Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort | |
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mit seim verzagten Härzen:
„Gott ist mir allezeit gnädig gsi,
iez můß ich vonem laßen.“
begägnet ihm üsi liebe Frauen:
„Behüt dich Gott, du reini Magt!
dich darf ich nimmen anschauen.“
der Stab fieng an zu grůnen:
der Papst schickt uß in alli Land,
er ließ Tanhuser sůchen.
Tanhuser ist verfaren!
Tanhuser ist in Frau Frenen Bärg,
wott Gottes Gnad erwarten.
kein Sünder nie verdammen;
der Sünder mag sein so groß er wil,
kan Gottes Gnad erlangen.
1. Wele, welcher. gang, gehe. uße, hinaus. – 2. Wan, indem, da. inen, ihnen. – 3. weit, wollet. gä, geben. – 4. treit, trägt. ich gsehs, ich seh es. brun, braun. – 5. eegälten, entgelten. – 6. Frau Frene, Frau Venus. leit, legt. - 7. gee, gehn. bichten, beichten. bluoten, blutigen, blutenden. – 9. Dürri, Dürre, Trockenheit. – 10. kneuet, kniet. wellist, wollest. Vers 1. lautete wol ursprünglich: „Tanhuser viel in Crüzestal.“ (so Uhland II, 1032.) – 11. gsi, gewesen. vonem, von ihm. – 12. üsi, unsere. nimmen, nicht mehr. – 14. wott, wollt.
von dem Danhäuser zu singen,
und was er hat Wunders gethan
mit seiner Frau Venusinnen.
wann er wollt Wunder schauen;
er wollt in Frau Venus Berg
zu andern schönen Frauen.
daran sollt ihr gedenken!
ihr habt mir einen Eid geschworn:
ihr wöllt von mir nit wenken.“
ich will das widersprechen,
und redt das Jemand mehr dann ihr,
Gott helf mirs an ihm rächen!‘‘‘
ihr sollt bei mir bebleiben;
ich will euch mein Gespielen geben
zu einem stäten Weibe.“
ich hab in meinen Sinnen:
so müßt ich in der Höllen (Hellen) Glut
auch ewiglichen brinnen.‘‘‘
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_086.jpg&oldid=- (Version vom 25.10.2019)