Paukenschlag in der UBS: Der ehemalige Chef der Credit Suisse Oswald Grübel übernimmt das Steuer in der Schweizer Grossbank. Er löst mit sofortiger Wirkung Marcel Rohner ab. Der neue UBS-Konzernchef Grübel war im Frühling 2007 bei der Credit Suisse als CEO in Pension gegangen.
(ap / sda / mtz. / Z. B.) Die UBS versucht einen weiteren Befreiungsschlag: Sie löste am Donnerstag mit sofortiger Wirkung Konzernchef Marcel Rohner ab und setzte den früheren Credit-Suisse-Chef Oswald Grübel als neuen CEO ein. Verwaltungsratspräsident Peter Kurer bleibt offenbar im Amt.
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Die Grossbank reagiert mit dem Chefwechsel auf den massiv gestiegenen Druck seit der Herausgabe von Kundendaten an die US-Justiz am Mittwoch letzter Woche. Laut der Mitteilung hat Rohner dem Verwaltungsrat allerdings schon Anfang Januar seine Absicht mitgeteilt, nach dem Aufräumen bei der Investmentbank und der Restrukturierung des Vermögensverwaltungsgeschäfts zurückzutreten. Völlig überraschend ist die Person des Nachfolgers auf dem Posten des Konzernchefs. Der 66-jährige Grübel war im Frühling 2007 als CEO der UBS-Konkurrentin Credit Suisse in Pension gegangen.
«Faszinierende Herausforderung»
Er begründete sein Comeback laut der UBS-Mitteilung wie folgt: «Ich bin überzeugt, dass es auf dem Schweizer Finanzplatz mehr als eine globale Grossbank braucht.» In diesen ausserordentlichen Zeiten ein Unternehmen wie die UBS mit ihrer einzigartigen Kundenbasis zu führen, sei eine faszinierende Herausforderung. Zugleich habe er vor der Aufgabe den nötigen Respekt. «Ich werde mich mit ganzer Kraft dafür einsetzen, UBS zusammen mit unseren 77 000 Mitarbeitenden auf einen profitablen, erfolgreichen Weg zurückzuführen», sagte Grübel.
Keine Prognose für 2009
Er werde Konzernchef sein, bis der Job gemacht sei, äusserte er sich gegenüber der Nachrichtenagentur SDA. Sein wichtigstes Ziel sei es, die UBS wieder auf den Weg der Profitabilität zurückzuführen.
Wie bereits angekündigt, werde sich die UBS wieder stärker auf das Schweizer Geschäft ausrichten. Seine Ernennung sei aber nicht direkt mit dieser Ankündigung in einen Zusammenhang zu bringen, sagte Grübel.
Auch das US-Geschäft solle wieder Gewinn einbringen. Nähere Angaben zur UBS-Steueraffäre in den USA machte er allerdings nicht. Für eine Mitarbeit in der Task-Force zum Finanzplatz Schweiz, deren Bildung der Bundesrat am Mittwoch angekündigt hat, sei er bisher nicht angefragt worden.
Sein Ziel sei, dass die UBS 2009 in allen Bereichen – also auch der zuletzt stark verlustbringenden Investmentbank – wieder schwarze Zahlen ausweisen könne. «Die Märkte sind aber zu volatil, um da eine genauere Aussage zu treffen», sagte Grübel.
Bei der CS erfolgreich
Grübel hatte bereits bei der Credit Suisse nach einem kurzfristigen Abgang als Private-Banking-Chef in der Ära Mühlemann ein aufsehenerregendes Comeback gefeiert. Nach Mühlemanns Rücktritt als Verwaltungsrat und Konzernchef im September 2002 übernahm Grübel die CS-Konzernleitung, zunächst zusammen mit dem Amerikaner John J. Mack, ab Juni 2004 als alleiniger Konzernchef. Grübel schaffte den Turnaround bei der CS und gilt auch als Hauptverantwortlicher dafür, dass die Credit Suisse in der US-Subprime-Krise weniger stark exponiert war als die UBS.
Dass Grübel nun ausgerechnet bei der direkten Konkurrentin einsteigt, wird von der CS als nicht problematisch eingeschätzt. Gegenüber NZZ Online äussert sich ein CS-Mediensprecher dahingehend, dass man wiederholt darauf hingewiesen habe, wie wichtig zwei wettbewerbsfähige, global tätige Banken für den Schweizer Finanzplatz seien. «Es freut uns deshalb, dass Oswald Grübel diese Position übernimmt, und wir wünschen ihm für seine neue Aufgabe alles Gute und viel Erfolg.»
Leadership-Qualitäten und Fachwissen
UBS-Präsident Kurer sagte laut der Mitteilung, mit seinen unbestrittenen Leadership-Qualitäten und seinem grossen Fachwissen bringe Grübel die idealen Voraussetzungen mit, um zusammen mit dem Managementteam wieder Mehrwert für die Aktionäre und Kunden zu schaffen. Grübel habe zudem die Fähigkeit, zwischen dem Fokus auf Risikobewusstsein und Kundenvertrauen sowie dem Ziel einer erfolgreichen Zukunftspositionierung die richtige Balance zu finden. Die Grossbank bezeichnete den Chefwechsel als weiteren Schritt zur Rückgewinnung des Vertrauens.
Zu Rohners Zukunft machte die UBS keine Angaben. Kurer dankte ihm für seinen enormen Einsatz und seinen Beitrag zur Krisenbewältigung. Der 45-jährige Rohner war im Juli 2007 an die Konzernspitze der UBS gerückt, als Peter Wuffli in einer Nacht-und-Nebel-Aktion seinen Posten räumte.
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Von Wirtschaftsredaktor Ermes Gallarotti