Echo 2017

Campino wettert gegen Jan Böhmermann

Als die letzten Vorbereitungen für den Echo 2017 liefen, rechnete Jan Böhmermann mit der deutschen Musikindustrie und einem der wichtigsten deutschen Musikpreise ab. In Berlin gab es nun beim Echo das Echo. Campino von den Toten Hosen feuerte zurück.
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Vor dem Echo 2017 bestimmte Jan Böhmermann mit seiner Kritik an der deutschen Musikbranche die Schlagzeilen. Die Künstler schlagen zurück.Getty Images

Der Streit begann mit einem Video: In seiner Sendung „Neo Magazin Royale“ fügte Jan Böhmermann seiner Rubrik „Eier aus Stahl“ eine neue Episode hinzu, in der er die deutsche Popmusik, wie sie beim Echo regelmäßig geehrt wird, als „seelenlose Kommerzkacke“ abstrafte. Die Interpreten würden „Gefühle abklappern, Trost spenden, Tiefe vorgaukeln“ und dabei Millionen erreichen und verdienen - aber immer „unpolitisch und abwaschbar“ bleiben, ätzt Jan Böhmermann und schimpft: „Das ist die Art der Musik, die wir bisher nur aus der Nachkriegszeit kannten.“


Insbesondere hatte der Satiriker den Sänger Max Giesinger aufs Korn genommen: Böhmermann trat in dem Video den Beweis an, dass ein Rudel Affen ebenso gute Texte schreiben könne, wie sie auf Giesingers Alben zu finden seien. Schimpansen aus dem Gelsenkirchener Zoo wählten klischeehafte Textzeilen aus, die die Redaktion des Neo Magazin Royale sodann zu einem maximal belanglosen Songtext verwurstete. Unter dem Pseudonym Jim Pandzko und mit dem Track „Menschen Leben Tanzen Welt“ will Böhmermann nun selbst zum Echo 2018 und der Branche den Spiegel vorhalten. Aktuell liegt der Song in den Download-Charts von iTunes und Amazon tatsächlich schon auf dem ersten Platz und auch diverse Radiosender haben die Spaßnummer mit ins Programm aufgenommen.

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Punkrocker not amused

Auf dem Echo 2017 gab es nun die Retourkutsche für Böhmermann. Campino fand den XXL-Beitrag (22 Minuten) alles andere als aufschlussreich oder gar witzig. Während seiner Echo-Laudatio sagte der Frontmann der Toten Hosen zum „Böhmermannschem Zeitgeistgeplapper“: „Lieber uncool sein als ein cooles Arschloch, das sich nicht konstruktiv einbringen kann“. Sänger Max Giesinger selbst sieht das Thema anscheinend etwas lockerer: „Ich kann über das Video lachen. Es war ja nur eine Frage der Zeit, bis sich jemand mal über mich lustig macht!“, sagte er dem Express, schob dann aber ernst nach: „In der Schule wurde ich auch von vielen gehänselt. Von daher kenne ich das.“

Dass sich Campino so klar zu dem Beitrag äußert, verwundert nicht. Dem Musiker und dem „Band Aid“-Projekt wurde die zweifelhafte Ehre, in einem „Eier aus Stahl“-Beitrag harsch kritisiert zu werden, ebenfalls zu teil. Das Verhältnis zu Böhmermann dürfte entsprechend unterkühlt sein.

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