David gegen Goliath im Indianerland – Wie die Haidas den Kaffeeriesen Starbucks besiegten

Haida4

Auf der winzigen Insel Tanu in Haida Gwaii lebten einst viele Indianer, bis Krankheiten die Haida-Bevölkerung dezimierten. Heute bewachen Haida-Gwaii-Wächter die heiligen Orte und schützen sie vor anstürmenden Besuchermassen. Die Haida-Indianer zählen zu den ältesten sesshaften Völkern der Erde und zu den First Nations Kanadas. Ihr traditionelles Territorium erstreckt sich über den Küstensaum British Columbias und des südöstlichen Alaskas. Erst kürzlich schafften sie es wieder, dass ein Berufungsgericht den Bau einer neuen Erdölpipeline stoppte. Während weltweit die Regenwälder abgeholzt werden, machten die Haidas bereits vor 30 Jahren Schlagzeilen, als sie sich mit ihren bloßen Körpern den Maschinen der Holzkonzerne entgegenstellten. Viele Ureinwohner landeten im Gefängnis. Doch am Ende lohnte sich ihr Einsatz, denn die Holzbarone zogen wütend ab und die Indianer bekamen neue Selbstbestimmungsrechte. Der Süden von Haida Gwaii wurde sogar in einen Nationalpark umgewandelt, den sie seit über 20 Jahren gemeinsam mit der Regierung verwalten. Und wehe, ein großer Konzern legt sich mit den Haida an, denn das bekam auch der Kaffeeriese Starbucks zu spüren. Auch mit der nächsten Generation der Haida sollte man sich nicht anlegen. Sie verklagen die Regierung in Kanada. Die Welt brauchte mehr solcher Haida.

David gegen Goliath im Indianerland

Seit 2009 heißen die Queen-Charlotte-Inseln wieder Haida Gwaii, auch das haben die Haida geschafft.

Dass man sich nicht mit den Haida anlegen sollte, musste auch die Trudeau-Regierung feststellen. Die Haida sind „kampferprobt“, besonders durch die Machenschaften des Ex-Premierministers Stephen Joseph Harper, der von 2006 bis 2015 die großen Konzerne unterstützte und auch nicht vor den Gebieten der Haida haltmachte. Doch die Haida verstanden es, ihre Gebiete wie keine andere indigene Gemeinschaft zu schützen. 

Dachte man noch, dass die Kämpfe mit der Regierung durch die Wahl von Justin Trudeau zum neuen Premierminister vorbei seien, genehmigte dieser bereits 2016 das 36-Milliarden-Dollar-Projekt Pacific NorthWest LNG an der Nordküste von British Columbia. Das Projekt sah vor, dass jährlich 19 Millionen Tonnen Flüssigerdgas an Märkte in Asien geliefert werden. Zu der Zeit, als die Haida gegen das Projekt protestierten, gab es königlichen Besuch  aus Großbritannien, den Herzog und die Herzogin von Cambridge, Prinz William und Kate. Vorgesehen war auch ein Besuch nach Haida Gwaii, wo Prinz William an einer Tour mit dem Kanu teilnehmen wollte. Und raffiniert, wie die Haida sind, nutzen sie den Besuch von Prinz William, um auf ihren Protest weltweit aufmerksam zu machen.

DIE KANADISCHE PRESSE / Jonathan Hayward

Im Kanu waren die Royals von einer Gruppe von Haida umgeben, von denen viele traditionelle Haida-Hüte und hellblaue Hemden mit der Aufschrift  „No LNG“ trugen. Und so hieß es dann in den Medien: Königspaar an Protest gegen LNG auf Reise nach Haida Gwaii teilgenommen.

Auch im September 2018 konnten die Haida wieder einen Sieg verzeichnen, denn da hieß es: „Hurra, ein Berufungsgericht hat den Bau einer neuen Erdölpipeline gestoppt.“  Mehr als 10.000 Menschen hatten sich an Solidaritätskundgebungen mit Kanadas indigenen Gemeinschaften anschlossen, um eine klare Botschaft des Widerstandes an die Ölindustrie zu richten. Viele kamen auf Grund der Proteste wieder ins Gefängnis, doch der Kampf hat sich wieder gelohnt und die Demonstranten mussten aus dem Gefängnis entlassen werden.

Seit über 20 Jahren haben die First Nations Selbstbestimmungsrechte. Will die kanadische Regierung auf den Gebieten der Ureinwohner Pipelines errichten oder Staudämme, dann müssen die First Nations erst zustimmen. Dieser Erfolg ist ebenfalls den Haida zu verdanken, die sich vor 30 Jahren, wütend über die hemmungslose Abholzung der Regenwälder in ihrer Heimat, mit ihren bloßen Körpern den Maschinen der Holzkonzerne entgegen stellten.

Wie die Haida den Kaffeeriesen Starbucks besiegten

HaidaDer kleine David, wie die Haida mittlerweile genannt werden könnten, lässt sich auch nicht von Goliath, in diesem Fall Starbucks Coffee aufhalten. Starbucks, die weltweit angestammte Cafés verdrängen, hatten nicht mit dem entschlossenen Willen und der Zähigkeit der Haida gerechnet und die Unterstützung außerhalb der indianischen Gemeinde unterschätzt. Im Mai 1999 eröffneten drei Haida ein Café in Masset. Sie bezeichnen ihre jungen Männer als Bucks, also Haida Bucks. So nannten diese Männer ihr Café, welches als Treffpunkt und Restaurant in dem 700 Einwohnerdorf galt, „Haida Bucks“. Und was nun kommt, können Sie sich sicherlich denken, Starbucks erfuhr von diesem Café und zog wegen des Namens „Bucks“ mit den Haida vor Gericht. „Wir Haida haben eine lange Tradition als Krieger, wir lassen uns nicht unterkriegen,“ so ein Mitbesitzer.

Und in der Tat starteten die drei jungen Männer eine Kampagne, die schnell eine weite Unterstützung fand. Eine Homepage wurde gesponsert, auf der die Haida ihr Problem mit dem Starbuck-Konzern schilderten, ein Staranwalt übernahm die juristische Vertretung. Proteste wurden vor Starbuck-Filialen organisiert, bis zum Schluss Zeitungen über diesen spektakulären Fall berichteten. Dies ließ Starbucks letztendlich nicht nur lächerlich aussehen, sondern er musste sogar einen Imageschaden hinnehmen. Letztendlich zog Starbuck die Klage zurück und „Haida Bucks“ konnten den Namen behalten.

Doch so erfolgreich die Haida auch im Kampf gegen die Regierung und Konzerne sind, gegen einen Feind können auch sie nichts ausrichten, das sind die Naturkatastrophen.

Haana Edenshaw speaks at the Vancouver climate rally, accompanied by her fellow plaintiffs and Greta Thunberg. (Robin Loznak photo)

Die Jugend der Haida Gwaii verklagt die kanadische Regierung. Die Klage, die im Oktober 2019  beim Bundesgericht eingereicht wurde, wird Ottawa vorwerfen, dass sie ihre Rechte auf Leben, Freiheit und Sicherheit von Personen gemäß Abschnitt sieben der Charta der Rechte und Freiheiten verletzt. Eine der Kläger ist Haana Edenshaw. Sie ist in Masset auf den Haida Gwaii-Inseln aufgewachsen. Edenshaw wuchs in einem Gebiet auf, das von natürlicher Schönheit war, aber ständig durch den Klimawandel und menschliche Aktivitäten bedroht ist. Schon in jungen Jahren erkannte Edenshaw, wie wichtig es ist, das Land zu schützen.

Sie hat ein berühmtes Vorbild. Es war das Jahr 1992, als ein Mädchen im Alter von nur 12 Jahren ihre Rede am Umweltgipfel in Rio de Janeiro hielt, es ist Severn Cullis-Suzuki, die am 30. November 1979 in Vancouver/Kanada geboren wurde. Mittlerweile lebt sie mit ihrer Familie bei den Haida.  Ihr Vater ist Umweltaktivist, ihre Mutter ist Schriftstellerin. Mit neun Jahren gründete Severn die “Environmental Children’s Organization” (ECO). Die Rede bereitete Severn damals alleine vor!

Ein Jahr nach dem Umweltgipfel in Rio veröffentlichte Severn ein 32-seitiges Buch mit Umwelttipps für Familien. Weitere Veröffentlichungen folgen bis heute. Severn studierte Ökologie und Evolutionäre Biologie in Yale.

„Wir verewigen die Ungerechtigkeit zwischen den Generationen: Der Klimawandel ist das ultimative Beispiel für ein Verbrechen zwischen den Generationen.  Severn in Helsinki, Finnland 2017

Severn Cullis-Suzuki ist die Hauptfigur des Dokumentarfilms „Severn, die Stimme unserer Kinder“, der von Jean-Paul Jaud inszeniert und am 10. November 2010 in Frankreich im Kino veröffentlicht wurde.

Im Rahmen der kanadischen Initiative The Earth Summit Dialogues ist Cullis-Suzuki eine von mehreren We CANada Champions und reiste 2012 als Botschafterin für nachhaltige Entwicklung abermals nach Rio de Janeiro zur Konferenz der Vereinten Nationen über nachhaltige Entwicklung. Dort stellte sie fest, dass sich seit ihrer letzten Rede die Situation nur verschlimmert hat.

Die Inselgruppe Haida Gwaii von einem Erdbeben einer Stärke von 7,7 erschüttert.

Am 28 Oktober 2012 wurde die Inselgruppe Haida Gwaii von einem Erdbeben einer Stärke von 7,7 erschüttert. Das Zentrum des Bebens lag in gut 17 Kilometern Tiefe. Die Inseln liegen etwa 200 Kilometer südwestlich von Prince Rupert in der kanadischen Provinz British Columbia. Wenige Minuten später folgte ein Nachbeben der Stärke 5,8. So die damalige Nachricht. Doch diesmal kämpften die Haida nicht gegen einen Konzern, sondern gegen eine Naturgewalt mit schlimmen Folgen.

Die Inseln von Haida Gwaii sind ein mystischer Ort: Meist hängen dichte Nebelschwaden über dem Archipel, meterhohe Wellen rollen auf die Küsten zu, und in den Regenwäldern an Land trotzen historische Totempfähle der Zeit. Für die Haida-Indianer ist die Inselgruppe vor der kanadischen Westküste eine heilige Stätte. Sie glauben, dass hier der Ort der Schöpfung ist, an dem die Welt einst begann.

Besonders verehren die Haida die Insel Gandll K’in „Heiße Wasser“, denn an den Stränden der Insel gibt es heiße Quellen mit ganzjährig 42 bis 52 Grad heißem Wasser. Dort reinigten die Haida traditionell ihre Körper und Seelen und kommunizierten mit den Geistern bereits seit Tausenden von Jahren.

Genau diese Region wurde am 28. Oktober 2012 von dem heftigen Erdbeben erschüttert. Das Beben löste einen Minitsunami bei Hawaii aus, der allerdings keine Schäden verursachte. Auch sonst meldeten die Medien keinerlei Schäden, man sei noch einmal mit einem Schrecken davon gekommen. Doch die Erkenntnis kam dann doch und zwar stellten die Haida einige Tage nach dem Erdbeben fest, dass die heißen Quellen auf Haida Gwaii versiegt waren, dass ihr seit Jahrtausenden spirituelles Zentrum erloschen war.

Während die Wissenschaftler tektonische Bewegungen für das Versiegen der heißen Quellen verantwortlich machen, fragen sich die Ureinwohner, ob die Menschen die Kräfte von Mutter Erde nicht zu lange herausgefordert haben.

Eine Schlussfolgerung, über die wir alle einmal nachdenken sollten

Netzfrau Doro Schreier

Australien brennt aus Gier! – The bush fire season in Australia devastating

Erschreckend! Konzerne setzen auf den Klimawandel – während Wissenschaftler vor der schmelzenden Arktis warnen! Melting Arctic – Corporations Will Never Solve Climate Change

Indonesien brennt aus Gier! Der letzte Lebensraum der Orang Utans geht in Flammen auf!

Die Welt steht in Flammen – In Angola und im Kongo brennt mehr kostbarer Regenwald, für den Profit, als im Amazonas – The world is going up in flames!

„Geld ist der Brennstoff“ – Banken und Investoren an der Zerstörung des Regenwaldes beteiligt! – Money Is the Oxygen on Which the Fire of Global Warming Burns

Fukushima: Kanadas Ureinwohner haben Angst

DIE BOMBE TICKT UNTER WASSER – WIE CHEMIEWAFFEN DAS MEER VERSEUCHEN

The Ocean is Broken – a Fukushima reality – Deutsche Übersetzung

Industriestaaten wollen von Afrika‬ die Rohstoffe – notfalls mit Gewalt! Mutige afrikanische Frauen nehmen den Kampf gegen große Konzerne auf! – New Colonialism in Africa because of raw materials! African women take on the fight against big corporations!

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.