„Geschlechtsidentität“ – Versionsunterschied
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Die vollständige und ausschließliche Identifikation mit einem der zwei Geschlechter „weiblich“ oder „männlich“ wird als ''binäre'' Geschlechtsidentität bezeichnet. Darüber hinaus gibt es Geschlechtsidentitäten, die nicht in das binäre („zweiteilige“) [[Geschlechtsmerkmal|Geschlechtssystem]] passen; hierfür gibt es die Bezeichnung ''nichtbinär'' (engl.: ''nonbinary''), manchmal auch ''genderqueer'' (diese Bezeichnung wird oft mit einem politischen Hintergrund assoziiert, z. B. Anarchismus oder auch radikaler Feminismus, insbesondere [[Postfeminismus]], vgl. [[Queer-Theorie]]). Beispiele sind „weder weiblich noch männlich“, „sowohl weiblich als auch männlich“, „manchmal weiblich, manchmal männlich (oder manchmal ggf. auch anders)“, „[[drittes Geschlecht]]“, Fehlen (oder Ablehnung) jeglicher Geschlechtsidentität, etc. Manche Menschen mit einer nichtbinären Identität streben geschlechtliche Neutralität an. Dies wird gelegentlich auch als ''neutrois'' bezeichnet. |
Die vollständige und ausschließliche Identifikation mit einem der zwei Geschlechter „weiblich“ oder „männlich“ wird als ''binäre'' Geschlechtsidentität bezeichnet. Darüber hinaus gibt es Geschlechtsidentitäten, die nicht in das binäre („zweiteilige“) [[Geschlechtsmerkmal|Geschlechtssystem]] passen; hierfür gibt es die Bezeichnung ''nichtbinär'' (engl.: ''nonbinary''), manchmal auch ''genderqueer'' (diese Bezeichnung wird oft mit einem politischen Hintergrund assoziiert, z. B. Anarchismus oder auch radikaler Feminismus, insbesondere [[Postfeminismus]], vgl. [[Queer-Theorie]]). Beispiele sind „weder weiblich noch männlich“, „sowohl weiblich als auch männlich“, „manchmal weiblich, manchmal männlich (oder manchmal ggf. auch anders)“, „[[drittes Geschlecht]]“, Fehlen (oder Ablehnung) jeglicher Geschlechtsidentität, etc. Manche Menschen mit einer nichtbinären Identität streben geschlechtliche Neutralität an. Dies wird gelegentlich auch als ''neutrois'' bezeichnet. |
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== Entwicklungspsychologie == |
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Jungen richten nach der Geburt ihre Aufmerksamkeit (zu 52%) eher auf ein Mobile; Mädchen dagegen nur zu 41%. Der Unterschied ist zwar gering, aber von Erziehungseinflüssen unabhängig.<ref>Birgit Herden: Erbe und Erzieung, in: DIE ZEIT Nr. 27, 28. Juni 2007, S. 30-31</ref> |
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Burkhard Strassmann <ref>Woher haben sie das?, in: DIE ZEIT Nr. 27; 28. Juni 2007, S. 29-30</ref> meint, dass schon drei Monate alte Kinder Männer- und Frauenstimmen voneinander unterscheiden können. Kinder im Alter von einem Jahr können männliche und weibliche Gesichter voneinander unterscheiden; Sie achten dabei auf Haarlänge und Kleider. Und welches der Kinder diese Unterscheidung klar schaffen, können später lockerer mit diesen Kategorien umgehen. |
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Susan Gilbert sagt<ref>Susan Gilbert, s. Literatur, S. 118</ref>, dass Zwei- und Dreijährige rosa und lavendel als Mädchenfarben, braun und blau als Jungenfarben bezeichnen. Das bedeutet auch, dass Kinder in diesem Alter klarsehen, zu welchem Gescchlecht sie gehören. |
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Kinder im Alter von ca. sechs Jahren begreifen, dass die Zugehörigkeit zu einem Geschlecht etwas Stabiles (Unveränderliches) ist.<ref>Susan Gilbert, S. 119</ref> |
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Nach Birkenbiehl <ref>Vera F. Birkenbiehl: Jungen und Mädchen: wie sie lernen; Knaur Ratgeber, München 2005, S. 50 f</ref> baue männliche Identität auf „Kooperation & Rivalität“ auf. „Gleichzeitig stellen alle Männer in der Horde auch Rivalen dar.“ Aber die Mitgliedschaft in einer Gang schaffe auch Sicherheit. Wichtiger als schlechte Noten seien Jungen z. B. die Zugehörigkeit in der Gruppe. |
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Frauen dagegen seien Gruppenwesen. Sie bildeten Netzwerke mit Personen, mit denen sie sich identifizieren könnten. Frauen definierten sich vor allem als Leistungswesen; sie beziehen ihr Selbstverständnis über Leistung. Sie freuten sich ausgeprägt über Erfolge – und litten auch bei Misserfolgen. Frauen gingen zielsicherer durch das Leben als Männer.<ref>So Birkenbiehl; S. 50</ref> |
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Ein weit verbreitetes Klischee ist, dass Männer eher das rationale Denken verkörpern, Frauen das emotionale. Für Männer sei es wesentlich, leistungsfähig und kompetent zu sein; für Frauen dagegen gefühlsbetont.<ref>Gisela Steins: Identitätsentwicklung – Die Entwicklung von Mädchen zu Frauen und Jungen zu Männern, Lengerich: Pabst Science Publishers, 2003</ref> |
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== Literatur == |
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Version vom 24. August 2016, 19:40 Uhr
Unter Geschlechtsidentität (selten auch: Identitätsgeschlecht) versteht man in der Psychologie das Geschlecht, dem sich ein Individuum zugehörig fühlt und das meistens mit den körperlichen Geschlechtsmerkmalen übereinstimmt. Menschen, bei denen dieses gar nicht, nicht immer, nicht ganz oder nicht ausschließlich der Fall ist, bezeichnet man als Transgender, die psychologische beziehungsweise medizinische Diagnose laut ICD-10 und DSM-IV lautet gegebenenfalls „Menschen mit Geschlechtsidentitätsstörung“.
Menschen, die vollständig in die andere Geschlechterrolle wechseln und häufig eine geschlechtsangleichende Operation als notwendige Behandlung benötigen, um den Körper dem eindeutigen Identitätsgeschlecht anzugleichen, werden auch als transsexuell bezeichnet.
Die vollständige und ausschließliche Identifikation mit einem der zwei Geschlechter „weiblich“ oder „männlich“ wird als binäre Geschlechtsidentität bezeichnet. Darüber hinaus gibt es Geschlechtsidentitäten, die nicht in das binäre („zweiteilige“) Geschlechtssystem passen; hierfür gibt es die Bezeichnung nichtbinär (engl.: nonbinary), manchmal auch genderqueer (diese Bezeichnung wird oft mit einem politischen Hintergrund assoziiert, z. B. Anarchismus oder auch radikaler Feminismus, insbesondere Postfeminismus, vgl. Queer-Theorie). Beispiele sind „weder weiblich noch männlich“, „sowohl weiblich als auch männlich“, „manchmal weiblich, manchmal männlich (oder manchmal ggf. auch anders)“, „drittes Geschlecht“, Fehlen (oder Ablehnung) jeglicher Geschlechtsidentität, etc. Manche Menschen mit einer nichtbinären Identität streben geschlechtliche Neutralität an. Dies wird gelegentlich auch als neutrois bezeichnet.
Entwicklungspsychologie
Jungen richten nach der Geburt ihre Aufmerksamkeit (zu 52%) eher auf ein Mobile; Mädchen dagegen nur zu 41%. Der Unterschied ist zwar gering, aber von Erziehungseinflüssen unabhängig.[1]
Burkhard Strassmann [2] meint, dass schon drei Monate alte Kinder Männer- und Frauenstimmen voneinander unterscheiden können. Kinder im Alter von einem Jahr können männliche und weibliche Gesichter voneinander unterscheiden; Sie achten dabei auf Haarlänge und Kleider. Und welches der Kinder diese Unterscheidung klar schaffen, können später lockerer mit diesen Kategorien umgehen.
Susan Gilbert sagt[3], dass Zwei- und Dreijährige rosa und lavendel als Mädchenfarben, braun und blau als Jungenfarben bezeichnen. Das bedeutet auch, dass Kinder in diesem Alter klarsehen, zu welchem Gescchlecht sie gehören.
Kinder im Alter von ca. sechs Jahren begreifen, dass die Zugehörigkeit zu einem Geschlecht etwas Stabiles (Unveränderliches) ist.[4]
Nach Birkenbiehl [5] baue männliche Identität auf „Kooperation & Rivalität“ auf. „Gleichzeitig stellen alle Männer in der Horde auch Rivalen dar.“ Aber die Mitgliedschaft in einer Gang schaffe auch Sicherheit. Wichtiger als schlechte Noten seien Jungen z. B. die Zugehörigkeit in der Gruppe.
Frauen dagegen seien Gruppenwesen. Sie bildeten Netzwerke mit Personen, mit denen sie sich identifizieren könnten. Frauen definierten sich vor allem als Leistungswesen; sie beziehen ihr Selbstverständnis über Leistung. Sie freuten sich ausgeprägt über Erfolge – und litten auch bei Misserfolgen. Frauen gingen zielsicherer durch das Leben als Männer.[6]
Ein weit verbreitetes Klischee ist, dass Männer eher das rationale Denken verkörpern, Frauen das emotionale. Für Männer sei es wesentlich, leistungsfähig und kompetent zu sein; für Frauen dagegen gefühlsbetont.[7]
Literatur
- H. A. G. Bosinski: Determinanten der Geschlechtsidentität. Neue Befunde zu einem alten Streit (PDF; 567 kB). In: Sexuologie, 2004.
- Susan Gilbert: Typisch Mädchen! Typisch Junge! Praxisbuch für den Erziehungsalltag, DTV Verlag, München 2004
- Norbert Kühne: Mädchen und Jungen – Entwicklung, Erziehung, Identität. In: Praxisbuch Sozialpädagogik, Band 8, Bildungsverlag EINS, Troisdorf 2010, ISBN 978-3-427-75416-9, S. 9–41.
- Norbert Kühne: Geschlechtsidentität – Typisch Mädchen, typisch Junge? In: Unterrichtsmaterialien Pädagogik-Psychologie (Nr. 694). Stark Verlag/Mediengruppe Pearson, Hallbergmoos 2012–2016.
- Born free and equal – Sexual orientation and gender identity in international human rights law (PDF; 1,7 MB). UNHCHR, 2012.
- Transsexualität entsteht schon im Mutterleib. Die Welt, 22. Juli 2015.
- Johanna Olson, Sheree M. Schrager, Marvin Belzer, Lisa K. Simons, Leslie F. Clark: Baseline Physiologic and Psychosocial Characteristics of Transgender Youth Seeking Care for Gender Dysphoria. In: Journal of Adolescent Health. 2015, doi:10.1016/j.jadohealth.2015.04.027.
- Abweichende Geschlechtsidentität – Prävalenz, Auswirkungen und Verhalten im beruflichen Umfeld Stefan Balk, 2015 (PDF; 3.443 KB)
Siehe auch
- Gender („soziales“ oder „psychologisches“ Geschlecht)
- Heteronormativität
- Sexualität
- sexuelle Identität
- Yogyakarta-Prinzipien
- Erklärungen und Resolutionen der Vereinten Nationen über die sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität
- Intersexualität
- ↑ Birgit Herden: Erbe und Erzieung, in: DIE ZEIT Nr. 27, 28. Juni 2007, S. 30-31
- ↑ Woher haben sie das?, in: DIE ZEIT Nr. 27; 28. Juni 2007, S. 29-30
- ↑ Susan Gilbert, s. Literatur, S. 118
- ↑ Susan Gilbert, S. 119
- ↑ Vera F. Birkenbiehl: Jungen und Mädchen: wie sie lernen; Knaur Ratgeber, München 2005, S. 50 f
- ↑ So Birkenbiehl; S. 50
- ↑ Gisela Steins: Identitätsentwicklung – Die Entwicklung von Mädchen zu Frauen und Jungen zu Männern, Lengerich: Pabst Science Publishers, 2003