Zum Inhalt springen

Fotografischer Standort

Aus Wikiversity
Version vom 24. März 2021, 15:33 Uhr von 94.216.68.138 (Diskussion) (Eine typische Postkarte)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
oder
Warum Wikipedianer keine Postkarten fotografieren

Wie fotografiert man Gebäude, Naturdenkmale oder Ähnliches für Wikipedia?
ein Vortrag auf dem 3. Treffen Wikipedia Norddeutschland


Worum geht es?

[Bearbeiten]
Fujifilm X-M1
Foto: Kārlis Dambrāns, Lizenz cc-by-2.0
Nikon D300s

Es geht hier weniger um eine allgemeine Standortbestimmung als um konkrete Bildgestaltung durch die Wahl des Standortes sowie einige Mittel, Bilder allein durch Standortwahl stark zu beeinflussen. Welche Möglichkeiten hat man, ohne teure und aufwendige Technik ansprechende Fotos zu machen?

Alle Fotos auf dieser Seite entstanden innerhalb weniger Stunden rund um das Schweriner Schloss. Als Kamera kam eine Fujifilm X-M1 zum Einsatz. Das ist zwar keine Knipskiste vom Grabbeltisch aber die Bedienung weitgehend der von heute üblichen Systemkameras. Beim Treffen in Schwerin kann jeder, der möchte, diese und auch das "Monster" Nikon D300s mit 2,8/24-70 ausprobieren. Für Interessenten wurden bei WMDE weitere Kameras beantragt.

Was brauchst du?
  • irgendeine Kamera, die einigermaßen farbtreu und scharf fotografieren kann, bitte kein Telefon
  • Megapixel sind unwichtig
  • Preis der Kamera ist unwichtig
  • Alter der Kamera ist (fast) unwichtig
  • sei mutig!

Eine typische Postkarte

[Bearbeiten]
Das ist die Postkarte
(17:07 Uhr)
Alles Andere als eine Postkarte: Hartes Streiflicht von der Seite, sichtbare Front im Schatten
16:48 Uhr

Das Schweriner Schloss ist wie Neuschwanstein, Sanssouci, Eiffelturm oder Tower-Bridge ein vielfotografiertes Objekt. Wer zum ersten Mal zu solch einem Objekt kommt, ist von den eigenen Aufnahmen nicht selten enttäuscht. Man ist versucht, mit seiner Kamera eben genau das einzufangen, was man aus Literatur, Internet und von Postkarten kennt. Man stellt also selbst eine Postkarte nach. Allerdings hat man als Zugereister fast immer einen entscheidenden Nachteil: Man kann sich Wetter und herumlaufendes Publikum nicht bestellen und kennt die günstigsten Standorte in Verbindung mit Uhrzeiten und Wetter nicht.

Meistens sind Menschen auf dem Bild. Das ist authentischer, aber keine Postkarte
(16:29 Uhr)
Achte darauf, dass Schloss und Baum nicht zusammenwachsen
(17:17 Uhr)

Es gelingt relativ selten, dass man die typische Postkarte selbst fotgrafieren kann. Ein Postkartenfotograf geht sehr zielstrebig vor, studiert Wetterberichte, um dann mit Stativ loszuziehen, um ein ganz bestimmtes Motiv genau nach seinen Vorstellungen abzulichten. Ein Postkartenfotgraf hat dabei sehr viel Zeit, sitzt oft stundenlang herum, bis sich die gewünschte Szene ergibt. Er kann mit Schwarzfilter experimentieren, um Publikum aus dem Bild zu bekommen, ebenso mit Mehrfachbelichtungen. All das haben wir normalerweise nicht, wenn wir zu Besuch an einem fremden Ort sind und Erinnerungsbilder machen wollen.

Statt einer schlechten Postkarte solltest du also versuchen, ein gutes Erinnerungsfoto, eine gelungene Reportage oder einfach nur "den anderen Blick" zu fotografieren. Dabei finden sich selbst für scheinbar totfotografierte Objekte oft besondere Möglichkeiten. Manchmal muß man auch einfach nur mit der Kamera spielen, sich selbst selbst bewegen. Das, was bei einer Postkarte oftmals störend wirkt, ist bei Dokumentarfotos, wie sie in der Wikipedia benötigt werden, oft passend und angebracht. Als wichtigster faktor erscheinen dabei Menschen im Bild. Postkartenfotografen versuchen, tunlichst keine Personen abzulichten. Dies hat einerseits rechtliche Gründe, außerdem sind menschenleere Städte scheinbar neutraler. Nur an extrem belebten Plätzen werden Menschen akzeptiert.

Dokumentarfotos brauchen jedoch Menschen, wenn auch nur als beiläufige Nebenwirkung. Solche Bilder wirken echter, belebter. Allerdings dürfen die abgebildeten Personen nicht zum Hauptmotiv werden.

Ein gutes Foto entsteht im Auge des Fotografen, nicht durch teure Technik

Wenn ein paar Äste eines Baumes das Objekt im Hintergrund umrahmen soillen, ist es doch sehr ärgerlich, wenn einer der Äste auf dem fertigen Bild genau auf der höchsten Turmspitze zu liegen scheint. Um so etwas zu verhindern, reichen oft wenige Zentimeter Standortänderung aus. Solche Kleinigkeiten machen sehr viel aus und dabei spielt die Kameratechnik überhaupt keine Rolle.

50 mm
(19:47:09 Uhr)

Welche Brennweite benutze ich? Dies wird von vielen Gelegenheitsfotografen ignoriert, man geht planlos von Stelle zu Stelle und knipst alles mit der gleichen Brennweite. Aber schon sinples Zoomen kann völlig andere Bildwirkungen erzielen. Sei mutig! Probiere einfach mal was aus! Es muß mitnichten immer "alles" auf einem Foto zu sehen sein, Details sind manchmal wichtiger als Übersichtsbilder. Aber das hauptmotiv muß auch nicht immer formatfüllend im Bild sein, manchmal wirkt es besser, wenn es klein ist. Je nach Motov kann die Lösung sehr unterschiedlich aussehen.

Diese Beispiele machen außerdem deutlich, daß es kein Wetter gibt, bei dem man nicht fotografieren kann. Ein schweres Gewitter hat hier gerade wenige Minuten Pause gemacht und ein Loch in der Wolkendecke läßt die Sonne hindurchstrahlen. Diese Beleuchtung war allerdings auch nur knapp eine Minute präsent, man muß bei solchen Situationen sofort fotografieren.

16 mm
(19:47:37 Uhr)
(15:57 Uhr)
(15:36 Uhr)

Wie auch beim obigen Beispiel stellt sich mitunter die Frage, ob man einen Vordergrund mit aufs Bild nimmt oder nicht. Oft ist das Geschmackssache. Vordergrund darf gern auch unscharf sein, so lenkt er nicht so stark vom Hauptmotiv ab. Aber auch große Flächen (hier in den Beispielen rechts) mit den Spiegelungen des Bauwerks im Wasser sind empfehlenswert.

Manchmal ist es besser, nicht ganz dicht ans Bauwerk heranzuzoomen, um noch etwas drumherum auf dem Bild zu haben. Vor Ort ist die Wirkung schwer abzuschätzen, es ist besser, ein paar Bilder mehr zu machen und die Entscheidung am großen Bildschirm zu hause zu treffen.

(15:58 Uhr)
(15:38 Uhr)

Farbe

[Bearbeiten]
Kamera fast auf dem Boden und Blumen werden sehr groß
(17:00 Uhr)

Viele Motive geben von sich aus nicht allzuviel her. man ist froh, wenn man die Stimmung wie im hiesigen Bild mit ein paar Farbtupfern auflockern kann. In diesem Beispiel ist das etwas übertrieben, die Blumen dominieren das Bild und vom Schloß selbst ist nicht mehr so viel zu sehen. Zur Illustration des Schloßgartens ist es jedoch gut geeignet.

Farbe kann Bilder beleben. Zu viel Farbe wirkt jedoch schnell überladen und kitschig. das ist bei manchen Motiven angebracht, vor allem wenn es die übliche Erscheinungsweise des Motovs ist. Es gibt keine allgemeine Regel dafür.

Fotos im Regen

[Bearbeiten]
Die Brauchbarkeit derartiger Fotos ist fraglich. Allerdings immer besser als gar kein Foto.

Normalerweise macht man ja bei sehr schlechtem Wetter keine Fotos. Für Wikipedianer als Fotografen trifft das aber nur sehr bedingt zu. Wenn ich schon einmal in dieser Stadt bin, dann will ich auch Objekt XYZ unbedingt fotografieren, davon fehlt uns ein Bild - so oder ähnlich ist manchmal die Denkweise. Prinzipiell kann man bei jedem Wetter fotografieren, solange die Technik mitmacht.

Gegenlicht

[Bearbeiten]

Gegenlicht macht Fotos manchmal interessanter, lebendiger. Manchmal kann man auch einfach nicht anders, weil die Sonne nun mal gerade hinter dem Haus ist. Meistens ist Gegenlich ein Fall für erfahrenere Fotografen und anspruchsvollere Technik. Der hohe Kontrastumfang und Farbsäume ("CAs") sorgen für unschöne Fotos. Derartige Fehler sind auch mit Software oft nicht korrigierbar.

Achte deshalb nach Möglichkeit auf Licht von hinten. Dabei muß die Sonne nicht direkt im Rücken stehen, schräg von hinten ist auch ok. Automatisch erhältst du selbst mit kleinen Kameras gute Ergebnisse.

Panorama

[Bearbeiten]
Beispiel 1
8.876 × 3.703 Pixel
Beispiel 2
8.362 × 4.223 Pixel

Die Modeerscheinung der Panoramafotos entstand aus der Not, daß mit Beginn der Digitalfotografie keine anständigen Objektive für Weitwinkelaufnahmen zur Verfügung standen. Oder mit anderem Ansatz: die fotografischen Sensoren waren noch kleiner als Kleinbildfilme und somit waren alle verfügbaren Objektive um etwa den faktor 1,5 in Richtung Teleobjektiv verschoben. Was die Hardware erst allmählich lieferte, wurde durch Software abgefangen, es entstanden Programme, die mehr ider weniger elegant aus mehreren Fotos ein neues Bild zusammensetzen konnten.

Auch wenn du selbst keine Panoramas herstellen kannst, könnte es sich lohnen, Aufnahmeserien zu machen und die Fotowerkstatt um Hilfe zu bitten. Beim Fotografieren ist Folgendes zu beachten:

Grundregeln
  • bitte Hochformat aufnehmen, sonst werden die Panoramen zu sehr "Schlauchbilder"
  • behalte den Horizont in der Mitte
  • lasse die Einzelbilder deutlich überlappen
  • benutze nach Möglichkeit für alle Einzelbilder die gleichen Belichtungseinstellungen, also keine Automatik sondern den Modus "M", falls deine Kamera dies kann
Probleme
  • Bewegung in den Bildern: bewegte Äste, umherlaufende Leute usw. schaffen Geisterbilder und Unschärfen oder wie im hiesigen Beispiel unschöne Übergänge im Wasser
  • behalte den Horizont im Blick, wenn er stark verrutscht, wird das Bild zu schmal
  • drehe dich nur, bewege dich nicht zur Seite oder vor und zurück
  • bewege nie den Zoom

Dieses erste Beispielbild entstand aus 8 Einzelbildern, die mit sehr starken Überlappungen fotografiert wurden. Beim zweiten Beispiel wurden vom Ausgangsmaterial nur 4 Bilder benutzt. Die Ergebnisse sind vergleichbar, ohne große Unterschiede.

Ausgangsmaterial

HDR(i) ist ebenfalls eine Modeerscheinung und wie Panoramafotos auf eine Unzulänglichkeit der Digitalkameras zurückzuführen.