war dabei ein sehr kühler Liebhaber, der weder seufzte noch weinte, und es zu unbequem fand, bei Nacht und Nebel vor meine Thüre zu kommen: nur bisweilen schlief er bei mir, und auch das jedesmal erst nach langen Pausen.
3. Einmal aber kam er und fand die Thüre verschlossen (der Maler Calliades war nämlich bei mir, der zehen Drachmen geschickt hatte): er schimpfte und ging brummend seiner Wege. Viele Tage gingen drüber hin, ohne daß ich nach ihm schickte. Endlich aber, als Calliades eben wieder bei mir war, erschien er, wartete vor der verschlossenen Thüre, und mochte inzwischen gewaltig warm geworden seyn; denn als die Thüre aufging, stürzte er herein, heulte und tobte, drohte mit Mord und Todtschlag, prügelte mich durch, riß mir die Kleider vom Leibe, kurz, machte das tollste Zeug, und das Ende vom Liede war, daß er mir ein Talent gab, und mich dafür acht volle Monate ganz allein hatte. Seine Frau sagte damals zu allen Leuten, ich hätte es ihm durch einen Liebestrank angethan, aber der Liebestrank war seine Eifersucht. Siehst du liebe Chrysis; dieses Mittelchen mußt du bei deinem Gorgias auch anwenden. Der junge Mensch wird ein großes Vermögen bekommen, wenn es mit seinem Vater einmal eine Veränderung geben sollte.
1. Dorcas. Wir sind verloren, Frau, wir sind verloren! Polemo ist aus dem Kriege zurück, und bringt gewaltig viel Geld mit, wie die Leute sagen. Ich habe ihn selbst gesehen: er trägt einen mit Purpur besetzten Mantel
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. J. B. Metzler, Stuttgart 1827–1832, Seite 1586. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_1586.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)