Hülsenlose Patrone

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Hülsenlose Patrone Gerasimenko im Kaliber 7,62 mm mit interner Treibladung
Hülsenlose Patrone im Kaliber 4,73 × 33 mm mit externer Treibladung im Vergleich zu einer .223 Remington

Bei einer hülsenlosen Patrone (auch: hülsenlose Munition) fehlt im Vergleich zu einer herkömmlichen Patrone die Patronenhülse, die das Treibmittel umgibt. Sie besteht lediglich aus dem Treibmittel, der Zündvorrichtung und dem Projektil. Hülsenlose Munition zielt vor allem darauf, die meist aus Metall gefertigte Patronenhülse als Kosten- und Gewichtsfaktor einzusparen. Damit kann ein Soldat bei gleicher Gewichtsbelastung mehr Patronen tragen. Außerdem verbleibt in der Waffe nach dem Schuss keine Hülse, die herausgezogen und ausgeworfen werden muss. Dies vereinfacht die Konstruktion der Waffe.[1]

Erfindungen zu hülsenloser Munition waren bereits im 19. Jahrhundert bekannt. Die „Waffen- und Maschinenfabriks-Actien-Gesellschaft“ in Budapest hatte 1898 das österreichische Patent Nummer 2318, in dem eine „Pistole mit schwingendem Blockverschluss“ beschrieben wurde. Diese Pistole hatte ein Röhrenmagazin mit Kugeln, in denen die jeweils für den Abschuss benötigte Treibladung enthalten war.[2]

Aufbau und Anforderungen

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Zerlegte hülsenlose Patrone des HK G11, 4,73 × 33 mm
Schnittdarstellung einer hülsenlose Patrone im Kaliber 4.92 × 34 mm von Heckler & Koch

Da sich viele hülsenlose Munitionsarten noch in der Entwicklung befinden, lässt sich deren Aufbau nur auf grundlegende Dinge reduzieren. Bis auf die Hülse sind alle Bestandteile herkömmlicher Munition vorhanden (Treibmittel, Zündvorrichtung, Projektil). Die Komponenten werden durch eine Art Klebstoff oder durch das Treibmittel zusammengehalten.

Eine solche Patrone wiegt etwa 50 Prozent einer herkömmlichen Patrone und hat 40 Prozent weniger Volumen.[3] Sie ist in der Herstellung, dem Transport und der Lagerung etwa 40 Prozent billiger.[3] Eine Auswurfhemmung ist erheblich weniger wahrscheinlich oder gar unmöglich.[3]

Nachteile/technische Hürden

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Es ist schwieriger, den Verschluss gegen das Entweichen von Gasen abzudichten. Patronenhülsen führen einen Großteil der Verbrennungswärme aus der Waffe ab; bei hülsenloser Munition entfällt dieser Vorteil. Eine schneller überhitzende Waffe führt schneller zum Cook off. Das Treibmittel muss eine höhere Zündtemperatur aufweisen oder elektrisch durch einen Initialzünder gezündet werden.[4]

Die Entwicklung des G11-Gewehr von Heckler & Koch, das Munition dieses Typs nutzt, wurde 1990 erfolgreich abgeschlossen, eine Serienproduktion fand aber nicht statt. Die Waffe durchlief verschiedene Prototypenstadien und Testreihen und wurde dann trotz Serienreife aufgrund der geänderten politischen Lage nicht beschafft. Die erste kommerzielle Waffe mit hülsenloser Munition war dann 1991 die Voere VEC 91. Verschiedene andere Entwicklungen haben stattgefunden oder sind im Gang.

Einzelnachweise

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  1. Günter Wollert, Reiner Lidschun, Wilfried Kopenhagen: Illustrierte Enzyklopädie der Schützenwaffen aus aller Welt: Schützenwaffen heute (1945–1985). 3. Auflage. Band 1. Brandenburgisches Verlagshaus, Berlin 1993, ISBN 3-89488-058-9, S. 79
  2. Patent AT2318B: Pistole mit schwingendem Blockverschluss. Veröffentlicht am 10. Oktober 1900, Anmelder: „Waffen- und Maschinenfabriks-Actien-Gesellschaft“, Budapest.
  3. a b c Technological Advantages. In: caselessammunition.com. Archiviert vom Original am 25. Januar 2013; abgerufen am 30. Juni 2013 (englisch).
  4. caseless ammunition bei everything2.com (englisch)
  5. Advanced Combat Rifles, Caseless Ammunition (Memento vom 5. März 2010 im Internet Archive) bei pages.sbcglobal.net/blyle (englisch)
  6. Ilya Shaydurov: Russische Nahkampfmittel: Typen, Technik, Daten. 1. Auflage. Motorbuch, 2017, ISBN 978-3-613-03974-2, S. 86.
  7. Ilya Shaydurov: Russische Nahkampfmittel: Typen, Technik, Daten. 1. Auflage. Motorbuch, 2017, ISBN 978-3-613-03974-2, S. 143.