harri Deutsch, Frankfurt/Main 1998, ISBN 3-8171-1539-3
  • Andreas Natsch: Der menschlichen Duftchemie auf der Spur. In: Chemie in unserer Zeit. Band 46, Nr. 2, 2012, S. 110–116, doi:10.1002/ciuz.201200572.
  • Udo Pollmer, Andrea Fock, Ulrike Gonder, Karin Haug: Liebe geht durch die Nase. Was unser Verhalten beeinflusst und lenkt. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2001, ISBN 3-462-03011-6.
  • Lutz Roth, Kurt Kormann: Duftpflanzen, Pflanzendüfte. Ätherische Öle und Riechstoffe. ecomed, Landsberg 1997, ISBN 3-609-65140-7.
  • Georg Schwedt: Betörende Düfte, sinnliche Aromen. In: Erlebnis Wissenschaft. Wiley-VCH, Weinheim 2008, ISBN 978-3-527-32045-5.
  • Wilfried Umbach: Kosmetik und Hygiene von Kopf bis Fuß, 3. Auflage, Wiley-VCH, Weinheim 2004, S. 346ff. ISBN 3-527-30996-9.
  • Piet Vroon, Anton von Amerongen, Hans de Vries: Psychologie der Düfte. Wie Gerüche uns beeinflussen und verführen. (Originaltitel: Verborgen verleider. Aus dem Niederländischen übersetzt von Annette Löffelholz) Kreuz, Zürich 1996, ISBN 3-268-00195-5.
  • Lyall Watson. Der Duft der Verführung. Das unbewußte Riechen und die Macht der Lockstoffe (Originaltitel: Jacobson's Organ And the Remarkable Nature of Smell, Norton, New York NY 2000, ISBN 0-393-33291-8, übersetzt von Yvonne Badal), Fischer-Taschenbuch 15880, Frankfurt am Main 2003, ISBN 978-3-596-15880-5.
Wiktionary: Duftstoff – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Franck A. Ditengou, Anna Müller, Maaria Rosenkranz, Judith Felten, Hanna Lasok: Volatile signalling by sesquiterpenes from ectomycorrhizal fungi reprogrammes root architecture. In: Nature Communications. Band 6, Nr. 1, 23. Februar 2015, S. 6279, doi:10.1038/ncomms7279.
  2. Eintrag zu Riechstoffe. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag, abgerufen am 25. Juli 2013.