Großer Preis von Italien 1926

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Das Autodromo di Milano in seiner befahrenen Version

Der VI. Große Preis von Italien fand am 5. September 1926 auf dem Autodromo di Milano in Monza statt und war letzter und entscheidender Wertungslauf zur zweiten Automobilweltmeisterschaft. Das Rennen wurde unter der geltenden Internationalen Grand-Prix-Rennformel (Rennwagen bis 1,5 Liter Hubraum, Mindestgewicht 600 kg, Karosseriebreite mindestens 80 cm) über 60 Runden à 10,0 km ausgetragen, was einer Gesamtdistanz von 600,0 km entsprach.

Sieger wurde Louis Charavel unter dem Pseudonym Sabipa auf einem Bugatti Type 39A.

Nach den diversen technischen Problemen in den vorangegangenen Rennen verzichteten sowohl Delage als auch Talbot auf ihre Teilnahme am Großen Preis von Italien. Bugatti konnte die Weltmeisterschaft nach zwei Siegen in Frankreich und Spanien und dem zweiten Platz in Großbritannien ohnehin nicht mehr strittig gemacht werden, musste aber gemäß der Ausschreibung zum italienischen Grand Prix antreten, um nicht von der Wertung ausgeschlossen zu werden. Somit machten sich die beiden Stammfahrer Jules Goux und Bartolomeo Costantini und der unter dem Pseudonym Sabipa startende Franzose Louis Charavel mit ihren drei Bugatti Type 39A Grand-Prix-Rennwagen auf die Reise. Anders als beim desaströsen französischen Grand Prix blieb das Team in Monza aber zumindest nicht gänzlich ohne Herausforderer, denn die Gebrüder Maserati, die sich gerade erst von Diatto gelöst und ihre eigene Firma gegründet hatten, nutzten diesen Anlass, um mit ihrem ersten selbst entwickelten Grand-Prix-Modell eine erste Standortbestimmung zu betreiben. Die beiden von Emilio Materassi und Ernesto Maserati gesteuerten Reihenachtzylinder erwiesen sich allerdings noch unzuverlässig und etwas zu übergewichtig. Mit dem deutlich untermotorisierten Chiribiri von Roberto Serboli erhöhte sich die Teilnehmerzahl schließlich auf sechs. Immerhin hatten die Veranstalter wohlweislich entschieden, zeitgleich mit dem Grand-Prix-Lauf auch noch ein „Kleinwagenrennen“ für sogenannte Cyclecars bis 1,1 Liter Hubraum durchzuführen, allerdings nur über 40 statt 60 Runden wie im Hauptrennen.

Dass diese Vorkehrung nur allzu berechtigt war, sollte sich im Rennen schnell herausstellen. Zwar konnte Materassi zu Beginn nacheinander die beiden Bugatti von Goux und „Sabipa“ überholen, musste seinen Maserati dann aber ebenso wie der Firmeninhaber selbst schon nach wenigen gefahrenen Runden abstellen. Somit konnte es Bugatti für die restlichen neun Zehntel des Rennens erneut ganz gelassen angehen, auch wenn Goux nach Hälfte der Distanz ebenfalls noch aufgeben musste. Als nach drei Stunden auch das Kleinwagenrennen – mit André Morel auf Amilcar Type C 6 als Sieger – zu Ende ging, waren die beiden Bugatti von Costantini und „Sabipa“ wie in Frankreich für den Rest des Rennens nun doch wieder ganz allein auf der Strecke. Fünf Runden vor Schluss kam Costantini obendrein an die Box, weil sein Motor in den letzten Zügen lag. Es gelang ihm zwar, die letzten Runden dann doch noch irgendwie zu überstehen, aber nach über vier Stunden recht ereignisloser Fahrt ging der Sieg schließlich an seinen relativ unbekannten französischen Teamkollegen.

Grand-Prix-Klasse

Team Nr. Fahrer Info Chassis Motor Reifen
Dritte Französische Republik SA des Automobiles Jean-Graf 01 Dritte Französische Republik Jean Graf DNA Jean Graf La Perle CIME 1.5L I6
Dritte Französische Republik Automobiles Violet 02 Dritte Französische Republik Marcel Violet DNA Sima-Violet Sima-Violet 1.5L F4 Zweitakt
08 Dritte Französische Republik Marcel Doré DNA
13 Dritte Französische Republik Max Fourny DNA
Italien 1861 Officine Alfieri Maserati 03 Italien 1861 Emilio Materassi Maserati 26 Maserati 26 1.5L I8 Kompressor P
09 Italien 1861 Ernesto Maserati
Italien 1861 Guido Meregalli RES
Italien 1861 Alfieri Maserati RES
Italien 1861 Roberto Serboli 01 Italien 1861 Roberto Serboli Chiribiri Monza Chiribiri 1.5L I4
Italien 1861 Officine Meccaniche SA 05 Italien 1861 Ferdinando Minoia DNS a OM 8C GP OM 1.5L I8 Kompressor P
10 Italien 1861 Giuseppe Morandi DNS a
14 Italien 1861 Aymo Maggi DNS a
Italien 1861 Renato Balestrero RES
Dritte Französische Republik Automobiles Talbot 06 Dritte Französische Republik Albert Divo DNA Talbot GPLB Talbot 1.5L I4 Kompressor M
11 Vereinigtes Konigreich Henry Segrave DNA
15 Dritte Französische Republik Jules Moriceau DNA
Dritte Französische Republik Automobiles Ettore Bugatti 07 Dritte Französische Republik Jules Goux Bugatti T39A Bugatti 1.5L I8 Kompressor M
12 Italien 1861 Meo Costantini
15 Dritte Französische Republik Louis Charavel
a 
Wegen technischer Probleme im Training zurückgezogen.

Klasse bis 1,1 Liter Hubraum

Team Nr. Fahrer Info Chassis Motor Reifen
Italien 1861 Alberto Marino 21 Italien 1861 Alberto Marino Marino GS Speziale CIME 1.1L I4 Kompressor
24 Italien 1861 Augusto Trevisani
Italien 1861 Gubernatis 22 Italien 1861 Gubernatis B.N.C. 527 S.C.A.P. 1.1L I4 Kompressor
Dritte Französische Republik SNA Amilcar 23 Dritte Französische Republik André Morel Amilcar C6 Amilcar 1.1L I6 Kompressor
26 Dritte Französische Republik Charles Martin
28 Dritte Französische Republik Arthur Duray
Italien 1861 Alfred Ducreux 25 Italien 1861 Alfred Ducreux DNA B.N.C. 527 S.C.A.P. 1.1L I4 Kompressor
Italien 1861 Henny de Joncy 27 Italien 1861 Henny de Joncy B.N.C. 527 S.C.A.P. 1.1L I4 Kompressor

Startaufstellung

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Die Startpositionen wurden in der Reihenfolge der Startnummern vergeben.

Dritte Französische Republik Goux Italien 1861 Serboli Italien 1861 Materassi
Dritte Französische Republik Charavel Italien 1861 Costantini Italien 1861 E. Maserati
Dritte Französische Republik Morel Italien 1861 Gubernatis Italien 1861 Marino
Dritte Französische Republik de Joncy Dritte Französische Republik Martin Italien 1861 Trevisano
Dritte Französische Republik Duray

Gran Premio d’Italia

Pos. Fahrer Konstrukteur Runden Stopps Zeit Start Schnellste Runde Ausfallgrund
01 Dritte Französische Republik Louis Charavel Dritte Französische Republik Bugatti 60 4:20:29,0 h 4
02 Italien 1861 Meo Costantini Dritte Französische Republik Bugatti 60 + 6:32,4 min 5 3:47,0 min
Dritte Französische Republik Jules Goux Dritte Französische Republik Bugatti 36 DNF 1 defekte Ölpumpe
Italien 1861 Roberto Serboli Italien 1861 Chiribiri 27 DNF 2 Wagenbrand
Italien 1861 Ernesto Maserati Italien 1861 Maserati 5 DNF 6 Kolbenschaden
Italien 1861 Emilio Materassi Italien 1861 Maserati 3 DNF 3 Kolbenschaden

Gran Premio delle Veturette

Pos. Fahrer Konstrukteur Runden Stopps Zeit Start Schnellste Runde Ausfallgrund
01 Dritte Französische Republik André Morel Dritte Französische Republik Amilcar 40 3:20:32,4 h 3 4:19,2 min
02 Dritte Französische Republik Arthur Duray Dritte Französische Republik Amilcar 40 + 8:44,0 min 7
03 Dritte Französische Republik Henny de Joncy Dritte Französische Republik B.N.C. 40 + 15:33,0 min 6
Italien 1861 Augusto Trevisani Italien 1861 Marino 10 DNF 4 Motorschaden
Italien 1861 Alberto Marino Italien 1861 Marino 6 DNF 1 Motorschaden
Dritte Französische Republik Charles Martin Dritte Französische Republik Amilcar 3 DNF 5 Kompressorschaden
Italien 1861 Gubernatis Dritte Französische Republik B.N.C. 1 DNF 2
  • Adriano Cimarosti: Autorennen – Die Grossen Preise der Welt – Wagen, Strecken und Piloten von 1894 bis heute, Hallwag Verlag, Bern, 1986, ISBN 3-444-10326-3
  • Paul Sheldon: A Record of Grand Prix and Voiturette Racing, Vol. 1 - 13, St. Leonards Press, Bradford, 1987–2002
  • VI Gran Premio d'Italia. www.teamdan.com, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. Februar 2019; abgerufen am 17. Februar 2020 (englisch).
  • Hans Etzrodt: The 1926 Automobile World Championship. www.goldenera.fi, 7. Mai 2013, abgerufen am 17. Februar 2020 (englisch).
  • Leif Snellman, Felix Muelas: GRAN PREMIO D'ITALIA. In: www.goldenera.fi. 30. November 2018, abgerufen am 21. März 2020 (englisch).