Amazon.com verkauft jetzt auch Autos
Vor ĂŒber einem Jahr angekĂŒndigt, "verkauft" Amazon.com nun auch Autos. ZunĂ€chst Hyundais. Doch rechtlich ist das in den USA ein bisschen komplex.
Amazon.com bietet in ausgewĂ€hlten StĂ€dten in den USA nun Neufahrzeuge von Hyundai an. Der koreanische Autohersteller ist damit der erste Partner Amazon Autos'. Amazon hat im November des Vorjahres angekĂŒndigt, in den Autoverkauf einzusteigen. Es sollte allerdings ĂŒber ein Jahr dauern, bis die Betaversion Amazon Autos' am Dienstag online gegangen ist. Weitere Automarken sollen erst nĂ€chstes Jahr hinzukommen.
Und vorerst ist es auch nur eine Automarke mit zehn Typen in ausgewĂ€hlten US-StĂ€dten. Selbst dort sind nicht jeweils alle zehn Typen verfĂŒgbar, beispielsweise war im ersten Anlauf heise onelines mit einer Adresse im Raum Seattle kein Hyundai Elantra verfĂŒgbar, andere Hyundai-Typen aber schon. In Seattle liegt Amazons Konzernzentrale. In New York City fanden wir die gesamte Palette.
Die langsame EinfĂŒhrung dĂŒrfte einer Besonderheit des nordamerikanischen Automarkts geschuldet sein: In den meisten US-Staaten ist es Autoherstellern verboten, Autos zu verkaufen. Der Vertrieb muss ĂŒber unabhĂ€ngige AutohĂ€ndler laufen, die auch als solche lizenziert sind und diverse Voraussetzungen erfĂŒllen. Die Details unterscheiden sich von Staat zu Staat, mal sind das direkte Verbote, mal ist es ein Verbot, mit AutohĂ€ndlern in Wettbewerb zu treten, mal gibt es Ausnahmen fĂŒr Tesla oder fĂŒr exotische Hersteller mit sehr kleinen Absatzzahlen, aber grundsĂ€tzlich werden AutohĂ€ndler heftig protegiert.
Langsame EinfĂŒhrung
Da Amazon.com, soweit bekannt, kein HĂ€ndlernetz mit WerkstĂ€tten zu errichten beabsichtigt, und Hyundai nicht direkt verkaufen kann, vermittelt Amazon tatsĂ€chlich nur VertrĂ€ge mit AutohĂ€ndlern in der jeweiligen Region. Entsprechend schwankt das Angebot verfĂŒgbarer Fahrzeuge, und Kunden mĂŒssen sich ihren Einkauf auch beim HĂ€ndler abholen. Zustellung gibt es selbst fĂŒr Prime-Abonnenten nicht. Die fĂŒr die Vermittlung des Verkaufs notwendigen Prozesse aufzusetzen, hat offensichtlich geraume Zeit in Anspruch genommen, wohl noch verlĂ€ngert durch eine Ransomware-Attacke auf den Softwareanbieter CDK Global im FrĂŒhsommer.
CDK hat sich auf AutohÀndler spezialisiert; 15.000 waren plötzlich nicht in der Lage, Autos zu verkaufen. Laut Medienberichten hat CDK den Verbrechern im Juni 387 Bitcoin Lösegeld gezahlt. Das waren damals etwa 25 Millionen US-Dollar, heute wÀre es um die HÀlfte mehr. Ohne behördliche Genehmigung wÀre so eine Lösegeldzahlung illegal.
Kredite, Versicherungen, GarantieverlÀngerungen
Amazon Autos zeigt bei jedem Auto den jeweiligen HĂ€ndler an. Wenig ĂŒberraschend sucht Amazon auch durch die Vermittlung von Autoversicherungen, GarantieverlĂ€ngerungen, Wertverlustversicherungen und WartungsvertrĂ€gen Geld zu verdienen.
Bei unserem Aufruf Amazon Autos' lagen die aufgerufenen Preise leicht unter den Listenpreisen. ZusĂ€tzlich lockt Amazon mit einem EinfĂŒhrungsangebot von 2300 Dollar in Amazon-Gutscheinen. GrundsĂ€tzlich rĂŒckt die Seite den Autokauf per Kredit in den Vordergrund, aber derzeit kein Leasing. Die Zinsen liegen, je nach BonitĂ€t, bei 5,88 bis 18 Prozent p.a. Rechtlich gesehen bietet Amazon lediglich einen Antrag auf einen Kredit an. Erst wenn man sich fĂŒr einen Wagen entschieden hat und diesen in den Warenkorb legt, zeigt Amazon auch die Möglichkeit an, das Auto ohne Finanzierung zu erstehen. Wird diese Option gewĂ€hlt, kassiert Amazon 500 US-Dollar Anzahlung, den Rest muss man in der Folge dem AutohĂ€ndler geben.
Im Zuge der Bestellung können Kunden auf der Webseite auch einen Gebrauchtwagen zum Eintausch anbieten. Dazu mĂŒssen sie etwa 20 Fragen beantworten und die angebotene Eintauschgutschrift entweder ablehnen oder akzeptieren und dann binnen einer Woche das alte Auto abgeben. Verhandeln ist ausdrĂŒcklich nicht möglich. Wer meint, unter Wert geschlagen zu sein, muss sich direkt mit dem HĂ€ndler in Verbindung setzen.
(ds)