Das Phänomen Armut – Essen aus dem Müll – während sich die Verursacher ihre Schandtaten mit Millionen Euro versüßen

Wenn eine Bank Milliarden Euro an Boni auszahlt, ist dies eine Schlagzeile wert. Doch es wird viel zu wenig  über die vielen älteren Menschen berichtet, die mit ca. 300 Euro pro Monat überleben müssen und die gezwungen sind, durch den Müll zu stöbern, um nach Nahrung zu suchen. Für einige Länder in der EU mögen 300 Euro im Monat viel sein, doch in den „reichen“ Ländern der EU, wie zum Beispiel Italien, ist es zum Sterben zu viel, zum Leben zu wenig. 

Die Deutsche Bank liegt am Boden, zahlt aber trotzdem Milliarden an Boni!  Aber auch in der Automobilbranche werden Taten gerne versüßt anstatt bestraft: Das wird nirgendwo deutlicher als beim EX-Volkswagen-Chef Martin Winterkorn. Das sogenannte Ruhegeld soll sich für den 70-Jährigen auf rund 1,2 Millionen Euro jährlich belaufen oder umgerechnet auf knapp 3100 Euro pro Tag. Hunger: nur ein Problem von Entwicklungsländern? Nicht ganz: Auch in den „reichen“ Industrieländern leben laut der UN-Welternährungsorganisation FAO inzwischen 15 Millionen chronisch Unterernährte. Chronische Unterernährung ist in Deutschland zwar selten, dennoch kann man auch hierzulande von einer Rückkehr der Ernährungsarmut sprechen.

Das Phänomen Armut

Das folgende Schaubild zeigt die Armutsgefährdungsquote in der EU.  In der Europäischen Union gelten Personen als arm, die monatlich weniger als 60 Prozent des nationalen Mittelwerts verdienen. In Deutschland entspricht dies etwa 930 Euro. Doch es sind nur Zahlen für die Statistik, denn wenn man sich heute die Steigerungen der Miete anschaut oder die Steigerung der Lebenshaltungskosten, darf man diese Faktoren nicht außer Acht lasen. Da wären zum Beispiel: Wohnen, Gesundheit, Ernährung,  Bildung, aber auch Kleidung und Kommunikationsmöglichkeiten. Armut bedeutet, auch geringere Chancen, am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.

Im Jahr 2016 waren 117,5 Millionen Menschen in der Europäischen Union (23,4% der Bevölkerung) von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht.

http://geostata.com/at-risk-of-poverty-rate-in-the-eu-2014/

Immer mehr alte Menschen, auch in Deutschland, drohen in den kommenden Jahren, an Armut zu leiden. Das folgende Video, welches wir am 07. Februar 2018 auf unsere Pinnwand posteten, bekamen wir aus Italien. Wir reden viel zu wenig über die vielen älteren Menschen, die mit 300 Euro pro Monat überleben müssen und gezwungen sind, durch den Müll zu stöbern, um nach Nahrung zu suchen. Es sind nicht nur Obdachlose, die in Italien im Müll nach Nahrung suchen, sondern ältere Damen.

Wir Netzfrauen berichteten 2013 in unserem Beitrag Italien, das zweite Zypern?, dass Italien eine Welle wütender Proteste erschütterte. Erst die Bauern, dann die Studenten: In ganz Italien kam es zu Demonstrationen. Der Zorn richtete sich gegen den Fiskus, das Brüsseler Spardiktat und die etablierten Politiker. Allein 2012 wurden 70 000 Familien die Wohnung gekündigt, weil sie mit der Miete im Rückstand waren. Laut der Statistikbehörde ISTAT hatte sich die Zahl der »absolut Armen« seit Krisenbeginn 2007 von 2,4 auf 4,8 Millionen verdoppelt. Und immer noch hat sich die Situation in Italien nicht gebessert : Italien – Bankenkrise 2.0 – Schöne Bescherung! – Wieder Bankenrettung durch Steuerzahler!

Die Zahl der von Armut betroffenen oder bedrohten Menschen steigt auch in Deutschland immer weiter an. Viele sind auf staatliche Hilfe angewiesen.

Gefahr von Armut oder sozialer Ausgrenzung in der EU-28, 2016

In dem folgenden Schaubild können Sie den Anteil der von Armut bedrohten Bevölkerung in Deutschland sehen. 

http://www.infodata.ilsole24ore.com/2017/10/24/scopri-rischio-poverta-europa-lindentikit-dei-nuovi-poveri/#

Die tiefe Rezession und die nur langsame Erholung nach der Finanzkrise von 2008 sind die Hauptursachen für das Phänomen Armut. Aber auch die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt, der Bevölkerungsrückgang, der zur Überalterung der Bevölkerung und zur Reduzierung des Familienzusammenhalts führt. Dieser Teufelskreis ist global, aber wie neue Zahlen belegen, ist Italien eines der am stärksten betroffenen Länder. Andere Staaten wie Schweden haben spezifische Maßnahmen eingeführt, um junge Menschen zu ermutigen, zu studieren und hochwertige Beschäftigungsmöglichkeiten zu suchen, damit sie höhere Gehälter erreichen können und damit bereits fürs Alter vorsorgen.

Armutsbericht Italien

Junge Menschen sind laut dem jüngsten Armutsbericht der Caritas in Italien am stärksten von der Armut betroffen. Der Bericht, der Ende 2017 veröffentlicht wurde, zeigt ein besorgniserregendes Bild von Italien. Armut ist ein weit verbreiteteres Phänomen als in all den Jahren vorher. Die alarmierende Tatsache: die am stärksten benachteiligten Personen sind Rentner wie in der Vergangenheit, aber auch Junge Menschen. Während die Jugendarmut in Europa rückläufig ist, nimmt sie in Italien zu!

13 Millionen Spanier sind von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht –  Das sind 27,9% der Bevölkerung

30% der in Armut lebenden Menschen haben in Spanien einen Arbeitsplatz und 15% haben eine höhere Ausbildung, das sind die aktuellen Zahlen von Oktober 2017.

In Spanien können viele nicht ihre Stromkosten zahlen. Vielen leiden unter einer Energiearmut. Die Kosten sollen zu den höchsten in der EU gehören. Tausende Menschen protestierten gegen Energiearmut, nachdem einer Frau der Strom wegen Zahlungsrückstands abgedreht worden war und sie daraufhin starb. Es kam zu Kundgebungen in rund 20 Städten. Siehe: Spanien: Zehntausende Spanier feiern – seit fünf Jahren „empört“ – Hungern, während Banker sich ihre Schandtaten mit Millionen versüßen

Wo ist die Armut von Rentnern am meisten verbreitet?

Dazu eine Statistik aus 2015. Großbritannien veröffentlichte im Dezember 2017 einen Anstieg gegenüber 2012/13:  Knapp 300 000 mehr Rentner und 400 000 weitere Kinder leben heute unter der Armutsgrenze.

Das folgende Schaubild wurde 2016 veröffentlicht: In der OECD – Ländern leben 12,6 Prozent der Menschen ab 65 Jahren in relativer Einkommensarmut. In Südkorea leben sogar 50 Prozent der Rentner in Armut und auch Australien und die Vereinigten Staaten haben auch eine hohe Armutsquote bei Rentnern – 35,5 bzw. 21,5 Prozent. Mit nur 2% sind die Niederlande an der Spitze, wo es die wenigsten armen Rentner gibt. Und sogar Spanien, Griechenland und Italien habent weniger „arme“ Menschen über 65 als Deutschland. Dazu auch: Glückwunsch: Exportweltmeister Deutschland – Weltmeister im Lohndumping und die Superreichen profitieren!

In der EU sind mehr als 120 Millionen Menschen von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Die EU-Staats- und Regierungschefs haben sich daher verpflichtet, bis 2020 mindestens 20 Millionen Menschen aus Armut und sozialer Ausgrenzung zu holen. Auch die Strategie Europa 2020 für intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit diesem Problem. Doch davon scheint die EU noch weit entfernt zu sein: Siehe: Frauenarmut – man hat uns einfach vergessen

  • 24 % der EU-Bevölkerung (über 120 Millionen Menschen) sind von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht, darunter 27 % der Kinder, 20,5 % der über 65-Jährigen und 9 % der Erwerbstätigen.
  • Beinahe 9 % der Europäerinnen und Europäer leiden unter materieller Armut – sie können sich keine Waschmaschine, kein Auto und kein Telefon leisten und haben auch kein Geld für Heizung oder unvorhergesehene Ausgaben.

3,1 Millionen Erwerbstätige leben in Armut

Immer mehr Erwerbstätige können laut Statistischem Bundesamt kaum von ihrem Einkommen leben. Ende 2013 bezogen rund 3,1 Millionen Erwerbstätige ein Einkommen unterhalb der Armutsschwelle. Das waren 25 Prozent mehr als im Jahr 2008, als diese Zahl noch bei rund 2,5 Millionen lag. Demnach ergaben Haushaltsbefragungen, dass 379 000 der armutsgefährdeten Erwerbstätigen im Jahr 2013 ihre Miete nicht rechtzeitig bezahlen konnten.

417 000 verzichteten auf ein angemessenes Heizen, und 538 000 sparten beim Essen, indem sie nur jeden zweiten Tag eine vollwertige Mahlzeit zu sich nahmen.

In Frankreich sind sogar Zehntausende trotz Jobs obdachlos. Eine vom französischen Statistikamt Insee veröffentlichte Studie zur Beschäftigungslage französischsprachiger Obdachloser kommt zu einem überraschenden Ergebnis: Jeder vierte Obdachlose in Frankreich hat eine Arbeit. Das Gehalt reicht nicht aus, um eine Wohnung zu halten. Die Hälfte der obdachlosen Frauen sind als Haushaltshilfe, in der Kinderbetreuung oder als Krankenpflegerin tätig. Siehe: Nachfolger von Griechenland – Chaos in Frankreich – Eine Hartz-IV-Reform für Frankreich?

Nicht nur in Griechenland, es rumort auch in Spanien. Hungern, während Banker sich ihre Schandtaten mit Millionen versüßen

Seit 2008 ging es in Spanien wirtschaftlich bergab. Immobilienblase, Bankenkrise, immer mehr Menschen verloren ihren Job, die Regierung legte ein Sparpaket nach dem anderen auf, Sozialleistungen wurden gekürzt, die Arbeitnehmerrechte beschnitten. Zehntausende verloren ihre Wohnungen, weil sie die Hypotheken nicht mehr bezahlen konnten. Vor den Armenküchen bildeten sich Tag für Tag längere Menschenschlangen.

In Spanien trat im Januar 2015 die neue „Verordnung über das Zusammenleben im öffentlichen Raum“ in Kraft: Strafen von 1500 Euro für Bettelnde mit Kind sowie unerlaubtes Campieren im öffentlichen Raum. In Spanien werden immer mehr Menschen zwangsgeräumt und landen auf der Straße.

Siehe: Spanien: Zehntausende Spanier feiern – seit fünf Jahren „empört“ – Hungern, während Banker sich ihre Schandtaten mit Millionen versüßen

Lange Zeit galt Armut in Westeuropa als überwunden; etwas, das aus den Industrieländern ein für allemal verbannt schien. Doch nun kehrt sie mit Schärfe zurück als Folge der Umbrüche und Umstürze in der Wirtschaftswelt und des „Umbaus“ des Sozialstaates. Die neoliberalen Reformen, die größere ökonomische Effektivität und größeren Wohlstand bringen sollten, haben viele Menschen in eine existenzielle Sackgasse geführt. Und das nicht nur in sogenannten Problemländern wie zum Beispiel Spanien. Dort ist die Lage besonders bedenklich. Ein Viertel der Bevölkerung ist arbeitslos, Millionen Kinder leben in Armut oder drohen, dahin abzusteigen.

Aber auch im reichen Deutschland, dem europäischen Wirtschaftswunderland, nimmt die Zahl der Armen zu ebenso wie in Frankreich. Nichts deutet darauf hin, dass diese Situation sich in absehbarer Zukunft zum Besseren wenden wird. Ganze Bevölkerungsgruppen fühlen sich zunehmend ausgegrenzt. Die Armut wird „vererbt“. Das stellt auch die Gesamtgesellschaft vor ernste Herausforderungen: Denn die Kinder sollten eigentlich die Zukunft sein.

1000 Mrd. jährlicher Schaden in der EU – Ohne Steuerflucht hätten die Staaten kein Defizit, sondern Überschüsse.

Panama Papers, Malta-Files, Paradise Papers – immer neue Unternehmensteuer‐Skandale erinnern daran, dass die Steuervermeidung bei Unternehmen noch immer weit verbreitet ist. Die bestmöglichen Schätzungen gehen davon aus, dass dies die Gesellschaft jedes Jahr rund 500 Milliarden US‐Dollar an entgangenen Einnahmen kostet. Einer der Hauptgründe für dieses Problem ist die Tatsache, dass Regierungen Geheimhaltung, Steueranreize und Schlupflöcher bieten, die dies möglich machen.

Gerade erst mit dem Geld der Steuerzahler gerettet, erarbeiten die Banken neue Strategien, um ihren reichen Kunden die Steuerhinterziehung zu ermöglichen. Die Entlarvung von Steuerflüchtlingen wie Amazon und Total macht begreiflich, wie die tiefen Löcher in Europas Staatskassen entstehen konnten. Zum Beispiel: McDonald’s hat sich seit 2009 in Europa um Steuerzahlungen von etwa einer Milliarde Euro gedrückt. Geld, welches der Gesellschaft in ihren sozialen Netz fehlt. Leidtragende sind immer die Ärmsten der Armen. Siehe Steuerflucht – Wie Konzerne Europas Kassen plündern

Dieses Geld fehlt in den Staatskassen der einzelnen Ländern. Auf der anderen Seite sind Menschen, die aus Armut schamvoll in die Mülleimer greifen.

Mehr Zahlen zu Deutschland: Europa! Armut und Hunger – Essen aus dem Müll – während Banker sich ihre Schandtaten mit Millionen versüßen

Netzfrau Doro Schreier

Mehr Informationen:

Bagatellkündigung wegen Brötchen und Flaschen-Sammler soll wegen 1,44 Euro bestraft werden

Der Preis des Profits: Global steigende Armut, sinkende Bildung und Gesundheit- Und Superreiche wollen in Davos eine gemeinsame Zukunft in einer zerstörten Welt schaffen?

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Die Macht der Superreichen, wie sie aus der Armut ihren Profit ziehen! Militarisierung der Polizei weltweit – Major differences between rich and poor people

Europa! Armut und Hunger – Essen aus dem Müll – während Banker sich ihre Schandtaten mit Millionen versüßen

Carsten Maschmeyer und Co. – Milliarden für Millionäre – Wie der Staat unser Geld an Reiche verschenkt

Generation Aussichtslos – Zukünftige Generation Altersarmut trotz akademischer Bildung

Die Armut in Deutschland hat ein trauriges Rekordhoch erreicht

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