ADB:Lehwaldt, Hans von
Friedrichs II. Thronbesteigung Generalmajor. Während des 1. schlesischen Krieges befand er sich zunächst bei der Armee des Fürsten Leopold von Anhalt in den Lagern von Brandenburg und Gröningen, marschirte mit dieser 1742 nach Schlesien und wohnte dann der Schlacht von Czaslau (17. Mai) bei. Im 2. schlesischen Kriege finden wir ihn zuerst unter dem General von der Marwitz in Oberschlesien, dann commandirte er ein abgesondertes Corps und zog sich durch die Unentschiedenheit, welche er mehrmals zeigte, das Mißfallen des Königs zu; ein Erfolg, den er über die Oesterreicher am 14. Febr. 1745 bei Habelschwerdt davon trug, verschaffte ihm Friedrichs Gunst von neuem. Sein Verhalten bei Hohenfriedberg (4. Juni) und ein glückliches Treffen, welches er am 11. September bei Neustadt an der Mettau lieferte, sowie sein Verhalten während der Schlacht bei Soor (30. September), wo er mit seinem Corps aus dem Lager von Trautenau auf den Kanonendonner losmarschirte und der Armee den Rücken deckte, befestigten ihn in derselben. Als dann der König im December dem Fürsten Leopold von Anhalt nach Sachsen zu Hülfe eilte, sandte er L. mit einer Abtheilung voraus, welcher so Gelegenheit erhielt, bei Kesselsdorf (15. December) mitzufechten und durch die Wegnahme dieses Dorfes durch die von ihm befehligte Infanterie des rechten Flügels des ersten Treffens wesentlich zur Entscheidung der Schlacht beizutragen. Bereits 1743 war er General-Lieutenant geworden, hatte 1744 den schwarzen Adlerorden, später noch andere Gunstbezeugungen erhalten und war 1757 Gouverneur von Königsberg in Preußen. Als in diesem Jahre die Russen unter Feldmarschall Graf Apraxin mit bedeutenden Kräften in die Provinz einfielen, führte L. ihnen gegenüber das Commando. Mit 24 000 gegen 90 000 Mann griff er [167] sie, auf Geheiß des Königs, am 30. August bei Groß-Jägerndorf an; Fehler in seinen Dispositionen, die große Uebermacht des Feindes und einzelne unglückliche Zufälle hatten zwar den Verlust der Schlacht zur Folge, aber die Russen nutzten ihren Sieg nicht aus, sondern räumten sogar die Provinz. L. wurde nun mit seinen Truppen nach Pommern gesandt, wo General von Manteuffel gegen die Schweden focht. Im Januar 1758 kam er auf dem Kriegsschauplatze an, welchen der Feind ihm bald überließ, indem er sich auf Stralsund und Rügen beschränkte. Der König hatte aber mehr Energie und Initiative von seinem Feldherrn und namentlich eine Unternehmung auf Rügen erwartet, zu der L. sich nicht entschließen konnte (Marschall v. Sulicki, Der siebenjährige Krieg in Pommern, Berlin 1867). Im April wurde er daher durch den General Graf Dohna ersetzt und ging seiner geschwächten Gesundheit wegen nach Berlin. Sein Tagebuch über die Kriegsjahre 1757 bis 1758 ist abgedruckt im 1. Bande des Journals Bellona (Dresden 1781). Im J. 1759 wurde er hier Gouverneur, im October 1760 mußte er nochmals das Schwert ziehen, um die Stadt – wenngleich vergeblich – gegen Russen und Oesterreicher zu vertheidigen. Am 1. Juli 1762 übernahm er von neuem sein preußisches Gouvernement; am 16. Novbr. 1768 starb er zu Königsberg. Während seiner Commandoführung im siebenjährigen Kriege gab der König ihm, wie anderen Generalen, deren schätzenswerthe Eigenschaften er durch Zutheilung einer jüngeren Intelligenz zu steigern dachte, einen der jüngeren Offiziere seiner Umgebung bei, zuerst den Oberst-Lieutenant von der Goltz. Als dieser bei Groß-Jägerndorf gefallen war, erbat L. sich einen Ersatz, welchen er in der Person des jüngeren Stutterheim erhielt.
Lehwaldt: Hans von L., preußischer General-Feldmarschall, im Juni 1685 in Preußen geboren, trat 1700 in den Dienst, nahm am pommerschen Feldzuge von 1715 Theil und wurde bei- (König) Biographisches Lexikon aller Helden und Militärpersonen, welche sich in preußischen Diensten verdient gemacht haben, II, Berlin 1789.