Omikron verbreitet sich rasend schnell, da die neue Variante noch ansteckender ist als Delta. Nur eine Booster-Impfung bietet einen gewissen Schutz vor der Infektion. Forscher aus Österreich haben nun herausgefunden, dass auch eine „Super-Immunität“ aus zwei Faktoren die Viren neutralisieren kann.
Omikron breitet sich weltweit rasend schnell aus. Auch in Europa steigen die Fallzahlen rapide an. In Ländern wie Großbritannien und Dänemark macht die neue Variante bereits einen Großteil des stark angestiegenen Infektionsgeschehens aus.
Auch in Deutschland ist Omikron auf dem Vormarsch. Laut Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) werden mittlerweile bundesweit 10.443 Fälle dieser neuen und sehr ansteckenden Variante zugeordnet (Stand: 28.12). Die Dunkelziffer dürfte aber deutlich höher liegen, da über die Feiertage viel weniger getestet wird. Außerdem sind viele Gesundheitsämter und Behörden geschlossen und übermitteln keine Zahlen.
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Studie: Titer von Geimpften und Genesenen wurden verglichen
Da bisherige Untersuchungen bereits gezeigt haben, dass eine zweifache Impfung nicht vor einer Infektion mit Omikron schützt und nur ein Booster eine gewisse Schutzwirkung diesbezüglich hat, ist die Verunsicherung bei vielen groß. Eine neue kleine Studie mit weniger als 100 Teilnehmern aus Österreich, die jetzt im Preprint veröffentlicht und noch nicht von unabhängigen Experten begutachtet worden ist, zeigt nun aber, dass selbst gegen Omikron eine sogenannte „Super-Immunität“ möglich ist.
Mediziner bezeichnen so eine Immunität, die sämtliche Formen von Sars-CoV-2 neutralisieren kann. Ein anderes Wort dafür ist Hybridimmunität. Sie entsteht bei Menschen, die eine Impfung erhalten haben, aber dann trotzdem eine Sars-CoV-2-Infektion durchgemacht haben oder umgekehrt und ist demnach wohl der beste Schutz gegen die neue Omikron-Variante.
Forscher der amerikanischen Rockefeller University in New York hatten eine solche „Super-Immunität“ bereits in einer Studie, die im September im Fachblatt „Nature“ veröffentlicht wurde, entdeckt. Sie veränderten dazu im Labor das Spike-Protein des Coronavirus, welches im menschlichen Körper für den Eintritt in die Zellen verantwortlich ist. So entstand eine Spike-Mutante mit 20 Veränderungen, die vollständig resistent gegen die neutralisierenden Antikörper der meisten Geimpften und Genesenen war - ähnlich also wie es jetzt bei Omikron der Fall ist. Nur die Geimpften, die bereits vor ihrer Impfung mit Corona infiziert und an Covid-19 erkrankt waren, konnten das mutierte Virus viel besser bekämpfen als diejenigen, die „nur“ geimpft oder genesen waren. „Es ist sehr wahrscheinlich, dass sie gegen jede zukünftige Variante wirksam sind, die Sars-CoV-2 gegen sie wirft“, sagte damals Virologin und Studienautorin Theodora Hatziioannou.
Kreuzimpfung bietet besseren Schutz gegen Omikron als ein Impfstoff alleine
Die österreichischen Forscher um Annika Rössler vom Institut für Virologie der Uni Innsbruck die Antikörper-Titer haben für ihre Studie sowohl von Genesenen als auch von Personen, die mit Astrazeneca, Biontech/Pfizer und mit Moderna geimpft worden sind, gegen die neue Omikron-Variante getestet und mit andere Varianten wie beispielsweise Delta verglichen. Dabei bestätigten die Forscher das, was sich bereits in einigen Studien zuvor gezeigt hatte: Die Impfantikörper können Omikron in viel geringerem Ausmaß neutralisieren als andere Varianten.
Eine gewisse Neutralisation des Virus durch die Antikörper im Vergleich zu anderen Varianten konnte nur bei Personen festgestellt werden, die vollständig mit Biontech geimpft sowie bei Personen, die kreuzgeimpft waren – also zuerst mit Astrazeneca und dann mit Biontech.
Hier zeigte sich ein etwas besserer Schutz gegen Omikron als bei den anderen Impfstoffen. Bei Menschen, die nur mit Astrazeneca geimpft waren, dagegen war kein Impfschutz vor einer Infektion mehr vorhanden.
„Superimmune“ können Omikron viel besser neutralisieren
Bei den sogenannten „Superimmunen“, die also entweder eine Sars-Cov-2-Infektion bereits durchgemacht und dann einmal oder zweimal mit Biontech geimpft wurden oder umgekehrt, war es jedoch anders: Ihre Antikörper konnten Omikron neutralisieren. Das heißt freilich dennoch nicht, dass Menschen sich vorsätzlich mit Sars-CoV-2 anstecken sollten, um so eine „Super-Immunität“ zu erzeugen.
Die Studienautoren weisen vielmehr daraufhin, dass trotz der „Super-Immunität“ alles für eine rasche Entwicklung variantenangepasster Impfstoffe spreche. Auch wenn ein Booster ähnlich wie eine zusätzliche Infektion den Antikörperspiegel erhöhen kann und vor schweren Krankheitsverläufen wohl weiterhin schützen.
Auch Booster-Schutz gegen Omikron lässt mit der Zeit nach
Einige Studien haben bereits gezeigt, dass eine Drittimpfung einen besseren Infektionsschutz gegen Omikron bietet als eine Zweifachimpfung es tut. Laut Laborergebnissen der Frankfurter Virologin Sandra Ciesek bietet der Booster rund zwei Wochen nach der Impfung einen Infektionsschutz gegen Omikron, der bei 58 bis 78 Prozent liegt. Nach drei Monaten falle diese aber wieder deutlich ab. Deshalb warnte die Virologin auch davor, sich nur auf eine Drittimpfung zu verlassen und die Schutzmaßnahmen zu vernachlässigen. Es seien schon Fälle von geboosterten Personen bekannt, die sich infiziert haben und auch andere mit Omikron angesteckt hätten.
Auch wenn kein ausreichend hoher Schutz gegen Infektion durch die zugelassenen Impfstoffe erzeugt werden kann, gehen Forscher davon aus, dass die Impfungen aber dennoch vor schwerem Verlauf durch eine Omikron-Infektion schützen. Denn ausschlaggebend für die Immunantwort im Körper sind nicht nur Antikörper, sondern auch die T-Zellen.
Impfstoffe schützen gegen schweren Verlauf vor Omikron
Eine ganz neue Studie aus Südafrika legt dazu vielversprechende Daten vor. Dort wurde hauptsächlich mit Biontech und Johnson & Johnson geimpft. Der South African Medical Research Council (SAMRC) und der größte private Krankenversicherer Discovery analysierten dazu Omikron-Verdachtsfälle. SAMRC-Präsidentin Glenda Gray sagte über Johnson & Johnson: „Die gute Nachricht ist, dass sich zeigt, dass das Vakzin wirksam schwere Erkrankung und Tod verhindert.“ Von Biontech gibt es ebenfalls Hinweise darauf, dass die Geimpften die Mutante nach wie vor austricksen können – denn der T-Zell-Antwort entkommt sie nicht. Im Gegensatz zu den Antikörpern.
Omikron könnte mildere Verläufe erzeugen
Erste Daten aus Südafrika lieferten zudem Hinweise, dass Omikron mildere Verläufe erzeugen könnte als die bisherigen Varianten in der Pandemie. Mittlerweile scheinen weitere Studien diese ersten Daten zu bestätigen. So zeigt eine neue Studie aus Südafrika, die Daten von Infizierten von Anfang Oktober bis Ende November ausgewertet hat, dass Omikron ein bis zu 80 Prozent geringeres Risiko als Delta mit sich bringt, dass Infizierte zur Behandlung ins Krankenhaus müssen. Waren die Patienten einmal in der Klinik, gab es jedoch keinen Unterschied im weiteren Verlauf.
„Die sehr ermutigenden Daten deuten stark auf eine geringere Schwere der Omikron-Infektionswelle hin“, sagte Cheryl Cohen von Südafrikas Nationalem Institut für übertragbare Krankheiten (NICD) dazu. Sie warnte jedoch, dass es sich noch um frühe Daten handelt und weitere Studien nötig seien.
Eine britische Laborstudie mit sogenannte Pseudoviren zeigte außerdem, dass Omikron im Vergleich zu Delta Lungenzellen schlechter infizieren kann und deshalb leichtere Verläufe auslösen könnte. Inwieweit die Ergebnisse auf das reale Leben übertragbar sind, sei jedoch unklar, betonen die Autoren.
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