RECS, auf Deutsch Erneuerbare Energy Zertifikate System, stellen ein europäisches Handelssystem für Ökostromzertifikate dar. Begründet wurde das Handelssystem von den Stromerzeugern Eon, RWE und Vattenfall. Was für die Beteiligten eine Option war, trotz Produktion von Graustrom auch Ökostrom zu subventionieren, gilt bei Umweltschutzorganisationen als Etikettenschwindel. Um die kontroverse Diskussion muss man wissen, wie ERCS funktioniert.
Ziele
Die Zielsetzung war es, ein in Europa einheitliches Handelssystem für Ökostrom zu gestalten. Aktuell können in 15 Ländern diese Zertifikate gehandelt werden. Genaugenommen wird ein ideeller Anteil an Ökostrom von jeder produzierten Kilowattstunde abgekoppelt und losgelöst vom tatsächlich verkauften Strom gehandelt. Die Zertifikate können wiederum frei gehandelt werden. Fakt ist, dass die Zertifikate lediglich unterlegen, dass tatsächlich eine bestimmte Menge Ökostrom irgendwo erzeugt und an irgendjemand anderes geliefert wurde. Sie sind keine Garantie dafür, dass der Kunde, der explizit Ökostrom geordert hat, auch tatsächlich Ökostrom erhält. Der Erwerber eines Zertifikates für beispielsweise eine Kilowattstunde Strom darf durch das Zertifikat eine Kilowattstunde Strom als Ökostrom ausweisen, auch wenn es sich möglicherweise um Atomstrom handelt. Das Zertifikat soll in erster Linie dazu dienen, dass ein und dieselbe Kilowattstunde Ökostrom nicht zweimal verkauft wird.
Der Ansporn deutscher Stromerzeuger, sich für RECS zu engagieren, lag, interessanterweise, darin, das EEG-Gesetz zu verhindern. Der Gedanke war, wenn genügend Ökostrom erzeugt würde, könnte Graustrom auch weiterhin produziert werden, solange eine Form von Alibi-Abgabe erfolgt.
RECS Strom nicht mit Ökostrom identisch
Das RECS wurde im Jahr 2002 ins Leben gerufen, allerdings wird es im Jahr 2016 auslaufen. Nachfolger ist das bereits in den meisten Ländern angewandte EECS-GoO-System. Das Kürzel „GoO“ bedeutet „Guarantee of Origin“, welches tatsächlich produzierten Ökostrom auch als solchen ausweist, und kein abstraktes Gebilde wie RECS ist. EECS-GoO setzt eine EU-Richtlinie aus dem Jahr 2009 um. Mit dieser Richtlinie wird ganz klar definiert, welche Kriterien Öko-Strom erfüllen muss, da es sich bei Strom nach RECS, wie deutlich wurde, keineswegs um Strom aus regenerativen Energiequellen handeln muss.
Während Emissionszertifikate umweltschädliche Energiegewinnung verteuern sollen, war es das RECS-Ziel, den ideellen Wert von nachhaltig erzeugtem Strom greifbar zu machen. Der Preis für die Zertifikate mit 0,05 € pro Kilowattstunde wurde von den Kritikern jedoch als zu preiswert eingestuft. Er verleite die Atomwirtschaft, weiterhin auf Atomstrom zu setzen und sich mit RECS faktisch als „Ablass“ von einem konsequenten Ausstieg aus dem Atomstrom freizukaufen. RECS bietet faktisch sogar einen Anreiz, Graustrom umzudeklarieren und echten Ökostrom zu missbrauchen. Einer der Gründe, weshalb die Zertifikate so preiswert sind, liegt in Nordeuropa. Dort werden die meisten Anteile gehandelt, allerdings gibt es dort auch einen massiven Überschuss an Energie, welche aus Wasserkraft gewonnen wurde. Die Nachfrage nach Ökostrom müsste massiv steigen, damit es zu einer echten Verteuerung der Zertifikate käme, die dann letztendlich das Umdeklarieren unattraktiv macht.
Die Registrierung
Es stand auch Erzeugern von Atomstrom offen, sich für RECS zu registrieren. Zu diesem Zweck musste ein unabhängiger Gutachter ein Dokument, das Renewable Energy Deklaration (RED), die „Deklaration erneuerbarer Energien“, ausstellen. Mit dieser Erklärung ausgestattet, registrierte der „Issuing Body“ das Unternehmen in der nationalen RECS-Datenbank. Der „Issuing Body“ bezeichnet die Behörde oder Organisation, welche auf nationaler Ebene die Zertifikate ausgibt. In Deutschland nahm das Öko-Institut diese Aufgabe wahr. Die Erzeuger können die erhaltenen Zertifikate dann an die Abnehmer, beispielsweise die Versorger vor Ort, verkaufen, die dann wiederum Ökostrom bereitstellen können.